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AO. VII, 3

Beschwörungsgebet an Ischtar.

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Wie lange noch mein schmerzliches Herz, das voll ist von Tränen und Seufzern! Wie lange noch meine kläglichen Eingeweide, die gestört und verwirrt sind! Wie lange noch mein bedrängtes Haus, das die Klagelieder in Trauer bringen! Wie lange noch mein Gemüt, das gesättigt ist von Tränen und Seufzern! 50 wütender Löwe, dein Herz beruhige sich;

Frnini,

zorniger Wildochs, Deine gütigen Augen

dein Gemüt erweiche sich!

seien auf mich gerichtet,

mit deinem hellen Antlig blicke treulich auf mich, ja mich!

Vertreib die Hererei, das Böse in meinem Leibe, dein helles Licht möge ich schauen!

Biz wann noch, meine Herrin, sollen meine Widersacher nach mir trachten, mit Aufhebung und Unwahrheiten Böses planen,

soll mein Verfolger, mein Feind mir aufpassen?

Bis wann, meine Herrin, soll der Elende (?), der Krüppel über mich kommen ?

die Schwachen wurden stark,

Ich woge wie eine Hochflut,

ich aber wurde schwach.
die einen bösen Wind erregt (?),

es fliegt, es flattert mein Herz wie ein Vogel des Himmels.

Ich girre wie eine Taube, Nacht und Tag,

bin niedergeschlagen

und weine qualvoll;

von Weh und Ach ist schmerzvoll mein Gemüt.

Was habe ich getan, mein Gott und meine Göttin, ich?

Als ob ich meinen Gott und meine Göttin nicht gefürchtet,

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ergeht es mir.

Es fam über mich Krankheit, Siechtum, Verderben und Vernichtung; es kam über mich Not, Abkehr des Antliges und Zornesfülle.

Wut, Groll, Grimm von Göttern und Menschen.

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Ich muß sehen, meine Herrin, düstere Tage, finstere Monate, Jahre des Unglücks;

ich muß sehen, meine Herrin,

es erfaßt mich Tod und Not.

Verwüstet ist mein . . .

..

ein Gericht der Verwirrung und Empörung;

verwüstet mein Hausheiligtum,
ist Verödung ausgegossen.
ist sein Antlig gewendet,
Hofmauer zerbrochen.

über mein Haus, Tor und Gefild Mein Gott: nach einem andern Orte aufgelöst ist meine Sippe, meine Es merken auf dich, meine Herrin, ich flehe zu dir, ja zu dir, löse Löse meine Schuld, meine Missetat, meinen Frevel und meine Sünde; bergib meinen Frevel, nimm an mein Seufzen!

Lockre meine Brust,

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es sind auf dich gerichtet meine Ohren, meinen Bann!

schaffe mir Unterstüßung;

leite recht meine Schritte, daß ich fröhlich und frei

Befiehl und auf deinen Befehl kehre die Göttin, die grollte,

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unter den Lebenden meinen Weg gehe!

wende der zürnende Gott sich wieder zu, 85 wieder zurück!

Mein finstres, rauchendes Kohlenbecken leuchte, meine ausgelöschte Fackel werde angezündet!

Meine aufgelöste Sippe sammle sich wieder,

mein Hof werde weit, mein Stall dehne sich aus!

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Klagelied an Ischtar.

AO. VII, 3

hör auf mein Gebet,

Nimm an mein Niederwerfen auf das Antlig,
blicke treulich auf mich, (nimm an mein Flehen)!
Wie lange, meine Herrin, zürnst du, ist abgewandt dein Antlig;

wie lange, meine Herrin, bist du grimmig, Wende wieder zu deinen abgewandten Nacken,

ist zornig dein Gemüt?

auf ein Wort der Gnade richte dein Antlig! 95

werde dein Gemüt aufgelöst!

