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AD. VI, 3

Feldzug gegen Merodachbaladan.

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dessen Stammland Bit-Jakin am Gestade des persischen Golfes lag. Er war der energischste Vertreter der halbnomadischen Stämme, die im Bund mit den an den Ufern des Euphrat und Tigris zeltenden Aramäern den assyrischen Königen seit langem den Besiz Babyloniens streitig machten und jede Schwäche des assyrischen Königtums, jede Verwicklung im Innern benußten, sich babylonischer Städte oder gar Babels selbst zu bemächtigen. Ihr starker Rückhalt war Elam, der selbstsüchtige Freund" Babyloniens, der immer im Hintergrund stand, wenn es galt, den Assyrern in Babylonien Schwierigkeiten zu bereiten. Elam stellte dem Chaldäerfürsten seine Truppen zur Verfügung und ließ sich reichlich aus babylonischen Schäßen dafür bezahlen. So waren es auch diesmal elamitische Hilftstruppen, die Senacherib gegenüberstanden, als er in der Nähe von Babylon, bei Kisch, Merodachbaladan die entscheidende Schlacht lieferte. Das Glück war dem Assyrer günstig, er erfocht einen entscheidenden Sieg; Merodachbaladan mußte unter Zurücklassung all seiner Habe und seiner Familie fliehen, während Senacherib in Babylonien einzog und in dem Palast des Chaldäers reiche Beute gewann. Als er ihm dann in sein Land nachzog, gelang es ihm zwar nicht, Merodachbaladan selbst gefangen zu nehmen, dagegen vollzog er ein furchtbares Strafgericht an dem ganzen Land des Chaldäers, brandschazte ungezählte Städte und Ortschaften und führte eine Menge Vieh und an 200000 Menschen als Beute mit sich nach Assyrien. Auch die im Bunde mit Merodachbaladan stehenden Aramäerstämme züchtigte er mit großer Strenge. Das gleiche Schicksal widerfuhr all den Arabern, Chaldäern, Aramäern, die in babylonischen Städten sich ansässig gemacht hatten. Merodachbaladan hatte gehofft, sich einen starken Rückhalt in Babylonien zu schaffen, wenn er auf Kosten der Eingesessenen nomadische Bevölkerung in babylonischen Städten ansiedelte. Schon zu Sargons Zeit hatte er nach diesem Grundsay in zahlreichen Städten wie Ur, Uruk, Eridu, Larsa, Nippur, Babylon, Borsippa, lauter alten Kultstätten mit reichen Tempelschäßen, sich eine starke, ihm unbedingt ergebene Partei geschaffen. Mit diesen Eindringlingen räumte Senacherib gründlich auf und stellte die alten Besigverhältnisse wieder her. Diese Politik, die völlig den Traditionen Sargons folgt, sollte die Babylonier ihm gewinnen und er bewegt sich auf der gleichen Linie, wenn er nunmehr, anstatt wie früher, wenigstens dem Namen nach die Regierung in Babel selbst zu führen, einen babylonischen Prinzen, den am assyrischen Hof erzogenen Bel-ibni, als König von „Sumer und Akkad" bestellte..

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Feldzug gegen die Kaschschi 20.

AD. VI, 3

Dies war zweifellos eine Konzession an die nationalistische Partei in Babel, von dem Wunsche diktiert, dort geordnete Verhältnisse zu wissen, während er im Osten und Westen seines Reiches be= schäftigt war.

