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schen, die Beschwörungen zur Heilung der Krankheiten, die verschiedenen Opfer im Frühling und im Herbst, die Bedeutung des heliakischen Aufund Untergangs des Sirius und des Sugi. Angeschlossen sind die Vorhersagungen aus den heiligen Vögeln, die in den Tempeln gehalten wurden. Sirius aber ist der Bogenstern, der der Iftar zugeeignet wird.

Im allgemeinen galt als Regel, Jupiter und Venus brächten Glück, Saturn viel, Mars wenig Unheil. Merkur, Mond und Sonne deutete man nach Belieben. Die Sonne hatte in der Ekliptik ihre zwölf Häuser oder tubukati, daraus bei den spätern Juden die Vorstellung der sieben Himmel erwachsen sein soll. Jedenfalls sprechen alle Semiten nicht von dem Himmel, sondern von den Himmeln. Auch der Apostel Paulus redet von einem dritten Himmel 1).

Den scheinbaren Durchmesser der Sonne haben die babylonischen Sternkundigen auf zwei Minuten Zeit, das ist einhalb Grad,__ziemlich genau berechnet, indem sie bei Sonnenaufgang zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche die Zeit vom Erscheinen des Sonnenrandes bis zur völligen Sichtbarkeit der Sonne bestimmten.

Der Merkur, der der Sonne am nächsten kreisende Planet, hat mehrere Beinamen, wie mustabarru mutanu, nibat anu, das wie gudud oder guddu noch nicht übersetzt ist, oder balum und numia „Nichtda“, fanumme ein Andrer", dilbat der Verkünder", weil er gleich der Venus als Morgenstern oder als Abendstern erscheint, kakkab la mineti „der unberechenbare Stern". Unter guddu verstehen einige den Mars, den karradu oder Krieger, der auch bibbu und ningirbanda heißt. Bibbu wird aber auch der Jupiter genannt. Hieraus geht hervor, daß die Planeten, wie das bei unbewaffnetem Auge sehr leicht geschieht, nicht immer richtig erkannt, sondern auch verwechselt worden sind.

Die babylonisch-assyrischen Sternseher konnten bei Planeten-Konjunktionen nicht unterscheiden, welcher Planet der nähere, welcher der fernere war, ob etwa Jupiter vor Saturn oder Saturn vor Jupiter stand 2). Aber durch großen Fleiß in der Beobachtung der Gestirne und Aufzeichnungen dieser Beobachtungen war es ihnen doch gelungen,, die Perioden der Planeten im engern Siun, nach deren Ablauf sie denselben Stand am Himmel einnahmen, richtig zu bestimmen, bei Venus auf acht Jahre, bei Merkur auf sechsundvierzig Jahre, bei Saturn auf neunundfünfzig, bei Mars auf neunundsiebzig, bei Jupiter auf dreiundachtzig Jahre. Bei solcher Erkenntnis ist es zu verwundern, daß sie Sonne und Mond auch zu den Planeten rechnen konnten; und diese beiden wurden am allermeisten beobachtet. Den Vollmond nannten sie lal adar sitkula, Sonne und Mond wägen sich, na adar asamis namuru Sonne und Mond werden zu gleicher Zeit gesehn; mat oder kasadu aber zeigt an, daß der

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Mond bald die Sonne erreicht hat, wenn er kurz vor der Sonne als kleine Sichel aufgeht, also bald Neumond ist.

Den Morgen- oder Osthimmel bezeichnet numa oder sitan, der Westhimmel hieß su oder silan. Wie Jensen damit das hebräische

Scheol vergleichen kann, ist mir unverständlich.

Von den Firsternen galten dreißig als Ratgeber, vierundzwanzig als Richter, nämlich zwölf Sterne von Akkad und zwölf Sterne des Westens 1).

Der Gott Anu hatte seinen Ort oder Haus im Nordpolarstern oder Aldebaran, nämlich im ersten Drittel der Ekliptik, Ea in einem Stern des Schüßen, wo sich die Milchstraße in den „Euphrat“ und „Tigris“ teilt, und in dem Kopf der Fischziege, wo das dritte Drittel der Ekliptik anfängt, während das zweite Drittel die Bahn des Bel ist, die vielleicht im großen oder kleinen Bär gesucht werden muß 2).