Wie die aufgelösten Wasser des Flusses Meine Feinde möge ich wie den Erdboden niedertreten, meine Hafser unterwirf

Mein Gebet und mein Flehen

dein großes Erbarmen

und laß sie zu Boden sinken unter mir!

möge zu dir gelangen,

werde mir zu Teil!

Die mich erblicken auf der Straße, mögen großmachen deinen Namen,

auch will ich bei den Schwarzköpfigen

Ja, Ishtar ist erhaben!

100

deine Gottheit und deine Macht_ver=

Ja, Ischtar ist Königin!

Meine Herrin ist erhaben! Meine Herrin ist Königin!
Frnini, die mächtige Tochter Sin's, hat nicht ihresgleichen!

herrlichen!

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In einem andern an Ischtar gerichteten Klageliede1, das sich aber im wesentlichen als einen Hymnus auf Ischtar als die Göttin des Venusgestirns darstellt, begegnen wir, wie auch sonst gerade in manchen Ischtarhymnen, der bemerkenswerten Erscheinung, daß, nachdem die Göttin zunächst in der gewöhnlichen Weise in der zweiten Person angerufen worden, sie alsdann in der ersten Person selbst sprechend auftritt:

Um Vorzeichen zu geben trete ich auf, trete ich in Vollkommenheit auf . . .

Unter Jauchzen das mein Ruhm,

unter Jauchzen

unter Jauchzen ich, die Göttin, gehe ich hoch einher.

Ischtar, die Göttin des Abends bin ich,

Jichtar, die Göttin des Morgens bin ich.

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Ischtar, die den Verschluß der glänzenden Himmel öffnet,
die Himmel lasse ich erlöschen, die Erde erschüttere ich,
die die Himmel erlöschen läßt, die Erde erschüttert,
Die im Himmelsdamm aufleuchtet, deren Name in den Landen erstrahlt,

,,Himmelskönigin“ droben und drunten werde verkündet, Die Berge insgesamt werfe ich nieder, das mein Ruhm;

das

mein Ruhm. das mein Ruhm.

der Berge große Mauer bin ich, ihr großer Verschluß bin ich, das mein Ruhm.

Ein Klagelied mit der Unterschrift „Klagepsalm von 65 Zeilen,

für jeglichen Gott (geeignet)“ 2:

zur Ruhe komme!

Daß doch das Toben im Herzen des Herrn
Der Gott, den ich nicht kenne, zur Ruhe komme;
die Göttin, die ich nicht kenne, zur Ruhe komme!

1 Sm. 954.

2 IV R 10 (Zimmern, Bußps. Nr. 4).

AO. VII, 3

Klagepsalm für jeglichen Gott.

Der Gott, den ich kenne, nicht kenne,

zur Ruhe komme;

die Göttin, die ich kenne, nicht kenne, zur Ruhe komme! Daß doch das Herz meines Gottes zur Ruhe komme;

das Herz meiner Göttin

zur Ruhe komme!

Mein Gott und meine Göttin Der Gott, der auf [mich zürnte, die Göttin, [die auf mich zürnte,

Die Sünde, [die ich getan], den Frevel, [den ich getan], Einen guten Namen

einen guten Namen

Einen guten Namen

einen guten Namen

[Reine] Speise

klares (?) Wasser

[zur Ruhe] komme!

zur Ruhe] komme;

zur Ruhe komme!]

kenne [ich nicht;]

kenne [ich nicht.]

[möge mein Gott nen]nen;

[möge meine Göttin nen]nen!

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[möge der Gott, den ich kenne, nicht kenne, ausspre]chen; [möge die Göttin, die ich kenne, nicht kenne, ausspre]chen!

[habe] ich [nicht] gegessen;

[habe] ich [nicht] getrunken.

