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DA. VIII, 4

Schlußwort.

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nur bei einem einzigen, bei Eduard Glaser, der Fall. In der Erkenntnis dieser Verhältnisse würde denn auch die türkische Regierung jedem Versuch, ins Innere vorzudringen, die größten Schwierigfeiten bereiten, ja ihn direkt unmöglich machen.

Doch ist die Bedeutung des südarabischen Altertums für die Erkenntnis der ganzen vorderasiatischen Kulturwelt viel zu deutlich offenbar geworden, als daß sich maßgebende Kreise gegen die Notwendigkeit, neue Texte zu den bisher bekannten zu gewinnen, verschließen könnten. Am leichtesten und erfolgreichsten könnte dieser Notwendigkeit freilich dadurch Rechnung getragen werden, daß die von Glaser bereits geborgenen Schäße der Wissenschaft zugänglich gemacht werden. Da das aber aus Gründen, die hier nicht weiter besprochen werden können, noch immer nicht geschehen ist, hat man sich auf eine andere, freilich sehr bedenkliche Art geholfen.

Was gegenwärtig an neuen Inschriften aus Südarabien kommt, wird durch dort bestellte Agenten erworben. Die Kaufleute in Aden und San'a wissen wohl, daß die alten Steine für sie eine ganz außerordentlich ergiebige Einnahmequelle sind. Und unsere gelehrten Institute, soweit sie überhaupt für Südarabien Interesse haben, die Akademien zu Paris und Wien, lassen es ihnen an reichlichem Verdienst nicht fehlen. Die Agenten schicken nun ihre Leute, meist eingeborene Araber, und zwar vielfach solche, die von Glaser seiner Zeit eingelernt und unterwiesen worden waren, in's Innere zur Anfertigung von Abklatschen, die dann natürlich nach der Stückzahl honoriert werden. Da dem Agenten jede Sachkunde fehlt, ist dem Erwerbssinn der Beauftragten freier Spielraum gelassen, durch ge= eignete Maßnahmen den kargen Lohn zu vervielfältigen. Daß diese Methode, sich inschriftliches Material zu beschaffen, aber auch den schwersten wissenschaftlichen Bedenken unterliegen muß, ist ganz selbstverständlich. Die wichtigste Frage bei jeder Inschrift, die nach ihrer Provenienz, ist bei ihr schlechterdings ausgeschaltet. Denn niemand wird doch die oft aus zweiter und dritter Hand stammenden Angaben des Agenten für wissenschaftliches Material halten wollen.

Durch nichts aber kann der Erfolg dieses Verfahrens besser illustriert werden, als durch die bewegliche Klage Hartwig Derenbourg's, des Herausgebers des südarabischen Teiles des Corpus inscriptionem Semiticarum der Pariser Akademie, im Eingang zu seiner Abhandlung „Nouveaux textes yéménites inédits"1. Etwa 500 Ab

1) Revue d'Assyriologie et d' Archéologie Orientale vol. V no 4 (1902).

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Schlußwort.

AO. VIII, 4 klatsche waren der Akademie zugesandt worden, ca. 200 davon schieden aus als „textes rupestres, dont les charactéres himyaritiques grossiers recouvrent un idéome dont la clef nous échappe". Die übrigen 300 Nummern entpuppten sich sämtlich als Abklatsche von nur 5 Steinen! Und von diesen 5 Steinen sind nur 2 größeren Umfangs, 20 und 8 kürzere Zeilen enthaltend, die 3 übrigen haben nur 2, 3 und 4 Zeilen! Man kann dem Bearbeiter des Corpus nachfühlen: „Nach der Freude, mit der ich dieses scheinbar so ansehn= liche Studienmaterial begrüßt hatte, welche Enttäuschung"! Und dabei sind natürlich sämtliche Abklatsche Blatt für Blatt mit schwerem Gelde bezahlt worden.

Solche Überraschungen werden wohl noch öfter vorgekommen sein, auch ohne daß die breitere Öffentlichkeit davon erfahren hat, sie sind auch ganz unausbleiblich, so lange man an diesem System der Inschriftenbeschaffung festhält, so lange nicht wenigstens ein Sachfundiger an Ort und Stelle die Kontrolle der einlaufenden Abflatsche vornimmt. Denn der Händler und seine Agenten haben wohl an ihrem Vorteil, nicht aber an der Wissenschaft ein Interesse.