Der zweite Feldzug (702) führte ihn in die Bergländer des Zagros, gegen die Kaschschi und Jasubigaläer, zweifellos versprengten Resten des kassitischen Volkes, welche um die Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends sich Babyloniens bemächtigt hatten; auch Diodor weiß von diesen Barbarenvölkern, die noch lange als unruhige Nachbarn die Bewohner des Kulturlandes störten. Ihre festen Pläge, Bit-kilamzach, Bit-kubatti, Chardispi, wurden genommen. Anschaulich erzählt Senacherib von den Schwierigkeiten, mit denen er in dem bergigen Terrain zu kämpfen hatte: „In hoch= ragenden Gebirgen, auf schwierigem Terrain, ritt ich zu Pferde, meinen Wagen ließ ich mit Seilen hinaufziehen, steile Stellen erklomm ich zu Fuß, wie ein Wildochse". Er zog auch nach Ellipi, dem Grenzland gegen Medien, trennt einen Teil des Landes ab und unterstellt ihn mit der Hauptstadt Elenzas, die er zu „Senacherisburg" umnennt, dem Statthalter von Charchar, auch von den Königen des fernen Medien, „dessen Namen von den Königen, seinen Vorfahren keiner je gehört hatte", empfing er Tribut.

Unterdessen waren im Westen schwere Gewitter zusammengezogen. Die Unsicherheit der Verhältnisse in Babylonien hatte die westlichen Vasallenstaaten zum Abfall gereizt. Unter der Führung Hiskias, des Königs von Juda, hatten sich Eluläus von Sidon und Tyrus, Zedekia von Askalon verschworen, das assyrische Joch abzuschütteln, den Tribut zu verweigern. Padi, der König von Efron, weigerte sich, dieser Koalition sich anzuschließen, aber die Großen seines Landes sezten ihn gefangen und lieferten ihn an Hiskia aus, und auch die Bevölkerung wandte sich von ihm ab. Im Jahre 701 zog Senacherib mit gewaltigem Heer heran. Zuerst wandte er sich gegen Eluläus von Sidon und Tyrus; er war, wie es scheint, den Verbündeten völlig überraschend gekommen, denn nirgends waren sie imstande, ihm mit starker Macht entgegenzutreten. Eluläus war weit weg, auf das Meer hinaus", nach Cypern entflohen, seine festen Städte, vor allem Sidon, fielen dem Könige fast ohne Schwertstreich in die Hand.

Den Eluläus erklärte Senacherib des Thrones verlustig und sezte den Itobal an seiner Statt als König über das Land. Von Tyrus ist in Senacheribs Bericht keine Rede. Es scheint, daß er

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Feldzug nach Syrien.

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gar keinen Versuch gemacht hat, die feste Seestadt zu berennen, die ohne gleichzeitige Belagerung von der Seeseite aus gar nicht zu nehmen war. Überdies hatte er es eilig, um die Verbündeten einzeln schlagen zu können, ehe es ihnen gelang, ihre Streitkräfte zusammen zu ziehen. Die Züchtigung Sidons hatte zur Folge, daß zahlreiche Philisterfürsten ihre Unterwerfung anboten und mit reichem Tribut die Gnade des Großkönigs erkauften. Zedekia von Askalon suchte Widerstand zu leisten, aber Senacherib bezwang ihn bald und nahm furchtbare Rache: „die Götter seines Vaterhauses, ihn selbst, sein Weib, seine Söhne, seine Töchter, seine Brüder, den Samen seines Vaterhauses schleppte ich fort, nach Assyrien führte ich ihn weg“. Zedekia wurde abgesezt, ein früherer König von Askalon zum Herrscher bestellt, alle Städte Zedekias, die nicht eiligst ihre Unterwerfung anboten, wurden berannt, erobert und geplündert. Nun wandte er sich gegen Efron, deren Bewohner durch den Verrat an ihrem assyrerfreundlichen Könige Padi, besonders schwere Schuld auf sich geladen hatten. Sie mochten ahnen, daß ihr Los, wenn sie dem König in die Hände fielen, ein besonders schreckliches sein würde. „Sie fürchteten sich in ihrem Herzen." Sie versuchten verzweifelten Widerstand: die Könige von Mußri, die Soldaten, die Bogenschüßen, Wagen, Rosse des Königs von Meluchcha, ein Heer ohne Zahl boten sie auf". Vor Eltequeh kam es zur Schlacht, sie wurden geschlagen, die Obersten der Könige von Mußri und Meluchcha, und die Söhne des Königs von Mußri fielen lebend in die Hände des Siegers. Dieser zog nun vor die Stadt Ekron selbst. Die Großen der Stadt, die ihren König verraten hatten, wurden getötet, ihre Leichname an den Pfeilern der Ringmauern aufgesteckt, die Schuldigen unter den Einwohnern wurden als Sklaven mit fortgeschleppt. An den königstreuen Einwohnern der Stadt bewies Senacherib seine Gnade und und seine Gerechtigkeit, sie wurden alle geschont; bald darauf wurde auch der inzwischen von Hiskia ausgelieferte Padi, der frühere König, wieder in seine Rechte eingesezt, sein Vasallenverhältnis wird neu geregelt.

