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AD. VIII, 1

Marduk erbietet sich zum Kampf gegen Tiamat.

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tritt hin,

Gehe, vor Tiamat

daß ihr Geist [sich beruhige],

ihr Herz [sich besänftige]. Wenn sie aber nicht hört auf dein Wort,

sprich zu ihr unsern Befehl, daß sie sich beruhige.

Er vernahm das Wort seines Vaters Anschar,
machte sich auf den Weg zu ihr, ging den Pfad zu ihr.
Es [kam heran] Anu, trat in die Nähe (?) von Tiamat,
nicht ertrug er ihre Gegenwart,

fehrte um."

Jezt erbietet sich Marduk, der junge Sohn Eas, den Kampf zu wagen und die Empörer niederzuwerfen. Freudig wird sein Anerbieten angenommen, aber er bedingt sich aus:

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In der dritten Tafel läßt Anschar durch seinen „Boten“ alle Götter zu einer großen Versammlung mit fester Tagesordnung einberufen:

sollen sich unterhalten,
Brot sollen sie essen,
Marduk, ihren Helfer,

die Götter allesamt

im Gastmahl sich sättigen,

Wein mischen (?),

sollen sie (zum Herrn) bestimmen.

Der Hergang solcher Versammlungen ist also immer der gleiche, genau wie bei den alten Germanen: erst wird gegessen und getrunken, auch Unterhaltung gepflogen, dann wird der Gegenstand der Tagesordnung erledigt.

Zum dritten Male wird nun mit dem gleichen wiederholt, was Tiamat getan, indem Anschar seinem „Boten“ die Kunde an die Götter wörtlich aufträgt. Das nimmt den größten Teil der dritten Tafel in Anspruch. Als die übrigen Götter die Kunde vernehmen, jammern sie über das Treiben der Tiamat und beeilen sich dann der Aufforderung zur Einladung nach dem Versammlungssaale Upschukinna Folge zu leisten:

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2) Dem Versammlungsgemache der Götter im Himmel.

3) Die Weltordnung regieren.

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Die Schilderung ist die eines regelrechten Festmahles: man kommt zusammen, begrüßt den Wirt, dann sich untereinander, steht herum, unterhält sich, sezt sich zur Tafel; es wird gegessen und getrunken bis alles voll ist und damit ist die Stimmung erzeugt, in der alles beschlossen wird, was der kluge Einberufer vorgeschlagen hat. Es ziemt sich nicht, an den Vorschlägen des berufenen „Lenkers der Geschicke" Kritik zu üben. Der Familienvater ist der Einsichtsvollste der Familie und unter dem patriarchalischen Regiment gibt es keine Meinung der Jüngeren.

Der vierte Gesang schildert des neu erhobenen Götterkönigs und obersten Lenkers der Welt Regierungsantritt:

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Das wird noch weiter ausgeführt und darauf eine merkwürdige Probe seiner Herrschergewalt angestellt:

„Sie stellten hin in ihren Kreis
zu Marduk, ihrem Erstgeborenen,
Deine Stellung, o Herr, soll

ein Kleid,
sprachen sie:

sein vor der der Götter.

Wenn du zu vernichten und zu schaffen
Dein Befehl soll vernichten das Kleid,

befiehlst, soll es geschehen.

befiehlst du: „werde wieder", sei unversehrt das Kleid.""

Er befahl mit seinem Munde

er befahl ihm wieder

verschwunden war das Kleid, das Kleid war da.“

Was die Bedeutung dieses Kleides und der ganzen Probe ist, ist nicht klar, ähnliche Mythen oder Sagen zur Vergleichung heranzuziehen, würde zu weit führen. An der Probe ersehen die Götter, daß ihr neuerwählter König fähig ist, die Herrschaft auszuüben, sie huldigen ihm nun als König und übergeben ihm die Königsinsignien: Szepter, Thron und palu (Ring?), sowie die „unwiderstehliche Waffe, welche die Feinde zerschmettert". Und hierauf, „nachdem ihm die Stellung als „Herr" (Bel) der Götter zugesprochen, ließen sie ihn einen Pfad des Heils und Glücks gehen“ (d. h. wünschten ihm Glück auf den Weg).

