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wind begangen, zur Kenntnis Anus. Der ruft „Hilfe", steht von seinent Thron auf und heißt den Südwind selbst kommen; aber Adapa wird pon Ea, seinem Vater, mit einem Trauertuch bekleidet und erhält von dem weisen Gott folgende Belehrung über sein Verhalten, das er vor seinem Richter beobachten soll: „Wenn du zum Himmel hinauf kommst, um vor Anu, den König, zu treten, werden in seinem Tor Tammuz und Gisrida stehn und dich fragen: »Mann, für wen siehst du so aus? Um wen trauerst du?« Dann sage: »Weil zwei Götter aus unserem Lande verschwunden sind, befinde ich mich so.« »Wer sind die zwei Götter ?« werden sie fragen. Dann sage: »Tammuz und Gisrida.« Sie werden einander ansehn und staunen, aber gute Worte für dich zu Anu sagen.“ Weiter sagte Ea:

„Wenn du dann vor Anu hintrittst, so wird man dir Speise des Todes bieten, iß sie nicht. Wasser des Todes wird man dir hinhalten, trink es nicht. Ein Gewand wird man dir bieten, zieh es an. Del wird man dir hinhalten, salbe dich damit. Den Befehl, den ich dir gegeben, laß nicht los. Die Worte, die ich dir gesagt habe, halte fest." So der Gott Ea.

Als Adapa dann vor Unu, seinem Richter, stand, fragte ihn dieser: Wohlan, Adapa, warum hast du des Südwinds flügel zerbrochen?” Adapa antwortete: für das Haus meines Herrn sing ich fische inmitten des Meeres, das einem Spiegel glich. Da wehte der Südwind und tauchte mich unter zum Haus der Fische." Anu war durch diese Antwort nicht befriedigt und wollte kein Erbarmen gelten laffen, aber er wurde durch Tammuz und Gisrida beruhigt; doch fragte er noch: „Warum hat Ea einem unholden Menschen das Innere des Himmels und der Erde geoffenbart? Holt ihm Speise des Lebens, daß er sie effe." Aber Adapa aß die Speise des Lebens nicht. Und als sie ihm Wasser des Lebens brachten, trank er es nicht. Da sie ihm ein Gewand holten, zog er es an. Da sie ihm Oel brachten, salbte er sich damit. Anu blickte den Uebeltäter an, staunte über ihn und sprach: „Wohlan, Adapa, warum hast du nicht gegessen und getrunken, sodaß du nicht leben wirst?" Adapa antwortete: „Ea, mein Herr, befahl mir »iß nicht und trink nicht«."

Hierauf befahl Anu, daß Adapa, der vom Grund des Himmels bis zu den Höhen des Himmels geschaut habe, auf die Erde zurückgebracht werde 1).

Das Uebrige der Tafel ist so beschädigt, daß kein Zusammenhang zwischen den gelesenen Zeichen hergestellt werden kann. Aber wir haben aus dem mit Sicherheit Gelesenen hinreichende Mittel, um zu der Erkenntnis zu gelangen, daß diese ausgedehnte, einige Male ganz poetische Erzählung mit dem kurzen Bericht der Bibel über den Aufenthalt der

1) Nach K. B. VI, S. 93 2c.

ersten Menschen im Paradies und ihren Sündenfall unter dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse kaum einen einzigen Berührungspunkt hat. Hier ist nicht von Mann und Weib die Rede, sondern nur von einem Mann. Hier stehen nicht zwei reine Menschen vor dem Versucher, sondern ein gewalttätiger Mensch vor dem Strafrichter. Es ist sehr die Frage, ob der dichtende Babylonier überhaupt die hebräische Ueberlieferung gekannt hat, und wenn er sie gekannt hat, so hat er eine Travestie darauf gemacht, ohne für den wirklichen Inhalt dieser Ueberlieferung das geringste Verständnis zu zeigen. In seiner Verlegenheit dreht er die Sache hin und her, bis sie auf seinen heimischen Boden, den Streit der Götter unter einander, geschoben ist. Da kann er frei dichten und erfindet eine Kriminalgeschichte. Anu, der König des Himmels, soll einen Frevler richten, aber Ea steht diesem mit Advokatenlist bei. Was der eine Speise des Todes nennt, ist dem andern Speise des Lebens.

