ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Vermutlich ist statt Tamariske vielmehr Tamarinde zu lesen, die noch heute Arzneimittel liefert.

„Wenn einem Menschen sein Leib schmerzt, und sein Magen keinen Wein annimmt, seine Weichen ihn beißen, sein Haupt schwer ist, so soll er ... Cage weder Zwiebel noch Lauch effen, sich mit Saft von finu abspülen, Samen von Stinkgurke und Samen von haldapanu in Rauschtrank trinken, so wird er genesen.“

Wie lange sich der Kranke des Genusses von Zwiebel und Lauch enthalten soll, ist der Bestimmung des behandelnden Arztes anheimgegeben.

Wenn ein Mensch keine Speise annimmt. sollst du zu seiner Genesung eine Wurzel von Hundszunge, die du vor Sonnenaufgang ausgezogen hast, zerreiben, und er soll es ohne zu kosten trinken, so wird er genesen.“

Wurzel und Blätter der Hundszunge waren auch bei uns offiziell. Die Zeit des Ausziehens von Wurzel und des Sammelns von Kräutern gilt noch heute für bedeutungsvoll. Bevorzugt sind die Osterzeit und der Walpurgistag und zwar aus verständlicher Ursache, weil in der frühlingszeit Wurzeln und Blätter in vollem Saft stehn.

„Wenn eines Menschen Brust krank ist, und er bei dem Sprechen Husten bekommt, so sollst du ihn zu seiner Genesung Hundszunge in Rauschtrank ohne zu kosten trinken lassen. In kasu-Saft soll er sich abspülen, Saft von sinu sollst du auf seinen After gießen, tigtur-Mehl und uznu soll er durch ein saktar-Rohr in seinen Mund ziehen. Du sollst Diru, Hammeltalg, Datteln, Zypreffen und kuknu in eins vermengen, auf ein Leder streichen und ihn damit verbinden.“

Vermutlich soll dieser Teig dem Kranken auf die Brust gelegt

werden.

„Wenn ein Mensch mit seinem Auswurf kein Wasser los wird, selbiger Mensch also an den Nieren krank ist, sollst du zu seiner Genesung ein drittel Ka Hammeltalg, ein drittel Ka Datteln, ein drittel Ka ... ein Drittel Ka kukme, ein drittel Ka Zypresse, ein drittel Ka hal, ein drittel Ka Sesamschrot, ein drittel Ka Camariskensamen (oder Tamarinden ?), diese acht Pflanzenstoffe in eins mengen, in Butter werfen, auf eine Haut streichen, Bauch und Weichen bis zu seinem Gutwerden drei Monate damit verbinden, den Verband nicht abiun, so wird er genesen.“

„Wenn ein Mensch an Gelbsucht der Augen leidet, und seine Krankheit ins Innere der Augen aufsteigt, und das Wasser aus dem Innern des Auges grün wie Kupfer ist, und die Krankheit dem Menschen den ganzen Leib ausdörrt, so wird er sterben."

So wußten die babylonischen Aerzte sehr wohl, daß ihre Kunst begrenzt, und gegen den Tod kein Kraut gewachsen ist.

„Wenn einem Menschen der Leib und das Antlitz gelb ist, so ist Gelbsucht der Name der Krankheit. Du sollst Zypressen reiben und in Rauschtrank trinken. Du sollst Wurzel vom männlichen namtar des Nordens, der keine Frucht bringt, zerreiben und in Rauschtrank trinken. Du sollst kurkanu zerreiben und in Rauschtrank trinken."

Auf diese drei Rezepte folgen noch mehrere zur Auswahl, daß wenn das eine nicht hilft, man zu dem andern greift; davon wir auch zu sagen wissen.

„Wenn ein Mensch an einem ahharu krankt, sein Antlitz, sein ganzer Leib und die Wurzel seiner Zunge ergriffen ist, an selbigen Menschen soll der Arzt nicht die Hand legen, selbiger Mensch wird sterben."

Aus diesem Rezept ist deutlich zu sehen, daß dieselben nicht für Laien, sondern für Aerzte geschrieben sind, wie auch diese allein die Kenntnis von den vielen angewendeten Arzneistoffen haben konnten. Aber es gibt auch Verordnungen, die an die sympathetische Heilweise

erinnern.