1) Während sie stehen als Hofstaat.

2) d. h. das des obersten Gottes, vgl. S. 15.

AO. VIII, 1

Vernichtung der Tiamat.

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Marduk rüstet sich nun zum Kampfe, um die ihm übertragene Herrschaft gegen die Rebellen zu verteidigen.

„Er machte einen Bogen,
lud auf eine Lanze,

nahm ein mittu,

Bogen und Köcher

bestimmte ihn zur Waffe, bestimmte sie zur Wurfwaffe (?),

ließ es seine Rechte ergreifen.

hängte er an seine Seite,

stellte einen Bliz

vor sich hin,

mit flammendem Feuerbrand füllte er dessen Leib.

Er machte ein Neg1, einzuschließen

darinnen Tiamat,

an allen vier Windrichtungen stellte er es auf, sodaß nichts herausJm Süden, Norden, Often, Westen

[konnte.

verheerenden Wettersturm,

brachte er an ihre Seite das Nez, das Geschenk seines Vaters Anu.
Er schuf einen bösen Wind, Sturmwind,
Vierwind, Siebenwind, Wirbelwind, unwiderstehlichen Wind,

Er ließ los die Winde, die er geschaffen,
um darinnen zu beunruhigen Tiamat,

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alle sieben, anzustürmen hinter ihm her.

Damit ausgerüstet besteigt er den Streitwagen“, „spannte davor das Viergespann“ und fährt zum Kampfe, indem er noch die Worte der Beschwörung murmelt, die den Zauber des Feindes bannen und ihm selbst Sieg verleihen, auch das Kraut der Beschwörung in der Hand" hält. Zunächst geht er auf Kingu los, aber die männliche Hälfte der feindlichen Macht ist auch beim Kampfe nicht die tatkräftige. Kingu nimmt Reißaus und die elf Helfer sind ebensowenig kampfbereit wie ihr Führer. Nur Tiamat hat Mut und bestätigt ihn vor allem in Worten der Widerseßlichkeit“. Marduk erwidert ihr, indem er ihr ihre Sünden vorhält, es findet also zwischen beiden vor dem Kampfe mit den Waffen das auch bei den homerischen Helden übliche Rededuell statt. Dann schreiten beide zum Kampfe:

„Es näherten sich Tiamat und
zum Kampfe gingen sie los,
Da breitete aus der Herr

der Beauftragte der Götter, Marduk, rückten nahe zur Schlacht. sein Neg, umschloß sie,

den Sturmwind, der hinter ihm her weht, ließ er gegen sie los. Als Tiamat ihren Mund öffnete, um ihn zu verschlingen,

ließ er den Sturmwind hinein, sodaß sie ihre Lippen nicht schließen

Die starken Winde füllten ihren Leib,

es schwoll an (?) ihr Inneres, ihr Rachen stand auf.

Er stieß mit der Lanze, zerriß ihren Leib,

zerschnitt ihr Inneres, zerfette ihre Eingeweide;

er bändigte sie, vernichtete ihr Leben,

ihren Leichnam warf er hin, trat auf sie.

"

[konnte.

Jest läuft ihr Heer auseinander und die elf Helfer" wenden sich zur Flucht, werden aber von dem sie umschließenden Neze fest

1) Ein Jagdney.

2) Jm Neze.

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Bildung der neuen Welt.

AO. VIII, 1

gehalten und von Marduk gefesselt. Das gleiche Schicksal trifft

Kingu:

„er fesselte ihn und samt

Er nahm ihm die Schicksalstafeln,

warf er ihn [ins Gefängnis]. die ihm nicht zukamen,

siegelte sie mit einem Siegel und nahm sie an seine Brust.“

Hierauf wendet er sich zum Leichnam der Tiamat, den er in

zwei Teile spaltet, um daraus die neue Welt zu formen:

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Anu, Bel und Ea ließ er ihre Wohnstätten einnehmen 4.