Nunmehr wendet sich Senacherib gegen das Haupt der Koalition, gegen Hiskia von Juda. Der assyrische Bericht hat wegen seines Verhältnisses zu den biblischen Nachrichten über das gleiche Ereignis so große Wichtigkeit, daß es geboten ist, ihn im Wortlaut nach der Darstellung des Taylorzylinders III, 11—41 mitzuteilen:

Und dem Hiskia, dem Judäer, der sich nicht unter mein Joch gebeugt hatte, belagerte ich 46 feste Städte, Burgen und kleinere Städte in ihrem Um

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Zug gegen Jerusalem.

AO. VI, 3 kreis ohne Zahl durch Niederlegen der Wälle (?), durch den Anprall der Sturmböcke (?); im Handgemenge, durch Sturmlauf, durch (unterirdische) Gräben (?), Brechwerkzeuge (?) und Äxte1 (?) und eroberte sie. 200 150 Menschen, Groß und Klein, Mann und Weib, Pferde, Maultiere, Esel, Kamele, Kinder und Kleinvieh ohne Zahl führte ich aus ihnen heraus und rechnete sie als Beute. Ihn selbst, wie einen Vogel im Käfig, sperrte ich ihn in Jerusalem, seiner Königsstadt, ein, Schanzen warf ich auf gegen ihn, und wer aus dem Haupttor der Stadt herauskam, dessen Schuld rächte ich (?). Ich trennte seine Städte, die ich geplündert hatte, von seinem Lande ab und übergab sie Mitinti, dem König von Asdod, Padi, dem König von Ekron und Sil-bel, dem König von Gaza und verkleinerte sein Land; zu dem früheren Tribut, der Leistung ihres Landes, fügte ich Abgabe und Geschenke für meine Majestät hinzu und legte sie ihnen auf. Ihn selbst, den Hiskia, überwältigte die Furcht vor dem Glanz meiner Majestät und die Araber und seine ergebenen Krieger, die er zur Verteidigung Jerusalems, seiner Königsstadt, hineingenommen hatte, verloren den Mut. Außer 30 Talenten Goldes, 300 Talenten Silbers ließ er Edelsteine, Schminke. . . große Utnusteine, Ruhebetten aus Elfenbein, Thronsessel aus Elfenbein, Elefantenhaut, Elfenbein, Usu- und Urkarinnuholz, Kostbarkeiten aller Art in Menge, dazu seine Töchter und Palastfrauen, Musikanten und Musikantinnen nach Ninive, der Stadt meiner Majestät, hinter mir her nachbringen. Zur Ablieferung des Tributes und zur Leistung der Huldigung schickte er seinen Gesandten."

Soweit der assyrische Bericht. Die Bibel erzählt 2. Kön. 18, 13-15 dieses Ereignis in aller Kürze:

18,Im vierzehnten Jahre des Königs Hiskia aber zog Sanherib, der König von Assyrien, wider alle festen Städte Judas heran und nahm sie ein [.............] 14 Da fandte Hiskia, der König von Juda, [Boten] an den König von Assyrien nach Lakisch und ließ [ihm] sagen: Ich habe mich vergangen, ziehe wieder ab von mir; was Du mir auferlegst, will ich tragen! Da legte der König von Assyrien Hiskia, dem Könige von Juda, 300 Talente Silber und 30 Talente Gold auf. 15 Und Hiskia gab alles Silber her, das sich im Tempel Jahwes und in den Schazkammern des königlichen Palastes befand.”

Das Verhalten Senacheribs Jerusalem gegenüber ist auffallend und steht so sehr in Widerspruch mit seinen sonstigen Gepflogenheiten in der Behandlung widerspenstiger Vasallen, daß zu seiner Erklärung nur ganz außerordentliche Verhältnisse in Betracht kommen

1) Die termini der Belagerungswerkzeuge sind in ihrer Bedeutung noch unsicher.

2) Wohl ironisch?

3) V. 16 ist späterer Einschub, ursprünglich Glosse, zwischen V. 13 u. 14 fehlt ein Hinweis auf die Demonstration gegen Jerusalem wie in V. 17; cap. 18, 17-19, dem V. 13 der Einleitung voraufging (= Jes. 36—37), ist eine midraschartige Erzählung der Ereignisse des 2. Zuges Senacheribs gegen Juda, s. S. 21 ff.

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Zug gegen Jerusalem.

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können. Wenn man bedenkt, daß Hiskia das geistige Haupt der Koalition war, deren einzelne Glieder so streng von Senacherib bestraft worden waren, so ist die gegen Jerusalem bewiesene Milde doppelt schwer zu begreifen. Die Unklarheit wird vergrößert durch die Verwirrung in der sich die biblischen Nachrichten über den Zug befinden. Zwei Überlieferungen, die zeitlich weit auseinander liegende Ereignisse behandeln, sind zusammengeworfen worden und dabei muß die auf 701 bezügliche Tradition im Interesse einer wenn auch noch so unzulänglichen Vereinheitlichung des überlieferten Stoffes verkürzt worden sein. In dem Bericht der Reichsannalen, dem 18, 13-15 entstammt, ist der folgenden Erzählung zu Liebe die auf die Einschließung Jerusalems bezügliche Stelle gestrichen worden, aus dem folgenden ist denn auch V. 17, ob wörtlich, oder nur dem Inhalt nach bleibt unentschieden, heraufzunehmen und zwischen V. 13 und 14 einzuschalten. Dadurch gewinnen wir einen kurzen Bericht, der in allen Hauptpunkten mit dem assyrischen übereinstimmt, und mit diesem außerdem noch das gemein hat, daß er eine Erklärung für Senacheribs auffallende Milde gegen Jerusalem vermissen läßt. Es erscheint ja überaus verlockend, das übernatürliche Ereignis, das nach dem weiteren Verlauf des biblischen Berichtes Senacherib zu plöglicher Umkehr zwang, die in seinem Lager auftretende Pest, hier heranzuziehen. Aber dann müßte der ganzen weitläufigen Schilderung von der zweimaligen Gesandt= schaft an Hiskia jeder historische Wert abgesprochen werden, da sie in Beziehung zum Jahre 701 gesezt, voller historischer Unmöglichkeiten steckt. Was Senacherib zum Aufbruch nötigte, ehe er in der Lage war, das Strafgericht an Hiskia und an Jerusalem in seiner gewohnten rücksichtslosen Strenge zu vollziehen, das waren die neuen Unruhen in Babylonien, die seine Anwesenheit dort dringend erheischten. So mußte er sich mit einer Demonstration vor Jerusalem durch eine starke Abteilung unter seinem Feldobersten begnügen, während er selbst mit der Hauptmacht seines Heeres zum Rückzug nach Assyrien sich anschickte. Die Demonstration hatte einen vollen Erfolg, Hiskia war eingeschüchtert durch das Schicksal von Efron und Askalon und den Fall so zahlreicher Städte seines eigenen Landes, wußte offenbar auch nicht, daß Senacherib nicht in der Lage war, seine vor Jerusalem liegenden Truppen lange zu entbehren, jedenfalls: „ihn überwältigte die Furcht vor dem Glanze der Majestät“ des Assyrers, zudem wurden seine Söldner schwierig, und er erkaufte die Schonung seiner Königsstadt mit ungeheurer

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