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AO. VI, 3

Expedition nach Nagitu.

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Assurnadinschum wurde gefangen genommen und nach Elam weg geführt. Schuzub der Babylonier, von der Chronik nach seinem Königsnamen Nergaluschezib genannt, wurde von dem Elamiterkönig auf den babylonischen Thron gesetzt. Wie die Chronik andeutet, war Challuschu nach der Einsehung des Nergaluschezib in Assyrien eingefallen. Nun rückte Senacherib eilends vom Süden heran, ließ eine bedeutende Abteilung seines Heeres zurück, die Babylonien wieder erobern sollte, und wandte sich seinerseits gegen Challuschu, den er alsbald schlug und aus dem Lande jagte. Unterdessen hatte der neue babylonische König sich angeschickt, den noch in assyrischen Händen befindlichen Teil seines Reiches sich zu erobern und es gelang ihm auch bald, am 1. Tammuz, sich Nippurs zu bemächtigen. Das assyrische Heer zog zunächst, am 1. Tischrit, in Erech ein, das sich für Nergaluschezib erklärt hatte; alle Götter von Erech und seine Einwohner wurden fortgeschleppt. Am 7. Tischrit kam es im Gebiet von Nippur zur Schlacht zwischen den Assyrern und dem babylonischen König, der gefangen genommen und in eisernen Banden, in einen Käfig gesperrt, vor Senacherib gebracht wurde. Nur 18 Monate lang war er König gewesen und hat ein unrühmliches Ende genommen; an dem großen Tor in Ninive band ihn Senacherib an wie ein Schwein". Auch der Elamiterkönig Challuschu fand bald darauf den Tod, am 26. Tischrit fiel er wie so mancher seiner Vor- und Nachfahren als Opfer einer Empörung. In Babylonien wurde Schuzub der Chaldäer, derselbe, mit dem Senacherib auf dem 4. Feldzug zu tun gehabt, als Muschezib-Marduk auf den Thron erhoben, in Elam gelangte Kudurnanchundu zur Regierung.

Groß war der Erfolg nicht, den das gewaltige Unternehmen für Senacherib hatte. Man kann nicht einmal sagen, daß es seiner politischen Einsicht besondere Ehre machte. Vor allem fehlt jeder große Gesichtspunkt, es war nicht anders aufzufassen als ein Rachezug, der kein anderes Ziel hatte, als einen persönlich gehaßten Feind zu vernichten, ohne Rücksicht darauf, ob die ungeheuren Opfer an Soldaten und Kriegsmaterial in irgend welchem Verhältnis zu einem praktischen Erfolg für das Reichsganze führten. Ein solcher ist denn auch völlig versagt geblieben.

In diesem Krieg ist der Hauptfeind Assyriens, Elam, zum ersten Male selbständig gegen Senacherib aufgetreten. Vorher waren es nur elamitische Hilfstruppen gewesen, die den Merodachbaladan in seinen Kämpfen um den Besiz Babyloniens unterstützt hatten. Der Einfall des elamitischen Königs Chaluschu in

Der alte Crient. VI, 8.

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Feldzug gegen Elam.

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Assyrien aber war das Vorspiel zu einer Reihe von gewaltigen Kämpfen der beiden mächtigsten Rivalen um die Vorherrschaft in Vorderasien. Noch im Jahre 693 fiel Senacherib in Elam ein, um für den Einfall der Elamiten in Assyrien Rache zu nehmen. Die unsicheren Verhältnisse in Elam, wo ein Aufstand den anderen ablöste, begünstigten den Assyrerkönig, dem zahlreiche Grenzstädte fast ohne Schwertstreich in die Hand fielen, von Rasa bis BitBurnaki eroberte er das Land, überall sengend und brennend in wilder Zerstörungslust, „den Rauch von ihrer Einäscherung ließ ich wie eine schwangere Sturmwolke den weiten Himmel bedecken". Mit besonderer Genugtuung erzählt er, daß er die Städte BitChairi und Rasa, die vormals assyrisch, unter Sargon an Elam verloren gegangen waren, wieder genommen und von neuem zu Assyrien geschlagen habe. Kudurnanchundu, der elamitische König, machte gar keinen Versuch, sich dem Assyrer entgegen zu stellen, ließ seine Residenz Madakte im Stich und entfloh ins Ge= birge, nach Chaidala. Nun wandte sich Senacherib gegen Madakte, aber die Ungunst der Witterung zwang ihn zu plöhlicher Umkehr. Im Jahre 692 trat heftige Kälte ein und schwere Wolkenbrüche hinderten ihn an weiterem Vordringen und so kehrte er eilends nach Ninive zurück. Kudurnanchundu lebte darnach nur noch 3 Monate, auch er fiel im Aufstand nach nur zehnmonatlicher Regierung. Ihm folgte sein jüngerer Bruder Ummanmenanu in der Regierung.

