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Klagepsalmen mit dialogischer Form.

AO. VII, 3

Anfang und Schluß fehlen - Bußgebet an eine Göttin, etwa Belit oder Ischtar1:

(Büßer:)

[Die du liebst?] das fußfällige Gebet

der beseelten Geschöpfe,

[ich], dein Knecht, stöhnend schreie ich [zu dir.]

Wem eine Sünde anhaftet, dessen Flehen nimmst du an;
blichst du einen Menschen (gnädig) an, so lebt dieser Mensch.
Mächtige über alles, Herrin der Menschen;

Barmherzige, gütig sich Zuwendende,

(Priester:)

die annimmt das Flehen!

Sein Gott und seine Göttin, ob des (?) Zürnenz rufen mit ihm dich an; [deinen Nacken wende] ihm zu, ergreif seine Hand!

Außer dir ein Gott, der zurecht bringt, ist ja nicht da.

(Büßer:)

Treulich blicke mich (gnädig) an,

"

nimm an mein Flehen;

„Wie lange noch ich!" sprich und dein Gemüt besänftige sich!

Bis wann, meine Herrin,

Wie eine Taube girre ich,

(Priester:)

wird dein Antlig abgewendet sein?

mit Seufzen bin ich gesättigt.

In Weh und Ach stöhnt sein Inneres,

in Weinen bricht er aus, Klagerufe stößt er hervor.

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Endlich in folgendem Texte 2, bei dem gleichfalls wieder Anfang

[blocks in formation]

haben sich über ihn ergossen, Klagen und Seufzen.

Beengung, Beklemmung, Schrecken, Zittern

haben ihm seine Wünsche vertrieben und entrissen.

„Ich habe gesündigt und bin darum krank“ weint er vor dir;

sein Inneres ist niedergeschlagen,

darum bebt (?) er vor dir.

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Einen Strom (?) von Tränen vergießt er gleich einem Gewittersturm; mit seinem Jammern unterdrückt (?) er das Schreien (?) einer Gebärenden (?). Wie ein Heulpriester preßt er Klagerufe hervor;

seine Drangsal beklagt er unter Flehen.

Was hat er begangen (?), so daß (Böses) plante mein Herr wider den Knecht? Sein eigener Mund bringe vor,

(Büßer:)

Viel sind meiner Sünden, diesem [Bann?] möge ich

Viel sind meiner Sünden,

was ich nicht weiß.

die ich begangen insgesamt; entweichen, entrinnen der Not! die ich begangen insgesamt;

[diesem Bann?] möge ich entweichen, entrinnen der Not!

1 IV R 29 Nr. 5 (Zimmern, Bußps. Nr. 1).

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2 IV R 54 Nr. 1

(Zimmern, Bußps. Nr. 8). Bei diesem Texte ist die Periodeneinteilung auch im Original durch Linien nach je zwei Versen an die Hand gegeben.

[blocks in formation]

bringen ihn an den Ort des Gerichts1.] 30

An der Pforte deines Zorns find [seine] Arme angebunden,

sie zu lösen, dafür Rat zu wissen vermag er nicht. Man spricht zu dir unter Flehen;

ein Schriftstück von Ea möge dein Herz besänftigen! Ein Gebet von ihm möge droben dich gnädig stimmen.

Seufzer und „Erbarmen!

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ach daß doch endlich!" möge man zu dir sprechen.

Sieh doch an sein schlimmes Ergehen,

so beruhige sich dein Herz und schenke du ihm Gnade!

[blocks in formation]

laß weichen Fieber (?) und Drangsal von ihm.

In der Offnung des Morastes liegt dein Knecht;

laß ihn aufstehen aus deinem Zorn, reiß ihn aus dem Sumpf!

[blocks in formation]

mach hell [sein Antliß], befiehl ihn an dem Gott, der ihn schuf. Laß leben deinen Knecht, auf daß er verehre deine Macht;

deiner Größe möge [er huldigen] vor allen Menschen!

Nimm entgegen sein Geschenk,

an der Stätte des Heils Mit Reichtum und Überfluß

nimm an seine Gabe;

möge er vor dir wandeln!

fülle er dein Heiligtum an;

in deinem Hause sei seine Fülle beständig! Mit Öl lasse er deine Verschlüsse

mit Ol in Fülle

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wie mit Wassern übergießen;

von Zedern,

von Weizen!

mache er deine Schwellen triefen!

Er lege hin für dich
vorzügliche Wohlgerüche,
Blicke doch an, o Herr,
es wehe dein Odem
Es werde besänftigt dein

deinen stöhnenden Knecht;

und eilends sei ihm wieder gnädig! schwerer Zorn;

lockere seine Bande, daß er alsbald aufatme!

