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Halevy.

AO. VIII, 4 am 3. Juni in Makhlaf an, dem Mittelpunkt einer überaus fruchtbaren und dicht besiedelten Datteloaje. Er fand in der Gegend die Ruinen der alten Nagara Metropolis, von den Arabern Medinet el Khudud genannt, die Residenz des jüdisch-himjarischen Königs Dhu-Nuwas.

Den Rückweg nahm Halevy auf der westlichen Route nach dem oberen Djof. Hier waren nur noch schwache Spuren der vorislamischen Zeit wahrzunehmen. Die Verwüstung der alten Bauwerke war hier viel gründlicher vor sich gegangen als etwa in Beled Hamdan. Nur in der Gegend des Djebel Silyam fanden sich zahlreichere Inschriften. Wieder in El Ghayl angekommen hörte Halevy von einer alten „jüdischen“ Stadt Beraqisch in begeisterten Worten erzählen und fand dort die neben Ma'in bedeutsamste Stadt des alten Minäerreiches, das in den Inschriften unendlich oft erwähnte Jathil. Die Umfassungsmauern waren, soweit sie noch standen, bedeckt mit künstlerisch eingegrabenen Inschriften. Das Innere war auch hier schlecht erhalten und der Schutt neuer Hüttenbauten bedeckte die Reste der vorislamischen Herrlichkeit. Die zahl= reichen Säulenreste erwecken die Vorstellung einer großen religiösen Vergangenheit dieses Plages.

Von Beled Hamdan aus nahm dann Halevy den Weg nach Marib in südlicher Richtung. Von den Stationen dieses Weges verdient besondere Hervorhebung Kharibet es-Seud, etwa halbwegs zwischen Beled Hamdan und Marib gelegen, mit alten Ruinen und Säulen, die wertvolle Inschriften trugen. Troß der durch die Feindseligkeit der Abidah - Beduinen geschaffenen Unsicherheit der Lage wollte Halevy den Besuch der alten Sabäerstadt Marib_nicht aufgeben. Von El Fathia aus, wo er überaus gastliche Aufnahme gefunden, gelangte er unter mancherlei Fährlichkeiten und schließlich von allen Begleitern verlassen, in El Hizma an, wo er einige Inschriften fopierte. Er war nun nur noch 3 Stunden Wegs von Marib entfernt. Da er aber den hinterlistigen Charakter der dortigen Be= wohner aus Arnauds Beschreibungen zur Genüge fannte, zog er es vor, zunächst die Stadt noch nicht zu betreten, sondern erst die Umgegend nach Inschriften zu durchforschen, ohne aber besonderen Erfolg zu haben. Dann betrat er durch das Westtor die Stadt, um den Anschein zu erwecken, als ob er von San'a käme und nicht aus dem Gebiete der Abidah-Beduinen, mit denen die Stadt gerade damals in erbitterter Fehde lag. Leider machte es ihm der Geschäftsneid eines indischen Händlers, der den Engländern in Aden Alter

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Halevy.

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tümer verkaufte und ein Interesse daran hatte, Europäer von Marib fernzuhalten, einen erfolgreichen Aufenthalt unmöglich. Auf Veranlassung des Händlers wurde Halevy auf Schritt und Tritt überwacht und am Abschreiben der Inschriften gehindert.

Auf dem Wege nach San'a besuchte er das von Arnaud so genannte Kharibe und fand daselbst die Stätte der ältesten Hauptstadt des Sabäerreiches, Sirwach. Die alten Bauwerke fand Halevy meist in sehr ruinösem Zustande, aber auch hier waren Tempelanlagen und Säulenreihen verhältnismäßig gut erhalten. Auf den Säulen fand er die umfangreichsten Inschriften, die er jemals im Yemen gesehen hatte". Leider machte es ihm die drohende Haltung der Bewohner unmöglich, viele von ihnen abzuschreiben. Erst Glaser war es vorbehalten, sie in genauen Kopien für die Wissenschaft zu retten. Hier war zugleich die lezte Stätte, wo es Halevy gelang, Inschriften zu kopieren.

