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Bei Serobot γράμματα δημοτικά,

Sn der Mofettana γράμματα ἐγχώρια,

Bei Clemens Meganbr. γράμματα ἐπιστολογραφικά.

Die demotische Schrift war also die jüngste und in gewissem Sinn einfachste der drei Schriftarten, aber auch sie war noch umständlich genug und bezeichnete die Vokale überhaupt nur in recht unvollkommener Weise. So hat man denn schon im 2. vorchristl. Jahrhundert begonnen, ägyptische Texte mit griechischen Buchstaben zu schreiben, die ja auch eine klare Wiedergabe der Vokale ermög= lichten.

Schon manchem Sturm hatte die altägyptische Schrift getroßt. Um die Mitte des 2. Jahrtausend hatte die Keilschrift vorübergehend im diplomatischen Verkehr den Hieroglyphen den Rang abgelaufen; korrespondierte doch der Pharao sogar mit seinen syrischen Vasallen in dieser Schrift, und mit der Eroberung Ägyptens durch Kambyses eroberte sich die aramäische Schrift und Sprache die ägyptischen Kanzleien. Aber im eigentlichen Verkehr behauptete die ägyptische Schrift das Feld. Da hielt mit Alexander dem Großen das hellenistische Griechentum seinen Einzug, und der griechischen Schrift hielten die pharaonischen Buchstaben auf die Dauer nicht stand. Nicht nur im offiziellen, sondern auch im privaten Verkehr sezte sich das griechische Alphabet immer mehr fest. Es war derselbe ungleiche Kampf, der sich wohl langsam in Japan vorbereitet, wo auch einmal die europäische Schrift das einheimische komplizierte Schriftsystem verdrängen wird. Der Sieger mußte die praktisch überlegene Schrift bleiben. Nachdem die griechischen Buchstaben erst einmal den Angriff auf die ägyptischen eröffnet hatten, drangen sie unaufhaltsam vor, und die altersschwachen hieroglyphischen räumten bald ganz das Feld. Wenn sich auch die späteste hieroglyphische Inschrift unter dem Kaiser Theodosius I (394 n. Chr.) und die späteste demotische unter dem Kaiser Zeno (476 n. Chr.) 1 nachweisen läßt, so unterliegt es doch keinem Zweifel, daß zu dieser

1) Nach freundlicher Mitteilung von J. J. Heß.

AO. VIII, 2

Das koptische Alphabet.

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Zeit die ägyptische Schrift nur noch ein künstliches Dasein fristete. Aus dem täglichen Leben war sie längst verschwunden und hatte dem griechischen Alphabet Plaß gemacht, dem neuen Kleide, in das sich die Sprache des Pharaonenreichs bequemt hatte. Freilich war es noch mit einigen alten Stücken verbrämt. Denn da das griechische Alphabet bestimmte ägyptische Laute nicht wiedergeben konnte, so sind diese der demotischen Schrift entlehnt worden. So entstand die Schrift, in welcher die zum Christentum übergetretenen Nachkommen der alten Ägypter, die Kopten, schrieben, und die man deshalb ebenso wie die Sprache als koptisch bezeichnet. Die koptische Schrift ist ein Alphabet aus 31 Buchstaben, von denen 24 griechisch und 7 demotisch sind; sie ist der Erbe der altägyptischen Schrift geworden.

Um 300 n. Chr. war die alte Schrift wohl schon aus dem täglichen Leben verschwunden. Nur die Priester erhielten sie noch mühsam im Kultus am Leben. Als daher das siegreiche Christentum den alten Göttern ein Ende machte, hörten auch die Hieroglyphen, die Gottes-Worte", auf, ihr Treibhausdasein zu fristen, und mit ihnen verschwand auch die Kenntnis ihres Systems; fast 12 Jahrtausende sollte es dauern, bis sie wieder gewonnen wurde.

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Welche Mittel standen nun dem zu Gebot, der die verschollene Schrift wieder entziffern wollte? Wie bereits oben erwähnt wurde, finden sich bei den klassischen Autoren und den Kirchenvätern Nachrichten über die Schrift der Ägypter, aber so kurz und unklar, daß sie eigentlich erst nach der Entzifferung der Hieroglyphen zu verstehen waren. Und dasselbe gilt von dem Buch, daß der Ägypter Horapollon am Ende des 4. nachchristl. Jahrhunderts über „die Hieroglyphen" schrieb, also nachdem die ägyptische Schrift bereits aus dem täglichen Leben verschwunden war. Dieser Autor hatte, wie wir heute sagen können, nur die späte Ausartung der ägyptischen Schrift im Auge, die ihm Gelegenheit zu allerhand mystischen und symbolischen Ideenentwicklungen gab, das eigentliche Wesen der ägyptischen Schrift hat er überhaupt nicht erkannt. So hatte also tatsächlich das Altertum keinen sicheren Wegweiser zur Entzifferung der Hieroglyphen hinterlassen, wohl aber manche Irrlichter, die auf Abwege führen konnten.

Wesentlich besser stand es mit der Sprache. Man hatte früh erkannt, daß sie in dem Munde der christlichen Kopten fortlebte, die auch leiblich die Nachkommen der alten Ägypter waren. Der Name dieser Anhänger der monophysitischen Lehre, welche im

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Geschichte der Entzifferung der Hieroglyphen.

AO. VIII, 2

Gegensatz zu dem 4. ökumenischen Konzil von Chalcedon in Christus nur eine Natur annahmen, ist aus Alyvлτos entstellt worden. Die koptische Sprache, die im 16. Jahrhundert ausgestorben war aber sich ähnlich wie z. B. das Hebräische noch im Kultus bis auf den heutigen Tag erhalten hat, ist uns durch eine reiche Literatur, vornehmlich durch die koptische Übersetzung des alten und neuen Testaments bekannt. Mochte auch das Koptische tausende von Jahren jünger sein als die Sprache der Inschriften des Pharaonenreichs, so konnte man doch hoffen, an der Hand dieser modernen ägyptischen Sprache die ältere ebenso leicht verstehen zu können, wie etwa althochdeutsche Texte mit Hülfe der neuhochdeutschen Grammatik, wenn das aber war die große Frage wenn sich die alten Inschriften lesen ließen.

Aber so naheliegend uns heute die Annahme ist, daß ein großes Kulturvolk eine lautliche Schrift gehabt haben müsse, so fern lag dieser Gedanke den ersten Entzifferern, die doch eine Schrift in Bildern vor Augen hatten. Der äußere Anschein und die mißverständlichen und mißverstandenen Nachrichten der Alten schienen für eine Schrift zu sprechen, die mit konkreten und symbolischen Zeichen schrieb, und da nun einmal Ägypten von der Bibel her als das Land aller Weisheit galt, so war kein Gedanke tief= sinnig und dunkel genug, den die ersten Entzifferer nicht aus den Inschriften herausgeholt hätten. In diesem Sinne entzifferte z. B. im 17. Jahrhundert der ebenso gelehrte wie kritiklose Jesuitenpater Athanasius Kircher ägyptische Inschriften. Ein Forscher suchte und fand in ihnen meteorologische Beobachtungen, während es einem anderen glückte, aus den Hieroglyphen eines Monumentes davidische Psalmen herauszulesen. Jeder kam mit einem anderen Hieroglyphenschlüssel" und öffnete das Tor zu der Weisheit, die er sich erträumt hatte. Aber von all diesen „Schlüsseln“ konnte man sagen:

„Zwar euer Bart ist kraus, doch hebt ihr nicht die Riegel!"

er war

Der einzige Lichtpunkt in diesem unerfreulichen ersten Stadium der Ägyptologie war der Däne Zoega, der große Archäologe, dessen feine Kombinationsgabe und scharfe Methode ein Schüler des Göttinger Philologen Christian Gottlob Heyne sich auch in seiner ägyptischen Arbeit nicht verleugnete. Zoega hat im Jahre 1797 zum ersten Male in seiner Veröffentlichung der Obelisken Roms ägyptische Inschriften zuverlässig herausgegeben, was feiner seiner Vorgänger für nötig befunden hatte, und er hat

AO. VIII, 2

Kircher. Zoega. Rosettana.

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der

die einzig wertvolle und weittragende Entdeckung gemacht, deren sich die erste Entzifferungsepoche rühmen kann, indem er die Vermutung aussprach, daß die von einem ovalen Ring sogenannten Kartusche, eingeschlossenen Zeichen Königsnamen enthielten.

Mit Zoega stehen wir bereits an der Schwelle der neuen Zeit, welche der kühne Zug Napoleon Bonapartes nach Ägypten 1798 für die ägyptische Wissenschaft heraufführte. Ein zweiter Alexander der Große gab er seinem Heer einen Stab von Gelehrten mit, der Eroberungszug sollte auch ein wissenschaftlicher werden.

Wie eine Offenbarung wirkte diese Expedition. Anstatt einzelner ägyptischer Altertümer, wie sie bisher bekannt gegeben waren, sah man auf einmal eine Welt von Denkmälern vor sich, und zwar auf dem Boden, in dem sie gewachsen waren. Man begann die Größe der ägyptischen Kunst zu verstehen, man schöpfte vor den zahllosen Inschriften, welche häufig auch bildliche Darstellungen begleiteten, wieder die Hoffnung, hinter das Geheimnis der ägyptischen Schrift zu kommen. Und gewiß wäre hier wie bei der persischen 1 Keilschrift auch ohne zweisprachige Inschriften eine langsame Lösung des Rätsels geglückt, wenn nicht der Zufall eine schnellere gebracht hätte.

Im Hochsommer 1799 wurde bei den Befestigungsarbeiten nordwestlich der an der westlichen Nilmündung gelegenen Stadt Rosette ein schwarzer Basaltblock gefunden, dessen Vorderseite drei verschiedene Schriften zeigte, oben eine Bilderschrift, darunter eine kursive und zu unterst die griechische Schrift. Der griechische allein verständliche Text enthielt ein Dekret der Priester von Memphis zu Ehren des Ptolemäus Epiphanes (196 v. Chr.), das nach den Schlußworten „in heiliger, landesüblicher und griechischer Schrift“ bekannt gegeben werden sollte. Es duldete also keinen Zweifel, der= selbe Text war in zwei verschiedenen Sprachen, ägyptisch und griechisch, auf diesem Stein vereinigt, und zwar ägyptisch in den beiden Schriftarten, von denen auch Herodot (Seite 17) gesprochen hatte. Mit diesem Befunde ließ sich nun die übliche Vorstellung von einer Bilderschrift nicht mehr vereinigen, die nur Begriffe, aber keine Laute wiedergab. Wie sollte z. B. der Name des Ptolemaios in symbolischer Bilderschrift wiedergegeben werden? Der mußte jedenfalls lautlich geschrieben sein. Und nun kam Zoegas vorher erwähnte Vermutung wieder zu

1) Die Entzifferung der assyrischen Keilschrift ist ja erst durch die persischen Parallelterte möglich geworden. Vgl. AO. V, 2.

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Young. Champollions

AO. VIII, 2

Ehren, daß die Zeichen in der „Kartusche“

den Namen

des Königs enthielten, um so mehr, als man diesen Königsring auch in bildlichen Darstellungen neben der Figur des Königs angetroffen hatte. Also mußte der Name des Ptolemaios

sein. Diesen richtigen Schluß zog der berühmte englische Naturforscher Thomas Young, der sich längere Zeit mit der Entzifferung der Hieroglyphen beschäftigte, im Jahre 1819 und erriet für fünf Zeichen den richtigen Lautwert, kam aber über dieses dürftige Resultat nicht hinaus. Ungefähr um dieselbe Zeit, jedoch völlig unabhängig von ihm, hatte der Franzose Jean François Champollion (geb. am 23. Dezember 1790) denselben Schluß gezogen, und seinem intuitiven Genius, seiner unvergleichlichen Kombinationsgabe und seiner scharfen philologischen Methode blieb es vorbehalten, das Geheimnis der Hieroglyphen zu enthüllen. Wie bei allen wahrhaft großen Entdeckungen hat auch bei der Entzifferung der ägyptischen Schrift nicht der blinde Zufall gewaltet. Wir wissen jezt vor allem, dank der glänzenden Arbeit von H. Hartleben, in der auch die ersten hier nur flüchtig erwähnten Entzifferungsversuche ausführlich dargestellt sind, wie gründlich und methodisch Champollion seine Entdeckung vorbereitet hat, wie es ihm erst nach langen mühseligen Irrfahrten gelungen ist, das heiß umstrittene Ziel zu erreichen. Champollion ermittelte divinatorisch außer Ptolemaios noch zwei andere Königsnamen, Alexandros und Kleopatra, und aus diesen drei Namen gewann er, indem er für jedes Zeichen einen Lautwert einsehte, die folgenden 15 Buchstaben:

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