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Zu ganz eigenartigem Ausdruck kommt diese Klage über den Leidenszustand, worin sich ein Mensch befindet, in einem Gedichte, das nicht sowohl eine direkte Anrufung an die Gottheit um Erlösung aus diesem Zustande enthält, sondern worin vielmehr ein Mensch, anscheinend ein Greis in hohem Lebensalter, ausschließlich eine Schilderung seiner Not gibt, untermischt mit philosophierenden Betrachtungen über das menschliche Leben mit seinen Enttäuschungen und die Inferiorität des Menschengeschlechts gegenüber den Göttern. Nur am Schlusse des Ganzen scheint in zwei leider noch nicht sicher zu deutenden Zeilen mit wenigen Worten auf eine glücklichere Zeit, vielleicht in einem jenseitigen Leben, hingedeutet zu sein. Daß übrigens dieser Text nicht etwa erst das Erzeugnis eines Dichters

1 Die Überseßung dieser beiden Zeilen ist sehr unsicher.

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Klagelied eines Weltweisen.

AO. VII, 3 aus der Zeit Assurbanipal's ist, in dessen Bibliothek er uns aufbewahrt worden ist, dürfte schon der Umstand nahe legen, daß er nach dem beigefügten Bibliotheksvermerk einen Teil einer größeren Serie mit ähnlichen Texten bildete, und ferner, daß in eben dieser Bibliothek sich auch bereits eine Art von philologischem Kommentar zu diesem Gedichte vorgefunden hat, der die darin vorkommenden selteneren Wörter durch entsprechende gebräuchlichere erklärt. Auch, daß in Sippar ein Duplikat zu diesem Texte aus Ninive zum Vorschein gekommen ist, dürfte lehren, daß es sich dabei nicht etwa um eine individuelle Leistung eines assyrischen Priesters der späteren Zeit handelt, sondern daß auch dieser Text zu der aus der älteren Zeit stammenden babylonischen Literatur gehört.

Der Text selbst lautet1:

Ich gelangte zu (langem) Leben, über das (Lebens)ziel ging es hinaus. Wo ich mich auch hinwende, da steht es schlimm, ja schlimm;

meine Drangsal nimmt überhand, mein Wohlergehen erblicke ich nicht. Rief ich zu meinem Gott,

flehte ich zu meiner Göttin,

Der Wahrsager deutete nicht

so gewährte er mir nicht sein Antlig,

so erhob sich ihr Haupt nicht. durch Wahrsagung die Zukunft,

durch eine Spende stellte der Seher mein Recht nicht her.

Ging ich den Totenbeschwörer an, so ließ er mich nichts vernehmen,

der Zauberer löste nicht

Was für verkehrte

durch ein Zaubermittel meinen Bann.

Dinge in der Welt!

Blickte ich hinter mich,

so verfolgte mich Mühsal.

meinem Gott nicht dargebracht hätte,

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Als ob ich eine Spende

oder bei der Mahlzeit

meine Göttin nicht angerufen worden wäre,
mein Fußfall nicht sichtbar gewesen wäre;
Gebet und Flehen,
der Festtag ausfiel;

mein Antlig nicht niedergeschlagen, (wie einer) in dessen Munde stockten (bei dem) der Gottes-Tag aufhörte, der nachlässig war, auf (ihren)

(Gottes) Furcht und Verehrung

2

Ausspruch (?) nicht achtete,

seine Leute nicht lehrte;

der seinen Gott nicht anrief, von dessen Speise aß,

seine Göttin verließ, ein Schriftstück (?) ihr nicht brachte; der den, der geehrt war, seinen Herrn vergaß,

den Namen seines mächtigen Gottes

Ich selbst aber dachte nur

Gebet war meine Regel,

Der Tag der Gottes-Verehrung

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geringschäßig aussprach so erschien ich.

an Gebet und Flehen,

Opfer meine Ordnung.

war meine Herzenslust,

das war meine Freude,

das war mir genehm.

der Tag der Nachfolge der Göttin war (mir) Gewinn und Reichtum.

Dem König zu huldigen,

auch ihm zu spielen,

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1 IV R 60*; V R 47 (Zimmern, Keilinschr. u. A.T.3 385; vgl. auch Delißsch, Bab. u. Bib. III, 54).

2 d. h. der Götter.

AO. VII, 3

Ich lehrte mein Land

Klagelied eines Weltweisen.

auf den Namen Gottes zu achten,

den Namen der Göttin zu ehren, unterwies ich meine Leute. Die Verehrung des Königs machte ich riesen(?)gleich,

auch in der Ehrfurcht vor dem Palaste unterwies ich das Volk. Wüßte ich doch, daß vor Gott solches wohlgefällig ist!