Vom Greuel meines Gottes habe ich ohne zu [wissen] gegessen;

auf Unflätiges für meine Göttin

Herr, meiner Sünden sind viel, Mein Gott, meiner Sünden sind viel,

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meine Göttin, meiner Sünden sind viel, groß sind meine Vergehen. Gott, den ich kenne, nicht kenne, meiner Sünden sind viel, groß sind meine

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das Vergehen, das ich begangen, Den Greuel, von dem ich gegessen, das Unflätige, auf das ich getreten, Der Herr hat im Zorn seines Herzens Der Gott hat im Grimm seines Herzens die Göttin hat auf mich gezürnt, Der Gott, den ich kenne, nicht kenne, die Göttin, die ich kenne, nicht kenne,

Suchte ich nach Hilfe,

kenne ich nicht.

mich böse angeblickt.

mich feindlich getroffen; einem Kranken mich gleich gemacht. hat mich bedrängt;

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hat mir Schmerz angetan. so faßte mich Niemand bei der Hand;

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kann nicht aufblicken.

weinte ich, so kam man nicht an meine Seite. Stoße ich Schreie aus, so hört Niemand auf mich;

ich bin voll Schmerz, überwältigt,

Zu meinem barmherzigen Gott wende ich mich, flehe ich laut; die Füße meiner Göttin küsse ich, rühre sie an.

Zu dem Gott, den ich kenne, nicht kenne, [flehe ich] laut;

zu der Göttin, die ich kenne, nicht kenne, [flehe ich laut.]

Herr, blicke auf mich,

o Göttin, blicke auf mich,

1 Ergänzung unsicher.

nimm an mein Flehen1;]

nimm an mein Flehen 1!]

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Klagelied an Belit.

AO. VII, 3

Gott, den ich kenne, [nicht kenne,
Göttin, die ich kenne, [nicht kenne,

blicke auf mich, nimm an mein Flehen1;] 45
blicke auf mich, nimm an mein Flehen 1!]

Wie lange, mein Gott, [soll dein Nacken abgewendet sein1;]
wie lange, meine Göttin, [soll dein Nacken abgewendet sein 1?]
Wie lange, Gott, den ich kenne, nicht kenne,

[soll dein] Zorn [nicht aufhören1;]

wie lange, Göttin, die ich kenne, nicht kenne, soll dein feindliches Herz

Die Menschen, da taub,

Die Menschen, so viele ihrer leben 2,
Ob sie schlecht, ob sie gut handeln :

n[icht] zur Ruhe kommen?

verstehen nichts.

was verständen sie?

nichts verstehn sie.

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fasse ihn bei der Hand!

Die Sünde, die ich begangen,

wandle in Gutes;

in Wasser des Schlammes geworfen,

das Vergehen, das ich verübt, führe der Wind fort; meine vielen Schlechtigkeiten

zieh (mir) aus wie ein Kleid!

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Mein Gott, sind meiner Sünden (auch) sieben mal sieben, so löse meine Sünden; meine Göttin, sind meiner Sünden (auch) sieben mal sieben, so löse meine Sünden! Gott, den ich kenne, nicht kenne, sind meiner Sünden (auch) sieben mal sieben, so löse meine Sünden;

Göttin, die ich kenne, nicht kenne, sind meiner Sünden (auch) sieben mal sieben, so löse meine Sünden!

komme zur Ruhe;

Löse meine Sünden, so will ich dir huldigen! Dein Herz, wie das Herz der Mutter, die mich geboren, wie die Mutter, die mich geboren, der Vater, der mich gezeugt, komme es zur Ruhe! 65

Klagelied an eine Göttin, wohl Belit, gerichtet. Der Anfang des Liedes fehlt; der Schluß enthält eine in ähnlichen Terten mehrfach gleichlautend wiederkehrende Litanei:

Schöpferin der Götter,

die vollführt die Gebote [Bel's!]

Die das Grün sprießen läßt, Herrin der Menschen;

Schöpferin von allem,

die sämtliche Geburt zurecht bringt!