Wer nun den Lauf der Gestirne verstand, der verstand auch als in einem Spiegel das Schicksal der Menschen und Völker zu schauen. Er hörte das Rauschen ihrer Fluten lange, ehe etwas davon sichtbar wurde. Dahin ging die Meinung der Gelehrten, darin lag das Steuerruder der staatslenkenden Einsicht der Staatsmänner, das gefiel dem Aberglauben des Volkes in beiden Reichen. Aber hier lag auch der tiefe Schaden der astronomischen Wissenschaft, daß sie fast nur in astrologischem Interesse betrieben wurde, und diese Kunst dem Gelderwerb und der Herrschsucht dienen mußte. Wieviel Wirren dadurch in der Wissenschaft entstanden sind, hat Jensen treffend gezeichnet 3).

Die babylonischen Sternkundigen müssen es sich gefallen lassen, daß ihnen die Traumdeuter zur Seite gestellt werden; denn auch die Traumbilder stammen nach ebenso gutem Glauben aus der oberen Welt und tun den Willen der Götter kund. Auch für das Auslegen der Träume hatte man viele Tafeln gesammelt, die uns erhalten sind also wieder eine Art Wissenschaft. Zu den merkwürdigsten Träumen, die hier behandelt werden, gehört, daß ein Mensch sich erinnert, er habe im Traum mit einem nahen Verwandten Streit gehabt, wobei es für die Deutung des Traumes darauf ankommt, ob dieser Verwandte noch lebt oder schon gestorben ist. Wichtig erscheint auch der Traum von dem Effen eines gewissen Krautes oder dem Trinken eines Saftes; oder es träumt einer, er effe Tier- oder Menschenfleisch; oder er weiß von einem Gesicht von Fußspuren, die er im Traume gesehn, oder von einem Geist oder von Verstorbenen, die sich wie Lebende bewegten. Besonders auf

1) 2. Kön. 23 5-7.

) Fr. Hommel, A. u. A., S. 411. 5) Kosmologie, S. 101 2c.

fällig ist, wenn jemand träumt, er trage etwas auf dem Kopf 1) wie Datteln oder einen Berg 2).

Dieses treffliche Brüderpaar der Stern- und Traumdeuter hatte das Tun und Lassen wie der Untertanen so der Herrscher in seiner Hand. Will der König in den Krieg ziehen, so fragt er zuvor über den Ausgang desselben bei dem Hofastrologen an. In deren Macht steht es, ob Krieg oder Friede sein wird. Wollen sie Friede haben, so erklären sie, ungünstige Zeichen seien erschienen, und warnen den König vor einem Kriegszug. Der König aber kann und darf nicht gegen seine Magier auftreten. Seine Truppen würden nicht fechten und standhalten, wenn allerlei Mißgeschick für diesen Krieg vorausgesagt war. Wollen aber die Sternkundigen, daß Krieg werde, so ermuntern sie den König und rufen ihm und seinen Kriegern im Namen der Götter zu: „Zieh hinaus, wir helfen dir, wir werfen deine Feinde vor dir nieder." Die Magier hatten auf diese Weise auch den Krieg zu leiten, wohin sie wollten, ganz in ihrer Hand; denn sie brauchten nur bei dem einen Nachbar ein günstiges, bei dem andern ein ungünstiges Zeichen gesehn zu haben. Wie bei den Kriegen verfuhren sie auch bei Jagden und andern Unternehmungen.

Astrologische Aussprüche der Magier, fog. Omina, haben Rawlinson und Sayce gesammelt und herausgegeben. Aus sehr alter Zeit, der des Königs Sargon I., stammt das folgende:

Wenn ohne Berechnung Sonne und Mond zusammen sichtbar werden, dann rüden wieder feindliche Krieger heran und beherrschen das Land. Die heiligen Schreine der großen Götter werden wieder entführt, der Gott Bel muß wieder nach dem Land Elam auswandern. Nach dreißig Jahren kehren die großen Götter mit ihm zurück."

