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ihrem Schweife. Sonst trägt sie den Kopf eines Löwen 1), zwischen ihren Hörnern steht ein Haarbüschel, der nach der Stirn überfällt.

Die Göttersage erzählt von Ereskigal: Als die Götter einst ein Gastmahl bereiteten, sandten sie zu ihrer Schwester Ereskigal einen Boten mit dem Auftrag, sie solle sich durch einen Boten ihr Backwerk holen lassen. Ihr Bote Namtaru, den sie zum gewaltigen Himmel sendet, hört, daß derjenige Gott, der nicht vor ihm aufsteht, sterben soll. Nergal steht nicht auf und geht darauf zu seiner Schwester Ereskigal und klagt ihr, weil er nicht vor Namtaru aufgestanden sei, müsse er sterben. Zugleich faßt er seine Schwester bei den Haaren und zieht sie von ihrem Throne herab, ihr das Haupt abzuschlagen. Aber sie bittet: „Erschlag mich nicht, mein Bruder! Ich will dir eine Rede sagen." Da lösen sich seine Hände von ihrem Haare, sie aber weint und heult: „Du sollst mein Gatte sein, ich will dein Weib sein. Ich will dich die Königsherrschaft auf der weiten Erde ergreifen lassen, ich will die Tafel der Weisheit in deine Hände legen. Du sollst der Herr, ich will die Herrin sein." Als Nergal diese Rede gehört hatte, küßte er sie, wischte ihre Tränen ab und sprach: Was immer du von mir wünschest, soll geschehen von nun an (und immerdar)" 2).

Man sollte es nicht für möglich halten, daß christliche Gelehrte in diesen mythologischen Fabeln, wo die Schwester sich dem Bruder als Gattin in die Arme wirft, wo überhaupt mehr Dunkelheit als Licht waltet, noch christologische Beziehungen finden. Aber es ist doch so und gewinnt den Anschein, als wollten sie dem Evangelium, an dem sie sich geärgert haben, nur einen Schandlappen nach dem andern anhängen.

Als Kinder des Nergal und der Gula gelten die sieben großen Götter, die mit ihm acht ausmachen und an die ägyptische Achtgottheit erinnern sollen 3). In Nisin wurde die Ninnisin, die Herrin des abnehmenden Mondes und Gattin Nergals verehrt. Es ist aber nicht die freie Liebe unter den Göttern Babels herrschend gewesen, sondern die Willkür der dichtenden Priester, die Götter und Göttinnen beliebig vereinigt oder löst, treibt ihr grausames Spiel mit den Gelehrten, die in diesem Wirrnis Ordnung und System und dazu noch die Quelle der religiösen Anschauungen von Juden und Christen entdecken wollen.

1) Bezold, N. u. B., S. 117.

2) K. B. VI, S. 75 2c.

3 fr. Hommel, Grundriß, S. 161. 343.

Elfte Syzygie.

Ramman und Fala.

Ramman wird auch Adad oder Hadad, Barku, Im (sein Ideogramm), Belbiri Orakelherr, Bur, Martu, Miru genannt. Es ist unter den Gelehrten noch nicht ausgemacht, ob er aus dem Westland nach Babylonien oder aus Babylonien nach dem Westland gebracht worden ist. Hilprecht hält Martu gleich dem aramäischen Umurru; und die Namen Hadadesar, Hadadrimmon, Benhadad sind in Syrien sehr gebräuchlich. Ist aber Adad eins mit dem phönikischen Adonis, so hat er doch dessen Eigentümlichkeit an den babylonischen Duzi oder Tammuz abgetreten. Ob Bir überhaupt ein Göttername sei, darüber sind die Gelehrten auch nicht einig, wie Zimmern gegen Winckler in ein und demselben Buch auftritt.

Ramman ist der Großfürst des Himmels und der Erde, der Herr der Sturmflut, der Quellen und des Regens, der Gott des Blizes und des Donners, der Schußgott der Grenzen, der die Flüsse mit Schlamm, die Fluren mit Dornen erfüllen soll, nämlich bei dem Grundbesitzer, der einen Grenzstein versezt oder verleht 1). Als Adad ist er Herr des Sturmes. Er bringt der Erde fruchtbarkeit, aber auch Mißwachs und Hungersnot. Daher sind ihm auch die Kanäle geheiligt. Der Name bedeutet nach den einen den Glänzenden, nach den andern einen Brüller oder Donnerer. Seine Zahl ist sechs. Sein Bild ist der Donnerkeil, den wir auch bei seinem Vater Anu als deffen Zeichen kennen gelernt haben. Er wird auch mit einem Blitzbündel oder mit einer Art abgebildet. Sein Tier ist der Stier, aber er übertrifft diesen durch seine vier Hörner 2). Auf ihn mag sich die Kälberverehrung beziehen, die Jerobeam I. von Ifrael in Dan und Bethel aufrichtete. Zu seiner Seite schreiten die fieben bösen Geister seines Vaters Anu, wie sie wohl zu Sturm und Mißwachs, weniger aber zum Segen der Erde passend erscheinen.