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686 Inschriftenkopien hat Halevy von dieser denkwürdigen Reise mitgebracht. Wenn darunter auch etwa 200 Nummern sind, die kaum ein einziges, oder nur wenige sichere Worte enthalten, wenn auch die Zuverlässigkeit vieler unter den größeren Texten in Anbetracht der ungemein schwierigen Situationen, in denen Halevy arbeiten mußte, zu wünschen übrig läßt, so ist doch das von Halevy erschlossene Material ein ganz außerordentlich reiches und wertvolles. Er war der erste Europäer, dem es gelungen ist, in den Djof und bis nach Nedjran vorzudringen, er hat zum ersten Mal die an inschriftlichen Überresten reichsten Stätten Medinet Haram, Marin, Kamna, El Beyda, Es-Souda, Beraqisch besucht und nach ihm hat nie eines Europäers Fuß sie wieder betreten. Halevy hat überhaupt zum ersten Mal Inschriften des minäischen Reiches zugänglich gemacht und dadurch das Fundament zu einer völlig neuen Auffassung der ältesten Geschichte Arabiens gelegt. Wenn auch durch Glasers Erfolge vieles von Halevy gewonnene erst wirklich fruchtbar gemacht worden ist, dadurch, daß Glaser von vielen Inschriften Halevys sich wissenschaftlich so viel zuverlässigere Abklatsche zu verschaffen gewußt hat, so bleibt doch Halevy das Verdienst, der Wissenschaft ein bis dahin völlig dunkles Gebiet erschlossen zu haben. Und wenn auch alle Kopien der minäischen Terte Halevys einmal durch zuverlässigere Abklatsche antiquiert sein sollten, so wird die unmittelbare Kenntnis der Fundstätten, die Aufschlüsse über ihre Lage, über die Beschaffenheit der alten Bauwerke u. a. m., was uns Halevys Reiseberichte vermittelt haben, solange einen schlecht=

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v. Maltzan. Millinger. Manzoni.

AO. VIII, 4 hin einzigartigen Ruhmestitel des kühnen Forschers bilden, als nicht andere Reisende als Augenzeugen uns gleiche oder genauere Kunde von diesen Stätten bringen und darauf dürfen wir bei der Lage der Dinge wohl noch sehr lange warten. Um so tragischer mutet es an, daß dieser Forscher so wenig Veranlassung finden sollte, sich seiner großen Erfolge zu freuen, wenn er „in schroffer Weise daran gehindert worden ist, sich mit den Inschriften, die er mit Lebensgefahr im Jemen gesammelt hat, zu beschäftigen.“ Die Originalkopien Halevys sind heute noch nicht veröffentlicht. Die im Journal Asiatique VI/19 vom Jahre 1872 veröffentlichten Typendrucke erwecken durch die Kritiklosigkeit, mit der sie herausgegeben worden sind, den Verdacht, daß sie das Imprimatur des Entdeckers nicht erhalten haben und können also nur eine sehr ungewisse Vorstellung von dem vermitteln, was Halevy wirklich kopiert hat. Hoffentlich ist aber die Zeit nicht mehr ferne, wo das gesamte in Arabien ge= wonnene Material Halevys, seine Originalkopien und aber auch der Rest seiner Tagebücher von diesen ist bis jezt nur die Reise von Hodeida nach San'a und von da nach Nedjran veröffentlicht der Wissenschaft in authentischer Form zugänglich gemacht werden.

Über die Nachfolger Halevys auf den gefahrvollen Wegen ins Innere Südarabiens können wir uns kurz fassen, da diese Skizze nur bis zum Auftreten des erfolgreichsten unter allen, Eduard Glasers, führen soll. Einer der gründlichsten Arabienreisenden war zweifellos Heinrich Freiherr von Maltzan (1870-1871), dessen Hauptverdienst aber namentlich in den von ihm eingezogenen Erfundigungen besteht, durch die er die Küstenländer vom eigentlichen Jemen bis Hadramaut, Dathina, Jafi'a, Baihan usw. der Kenntnis des Abendlandes erschloß.

Im Jahre 1873 reiste Charles Millinger von Hodeida nach San'a. Der Enkel des italienischen Romanziers Manzoni, Renzo Manzoni, unternahm dann 1877-1880 drei Erkursionen in den türkischen Yemen. Sein Reisewerk beschreibt die Gegend die von den Verbindungslinien der Städte Aden-San'a-Hodeida umschlossen ist und ist das erste, das die geschilderten Gegenden dem Leser auch im Bilde vorführt. Weder Millinger noch Manzoni waren so glücklich, Inschriften zu entdecken. Dem letteren aber danken wir u. a. wichtige Materialien zur Kenntnis des südarabischen Dialektes von Mahra.

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Schapira. Langer.

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Im Jahre 1879 hat Schapira, ein jüdischer Antiquar von Jerusalem, Südarabien bereist. Sein Weg führte ihn von Aden nach San'a, Amran, Kaukaban bis Tawila und zurück über San'a und Menakha nach Hodeida.

