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seines Hofastrologen Nebaa, der sich vor dem Herrscher auf den Boden niederwirft. Sein Bericht lautet: „Glück verheißt der Stand der Gestirne. Mond und Sonne sind am Morgen nicht mehr zusammen gesehn worden. Jupiter und Venus verkünden großes Unheil für Elam, Königsmord von Verwandtenhand. Des Königs Herz möge sich freuen. Größere Beute, als die Jagd ergibt, versprechen heute die Sterne." Mit diesem Gedicht kennzeichnet Bezold 1), wie die Astrologie oder falsch angewandte Wissenschaft der Astronomie zur Wahrsagekunst geworden ist, die guten Gewinn abwarf. Die Fragen nach dem Willen der Götter bezogen sich in den meisten Fällen darauf, welcher Tag oder Stunde für dieses oder jenes Unternehmen günstig oder glückverheißend sei. Es war das noch lange später geübte Tagewählen, das den Israeliten verbotene ghonen 2). Dabei handelt es sich nicht um fromme Gefühle oder Verlangen nach der Gottheit, sondern um klingenden Gewinn im Handel, um möglichst großen Vorteil im Geschäft.

Die Antworten, die auf solche Fragen von den Priestern oder Magiern erteilt wurden, Omina oder Orakel genannt, werden zum Teil auf Aussprüche alter Weisen, die noch vor der großen flut lebten, zurückgeführt). Von diesen Orakeln ist uns eine große Anzahl, man sagt an 20 000, durch die Keilschriften erhalten worden. Mehrere von ihnen werden später mitgeteilt werden, wo von dem Wirken der Astrologen besonders zu handeln ist.

Aber nicht allein aus den Sternen suchte man den Willen der Götter zu erforschen. Die Wahrsager beobachteten auch den Flug der Vögel, den Nesterbau der Schwalben; sie beschauten die Eingeweide der Opfertiere u. a. So hat man eine aus Stein gehauene Schafleber gefunden, die mit seltsamen Linien bedeckt ist, quadratisch eingeteilt, sodaß man vermutet, hier werde eine Anweisung für die Untersuchung der Schafleber gegeben.

Jedes noch so geringfügige Ereignis wurde für den Blick in die Zukunft verwertet. Das bloße Erscheinen eines Tieres an einem Tore oder in einem Tempel hatte gewiß etwas zu bedeuten. Zeigte sich gar ein Löwe oder ein Fuchs in der Nähe eines Menschen, lief eine Hyäne

noch heute ein Hase - über den Weg, erschien ein Ochse in einem Torweg, zeigte ein Hund besondere Bewegungen oder sein Fell besondere Farben, begegnete einem ein Hund oder ein Kalb, brüllten die Öchsen, wicherten die Pferde, begatteten sich Schafe mit Hunden oder Schweinen, Ochsen mit Pferden, waren die Hörner der Tiere eigentümlich gebogen, alles wurde beobachtet und zum Wahrsagen benutt *). Sehr wichtig erschienen auch die Bewegungen der Schlangen, ob sie am Eingang eines

1) B. u. N., S. 78.

2) Lev. 19, 26. Jef. 2, 6.

3) A. Jeremias, A. T. O., S. 118.
4) Nach Bezold, B. u. N., S. 84.

Hauses oder im Innern des Tempels erschienen, ob sie züngelten oder zischten; ob der Skorpion sich auf einem Ruhebett oder auf dem Weg gezeigt, ob er die Zehe eines Menschen am rechten oder linken Fuß mit feinem giftigen Stachel getroffen; wie die Motten am wollenen Kleid genagt, wie die Heuschrecken in die Häuser eindrangen, wie die Fische schwammen, und was das zweigeschwänzte Zuririttum 1) anrichtete, das alles war bedeutungsvoll.

Die Wahrsagepriester, baru oder barutu genannt, sahen auch auf das Wasser und in den Kelch. Hydromantie und Kylikomantie sind schon aus der Zeit des Königs Hammurabi bezeugt. Die baru beob achteten Trinkschalen, die mit reinem Wasser gefüllt waren, hinter dem die Sonne stand. Das aufgeworfene Sesamöl zerfällt entweder in kleine aufsteigende Tropfen oder es bildet am Boden der flachen Schale eine Art Hügel. Die aufsteigenden Tropfen vereinigen sich an der Oberfläche des Waffers zu einer linsenförmigen Scheibe, die eine Reihe von Farbenringen zeigt. Diese sind desto lebhafter gefärbt, je schräger das Licht darauf fällt. Dort, wo die Oelschicht am dünnsten ist, am Rand der Scheibe, erscheint sie schwarz, der erste Ring rot, der dritte grün. Ist die Oberfläche des Waffers hier und da mit Schmutz bedeckt, so wandern die farbigen Ringe und der Muttertropfen im Zentrum oder die am Rand stehenden Tochtertröpfchen oder kleine Fettaugen nach der reinen Stelle.