Was aber einem selbst gut erscheint,

das ist bei Gott schlecht;

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was nach jemandes Sinn verächtlich ist, das ist bei seinem Gotte gut. 35 Wer verstünde den Rat der Götter im Himmel,

den Plan eines Gottes, voll von Dunkelheit (?),

Wie verstünden den Weg eines Gottes

Der am Abend noch lebte,

plößlich ward er betrübt,

wer ergründete ihn!

die blöden Menschen!

war am Morgen tot,

eilends ward er zerschlagen;

im Augenblick singt und spielt er noch,
im Nu heult er wie ein Klagemann.
Tag und Nacht ändert sich ihr1 Sinn.
Hungern sie,
sind sie satt,
Gehts ihnen gut,

so gleichen sie einer Leiche,

so wollen sie ihrem Gotte gleichkommen.
so reden sie vom Aufsteigen zum Himmel,
so sprechen sie vom Hinabfahren zur Hölle.
(fehlt ein größeres Stück 2)

sind sie voll Schmerzen,

Zum Gefängnis ist mir In die Fessel meines Fleisches in meine eigenen Bande

das Haus geworden.

sind meine Arme gelegt,
sind meine Füße geworfen.
(fehlt eine Zeile)

voll von

"

Mit einer Peitsche hat er mich geschlagen,
mit seinem Stabe hat er mich durchbohrt, der Stich war gewaltig.
Den ganzen Tag verfolgt der Verfolger mich,
inmitten der Nacht läßt er nicht
Durch Zerreißen (?) sind gesprengt meine Gelenke,
meine Gliedmaßen sind aufgelöst, find . . .

mich aufatmen einen Augenblick.

In meinem Kote wälzte (?) ich mich wie ein Stier, war begossen wie ein Schaf mit meinem Unrat.

Meine Fiebererscheinungen sind dem Zauberer unklar geblieben (?);

auch hat meine Vorzeichen

der Wahrsager dunkel gelassen.

Nicht hat der Beschwörer meinen Krankheitszustand gut behandelt;

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auch gab einen Endpunkt für mein Siechtum der Wahrsager nicht an. 10 Nicht half mir mein Gott, faßte mich nicht bei der Hand,

nicht erbarmte sich meiner meine Göttin, ging mir nicht zur Seite.

Geöffnet war (schon) der Sarg, ohne schon tot zu sein,

1 Nämlich der Menschen.

man machte sich an meine Beiseßung (?), ward die Wehklage um mich vollführt.

2 Einige Zeilen der Lücke können aus dem Kommentar zu diesem Texte, sowie aus einem Konstantinopeler Duplikat (S. 37) ergänzt werden. Dieselben enthalten bereits eine Schilderung des Leidenszustandes des Sprechenden, eingeleitet durch die Worte: „Ein böser Totengeist ist aus seinem Loche hervorgekommen“.

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Danklied nach Errettung aus Not.

AO. VII, 3

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Mein ganzes Land rief: „Wie ist er übel zugerichtet!"

Da solches mein Feind hörte, meiner Feindin (?) verkündete

Ich weiß (aber) eine Zeit wo inmitten der Manen

erglänzte sein Angesicht;

man es, ihr (?) Sinn ward heiter.

für meine gesamte Familie,

ihre Göttlichkeit geehrt sein wird 1.

Es ist nun bemerkenswert, daß in der Sammlung, in die dieses Gedicht in der Bibliothek Assurbanipal's eingeordnet war, unmittelbar ein Lied folgt, das ein Danklied darstellt eines aus solcher Not, wie sie unser Tert geschildert hatte, von der Gottheit Geretteten. Allerdings besigen wir bisher den Text dieses Dankliedes selbst noch nicht, sondern einstweilen nur den oben erwähnten sprachlichen Kommentar dazu, der immer nur einzelne Zeilen aus dem Gedichte herausgreift. Es wäre umsomehr erwünscht, wenn auch dieses Danklied selbst einmal vollständig zum Vorschein käme, als wir gerade von solchen Dankliedern für göttliche Errettung aus dem Leiden, die ja in den alttestamentlichen Psalmen reichlich vertreten sind, in der babylonisch-assyrischen Literatur bisher so gut wie keine Beispiele haben. Immerhin läßt sich auch schon aus jenem Kommentar der Inhalt dieses Dankliedes bis zu einem gewissen Grade erkennen. Es beginnt:

Schwer lastet seine2 Hand,

nicht vermag ich sie zu ertragen.

Als Helfer erscheint nun Bel von Nippur, später dann Marduk. Von Bel heißt es:

3

Er sprach: „Wie lange noch er, der so sehr beschwert ist"!

Dann weiter in einzelnen Zeilen u. a.:

Meine Sünden ließ er vom Winde forttragen 4.

Meine Ohren, die verstopft waren,

verriegelt waren wie bei einem Tauben:

deren Sausen nahm er weg, öffnete mein Gehör. Er heilte meine Brust, die wie eine Flöte pfiff. Er reicht dar meine Speise, bringt herbei Getränk.

Meinem Nacken, der schlaff war, nach tief unten gebeugt war, wie eine Zeder aufgerichtet.

hat er

Einem an Kraft Vollendeten

machte er meine Gestalt gleich.

1 Die Überseßung der beiden leßten Zeilen ist sehr unsicher. 2 Nämlich des heimsuchenden Gottes oder bösen Dämons. nische Ausdruck für die göttliche Erlösung.

3 Der tech

4 Ähnlich heißt es in einem

anderen Klageliede: „Meine Seufzer mögen die sieben Winde forttragen. — Ich möge meine Schlechtigkeit abstreifen, der Vogel sie zum Himmel hinauftragen; meine Trübsal nehme der Fisch fort, entführe der Strom!"

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