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Halevy.

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den bis zu seinem Auftreten verhältnismäßig engen Bereich der neu erschlossenen Wege ins Innere des Landes hinaus erfolgreich wenigstens in einer Richtung neue Bahnen zu neuen Zielen zu finden, so bedeuten die Reisen seines Nachfolgers, Halevy's, eine ganz gewaltige Erweiterung unseres geographischen Gesichtskreises, eine bis dahin unerhörte Bereicherung unserer geschichtlichen Kenntnisse, unserer inschriftlichen Materialien.

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Im September 1869 erging an Joseph Halevy der Auftrag des französischen Unterrichtsministers, Süd-Arabien zu bereisen, um für das monumentale Werk des von der französischen Akademie herausgegebenen Corpus Inscriptionum Semiticarum Materialien zu beschaffen.

Der Ausgangspunkt Halevys war Aden. Von dort aus unternahm er zunächst kleinere Streifzüge, so nach Lahedj und die weitere Umgegend, fonnte aber nur feststellen, daß da feine alten Dentmäler zu finden seien. Eine weitere Tour führte ihn von Aden nach Hodeida an der Küste des Roten Meeres und von da in

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westlicher Richtung nach dem Gebirgsland Safan, wo er wohl ein an natürlichen Reizen überreiches Land, eine „arabische Schweiz“, zahllose Ruinen alter zweifellos aus „himyarischer“ Zeit stammender Burgen, aber keine einzige Inschrift fand. Von da aus wandte er sich dann über Menakha direkt nach San'a. Dort brachte ihn das Fieber an der Rand des Grabes. Einen ganzen Monat lang lag er schwer frank darnieder. Nach seiner Genesung kopierte er alles, was er an Inschriften in San'a und seiner Umgebung vorfand; manchmal freilich lockte ihn eine verheißungsvolle Botschaft zu größeren Ausflügen, nur um seine hochgespannten Erwartungen durch Auffindung eingemeiselter Koranverse zu foppen.

Die epigraphische Ausbeute von San'a und seiner Umgebung war nicht groß, manche der dort gefundenen Steine sind überdies zweifellos erst durch Verschleppung von ferner gelegenen Orten dahin gelangt. Das muß wunder nehmen, da allem Anschein nach San'a doch auch im Altertum eine bedeutende Rolle gespielt haben mußte. Freilich läßt sich bis jezt keine Erwähnung des Ortes in den Denkmälern nachweisen. Noch verwunderlicher aber ist, daß die mächtige Feste Ghoumdan, in nächster Nähe von San'a gelegen, keine inschriftlichen Zeugnisse der Vergangenheit aufwies.

War so der Anfang von Halevys Reise mit epigraphischen Erfolgen nur verhältnismäßig wenig gesegnet, so sollte der weitere Verlauf ihn reichlich entschädigen. Für das Vordringen ins Innere standen dem Forscher zwei Wege offen. Entweder konnte er, den Spuren Arnauds folgend, direkt von San'a nach Marib gehen und von da aus versuchen, weiter nach Norden in den Djof vordringen, oder er konnte zuerst das Land zwischen Marib und Nedjran durchstreifen und den Rückweg über Marib nehmen. Halevy wählte die zweite Route, obwohl sie weit gefährlicher und unbekannter war als die erste. In San'a galt der Djof bei den Eingeborenen als ein wahres „Beinhaus" (charnier) für die Fremden, aus dem niemand wiederkehrt. Aber gerade die vollkommene Unbekanntheit jener Gegenden reizte Halevy und er hoffte dort auch die Marschroute des Aelius Gallus wieder zu finden, jenes römischen Feldherrn, dessen mißglückter Feldzug (24 n. Chr.) der einzige Versuch geblieben ist, den abendländische Eroberungssucht im Innern Arabiens wagt hat.

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Beim Rabinat zu San'a ließ sich Halevy Empfehlungsbriefe an die Judengemeinden im Djof ausstellen. Er selber wählte die Tracht der im Lande ansässigen Juden und am 20. Februar, 4 Uhr

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Abends, brach er auf. Bald aber zwangen ihn die Belästigungen der Passanten, sein Reittier aufzugeben und bescheiden zu Fuße seines Weges zu ziehen. Er kam durch das Gebiet von Harith nach Schira im Gebiet der Banu Archab. Auf dem Wege dahin war er so glücklich, wenigstens einige Inschriftenfragmente zu finden, in Schira allein etwa 25 Nummern, darunter auch einige von größerem Umfang. Leider sollte er dort nicht unbehelligt bleiben. Da ihn der Scheich für eine andere Persönlichkeit, die sich als Messias ausgegeben und viel Unruhe verursacht hatte, hielt, ließ er ihn gefangen nehmen und gab ihn erst nach 8 Tagen auf Bitten der dortigen Juden hin wieder frei. Die Stadt Schira' schildert Halevy als eine anscheinend überaus alte Stadt mit vielen Bauwerken aus sabäischer Zeit. Leider seien die meisten Inschriftensteine der dort betätigten Kalkindustrie zum Opfer gefallen. 11 Stunden nordöstlich von Schira' im Gebiet des Banu Achkam fand er die Quellen eines ansehnlichen Flusses, der sehr fischreich ist und den dort lebenden Juden dadurch nicht nur Nahrung, sondern auch Verdienst gibt, da sie den Markt von San'a mit Fischen versorgen.