Das mit Macht auf das Wasser geworfene Oel sinkt in demselben zunächst ́auf den Boden, steigt dann in einzelnen Tropfen in die Höhe, die sich dort vereinigen und Ringe bilden können, auch Hörner oder einen Stern; oder der Oelarm ist wie eine Gurkenranke gewunden oder wie ein Schafschwanz gezackt. Auch Luftblasen können entstehen, wenn das Oel mit Kraft auf das Wasser geworfen wird. Wieder andre Erscheinungen treten auf, wenn auf die Oelschicht andres Waffer gegossen wird 2).

Bei der Mannigfaltigkeit der Lichterscheinungen, die in der Physik als Interferenzfarben, wo ein Lichtstrahl gespalten wird und verschieden lange Wege zurücklegt, wohl bekannt sind und von unsern Kindern an den Seifenblasen beobachtet werden, hatte die Einbildungskraft und der forschende Verstand der baru einen recht weiten Spielraum, wie unsre Jugend, wenn sie zu Neujahr flüffiges Blei in das Wasser gießt und aus den Gestalten des hartgewordenen Bleies die Zukunft oder die Schickungen des angefangenen Jahres zu erraten sucht. Aber was hier als Spielerei getrieben wird, beschäftigte den baru mit vollem Ernst.

Es gab in Babylonien und Affyrien kein Geschäft noch Arbeit, die nicht unter dem Einfluß des Götterglaubens und damit unter den

1) Noch unbekanntes Cier.

2) Nach G. Quincke, 3. f. U. 1904, S. 229.

Priestern gestanden hätte. Selbst das Bereiten der Ziegel aus Lehm oder Ton hatte seine religiöse Ordnung. So bezeugt eine Inschrift des Königs Sargon:

„In dem Monat des ersten Sommers, dem Monat der königlichen Zwillinge, der der Monat des Ziegelmachers genannt wird nach dem Gesetz des Unu, Bel und Ea, des Gottes mit dem hellen Auge, daß Ziegel in demselben gemacht werden sollen, um eine Stadt oder ein Haus zu bauen; am Tage der Anrufung .... habe ich seine Ziegel streichen lassen. Dem Laban, dem Herrn der Ziegelgrundlage (darunter kann man sich nichts rechtes denken; vielleicht Con- oder Lehmgruben?), und dem Nergal, dem Sohn des Bel, habe ich Schafe zum Opfer gebracht. Ich habe mit flöten spielen lassen und meine Hände in Anrufung erhoben."

Schon Gudea, der Patesi von Sirpurla, ließ den Ton zu seinen Ziegeln an einem reinen Ort entnehmen und die Steine am Licht der Sonne bereiten 1).

Die mannigfaltigen Mittel, durch die ein babylonischer oder assyrischer Priester eingebildete oder wirkliche Krankheiten und menschliche Leiden aller bekämpft, haben wir kennen gelernt; aber endlich siegt doch der Tod, und wir haben noch zu vernehmen, wie des Todes Reich und Macht in Babylonien und Assyrien verstanden wird.

Einige Forscher haben die schon erwähnten Tafeln der Gnade, der Sünde und der guten Werke auf das Gericht über die abgeschiedenen Seelen bezogen und damit eine Gleichung für ähnliche Aussagen der hl. Schrift gewonnen. Aber die Vorstellungen der Babylonier und Assyrer von dem Leben der Seelen nach dem Tode sind außerordentlich unsicher und wechselnd, ein Hinweis darauf, daß wir hier von keiner ursprünglichen Ueberlieferung reden dürfen. So find denn die Alten bei dem Blick in das finstere Todestal ganz auf ihre eigene Vorstellungskraft und Dichtung angewiesen. Ist doch uns Christen sogar trok aller Offenbarungen Gottes im alten und neuen Bund das Leben der Seele nach dem Tod oder im Todeszustand von der göttlichen. Weisheit mit dichtem Schleier bedeckt worden. Wie viel weniger werden die Heiden alter und neuer Zeit davon zu sagen haben.

Wenn nun neuere Gelehrte 2) meinen, das Gilgamis-Epos sei dazu gedichtet, um über Tod und Leben im Jenseits zu belehren und mit Hoffnung der Auferstehung zu erfüllen, weil Gilgamis sowohl Richter in der Unterwelt ist als auch den jährlich neu erstehenden Sonnengott darstellt, so können wir dem nicht beipflichten; denn wir haben in dem genannten Epos so gut wie gar nichts über das Leben im Jenseits gefunden, wenigstens nicht mehr als in dem Märchen von der Höllenfahrt der Istar.