Die Verehrung Rammans findet sich besonders in Halab und Karkar, wo sein Tempel Eudgolgol stand; dann in der affyrischen Stadt Ekallate. Sein Tempel in Babel hieß Enamhi, d. i. Haus des Ueberfluffes. Ein Hymnus auf ihn lautet:

Bei seinem Zürnen, seinem Wüten, bei seinem Brüllen, seinem Donnern fteigen die Götter des Himmels zum Himmel hinauf, gehen die Götter der Unterwelt zur Unterwelt hinein.“

Also tun die babylonischen Götter wie alle ängstlichen Menschen, die bei dem Zucken der Blige und Dröhnen des Donners Sicherheit in ihren Häusern suchen.

1) K. B. IV, S. 73.

2) H. Zimmern, K. A. C., S. 448.

Der weibliche Teil dieser Syzygie ist Sala oder Gubarra, Herrin von Gueddina, auch Ununit oder Sumalia genannt. Sie ist die Herrin der glänzenden Berge, der hellen Schneeberge, woher im Frühjahr das reichliche Wasser der Ströme kommt.

In den Bildern, die häufig die Inschriften begleiten, waltet eine große Willkür der Schreiber oder Zeichner. Bald ist es die aufgehende Sonne des Samas, die mit Flammenflügeln aus einem Felsenspalt heraufklimmt, bald ist es Ea, der mit Flammenflügeln sitzend dargestellt wird und in der Rechten eine Art Säge hält. Bald schwimmen zwei Fische auf seinen Nabel zu, bald entspringen diesem Mittelpunkt seines Leibes zwei Ströme, Euphrat und Tigris. Oder die Ströme entfließen einem Kruge, und der Genius des Euphrat und Tigris steht in Menschengestalt davor und trägt auf dem Januskopf eine Stierhornmüße. Oder Euphrat und Tigris kommen von den Schultern eines knieenden Gottes herab und fließen, indem se sich kreuzen, zu dem fischgeschwänzten Dagon. Oder es wachsen 1) zwei Schlangen aus dem Schultern des Gottes.

Wieder auf andern Bildern sieht man Gilgamis und Eabani je einen Krug darreichen, aus jedem Krug aber sprießen drei Keime. Daneben schwimmen im flusse göttliche Stiere, Stiere mit Menschenantlik tragen einen Gott, der auf dem Throne siht... Wer kann es alles erzählen?

Oder: Auf der Grabwand von Bavian hält der afsyrische Gott, der auf einem männlichen Hund steht, zwei Keilschriftzeichen in seiner Hand. Aus dem Schrein, auf dem ein Keil liegt, kriecht ein doppelzüngiges gehörntes Ungeheuer hervor. Aber auf dem Urkundenstein des Merodachbaladan ist über dem Schrein ein aufrechter rechteckiger Stab angebracht, ebenso auf der Urkunde des Mardukiddinabal auf dem Tier an der Berggrotte. Über Kegel und Keilschaft erscheinen in zwei Randleisten zerlegt auf der Sargonstele. Bald hat der Schaft in der Mitte eine Querlinie, bald ist er am oberen Ende keilartig verbreitert, bald ein Halbmond darüber, davor ein Stern. Dann trägt eine Göttin ein langes Szepter wie von ineinander gesteckten Keilen, ähnlich dem Schachtelhalm, oder der Schaft bleibt halbiert rechteckig brettartig. Das zweizüngige Ungetüm sieht mit seiner Mähne und aufgeworfener Nase einer Hyäne ähnlich; aber die Beine sind mit federschuppen bedeckt und geierartig, während der Schweif lang ist wie eine Schlange. Geht neben diesem Tier ein Stier, so haben wir das Zweigespann des Gottes Asur. So geht es weiter in endloser Mannigfaltigkeit nach der Gabe der Zeichner. Das in ein System bringen zu wollen, heißt unsern Archäologen eine Danaidenarbeit auflegen.

1) Hofmann, 3. f. A. 1896, S. 273.

Andere Gottheiten.

Neben den zweiundzwanzig Hauptgottheiten der Babylonier und Assyrer gibt es noch eine nicht geringe Anzahl von gepaarten und einzelnen Göttern, die es zu keinem so hohen Ansehn wie jene gebracht haben, auch hier wieder abgesehn von den vergessenen oder abgesetzten alten Göttern, die uns in den Göttersagen begegnen werden.

Der Stiergott Arabi hat keine Geschichte und wird uns fast nur im Bild, wie Nergal als Löwengott vorgestellt.

Die Göttin Aruru kommt in einem Schöpfungsbericht als Gattin Eas vor und soll an der Erschaffung des Menschen teil haben. Nach der Göttin Da di a nannte Samfiiluna eine Mauer in der Sonnenstadt Sippara.

Dagan oder Dagon ist am Mittelmeer ebenso wie in Babylonien und Assyrien bekannt, daher bei ihm dieselbe Frage betr. des Ursprungs wie bei Ramman vorliegt. Häufig begegnet uns sein Bild auf Denkmälern, der obere Körper in Menschengestalt, der untere Teil einem fisch gleich. Dieser Meergott schwimmt vor den Schiffen der affyrischen flotte her. Erklärt man den Namen für semitisch, so bedeutet er einen Fischgott oder den Gott des Getreides; aber E. Schrader und H. Zimmern faffen den Namen als akadisch auf 1). Mehrfach sind assyrische Königsnamen mit Dagan zusammengesetzt, wie Jsmidagan u. a.