Aber die Gelehrten meinen ja, der biblische Bericht sei aus dem babylonischen Gedicht geschöpft! Aber wo ist denn in diesem die Rede von der listigen Schlange, die zu dem Weib des Menschen versuchliche Worte spricht? Wo von den erlaubten und von verbotenen Baumfrüchten? Wo von dem Auftun der Augen und Erkenntnis des Guten und Bösen? Nichts von alledem.

Etwas anders steht es mit einem alten Tert, der in fumero-akkadischer Sprache geschrieben ist. Der weiß zu erzählen: „In Sünde kamen die beiden die ersten Menschen — überein. Das Gebot war im Garten Gottes gegeben. Vom Ansambaum aßen sie und brachen ihn entzwei. Seinen Stiel zerstörten sie, den süßen Saft, der dem Leibe schadet, (tranken sie). Groß ist ihre Sünde. Sich selbst erhoben sie. Dem Marduk, ihrem Erlöser, überwies der Gott Sar ihr Geschick 1).“

Hier haben wir sozusagen die erste Uebertragung der alten Ueberlieferung in das neue Heidentum. Noch wußten die alten Sumero-Akkadier etwas von einem Gebot, von einem Garten Gottes, von einem Baum und seinen Früchten, von dem Ungehorsam der Menschen, von der Sünde, in der sie sich selbst erhoben; aber schon ist die Tatsache in den Hintergrund getreten, daß sich die Menschen an Gottes Gebot verfündigt haben, wie sie versucht, aber auch gewarnt sind. Schon wissen sie nichts mehr von dem Schaden der Seele, sondern dies effen und trinken tut nur dem Leibe des Menschen Schaden. Und vergleichen wir den Standpunkt des späteren Babyloniers, so ergibt sich die Tatsache, daß je größer die zeitliche Entfernung irgend einer Aufzeichnung von der den ersten Menschen gewordenen, von ihnen auf die Nachkommen überlieferten Offenbarung ist, desto schwächer wirkt das Licht der ursprünglichen Erkenntnis, desto tiefer werden die Schatten des Aberglaubens.

1) Vergl. Boscaven bei Urquhart I, S. 109.

Wenn der sumero-akkadische Bericht noch einige Lichtstrahlen der Wahr heit enthält, so ist in dem viel spätern babylonischen Märchen keine Spur sittlicher Regung oder eines religiösen Gedankens oder einer Entscheidung über Gut und Böse mehr zu finden; und aus solch einer trüben Quelle kann unmöglich der biblische Bericht geflossen sein, so wenig als der klare Jordan aus dem toten Meer entspringt.

Aber ein babylonischer Siegelcylinder zeigt doch, so sagt man, einen Baum mit herabhängenden Früchten, und rechts unter dem Baum sitt ein Mann mit Hörnern, dem Zeichen der Kraft; links aber streckt ein Weib ihre Hände nach den Früchten aus, und hinter dem Weibe windet sich eine Schlange in die Höhe. Und wenn es aus andern Tafeln erwiesen ist, daß die Schlange aib ilani, d. i. Feind der Götter, heißt, warum soll das kleine Bild von einem Baum, Mann, Frau und Schlange nicht an den Sündenfall der ersten Menschen erinnern? Dann hätten doch die Hebräer in Babel eine Quelle ihrer Erzählung gefunden! Über dieses Mal ist die Wissenschaft selbst grausam und zerschlägt schonungslos die schöne Entdeckung und stellt sie als leere Einbildung dar. Sie sagt: Der angebliche Mann ist kein Mensch, sondern ein Gott; denn nur ein Gott trägt Hörner; und das angebliche Weib ist kein Weib, sondern ein bekleideter Mann, ein Gott oder Priester eines Gottes 1). Demnach wird das Bildchen gedeutet: Izdubar-Gilgamis und Eabani sihen am Baum des Lebens. Aber wo bleibt die Schlange? Diesen gekrümmten Strich erklärt der eine Gelehrte für einen leeren Zierrat, der andre aber bleibt dabei, es sei eine Schlange, doch gesteht er zu, diese Schlange befinde sich nicht an dem Ort, wo die Erzählung der Bibel ihre Leser sie suchen läßt.