Halevy's Absicht, von Schira aus die Städte Naith und Sirwach zu besuchen, von deren Reichtum an alten Denkmälern ihm die Juden viel erzählt hatten, scheiterte an der durch die herrschenden Stammesfehden bedingten Unsicherheit. Halevy ging daher weiter nach El Medid im Beled Nehm und nach Awdian oder Milch. Die Strecke von Milch nach dem Djof ist überaus gefährlich wegen der marodierenden Nomadenzüge, die dort ihr einträgliches Gewerbe ausüben. Die Verbindung mit dem Djof wird nur von jüdischen Handwerkern unterhalten, die bei den Beduinen arbeiten. Da das Passahfest nahe war, gelang es Halevy nicht, einen jüdischen Führer aufzutreiben, da keiner von ihnen in der Festzeit von seiner Familie fern sein wollte. Er mußte daher froh sein, einen, wenn auch sehr übel beleumundeten, Araber als Begleiter zu gewinnen. Der weitere oft sehr steil ansteigende und mühsame Weg führte nach den Ruinen von Beran, von wo an das Terrain sehr steil abfiel, von hier weiter über Medizer, eine offenbar alte und vormals bedeutende, jezt aber sehr heruntergekommene Stadt, nach El Ghayl, der einzigen festen Niederlassung im Untern Djof", wo Halevy am 1. April eintraf. Hier wurde er überaus freundlich aufgenommen. Ein wahrer Wettstreit entstand unter den guten Leuten, wer Halevy beherbergen dürfe, bis dieser entschied, bei dem einkehren zu wollen, der ihn zuerst erblickt hätte. Von den Juden wurde er eingeladen, das

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Passah mit ihnen zu feiern. Aber die Nachricht, daß unweit von
Passah
dem Ort alte Ruinen in großer Zahl sich fänden, drängten den
Forscher unaufhaltsam vorwärts.

Von nun an traf Halevy in der Tat auf Schritt und Tritt die denkwürdigsten Reste der großen Vergangenheit des arabischen Altertums. Es können nur die wichtigsten Punkte hier kurz aufgezählt werden, die er besucht und an denen er Inschriften ge= funden hat. Die Richtung, der er folgte, ist zunächst die östliche. Er fand Inschriften und denkwürdige Reste prachtvoller Tempelbauten in Medinet Haram, El Hazm, dem Hauptort von Beled Hamdan, vor allem aber in Ma'in, der alten Hauptstadt des Minäerreiches. Von dieser entwirft Halevy folgende Schilderung:

Der befestigte Teil der Stadt Ma‘in liegt auf einem Hügel von etwa 280 m Länge und 240 m Breite. Von den Umfassungsmauern, die an den Zugängen des Abhanges standen, stehen nur noch einzelne Teile an der Nordseite, dagegen sind die einander gegenüberliegenden Tore an der Ost- und West= seite sehr gut erhalten, ebenso die benachbarten Türme, die eine beträchtliche Höhe haben und einen grandiosen Anblick gewähren. Diese Bauten bestehen aber aus mächtigen, behauenen Steinen, ohne Bindemittel so genau aufeinander gefügt, daß man glaubt, einen einzigen Block vor sich zu haben. Die meisten von ihnen tragen Inschriften von oft verschwenderischer Ausdehnung. Im Innern sind fast alle alten Baudenkmäler verfallen, infolge des Vandalismus der Araber, die wiederbolt versucht haben, sich inmitten der Ruinen fest= zuseßen. Einige Jahre haben genügt, um die aus gebrannten Backsteinen hergestellten Hütten wieder in Schutt zerfallen zu lassen, und sogar die aus Steinen von alten Bauwerken errichtete Moschee ist gänzlich zerfallen, während unweit davon ein kleiner Tempel aus der himijarischen Zeit, der mehrere Säulen in sich schließt, beinahe intakt ist, und durch die Symetrie seiner Maße einen eigenartigen Kontrast bildet zu dem jämmerlichen Kultusbau des Jslam.

Wie in Medinat Haram und Marib, so fanden sich auch in der Nähe von Ma‘in in El Michyar lange Säulenreihen, die offenbar zu Tempeln gehört hatten.

In der Nähe fand Halevy auch die Spuren alter Bewässerungsanlagen.

Nachdem Halevy die ganze Gegend des mittleren Djof eingehend durchforscht hatte, wandte er sich auf der östlichen Route nach Nedjran, in der Absicht, durch den oberen Djof nach Beled Hamdan zurückzukehren. Er überschritt den Djebel Laoud, den Djebel Kadm, und kam in die Daje von Khab, die dicht bevölkert und troß des Mangels an laufendem Wasser sorgfältig bebaut ist. Von hier aus sind es noch vier Tagereisen bis nach Nedjran. Nach einem überaus mühseligen, entbehrungsreichen Marsche kam Halevy

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