Der erste Reisende seit Halevy, dem die Entdeckung neuer Inschriften gelang, war der Österreicher Siegfried Langer. Am 21. Februar 1882 brach er von Hodeida über Beit el-Fakih, Dhuran und Dhaff (dem Hoddafa Niebuhrs), nach San'a auf, wo er am 26. März ankam. Auf dieser Reise hat er 9 Inschriften gefunden, die größte (Nr. 1) in der Nähe von Dhuran, 5 in Dhaff, 3 in den in der Nähe von Dhaff liegenden Ortschaften Jekar, El Wasta und Ma'ber; 6 andere fand er in San'a und Aden, doch ist ihre ursprüngliche Herkunft unbekannt. Seine Absicht, von San'a aus ins Innere vorzudringen - er wollte zunächst nach Raida und Sa'da konnte Langer nicht ausführen, da der Gouverneur von San'a, der für seine Sicherheit fürchtete, ihn daran hinderte und ihn nach Hodeida zurückbringen ließ. Von Hodeida aus fuhr Langer nun nach Aden in der Hoffnung, von dort aus ins Innere, ins Jafi'a-Land und von da aus nach Hadramaut, vordringen zu können. Troß eindringlicher Warnungen von Seite des englischen Residenten in Aden reiste er Ende Mai ab. Schon am 19. Juni traf in Aden die Nachricht ein, daß Langer etwa 90 km nördlich von Aden am Wadi Bana von räuberischen Beduinen ermordet worden sei.

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Der weitere Verlauf der Erforschung Südarabiens liegt außer= halb der Grenzen unserer heutigen Aufgabe. Das Jahr 1882 be= deutet einen so einschneidenden Wendepunkt in der an Überraschungen und Enttäuschungen gleich reichen Geschichte der Forschungsreisen in Arabien, daß man von hier ab eine völlig neue Epoche datieren kann, ebenso und vielleicht noch mit größerem Rechte wie von dem Auftreten Arnauds. Von nun an tritt die Persönlichkeit Eduard Glasers in den Vordergrund, alle überragend, die vorher und nach= her den gleichen Zielen zugestrebt haben. Wie Halevy die überragende Stellung in der ganzen Epoche von Niebuhr bis Langer behauptet hat, so haben die Erfolge Glasers die aller seiner Vor'gänger und Nachfolger von Niebuhr bis auf Landberg-Müller in Schatten gestellt. Mit Glaser tritt auch etwas völlig neues hinsichtlich der Technik der Inschriftengewinnung in Erscheinung, die ausgiebige Verwendung von Papier und Bürste zur Anfertigung

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Schlußwort.

AO. VIII, 4 von Abklatschen, sodann aber die Zuhilfenahme von Eingeborenen, die in der Kunst des Abklatschens wohl unterwiesen auch in solche Gegenden vordringen konnten, die ein Europäer nicht zu betreten wagen darf.

Die Forschungsreisen Eduard Glasers umspannen den Zeitraum von 1882-1894. Sie sind seither die einzigen von epigraphischen Erfolgen gekrönten geblieben bis auf den heutigen Tag, denn von den Inschriftenfunden der mit so großem Geräusch in Szene gesezten und unter überaus unerquicklichen Begleiterscheinungen gescheiterten Expedition der Wiener Akademie ist noch nichts authentisches bekannt geworden, trozdem 10 Jahre seit ihrer Rückkehr verflossen sind, so daß sie vorläufig am besten ganz aus der Darstellung ausgeschlossen bleibt. Eine andere Reise, die zwar durch die Entdeckung von Inschriften des minäischen Dialektes von größter Bedeutung auch für die südarabische Altertumskunde geworden ist, kann hier gleichfalls nur gestreift werden, da sie sich auf die nordwestlichen Gebiete der arabischen Halbinsel beschränkte, die Reise Eutings von 1883-1884, deren wichtigstes Ergebnis die Entdeckung der minäischen Inschriften von El Öla bildete.

Die Aussichten, die sich heute für die Zukunft der Erschließung Südarabiens und der Förderung der südarabischen Epigraphik eröffnen, sind nicht geeignet, hoffnungsvoll zu stimmen. Es fehlen die kühnen Forscher, die jeder Gefahr zum Troy alle Entbehrungen auf sich nehmen, um der Wissenschaft in diesem geheimnisvollen Lande immer mehr Boden abzugewinnen. So lange man kaum ahnen fonnte, was dort zu holen war, hat es an solchen Pionieren nicht gefehlt. Heute, wo wir genau wissen, daß sich die Erforschung Arabiens sicher ebenso lohnt, wie die Babyloniens und Ägyptens, heute will es scheinen, als ob alle Unternehmungsluft sich gerade diesem Gebiete versage.

Freilich es sind auch die Verhältnisse im Innern Arabiens wesentlich andere geworden. Die Schwierigkeiten, die im Innern zu bewältigen sind, das Mißtrauen der Eingeborenen, die Feindseligkeit der einzelnen Stämme unter einander, haben sich mit den Jahren nur vermehrt, nicht verringert, die Unsicherheit im Innern ist so groß, daß es heute kaum denkbar ist, zu Forscherzwecken im Süden Arabiens zu reisen, wenn man nicht das volle Vertrauen schon besigt und in seiner Vergangenheit eine Legitimation für die Lauterkeit seiner Absichten mit sich bringt, und das ist heute wohl

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