Häufig wird auf babylonisch-assyrischen Denkmälern, auch auf Särgen, der heilige Baum abgebildet gefunden. Bald wird er von geflügelten Cheruben angebetet, bald hält unter ihm ein Priester das Opfertier am Horn fest und in der andern Hand sieht man das Opfermesser bereit zum tödlichen Schnitt. Aber dieses Bild hat nichts zu tun mit irgend einem Baum des Paradieses; dagegen sieht man auf mehreren dieser Bilder das häßliche Zeichen der Unzucht oder des IftarUstarte-Dienstes.

6. Babylonische Sintflutsagen.

Berosus, ein Priester des Gottes Bel zur Zeit Alexanders des Großen, den wir schon öfter hören durften, erzählt nach den Tempelurkunden, Chronos sei dem Xisuthros 2) erschienen und habe ihm an

1) So noch Dillmann, A. d. W. 1882, S. 432.

2) Lucian nennt ihn Sisythes.

gekündigt, es werde am fünfzehnten Tag des Monats Daefius die ganze Menschheit durch eine große Flut umkommen. Sodann befiehlt er ihm, den Anfang, die Mitte und das Ende alles Geschriebenen zu nehmen und in der Sonnenstadt Sippara zu begraben, weil sie, wie ein deutscher Gelehrter weiß, der Sonnengott in der ihm heiligen Stadt in seinen persönlichen Schuh nehmen wollte.

Wichtig ist, daß nach Berosus die ganze Menschheit untergehen sollte, und daß nach ihm die Schreibekunst schon vor der großen Flut erfunden und gebraucht worden ist, worüber die hebräische Ueberlieferung schweigt.

Auch gab Chronos dem Xisuthros den Rat, ein Schiff zu bauen und mit seiner Familie und seinen liebsten Freunden hineinzugehn, auch Vorräte von Lebensmitteln mitzunehmen und die Tiere, vierfüßige und Vögel, hineingehn zu lassen und zulegt alles zum Segeln vorzubereiten.

Xisuthros gehorchte dem göttlichen Auftrag und erbaute ein Schiff, fünf Furlong lang und zwei Furlong breit, sammelte alles, was ihm vorgeschrieben war, und schiffte sich mit seiner Frau, seinen Kindern und vertrauten Freunden ein. Nachdem die Flut gekommen war und bald wieder abgenommen hatte, ließ Xisuthros einige Vögel frei. Da diese weder Nahrung, noch einen Plaß zum ruhen fanden, kehrten sie zum Schiff zurück. Nach einigen Tagen gab Xisuthros ihnen wieder die Freiheit, aber wieder kamen sie zum Schiff zurück und hatten die Füße voll Schlamm. Endlich, nachdem er sie zum dritten Mal in Freiheit gesetzt hatte, kamen sie nicht wieder. Da wußte Xisuthros, daß das Land nicht mehr von Wasser bedeckt sei. Er machte hierauf eine Oeffnung im Dach des Schiffes und sah, daß es auf einem Berge stillgestanden war. Er stieg heraus mit seinem Weibe, einer Tochter und einem Steuermann, betete die Erde an 1), errichtete einen Altar und opferte auf ihm den Göttern. Aber in diesem Augenblick verschwand er mit denen, die ihn begleitet hatten. Die andern schrieen laut, bis eine Stimme ihnen befahl, gottesfürchtig zu sein wie Xisuthros, der wegen seiner Gottesfurcht zu den Göttern erhoben worden sei.

Indem Berosus davon sagt, die ganze Menschheit solle umkommen, und von der Gottesfurcht des aus der flut Geretteten weiß, zeigt er an, daß er neben den uns bekannten Sintflutsagen der Babylonier auch noch andere Quellen benugt hat. Die vollständigste babylonische Darstellung der großen Flut stammt etwa aus der Zeit Hammurabis und ist, wie schon erwähnt, auf der elften Tafel des Epos Enuma elis aufgezeichnet, wo Atrahasis, der Ueberweise, seinem Gaft Gilgamis also erzählt 2):

1) Er kniete auf die Erde nieder, voll Dank und freude, daß er wieder festen Boden unter den füßen hatte.

2) Nach Jensen K. B. VI.