„Wenn ein Mensch an Leibschneiden leidet, sollst du seinen Scheitel nach unten legen, seine füße nach oben heben, sein Gesäß gelind schlagen und darüber sprechen es werde gut", auch vierzehnmal mit dem Daumen seinen Scheitel beklopfen und den Erdboden beklopfen."

Es ist auffällig, daß in keinem dieser und vieler andern Rezepte des Schröpfens und des Werkzeuges, das bei diesem Verfahren gebraucht wird, zukakipu genannt, gedacht ist. Wie dasselbe beschaffen war, läßt sich nur mutmaßen.

An die schon früher mitgeteilten Zaubersprüche und Beschwörungen lehnt sich die folgende Verordnung an, die Fr. Hommel mitgeteilt hat:

Die Krankheit des Hauptes fliege davon, wie eine Taube zu ihrem Schlag, wie ein Rabe in die Wolken des Himmels, wie ein Vogel an einen weiten Ort. In die gnädigen Hände seines Gottes kehre er zurück.“

Der lehte Sah ist dunkel. Da es sich um Heilung von Kopfkrankheit handelt, kann das „Zurückkehren in die gnädigen Hände seines Gottes" nicht auf ein feliges Abscheiden bezogen werden; das wäre ein ohriftlicher Gedanke, den wir hier nicht unterschieben dürfen. Vielmehr ist nur von diesem Leben die Rede, und das „Zurückkehren“ u. s. w. ist die Genesung von der Krankheit, die man als die „gnädigen Hände" bezeichnen kann. Daß aber jeder Babylonier oder Assyrer, jede Stadt oder Ort unter den vielen Göttern, die man verehrte, doch einen gewissen Gott als seinen Gott erkannte und sonderlich verehrte, ist schon früher berührt worden. Eine Vorschrift ähnlicher Art lautet:

Wer vom Skorpion gestochen ist, soll zum Fluß hinabgehn, siebenmal untertauchen 1), bei dem siebenten Untertauchen in den Fluß ausspeien, was in seinem Munde ist."

Diese Vorschrift zur Heilung vom giftigen Skorpionstich muß sehr alt sein; denn später wurde jede Verunreinigung des Wassers streng verboten, und wer dagegen sich verfehlte, fiel in den Bann.

Bei all diesen medizinischen Vorschriften müssen wir bedauern, daß die Kenntnis der sumero-akkadischen Sprache noch nicht so weit vorgeschritten ist, daß wir verstehen könnten, was für Mittel man zu der Zeit den armen Kranken zu schlucken oder zum einreiben verordnete; vielmehr sind wir auf die bloße Namenkenntnis beschränkt, die ihren Plak in der babylonisch-assyrischen Pharmokopöe am Schluß finden wird.

In der Naturwissenschaft waren Babylonier und Assyrer nicht ganz fremd. Wir haben vernommen, daß sie unter den einjährigen Gewächsen männlichen und weiblichen namtar unterschieden, was an

1) 2. Kön. 5, 10.

unsern Hanf erinnert; daß sie denselben Unterschied auch bei den Dattelpalmen kannten und die weibliche Blüte künstlich befruchteten. Auch finden sich in den Keilschriften Verzeichnisse von Tieren, Pflanzen und Gesteinen, die im Anhang berücksichtigt werden sollen.

Die Sprachwissenschaft wurde schon in alter Zeit an geregt durch die semitische Einwanderung und die daraus entstehende Notwendigkeit, sich mit diesem Volk zu verständigen, wenn die eigne Sprache nicht in der des Eroberers ganz und gar untergehn sollte. So hatten die babylonisch-affyrischen Sprachkundigen mit der Grammatik, Wortbedeutung und Wortbildung zweier Sprachen zu tun, die ursprünglich, so viel wir bis heute sehn, gar nichts mit einander gemein hatten. Aber wie die Semiten die Schrift der Sumero-Akkadier annahmen, so gelangte auch manches sumerische Wort zur Aufnahme in die Sprache der Einwanderer. Wenn dann im Laufe der Jahrhunderte die sumeroakkadische Sprache aus dem öffentlichen Leben verdrängt wurde, so blieb sie doch bis an das Ende des Reiches die Sprache der Gelehrten, der Priester, der Sternkundgen und mancher Geschäftsleute. Den Semiten wurde sie verständlich durch die Wörterbücher, in denen die sumeroakkadische Wörter durch babylonisch - assyrische erklärt waren. Auch fertigten die Sprachkundigen Verzeichnisse der Ideogramme an und sammelten Beispiele der Deklination und Konjungation und stellten auf Tafeln die aus einer Wurzel stammenden Wörter zusammen. Man vergleiche auch den Abschnitt, der über Schrift und Sprache handelt.