H. Zimmern) aber hält die Meinung fest, die Tafeln der Gnade und der guten Werke seien dieselben, wie die Schicksalstafel, darauf Nabu am Neujahrstag das Lebensgeschick der Menschen aufschreibt. Aber

1) K. B. III, S. 57.

2) Bezold, B. u. N., S. 110.
3) K. U. C., S. 402.

was Nabu schreibt, sollen doch wohl die äußerlichen Widerfahrnisse sein, die den Menschen in dem kommenden Jahre bestimmt sind. Die Tafeln der Gnade und der guten Werke aber werden aufnehmen, was die Menschen gegenüber den Göttern versäumt oder getan haben. Sie könnten demnach eher mit den Tafeln der Sünde verglichen werden, von denen die frommen Babylonier bitten, daß sie zerbrochen werden mögen, wie man einen Schuldschein zerbricht, wenn die Schuld bezahlt ist; oder wie es in einer Beschwörung heißt:

„Die Tafel seiner Sünden (des Gebannten), seiner Uebertretungen, seiner Missetaten, seiner Bannsprüche, seiner Verwünschungen werde in's Wasser geworfen."

Nach babylonischer Anschauung gehören die Seelen der Frommen in die seligen Wohnungen, die der Gottlosen in die Hölle. Aber ein andermal heißt es von dem Reich der Toten, dort herrsche weder Leben noch Tod, alles sei dumpf und dunkel. Dort irren dann die einen Seelen ohne Ruh noch Rast umher und müssen sich von der elendesten Nahrung genügen lassen, während andre sich am frischen Wasser erquicken.

Jedenfalls erwartet diejenigen Seelen ein trauriges Geschick, deren tote Behausung oder Leichnam unbestattet auf der Erde liegen geblieben ist.

Kurnugi, der Ort der Toten, wird in Terten, deren vorliegende Ab fassung semitischen Ursprungs ist, die aber nach ihrem Inhalt doch sehr alt sein können, also beschrieben: Er ist das Haus, dessen Eingang ist ohne Ausgang; die Straße, deren Hinweg ist ohne Heimweg; das Haus, deffen Bewohner vom Licht abgeschloffen sind; der Ort, da Staub ihre Nahrung und Kot ihre Speise ist. Licht schauen sie nicht, in Finsternis wohnen sie. Sie sind den Vögeln gleich in ein Federgewand mit flügeln gekleidet und wie die Nachtvögel gleiten sie mit lautlosem Flügelschlag dahin. Ueber Türe und Riegel ist Staub gebreitet. Von einer künftigen Auferstehung wissen weder Babylonier noch Affyrer irgend etwas; und wenn sie ihrem Gott Marduk und der einen Iftar nachrühmen, sie machen Tote lebendig, so bezieht sich diese gerühmte Kraft doch nur auf die Erweckung für dieses Leben. Doch spricht sich in mehreren Gebeten und Fürbitten für Sterbende ein gewisses Erlösungsbedürfnis und Verlangen nach einem bessern Leben aus. So betet einer: „Möge die Sonne ihm Leben geben und Marduk ihm eine Wohnung der Seligkeit schenken“, oder: „Möge er emporsteigen zur Sonne, der höchsten Gottheit. Möge die Sonne, die höchste Gottheit, seine Seele aufnehmen in ihre gnädigen Hände.”

Zu dem Erforschen des Willens der Götter ist noch nachzutragen, daß auch die Träume als ein Mittel der Offenbarung des Verborgenen angesehn wurden. Asurbanipal läßt aus der Zeit, da sein Bruder Samassumukin, den er zum Statthalter von Babylonien bestellt hatte, sich gegen ihn erhob, auf dem Raffamcylinder folgendes berichten:

3u jener Zeit legte sich ein Traumseher gegen Ende der Nacht nieder und fah einen Traum. Auf der Mondscheibe stand geschrieben: Wer gegen Asurbanipal, den König von Affyrien, böses plant und einen Kampf unternimmt, dem will ich bösen Cod zu teil werden laffen durch das blitzschnelle Schwert, feuerbrand, Hungersnot und Berührung der gira werde ich ihrem Leben ein Ende machen“1). Dies hörte ich und vertraute auf das Wort Sins, meines Herrn.“

Die Gira, die hier erwähnt wird, kann nicht gleich girra sein, womit Marduk bezeichnet wird. Entweder heißt so eine Gefährtin der Ereskigal oder ein Ort in der Unterwelt.

Asurbanipal läßt auch die Erfüllung dieses Traumes durch eine Hungersnot berichten, die so schwer auf Babylonien lastete, daß die Eltern gar ihre Kinder verzehrten; und die zweite Erfüllung wird in dem Tod seines Bruders gesehn, den die Götter selbst in eine brennende Feuerstelle werfen 2).

1) A. Jeremias, A. T. O., S. 34. Derselbe Craum in andrer Uebersetzung. S. S. 124. 2) K. B. II, b, S. 191.

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