Senacherib nennt den neuen elamitischen König einen Mann ,,ohne Einsicht und Klugheit"; aber so schlimm scheint es doch mit seiner Intelligenz und Energie nicht gestanden zu haben, denn er hat die Gunst des Augenblicks, die ein erfolgreiches Losschlagen gegen Assyrien zu verbürgen schien, wohl wahrgenommen. Im Sinne Senacheribs wäre es freilich klug und einsichtsvoll gewesen, wenn er die Verwüstung seines Landes durch den Assyrer als göttliches Strafgericht bußfertig hingenommen hätte, aber es ist ganz anders gekommen.

In Babylonien saß noch der Chaldäer Muschezib-Marduk auf dem Thron, derselbe Schuzub, der schon 699 auf dem 4. Zug Senacheribs vor den assyrischen Waffen hatte flüchten müssen und in Elam, dem Asyl aller von Assyrien Verfolgten, Unterschlupf gefunden hatte. Als König von Babylonien dachte er nun an dem Assyrer Rache zu nehmen und rief den König von Elam ins Land: „Sammle Dein Heer, biete auf Dein Feldlager, nach Babel eile und stelle Dich auf unsere

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Schlacht bei Chalule.

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Seite, unsere Hilfe bist Du fürwahr!" Und diese Bitte unterstüßte er durch ansehnliche Geschenke, zu denen die Tempel Babels ihm ihre Schäße leihen mußten. Ummanmenanu dachte nun keineswegs daran, daß Senacherib erst kurz vorher seine Städte erobert und zu Ruinen gemacht hatte", - meint der Assyrerkönig, vielleicht hat er erst recht daran gedacht, als er das „Bestechungsgeschenk" des Babyloniers annahm und seine Heeresmacht aufbot. Und mit Elam folgten noch andere dem Ruf des babylonischen Königs, darunter Parsuasch (Persien), Anzan (Susiana), Ellipi, das aus dem 5. Feldzug bekannte elamitisch- medische Grenzland, die Städte des persischen Golfes unter dem Sohn des Merodachbaladan und alle chaldäischen und aramäischen Stämme Babyloniens zogen nach Akkad und stellten sich dem Muschezib-Marduk zur Verfügung. Bei Chalule am Tigris, unweit von Babel, kam es zur Schlacht.

Senacherib erzählt Taylorcyl. V. 50 ff.:

Ich aber flehte Assur, Sin, Samas, Bel, Nebo, Nergal, Istar von Ninive, Istar von Arbela, die Götter, meine Helfer, um die Besiegung des mächtigen Feindes an und eilends erhörten sie meine Gebete, kamen mir zu Hilfe. Wie ein Löwe ergrimmte ich und zog an meinen Panzer, mit dem Helm, dem Zeichen des Kampfes, bedeckte ich mein Haupt, den mächtigen Schlachtenwagen, der zermalmt den Widersacher, bestieg ich im Grimm.meines Herzens eiligst; den gewaltigen Bogen, den Afsur mir verliehen hatte, nahm ich zur Hand. Den Wurfspeer, den Lebensvernichter, ergriff meine Hand gegen die Gesamtheit der feindlichen, aufrührerischen Truppen. Dumpf, wie der Sturmwind, schrie ich, wie Ramman1 brüllte ich, auf Befehl Assurs, des großen Herrschers, meines Herrn, bin ich von der Seite und von vorn wie der Anprall des wütenden Südsturms auf den Feind losgebrochen. Mit der Waffe Assurs, meines Herrn, und mit dem Anprall meiner furchtbaren Schlacht hemmte ich ihren Vormarsch, ihre Umzingelung bewerkstelligte ich, mit Pfeil und Wurfspieß die feindlichen Heere, alle ihre Leichname durchbohrte ich wie Den Chumbanundascha, den Heerführer des Königs von Elam, einen einsichtigen Mann, der seine Truppen befehligte, seinen starken Beistand, wie auch seine Machthaber, die einen goldenen Gürteldolch tragen und deren Hände mit Ringen aus rotem Gold geschmückt sind, wie fette Stiere, denen Fußfesseln angelegt sind, so erschlug ich sie mit dem Beil und vernichtete sie, ihre Hälse durchschnitt ich, wie beim Wild, ihr kostbares Leben schnitt ich ab gleich einem Faden, . . und ihre Eingeweide ließ ich auf die weite Erde fließen. Die feurigen Rosse, das Gespann meines Wagens, versanken in ihrem dicken Blut, wie in einem Strom, meinem Streitwagen, der niederstampft Böse und Gute, klebte Blut und Kot an den Rädern. Die Leichname ihrer Helden, wie grünes Kraut bedeckten sie das Feld, männliche Schamteile hatte ich abgeschnitten und ihre Zeugungskraft vernichtete ich wie Körner von Sivangurken. Ihre Hände schnitt ich ab, Ringe

1) d. i. der Wettergott.

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Schlacht bei Chalule.

AO. VI, 3 aus Gold und glänzendem Silber, die an ihren Händen waren, nahm ich zu mir, mit scharfen Schwertern zerschnitt ich ihre Leibriemen, die Gürteldolche aus Gold und Silber nahm ich aus ihnen heraus. Seine übrigen Feldherrn, samt Nabuschumischkun, dem Sohn des Merodachbaladan, die den Kampf mit mir fürchteten, duckten sich, ich ergriff sie lebendig mitten im Kampf mit eigener Hand. Die Streitwagen samt ihren Rossen, deren Lenker im Getümmel der gewaltigen Schlacht getötet waren, sodaß sie allein umhertrieben, da und dorthin fuhren, brachte ich zusammen, auf 2 Doppelstunden weithin befahl ich ihre (der Feinde) Tötung. Ihn selbst, den Ummanmenanu, den König von Elam samt dem König von Babel, den Fürsten des Landes Kaldu, die sich auf seine Seite gestellt hatten, das Entseßen vor meiner Schlacht hatte ihren Leib wie niedergeworfen. Ihre Zelte ließen sie im Stich und um ihr Leben zu retten zerstampften sie ihre Soldaten massenhaft, sie stürzten davon, wie einer verfolgten jungen Taube zerriß ihnen der Mut, mit ihrem Urin besudelten sie sich, in ihre Wagen ließen sie ihren Kot. Um sie zu verfolgen, sandte ich ihnen meine Wagen und Pferde nach, ihre Flüchtlinge, die zur Rettung ihres Lebens davon geeilt waren, wo immer sie ergriffen wurden, ließ ich mit der Waffe erschlagen.

So erzählt Senacherib den Verlauf der Schlacht bei Chalule. Die babylonische Quelle aber berichtet: „In einem nicht bekannten Jahre bot Menanu die Elamiter und Babylonier auf, lieferte bei Chalule ein Treffen gegen die Assyrer und warf die Assyrer nieder." Beide Quellen haben von ihrem Standpunkt aus bis zu einem gewissen Grade zweifellos recht. In Senacheribs Bericht ist von Bedeutung nicht nur, was er weitläufig erzählt, sondern auch das, was er verschweigt, und gerade die Lücken des Berichtes sprechen Bände. Er weiß nur von der Schlacht zu erzählen, was aber viel wichtiger wäre, der Erfolg dieses fürchterlichen Mordens, wird mit eisigem Schweigen übergangen. Senacherib war nach dem Sieg nicht in der Lage, auch nur einen Schritt vorwärts zu tun, den Sieg auch nur im geringsten auszunüßen, weder in Babylonien, noch in Elam. Nicht nur das feindliche, sondern auch das eigene Heer muß vollständig aufgerieben worden sein. So ist wohl auf der einen Seite die elamitisch-babylonische Koalition zersprengt worden, auf der andern Seite aber war auch Senacherib gezwungen, eiligst nach Assyrien zurückzukehren, da er zu schwach war, irgend etwas weiter zu unternehmen oder gar Babel selbst und seinen König zu züchtigen. 3 Jahre lang blieb Muschezib-Marduk noch in ungestörtem Besig Babels, wie auch Ummanmenanu die folgenden Jahre von Angriffen Senacheribs verschont blieb, aber auch seinerseits nicht mehr wagte, etwas gegen Assyrien zu unternehmen, bis er am Anfang des 4. Jahres seiner Regierung vom Schlag gerührt wurde und noch vor Ablauf dieses Jahres starb.