Von einer Rechtswissenschaft kann in Babylonien und Assyrien noch keine Rede sein. Die Gesetzsammlung Hammurabis enthielt sowohl Bestimmungen des Strafrechts wie des Privatrechts. Beide Gebiete wurden noch nicht reinlich geschieden, so wenig wie in den vorangehenden sumero-akkadischen Hausgesehen. Diese beiden Sammlungen konnten aber zu Vergleichungen und Erklärungen anleiten; denn wenn auch der eine große Stein, auf dem die Gesetze geschrieben waren, geraubt und nach Susa gebracht war, so blieben doch Abschriften dieser Geseze und die mündliche Ueberlieferung. Aber wir wissen nichts gewisses über ihren Gebrauch, nur daß sie auch in Assyrien Geltung erlangt haben.

Eine Theologie oder Gotteswissenschaft kann da nicht erwachsen, wo die Herrlichkeit des unsichtbaren Gottes verkehrt ist in das Bild der vergänglichen Menschen, Vögel und andrer Geschöpfe 1). Hier wird aus der dichtenden Phantasie der Menschen eine Mythologie oder aus der Naturbetrachtung der Naturmythus geboren, die wir beide in den Göttersagen kennen lernten.

Die Geschichtsschreibung und Erdbeschreibung ist bei Babyloniern und Assyrern in den Kinderschuhen stecken geblieben. Ruhmesinschriften mit Kriegsberichten haben wir schon aus den ältesten 1) Röm. 1, 22 c.

Zeiten beider Reiche erhalten, dazu kamen später die Annalen und Chroniken, die uns leider nur bruchstückweise bis heute bekannt sind. Ihre Schreibweise ist freilich sehr trocken, aber das ist der Chroniken Art. Es spricht auch die Trockenheit mehr für die Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit, als wenn pikante Erzählungen darin engeflochten wären. Aber alle Berichte politischen Inhalts, Briefe, Depeschen, Befehle, Verzeichnisse verschiedenen Inhalts find für uns trok aller Trockenheit oft sehr wertvoll. Von den wenigen, die bisher übersetzt und veröffentlicht worden sind, teile ich nach Lehmann 1) eine Botschaft des Königs Asurbanipal mit:

Botschaft des Königs an Belibni. Friede sei mit dir. Es ergehe dir wohl. In betreff der Pukudu am flusse Murru, was du gemeldet hast, ein Diener der Treue, ein Mann, der das Haus seines Herrn liebt; was er sieht und was er hört, öffnet die Ohren seines Herrn. Du hälst meine Ohren offen bis zum Geschehen deffen, was du gemeldet hast."

Damit will der König sagen, er sei sehr gespannt auf seines StattHalters weitere Berichte. Eine zweite Botschaft an denselben Belibni lautet:

hinsichtlich dessen, was du über Musesib-Marduk gemeldet hast, bestimme ich: Die Zeit, da er vor meinem Angesicht hätte erscheinen sollen, ist erfüllt. Seinen Weg hatte ich bestimmt. Er ist doch nicht etwa gestorben? In Ninive ist er nicht angekommen."

Dieser Belibni ist vermutlich ein Sohn des Belibni, den Sanherib am Anfang seiner Regierung zum Statthalter von Babylon gemacht hatte; Musesib-Marduk war ein Befehlshaber unter Belibni, er führte eine assyrische Truppenschar gegen elamitische Räuber.

Der Eponymenkanon oder die Listen der assyrischen Limmi reicht von 911-650 v. Chr. Die synchronistischen Listen über die Könige von Babylonien und Affyrien, die Aufzeichnungen der babylonischen Königsnamen u. a. sind uns nur bruchstückweise erhalten.

