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2. Messerschmidt: Entzifferung der Keilschrift.

AD. V, 2 sa-du den Begriff ku-dur-ru (= Grenze) bezeichne, und wieder eine Liste, daß das Zeichen, welches den Silbenwert sis hat, daneben auch das ganze Wort na-za-ru (= schüßen) bezeichnen könne. Da diese Eigennamen immer einen ganzen Saz bedeuten, mußte in diesem Fall von dem Verbum die Form des Imperativ „schüße“ uzur gebildet werden, sodaß der ganze Name nun zu lesen war: Nabu-kudurri-uzur (,,Nebo, schüße meine Grenze"). Wenn diese Namensform nicht ganz der uns geläufigen entspricht, insofern als in ihr ein r nach d folgt, während wir gewohnt sind ein n an der Stelle dieses r zu sprechen, so erklärt sich das daraus, daß die Form „Nebukadnezar“, die sich im Alten Testament und bei griechischen Schriftstellern findet, eine Umbildung aus der richtigen ist. Diese, Nebukadrezar, die dem Babylonischen näher kommt, aber nicht in den allgemeinen Gebrauch übergegangen ist, lièst man jedoch auch in den genannten Schriften neben der anderen. So erhielt man einen Einblick in die Bildung der Eigennamen und die Regeln für ihre Lesung, und damit war auch die lezte größere Schwierigkeit beseitigt, die noch bestanden hatte.

Gleichzeitig aber gaben diese Listen auch den unerschütterlichen, weil durch die Assyrer selbst erbrachten Beweis dafür, daß man nicht nur die Zeichenwerte, sondern auch die verschiedenen Erscheinungen dieses Schriftsystems vollkommen richtig gedeutet hatte.

Um eine Vorstellung von der Beschaffenheit desselben gegenüber dem persischen zu geben, möge hier die auf S. 19 abgebildete Inschrift in lateinischen Buchstaben umschrieben folgen: (Determinativ vor Personennamen). Chi-schi-'-ar-schi scharru rabu-u schar scharrâni (Pluralzeichen) apal (Det.) Da-a-ri ia-a-musch scharru (Det.) A-cha-ma-an-nisch-schi-'. (' bedeutet einen ganz leisen Hauchlaut.) Das heißt: Xerxes, der König, der große, der König der Könige, der Sohn des Darius, des Königs, der Achämenide. Es mag auffallen, daß die Eigennamen hier mit lauter einzelnen Silbenzeichen geschrieben sind, entgegen dem, was oben bei der Besprechung des Namens Nebukadnezar über die Ideogrammschreibung in solchen Fällen bemerkt wurde. Diese Abweichung erklärt sich daraus, daß die Namen „Xerxes, Darius und Achämenide“ keine babylonischen und daher auch nicht aus einzelnen babylonischen Worten zusammengesezt sind. Nur solche aber konnte man mit Ideogrammen schreiben, Fremdworte dagegen mußten Laut für Laut wiedergegeben werden.

Druck von Hartmann & Wolf, Leipzig.

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Der alte Orient.

Gemeinverständliche Darstellungen

herausgegeben von der

Corderasiatischen Gesellschaft.

5. Jahrgang, Heft 3.

Wegen der vielfach erweiterten Neudrucke empfiehlt es sich, fortab nach Jahrgang, Heft und Seitenzahl zu zitieren, ev. noch mit hochstehender Ziffer die Auflage andeutend, also z. B.: AD. V, 3 S. . . bez. AO. I, 1a S. . .

„Sonst ersahe ich auch außerhalb gleich vor der Stadt ein hohen runden Bihel, der schier ganz durchgraben und von armen. Leuten bewohnt wirt, wie ichs dann offtermals hab in großer Anzahl (als die Ohnmaysen in irem hauffen) sehen auß und einkriechen. An der stet und in der gegne hierumb, ist vor Jaren gelegen die mechtige Stadt Ninive, welche (von Assur erstlich erbawet) unter den Potentaten der ersten Monarchi, eine zeitlang biß auf den Sennacherib und seine Söne die Hauptstatt in Assyrien gewesen.“