Göttliche Mutter, an deren Seite kein Gott herantritt;

hehre Herrin, deren Gebot überragend ist!

Ein Gebet will ich sprechen;

was ihr wohlgefällt, tue sie mir!

Meine Herrin, seit der Zeit da ich klein war,

bin ich gar sehr an Plage gebunden.

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[Mein Herz ist nicht fröhlich,]

[Wasser trank ich_nicht,] Tränen waren mein Getränk.

mein Sinn nicht heiter;

hoheitsvoll [schreite] ich nicht [einher].

1 Ergänzung unsicher.

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2 wörtlich: mit Namen benannt sind.

3 Haupt, Keilschr. 116 (Zimmern, Bußps. Nr. 2).

AO. VII, 3

Klagepsalmen mit dialogischer Form.

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schmerzlich wimmere ich;

find zahlreich (?), mein Sinn ist schmerzerfüllt. Meine Herrin, erfahre mein Tun, schaffe mir Linderung; entferne meine Sünde, gewähre mir Verzeihung!

Mein Gott, der Beter,

spreche ein Gebet zu dir;

meine Göttin, die Fleherin,

Amurru, der Herr des Berges,

Aschrat, die Herrin der Steppe,

richte Flehen an dich!

spreche ein Gebet zu dir;

richte Flehen an dich!

Ea, der Herr von Eridu, spreche ein Gebet zu dir;

die Mutter des großen Hauses, Damkina, richte Flehen an dich! Marduk, der Herr von Babel, spreche ein Gebet zu dir; seine Gemahlin, Sarpanit, richte Flehen an dich!

Der hohe Bote, Nabu,

spreche ein Gebet zu dir;

die Braut, die erstgeborene Tochter Jb's, richte Flehen an dich! Die hehre, die treue, Taschmet, spreche ein Gebet zu dir;

die hehre, die große, die Herrin Nana, richte Flehen an dich! „Treulich blick auf ihn!“ mögen sie zu dir sagen;

"

,,deinen Nacken wende ihm

Dein Herz beruhige sich!"
,,dein Sinn besänftige sich!"

(wieder) zu!“ mögen sie zu dir sprechen! mögen sie zu dir sagen;

mögen sie zu dir sprechen!

Dein Herz, wie das Herz einer Mutter, die geboren, wie eine Mutter, die geboren, ein Vater, der gezeugt,

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tomme zur Ruhe; komme es zur Ruhe! 35

Speziell bei diesen Klagepsalmen begegnet auch öfter die dialogische Form, wonach bald der Beschwörungspriester, bald der Büßer sprechend auftreten. So in folgendem, wohl an eine männliche Gottheit gerichteten Tert', von dem freilich Anfang und Ende fehlen:

(Priester:)

in schlimmem Weinen,

Bedrängnis des Herzens, unter schlimmem Seufzen

[In Bedrängnis] des Herzens,
unter Seufzen sigt er da.
Mit schmerzlichen Schreien,
in schlimmem Weinen,
girrt er wie eine Taube,
Zu seinem barmherzigen Gott
schmerzliches Seufzen stellt er
Vor seinem Gott unter Flehen
weint, heult ohne Aufhören.

(Büßer:)

Von meinem Tun will ich sagen,

voller Beschwer bei Tag und Nacht.
brüllt er wie eine Wildkuh,

mein Reden will ich erzählen, Von meinem Tun will ich sagen, [mein Reden will ich erzählen,

an.

wirft er sich auf das Antlig nieder;

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meinem Tun, das (doch) nicht zu sagen ist; 10 mein Reden, das (doch) nicht zu erzählen ist.

meinem Tun, das (doch) nicht zu sagen ist; mein Reden, das (doch) nicht zu erzählen ist.]

Desgleichen in folgendem, nur fragmentarisch erhaltenen

1 IV R 26 Nr. 8 u. 27 Nr. 3 (Zimmern, Bußps. Nr. 7).

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