„Etwas verborgenes will ich dir, Gilgamis, eröffnen und ein Geheimnis der Götter will ich dir verkünden. Surripak, eine Stadt, die du kennst, die am Ufer des Euphrat liegt, diese Stadt ist alt. Denn in ihr beschlossen die Götter, die Sturmflut zu machen, Anu ihr Vater und der gewaltige Bel, ihr Berater und Ninib ihr Herold und Ennugi ihr führer. Der Herr der Weisheit Ea ningiazag hatte mit ihnen geredet und erzählte ihre Rede einem Rohrhaus kikkisu (damit er hernach sagen konnte, er habe keinem Menschen etwas vom Rat der Götter verraten): Rohrhaus, Rohrhaus, Wand, Wand! Rohrhaus höre, Wand verstehe! Mensch aus Surripak, Kind des Ubaratutu1), zimmere ein Haus, baue ein Schiff, laß fahren Reichtum, suche das Leben. Hasse Besitz und erhalte das Leben. Bringe Lebensfamen aller Art in das Schiff hinein. Das Schiff, das du bauen sollst, seine Maße follen gemessen sein. Einander entsprechend sei seine Breite und seine Länge. Bei dem Weltmeer leg es hin."

Das verstand ich und sagte zu Ea, meinem Herrn: „Siehe, Herr, was du befohlen, habe ich ehrfurchtsvoll beachtet und werde es tun. Aber was soll ich entgegnen der Stadt, dem Volk und den Aeltesten?" Ea tat seinen Mund auf und sprach zu mir, seinem Knecht: „Du Mensch, so sollst du zu ihnen sprechen: Nachdem Bel mich verflucht hat, will ich nicht mehr in eurer Stadt wohnen und auf den Erdboden Bels mein Antlitz nicht mehr richten, sondern ich will zum Weltmeer hinaus fahren und bei Ea, meinem Herrn, wohnen. Er wird Ueberfluß für mich regnen laffen, Vögel und Fische, eine Fülle von Vieh, reichliche Feldfrucht, wenn an einem Abend die Gebieter der Finsternis einen Schmutzregen über euch kommen lassen werden . . . .

Hier sind in der Anleitung zur Täuschung seiner Mitbürger, die Ea dem Sohn Marduks gibt, mehrere Zeilen der Tafel unleserlich und verdorben; sonst wüßten wir vielleicht beffer, was „Schmuhregen“ bedeutet, ein Wort, das andere mit „Verderben" wiedergeben. Aber es ist doch ein fruchtbringender Regen gemeint, also ein andauernder, durchdringender Regen, der das Erdreich aufweicht. Weiter erzählt Atrahasis:

Am fünften Tage zeichnete ich des Schiffes Vorderansicht. Einhundertzwanzig Ellen waren die Wände hoch, einhundertvierzig_Ellen_die Schrägung des Daches. Das innere teilte ich in sechs, in sieben, in neun Teile, schüttete sechs Saren Erdpech in den Innenraum, drei Saren Asphalt (brauchte ich zum äußeren Anstrich). Den Bauhandwerkern schlachtete ich viele Rinder und Schafe, Most, Sesamwein 3) (?), Oel und Traubenwein gab ich ihnen wie Wasser des fluffes. Dann brachte ich in das Schiff all mein Silber und Gold (entgegen dem Befehl Eas), Lebenssamen aller Art lud ich darauf, meine Familie und meine Angehörigen, Vieh des Feldes und alle Handwerkersöhne (andre haben Kunsthandwerker").

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Den Zeitpunkt der Abfahrt hatte Samas festgesetzt: „Wenn die Gebieter der Finsternis heute Abend einen Schmutzregen regnen lassen werden, dann besteige das Schiff und schließe sein Tor hinter dir zu.“ Mit Bangen erwartete Utrahasis an diesem Tage den Sonnenuntergang, mit Angst bestieg er sein Schiff, dessen Leitung der Steuermann Buzurkugal übernahm. In der Frühe des nächsten Tages wurden die Elemente entfesselt. Es erhob sich am fundament des Himmels dunkles Gewölk, in dessen Mitte Adad den Donner krachen ließ, während Nebo

1) Damit bezeichnet Atrahasis sich als einen Sohn Marduks.

2) Hier ist vermutlich ein Schreibfehler im Text. Es sollte wohl heißen „Sesamöl".

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