So schreibt 1583 der deutsche Arzt Leonhart Rauwolff,1 der 1575 von Mosul aus die merkwürdigen Hügelformationen auf dem jenseitigen Ufer des Tigris beobachtete. Schon vor ihm hatten andere Reisende die gleiche Kunde vernommen, daß Mosul gegenüber die Ruinenstätte des alten Nineve zu suchen sei eine Kunde, die auch in späteren Zeiten nie ganz in Vergessenheit geriet. So besuchten John Cartwright, Pietro della Valle, Tavernier u. a. die Ruinenhügel in dem guten Glauben, daß unter ihnen das alte Nineve begraben läge. Indeß fanden sich auch Stimmen, welche die Wahrheit dieser alten Tradition anzweifelten. Ihnen gegenüber versuchte als erster der gelehrte Däne Carsten Niebuhr eine Begründung der alten Meinung zu geben auf Grund seiner 1766 erfolgten genauen Durchforschung des Ruinenfeldes. Diese Reisebeschreibung ist noch heute lesenswert wegen der für damalige Zeiten so sehr seltenen Nüchternheit und gedrängten Sachlichkeit. Obwohl die Stätte des alten Nineve zu Anfang des 19. Jahrhunderts bekannt war, die Stadt selbst und ihre Geschichte war verschollen.

Da waren es die staunenerregenden Funde in Persepolis und die geniale Entzifferung der altpersischen Keilschrift durch Georg Friedrich Grote fend, welche das Interesse für die Ruinen der

1) Zitiert aus Hilprecht Explorations 1903, p. 83.

2) C. Niebuhr, Reisebeschreibung nach Arabien und anderen umliegenden Ländern. Bd. II. 1778.

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C. J. Rich's Plan von Nineve.

AO. V, 3

Euphrat-Tigrisländer aufs neue weckten. Mit dem 19. Jahrhundert brach das Zeitalter systematischer, wissenschaftlicher Durchforschung des Zweistromlandes an.

Claudius James Rich, der Geburt nach Franzose, der Erziehung und politischen Laufbahn nach Engländer, der leider zu früh, im 34. Lebensjahre an der Cholera verstorbene Bevollmächtigte der East India Company in Baghdad, hat den Ruhm, die Wiederauffindung Nineves in erfolgreichster Weise vorbereitet zu haben. Nachdem er bereits 1812 im Alter von 25 Jahren eine Abhandlung über die Ruinen von Babylon geschrieben,' welche als erste topographisch getreue und selbst Kleinigkeiten sorgsam beachtende Arbeit zu gelten hat, wandte er seine Aufmerksamkeit auch den Hügeln bei Mosul zu. Schon waren in den Ruinen Babylons mannigfache Funde von keilschriftbedeckten Gegenständen gemacht. Rich hatte den ersten jener tonnenförmigen Tonzylinder erworben, auf denen die Könige über ihre Bauten berichten; er sammelte die ersten Tontäfelchen, welche in der Hauptruinenmasse Babylons, im Qasr, gefunden waren; er war es auch, in dessen Hände die erste in Nineve gefundene Keilschrifttafel gelangte. Nach einem Besuch der assyrischen Ruinenhügel Erbil, Nebi Junus und Qujundjik wandte er seine besondere Aufmerksamkeit der sechs Stunden stromabwärts von Mosul gelegenen Schuttmasse Nimrud zu. In der unglaublich kurzen Zeit von einigen Stunden zeichnete und vermaß er das Ruinenfeld und lieferte darauf eine durchaus zuverlässige Beschreibung dieser Hügelmasse. Ein vier Monate währender Aufenthalt in Mosul bot Rich dann reichliche Muße, seine Forschungen zu verfolgen, zu deren Gegenstand er zunächst die Hügel gegenüber der Stadt erwählte, in denen man die Reste Nineves vermutete. Er sammelte eifrigst alle Altertümer, deren er dort habhaft werden konnte und nahm einen genauen Plan der ganzen Gegend auf, aus welchem sich bereits die Gesamtausdehnung der alten Stadtlage vermuten ließ, etwa 12 bis 2 Meilen breit und 4 Meilen lang. Nachdem diese Arbeit getan war, konnten die immer noch wieder laut werdenden Zweifel bezüglich der Stadtlage des alten Nineve, wie sie noch Jean Otter gehegt hatte, nicht länger aufrecht erhalten werden. Ferner war durch die Ähnlichkeit der assyrischen Funde mit den babylonischen bewiesen, daß die Kultur beider Völker fast die gleiche war, ja sogar sich derselben Art Schrift, der Keil

1) C. J. Rich, Memoirs on the Ruins of Babylon. London 1815.

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