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Zweiter Zug nach dem Westen.

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Von der Schlacht bei Chalule an fließen die Quellen über die Ereignisse auf dem Schauplah der babylonisch-assyrischen Geschichte außerordentlich dürftig, bis vor kurzem war überhaupt nur noch ein einziges aus dieser immerhin mehr als zehnjährigen Periode durch unmittelbare Berichte Senacheribs bezeugt, das wichtigste freilich seiner ganzen Regierungszeit, die Eroberung und Zerstörung Babels, die am 1. Kislev 689 erfolgte. Anderweitige Quellen freilich haben auch früher schon die ohnehin naheliegende Vermutung, daß dieser ganze Zeitraum nicht ohne nennenswerte kriegerische Unternehmungen geblieben sein könne, zur Gewißheit erhoben. Ein glücklicher Zufall hat nun vor einigen Monaten dem vom Forscherglück so reich begünstigten französischen Assyriologen P. V. Scheil ein Fragment in die Hand gespielt, welches einen offiziellen Bericht des assyrischen Königs über ein zweites Unternehmen nach Westen wenigstens bruchstückweise uns vermittelt. Während man nun aber seither einstimmig das aus dem Bericht Assarhaddons bekannte Unternehmen gegen das Westland, gegen Arabien, das im lezten Ende gegen Ägypten sich richtete, mit dem aber auch eine erneute Demonstration gegen Jerusalem verbunden war, in die lezten Jahre Senacheribs, jedenfalls in die Zeit nach der Zerstörung Babels (689) verlegte, nötigt das von Scheil kopierte Fragment vielmehr dazu, diesen Zug in die Zeit zwischen der Schlacht von Chalule und der Zerstörung Babylons, also zwischen 691 und 689 einzureihen, da es, ohne der Eroberung Babels Erwähnung zu tun, den Bericht über den arabischen Zug unmittelbar an den von der Schlacht bei Chalule anknüpft '. Zunächst ist es erstaunlich und jedenfalls, wenn es sich bestä= tigt ein glänzendes Zeugnis für die Elastizität des Königs wie für die Unerschöpflichkeit seiner kriegerischen Machtmittel, daß Senacherib so bald schon nach seinem Pyrrhussieg bei Chalule in der Lage war ein so großes Unternehmen ins Werk zu sehen. Auf der anderen Seite aber ist es eine willkommene Aufklärung für die sonst schwer verständliche Tatsache, daß er so lange gewartet haben

1) Leider ist dieser neue Text, dessen Kenntnis ich der Liebenswürdigkeit Scheils danke, nur sehr fragmentarisch erhalten, und überdies, das Original ist gegenwärtig verschollen und wir sind lediglich auf eine in aller Eile gefertigte Transskription Scheils angewiesen, die von mir demnächst in meiner Neuausgabe der Inschriften Senacheribs mitgeteilt werden soll. Die auf den Arabienzug bezügliche Stelle hat Scheil bereits in Nr. 2 der Orient. Literaturzeitung 1904 mitgeteilt; den dort gemachten Angaben füge ich noch hinzu, daß der Inschrift eine sehr selbständige Reproduktion des im sog. Memorial-Tablet von Nonstantinopel 33. 26-55 a überlieferten Textes zu Grunde liegt.

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