Früher sind die Männer der Wissenschaft selber hinausgezogen und haben ihr Leben für die Wissenschaft in die Schanze geschlagen. So sind Erfolge erzielt worden, die angesichts der unermeßlichen Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, garnicht hoch genug eingeschäzt werden können. Dieser kühnen Forscher Verdienst ist es, wenn heute alle Anschauung vom ältesten Arabien und seiner Geschichte eine völlig andere geworden ist, wenn durch diese neuen Erkenntnisse auch die ganze übrige Wissenschaft vom alten Orient tiefgehend beeinflußt und befruchtet worden ist.

Und doch ist alles was wir bis heute von den alten Denkmälern der jüdarabischen Kulturstaaten haben, nur ein verschwindend kleiner Bruchteil dessen, was noch an Ort und Stelle vorhanden ist. Möchte die Zeit nicht mehr allzu fern sein, wo günstigere Verhält= nisse eine wirksamere Erschließung des Landes ermöglichen.

Karten und Abbildungen.

Übersichtsskizze von Südwest-Arabien .

Kartenskizze von Süd-Arabien mit den Reisewegen von Wellstedt und Wrede.
Nach Malzan, Reisen in Arabien. 2. Band. (1873)
Kartenskizze zu Halevys Reise von San'a nach Nedjran. Nach dem Bulletin
de la Société de Géographie VI, 6 (1873)

Ansicht von San'a

Ansicht von Jerim

Ansicht von Ta'izz .

Ansicht von Menakha .

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Biteratur.

Die Reiseliteratur von Barthema bis auf Arnaud ist exzerpiert und
verwertet von Ritter im 12. Bande seiner „Erdkunde“. Neuere zusammen-
faffende Darstellungen mit genauen Literaturnachweisen bieten Friß Hommel
in Hilprechts Explorations in Bible Lands S. 693 ff.; Hogarth, The Pene-
tration of Arabia (London 1905) und D. Nielsen, Studier over Oldara-
biske Indskrifter (Kopenhagen 1906). Am instruktivsten und auch am inte-
ressantesten bleibt immer die Lektüre der Originalberichte der einzelnen Reisenden.
Von diesen seien hier besonders erwähnt:

Carsten Niebuhr, Reisebeschreibung nach Arabien, 3 Bde. (1774, 1778
und 1837); Wellsteds Reisen in Arabien (1842); Malyan, Wredes Reise in
Hadramaut (1870); Arnauds Berichte im Journal Asiatique IV/5, 211 ff.;
Halevys „Rapport", ebenda VI/19, 1 ff. und seine Tagebücher im Bulletin
de la Société de Géographie, 6. Ser., 6. Tome (1873) und 13. Tome (1877).
Malzan, Reise nach Südarabien (1873); Manzoni, El Yemen (1884);
Langers Berichte, ursprünglich zumeist im „Ausland" 1882, dann in Aus-
wahl neu herausgegeben von D. H. Müller, Siegfried Langers Reiseberichte
aus Syrien und Arabien (1883).

Der vorliegenden Darstellung liegen für die älteste Periode die Exzerpte
Ritters, für die späteren Reisen die Originalberichte zu Grunde. Eine Kritik
der Angaben der einzelnen Reisenden zu geben war nicht beabsichtigt; eine
solche ist heute und so lange auch kaum in größerem Umfange möglich, als
uns Glasers Aufzeichnungen unzuzüglich sind, der einen großen Teil der von
seinen Vorgängern bereisten Gebiete selbst durchforscht und über andere genaue
Erkundigungen eingezogen hat.

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Berichtigungen: Auf Abb. 1 lies Kaukaban statt Kankabar; Auf Abb. 5, Mitte, lies Choraibe statt Chorsabe.

Wegen mancherlei Inkonsequenzen in der Schreibung der Ortsnamen muß ich um freundliche Nachsicht bitten.

Druck von Hartmann & Wolf in Leipzig.

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