Ein Gott Dod muß den geistreichen Einfall und die großartige Entdeckung rechtfertigen helfen, von der bereits in der Einleitung die Rede war. Nun heißt aber Dod ein Geliebter oder Vetter, und fr. Hommel möge uns sagen, was man sich unter dem Detter oder Geliebten in der großen Götterfamilie“ zu denken hat 2)? Auch muß die Frage aufgeworfen werden, welche Legende die frühere gewesen ist, die der Menschengeschicke oder die Berichte von den Gestirnen?

Dumuzi odr Duzi, akkad. Sohn des Lebens, Dumuzi abzu oder Duzizuab, Sohn des Ea oder der Wassertiefe, auch Dugal-usugalanna genannt, hieß bei den Phönikiern Adon, griech. Adonis, bei den Hebräern 3) Tammuz. Nach Rawlinson wird er bald als ein Gott, bald als Göttin betrachtet. Bei den Sumero-Akkadiern soll er der Sonnengott gewesen sein. Sonst gilt er als Gott der Jugend, als der Buhle Iftars, auch als Gott des Pflanzenwuchses und des Totenreiches. Aber Duzi und Gisrida stehen auch im Tor von Anus Himmel.

Wie in Phönikien Adonis in der Zeit der Sommersonnenwende beweint wird, weil die meisten Blumen und Blätter vor der Sonnenglut dahinwelken, grade wenn die Tage anfangen kürzer zu werden, so Duzi in Babylonien; denn dann tritt die Sonne scheinbar in die rückläufige Bewegung ein, es geht dem Herbst und Winter zu, und dieser Gedanke

1) K. U. C., S. 358.
2) K. A. C., S. 225.
3) Ezech. 8, 14.

allein kann empfindsame Seelen zu Thränen rühren. Aber wenn die Weiber am Nordtor Jerusalems den Tammuz beweinen, so haben sie den lebendigen Gott verlassen, sind in den Naturdienst gefallen und verüben einen Greuel 1). Dasselbe gilt von den christlichen Frauen, die in die Jfis-Mysterien eingeweiht waren, von denen firmius treffend sagt: ,,Was beweint ihr die früchte der Erde und beweint den wachsenden Samen? Beweint lieber eure Sünden und sehet den wahren Heiland an und rufet: Wir haben gefunden und freuen uns 2).

Des Tammuz trauriges Geschick erinnert den einen Gelehrten an die Geschichte von Abel, der früh starb; den andern an Joseph, der vom Neigen der Gestirne träumte. Auch kommt ja in dieser Geschichte ein Brunnen vor und ein wildes Tier und ein bunter Rock, das alles auf Duzi umgedeutet werden kann. Ein dritter Gelehrter will nüchtern sein und rechnet solche Dinge zur formenlehre des A. T. 3); aber ein altes Sprichwort sagt: Wenn man dem Teufel den kleinen finger gibt, so nimmt er die ganze Hand. Ist Josephs Geschichte aus babylonischen Göttersagen entnommen, so ist sie ebensowenig Geschichte wie diese Sagen und hat für uns nicht mehr Wert als eine Erzählung aus 1001 Nacht.

Jensen ist der Meinung, Tammuz sei gleich dem Gott Gil, der alljährlich zur Unterwelt geht, weil er der Gott des Laubes ist, das im Herbst von den Bäumen zur Erde fällt ). Diese Meinung paßt auf Deutschland, aber nicht auf den Süden, wo die meisten Bäume winterhartes Laub tragen, das nicht im Herbst fällt.

Ein Hymnus auf Duzi lautet:

„Du Hirte und Herr, Gemahl der Istar, Herr der Unterwelt, Herr der Wasserwohnung, Hirte, du bist eine Tamariske, die in der Furche kein Wasser trank, deren Krone auf dem Felde keine Zweige trägt; ein junges Bäumchen, das nicht an einem Bewässerungsgraben gepflegt wurde, ein junges Bäumchen, deffen Wurzel ausgerissen wurde, eine Pflanze, die in der Furche kein Wasser trank.“

Noch ein Lied teilt A. Jeremias mit 5):

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Ich gehe zum Kampf hin, ich der Herr. Ich gehe, ich der Herr. Den Pfad ohne Rückkehr ging er, stieg hinab zur Brust der Unterwelt. Der Sonnengott ließ ihn verschwinden zum Land der Toten, mit Wehklage ward er erfüllt an dem Tage, da er in große Trübsal fiel ...

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Hier stehen wir entschieden wieder nicht auf dem Gebiet eines verstandesgemäß aufgebauten Systems, sondern auf dem Gebiet der freien Dichtung, einer Art von Volkslied, das aus dem Leben der Natur sich die Form und aus dem wechselnden Menschenleben Stoff und Kraft holt. Enmisara und Etana s. Ninazu.

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