Die fünfte Tafel enthielt die weitere Beschreibung der Einrichtung der neuen Welt, vor allem des Sternhimmels in seinen Einzelheiten, denn zunächst sind nur die drei großen Reiche von Anu, Bel und Ea unterschieden, die aber noch im einzelnen ausgestattet werden müssen. Von dieser wie von den folgenden Tafeln sind aber nur verhältnismäßig kleinere Teile erhalten:

für die großen Götter,
die Tierkreisbilder seßte er ein.
bezeichnete die Grenzen;

„Er schuf die Standörter
Gestirne, ihnen gleich,
Er bestimmte das Jahr,
zwölf Monate als Gestirne,
nach den Tagen des Jahres

in drei Abteilungen seßte er ein,
grenzte er ab Abschnitte."

Der Himmel wird in zwölf Abschnitte für die Monate geteilt, deren je vier zusammengefaßt werden und eine Jahreszeit bilden (nicht vier wie bei uns, sondern drei wie bei den Griechen), ent= sprechend der Dreiheit der großen Götter" (Anu, Bel, Ea, oder Mond, Sonne, Venus). Jeder Monat enthält sein Tierkreisbild,

1) Vgl. Berofsus.
3) E-scharra

=

2) apju.

der Himmel der Firsternwelt, der also nach dem Muster der (ersten) Urwelt, also als ihr Abbild eingerichtet wird.

4) Die drei Gottheiten des Firsternhimmels erhalten jede ihr Reich.

AO. VIII, 1

Der Nibirupunkt.

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jeder Tag seinen Abschnitt. Man vergleiche die Worte der Bibel über den Zweck der Gestirne: „zu bestimmen Vorzeichen, Zeiten und Jahre".

"

Er errichtete den Standort des Nibiru, um zu kennzeichnen ihren Damit keiner fehlgehe, teiner irre, [Anoten, sezte er fest den Standort des Bel

und Ea außer ihm."

Der Nibiru ist der Höhepunkt: im Weltall ist das der Nordpol, in der Ekliptik der Sommerwendepunkt. Dieser gehört naturgemäß Anu als „obersten Gott". Er ist der Knoten, in dem alles zusammenläuft, wie er der Schnittpunkt des Gradnezes ist. Eine Bezeichnung scheint „Nabel" gewesen zu sein (das Band oder der Knotenpunkt, der das neue Leben mit dem alten verknüpft), die Griechen und Araber sprachen vom „Nabel der Erde", als dem dem Anupunkte entsprechenden der Erde. Jedes Nationalheiligtum beansprucht das zu sein. So Delphi, so Jerusalem, im Islam Baghdad. Neben diesem wird der feste Punkt der beiden anderen großen Gottheiten festgesezt: für Bel auf dem Tierkreise, für Ea in seinem Himmel.

,,Den Mond ließ er aufleuchten,
er bestimmte ihn als Nachtkörper,
,,,monatsweise, unaufhörlich,

am Beginn des Monats,

strahle mit den Hörnern,

damit er die Nacht erleuchte,

um die Tage zu bezeichnen: aus der (dunklen) Mondscheibe1 komm heraus,

aufleuchten im Lande,

zu bestimmen sechs Tage;

am siebenten Tage hälfte die Scheibe,

am 14. sollst du erreichen die Hälfte (des Laufes) allmonatlich 2. Wenn Schamasch am Grunde des Himmels dich [sieht],

leuchte hinter ihm.

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Am 21. dem Wege der Sonne nähere dich1."""

Von hier an ist der Text verstümmelt, es wird von der Einsehung der übrigen großen Gestirne, also Sonne und Venus und dann der Planeten die Rede gewesen sein. Vom Ende der Tafel sind einige Zeilen erhalten, welche davon sprechen, daß der Bogen, den Marduk im Kampfe geführt, unter die Sterne oder an den Himmel versezt werde. Das gleiche wird man auch von anderen

1) Der neue Mond löst sich scheinbar von der verdunkelten Scheibe (dem gestorbenen alten Monde) los. 2) Vollmond.

3) Die Sonne beim Untergange.

4) Bis zum Vollmonde entfernt sich der Mond von der Sonne, von da an nähert er sich ihr, bis er in ihrem Lichte verschwindet (Neumond), steht dem zur gleichen Zeit aufgehenden Vollmonde gegenüber, beide „sehen“ sich voll ins Gesicht.

Alter Orient. VIII, 1.

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