Wie hoch oder gering die sog. Prunkinschriften der assyrischen Könige betr. ihrer Glaubwürdigkeit zu schätzen sind, darüber gehen die Urteile der Sachverständigen noch recht weit auseinander, zumal für dieselben keine babylonischen Parallelen vorhanden sind, daß wir beider Berichte miteinander vergleichen könnten. Häufig tragen sie die deutlichen Spuren der literarischen Kunst eines bezahlten Hofhistoriographen an sich; sie verschweigen Niederlagen, übertreiben die Siege, brauchen auch die Worte, um ihre Gedanken zu verbergen und widersprechen sich selbst nicht felten. Erzählungen wie die von der Offenbarung Jstars an Asarhaddon und von der Eroberung Babels haben wohl ihren historischen Wert für uns, nur nicht den, der im Sinn der Verfasser lag. Immerhin haben die Assyrer mehr Sinn für Geschichtsschreibung bewiesen als für Poesie und Musik. So haben sie die synchronistische Geschichte der affyrischen und babylonischen Könige angefertigt, die von einem Ge1) 3. f. A. 1887, S. 59.

lehrten 1), warum sagt er nicht, eine Gelegenheitsschrift genannt wird. Sie reicht von Asurbalnisesu bis etwa 800 v. Chr. 2) Wir verdanken folche Aufzeichnungen sicher den Aufträgen der Könige, aber keinen zufälligen Gelegenheiten. Leider besteht noch viel Unsicherheit in der Lesung der Person- und Ortsnamen, wozu die Unkenntnis der Geographie und Völkerkunde der alten Zeit hinzukommt.

Eine Art von Landkarte ist veröffentlicht worden, aber es sind darauf fast nichts als regelmäßige geometrische Figuren zu sehen, wie ein Kreis konzentrisch in einem andern größeren, aus dem sieben Spitzen hervorragen, während im innern des kleineren Kreises ein Balkenkreuz zwischen ganz kleinen Kreisen und Ellipsen zu sehen ist. Die Schrift, die alle diese figuren bedeckt, sagt uns von acht Gebieten, die keine bedeutende Größe haben. Es ist von dem babylonischen König Samasnapistimusur die Rede. Für die Abschrift vom Original bürgt mit Namensunterschrift Sohn des Iffuru, Sohnes des Bilbililani.

Asurbanipal, der die trocknen Chroniken seiner Vorfahren eifrig studierte, läßt seine gelehrten Schreiber nicht mehr in der alten Weise reden. Sie müssen von jest ab auf die Sprache und den Stil Fleiß verwenden, um ihre Berichte lebendiger und anmutiger zu gestalten.

In Babel gab es verschiedene Systeme der Geschichtsauffassung, vertreten durch verschiedene Schulen 3). Aber nicht in der Geschichtsschreibung, sagt Bezold mit recht), liegt der Schwerpunkt der literarischen Aufzeichnungen, deren sich die Priester am Hofe Asurbanipals befleißigten. Nur ein geringer Bruchteil der Bibliothek von Kujundschik besteht in historischen Terten; das Groß der Bibliothek ist einer Pseudowissenschaft gewidmet, in deren Dienst alle bisher bekannt gewordenen Wissenszweige zu stehn scheinen, der Astrologie.

Am höchsten unter allen Wissenschaften standen in Babylonien und Affyrien die Astronomie und Mathematik samt ihrer unebenbürtigen Schwester, der Astrologie, von der zu vermuten steht, daß sie die ältere Schwester ist. Welchem Volk das Verdienst zuzuschreiben ist, den Grund dieser Wissenschaften von sehr verschiedenem Wert gelegt zu haben, das steht auch bei den Gelehrten noch nicht fest. Einer meint, hier liege nicht ein Erbstück der alten Chaldäer vor, sondern das Produkt der Vermischung sumero-akkadischer Zivilisation mit semitischer Kultur. Und diese eingewanderten Semiten sollen gewohnt gewesen sein, den Abglanz des von ihnen verehrten Einen göttlichen Wesens in den Gestirnen zu sehen. Das heißt nach der modernen Entwickelungslehre die Kindheitsstufe des semitischen Monotheismus“. So noch Hommel, der sich

1) H. Winckler, B. u. U., S. 15.

2) Ciele a. a. O., S. 17.
3) H. Winckler, B. u. U., S. 14.
4) Bab.-ass. K. S., S. 65.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »