= AO. VIII, 2 Hälfte des 3. vorchristl. Jahrhunderts auf Grund ägyptischer Quellen „ägyptische Denkwürdigkeiten“ schrieb, die leider nur in Bruchstücken auf uns gekommen sind. Zu den geretteten Stücken gehört auch der Bericht über den Einfall der Hyksos, deren Namen Manetho in dieser Form überliefert hat. Dazu hat er auch die folgende Erklärung des Namens gegeben: „Das Wort hyk bedeutet in der heiligen Sprache (ἱερὰ γλῶσσα Nr. 3 S. 25) König, das Wort sos aber heißt Hirt und Hirten« in der Volkssprache, (xowý diáλextos zur Zeit des Manetho), und so entsteht die Zusammensehung Hyksos". Auf dieser manethonischen Übersetzung aber, die sich mit der obigen Erklärung völlig deckt, beruht also unsere Bezeichnung Hirtenkönige". Noch seien einige bekannte Königsnamen mitgeteilt, die in der „Kartusche“ stehen: ○ Wortzeichen, || Silbenzeichen ms, mit auslautendem || sw mit auslautendem w geschrieben. s, Da Manetho Pauɛoons überliefert, so wird der Königsname etwa Ra-mes-se zu vokalisieren sein, doch hat er sich bei uns in der taciteischen Form Ramses eingebürgert. ein Name, den man mit Hilfe der alphabetischen Tafel 1 leicht lesen kann. Unsere Form stammt von dem herodoteischen Tauμήτιχος. Zum Schluß will ich noch zwei Proben aus einem altägyptischen Weisheitsbuch (etwa aus dem Jahre 2000 v. Chr.), dem Papyrus Prisse geben, das uns freilich die vielgerühmte ägyptische Weisheit als eine recht nüchterne Alltagsweisheit erscheinen läßt. AO. VIII, 2 Übersetzungsproben. 29 Ich stelle dabei den Originaltext 1 voran, der in Schreibschrift (hieratisch) geschrieben ist, und lasse denselben Text in Monumentalschrift (Hieroglyphen) umgesezt folgen. Von den Transkriptionszeilen gibt die erste die konsonantischen Formen, wie sie wirklich dastehen, die zweite die vokalisierte Rekonstruktion. 1) Ich habe den Text, wie die Punkte der hieroglyphischen Umschrift und Übersetzung zeigen, an mehreren Stellen gekürzt. ,,Wenn du gescheit bist, verheirate dich. Liebe deine Frau herzlich (?) Gib ihr Speise und Kleider Erfreue ihr Herz, so lange du lebst (Denn) sie ist ein guter Acker für ihren Besizer" 1. Wer aber glauben sollte, daß die Streberei ein besonderes Kennzeichen unserer Zeit sei, den mag der folgende Rat desselben Papyrus eines besseren belehren: so wird dein Haus fest sein 1) Dasselbe Bild findet sich übrigens z. B. im Koran (Sure, 2, 223). mit seinen Sachen ,,Beuge deinen Rücken vor deinem Vorgesetzten Denn schlimm ergeht es dem, der sich dem Vorgesezten von dessen Gnade man (doch nur) lebt". nicht fügt, Den Beschluß mag der stolze Spruch bilden, der vielleicht in der Zeit des großen Befreiungskrieges gegen die Hyksos (um 1700 v. Chr.) geprägt ist, als vorübergehend ein kriegerischer Geist das ägyptische Bauernvolk erfüllte: „Der Name des Helden lebt in seinen Taten Er wird in diesem Lande nimmer vergehen". Aus diesen Beispielen hat hoffentlich der Leser den Eindruck gewonnen, daß die ägyptische Schrift sich lautlich lesen und über 32 AO. VIII, 2 sehen läßt. Freilich wird er auch aus dem ersten Stück ersehen haben, daß es auch Stellen gibt, vor denen ein gewissenhafter Forscher heute noch sein ignoramus eingestehen muß. Aber alles in allem darf man sagen, daß sich die Schrift und Sprache der Pharaonenreiches ebenso erlernen läßt wie jede andere, die Steine und die Papyrusrollen reden wieder deutlich zu uns wie zu den ägyptischen Zeitgenossen dank der unsterblichen Tat Champollions, in dessen Namen diese Darstellung seines Werkes ausklingen mag. Druck von August Pries in Leipzig. |