Aus derselben Zeit stammt auch das folgende Orakel :

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Ein Omen für Sargon, der in diesem Zustand (bei diesem Stand der Sterne?) nach Elam zog und die Elamiter vernichtete. Eine große Strafe legte er ihnen auf. ihre Glieder schnitt er ab.“

Hier muß das eigentliche Omen verloren sein, oder es ist unleserlich geworden; denn das vorliegende erzählt, aber redet nicht von der Zufunft.

Auch ohne besondere Anfrage des Königs hatten die Hofastrologen nach Dienst und Pflicht dem König über alle himmlischen Erscheinungen täglichen Bericht zu erstatten. Ein solcher Bericht lautet:

„Der Mond sammelte einen tarbaz, und Mars trat in ihn: Vernichtung des Viehstandes. Im ganzen Land wird die Dattelernte mißraten, und das Westland wird verringert." (?)

Was tarbaz bedeutet, ist noch ungewiß, vielleicht bezeichnet es die Strahlenbrechung des Mondlichtes, die wir Hof nennen. Ein andrer Bericht trägt auch den Namen des Magiers, der ihn verfaßt hat:

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Um vierzehnten Tag (Vollmond) wurden Sonne und Mond mit einander gefehn. Treue und Glauben. Das Herz des Landes wird fröhlich, Freude zieht ein in die Herzen seiner Bewohner. Die Götter des Landes Akkad sinnen auf Gunstbezeugung. Mond und Sterne begegneten sich, der König des Landes tat die Ohren weit auf. Bericht des Ablua.“

Ein andrer Bericht läßt die Entscheidung nach der Zeit zweifelhaft:

Wenn es der achtundzwanzigste ist (an diesem Tage verliert der Mond sein Licht). dann wird der König dieses Landes krank dahinsinken, sein Haus wird leben. Nindingirra, die Tochter des Königs, wird sterben. Im Lauf des Jahres (kommen) Feindseligkeiten, das Land wird verbrannt werden, bis ins Herz des Landes wird der Feind eindringen, Niederlage des feindlichen Heeres. Wenn der neunundzwanzigste ist, dann wird der König von Akkad sein palu fallen lassen, Adad wird regnen über Kebar, Adad wird regnen über den Wäldern, viel telitu in den Feldern (wahrscheinlich Unkraut). Wenn der dreißigste, wird der König sein palu verlängern, das Land wird unter der Hungersnot seufzen, der ippira wird als Herr auftreten. Wenn bei bedecktem Himmel Dilbat und Sagmagar erscheinen, wird Gesundheit dem König angezeigt, Einfall der Feinde in das Land 1).“

So geht es immer weiter in der astrologischen Dichtung, und es bleibt nicht aus, daß sich die Dichter recht häufig wiederholen.

Ein Horoskop ist, so zu sagen, ein immerwährendes Omen. Wir haben eins aus dem Jahre 141 v. Chr. vom 6. Adar (28. Febr.):

"

„Im Anfang der Nacht sah man den Mond, westlich davon sur narkabti in einer Entfernung von einer Elle (= 2o 31). Am 6. des morgens wurde ein Knäblein geboren unter seinem Zeichen. Der Mond stand am Anfang der Zwillinge, die Sonne in den Fischen, Jupiter in der Wage, Venus und Mars im Steinbock, Saturn im Löwen."

Oder ein Horoskop vom 4. Nisan (27. März) desselben Jahres:

„Tag und Nachtgleiche. Im Hause verkündet man, daß ein Knäblein unter Jupiter geboren sei."

Dieser Planet stand damals in Opposition zur Sonne, war also die ganze Nacht sichtbar. Bei diesen beiden Horoskopen vermissen wir schmerzlich die Deutung der Konstellation.

Horoskope wurden auch bildlich dargestellt. Eins ist bei Koldewey 2) beschrieben: Vier Postamente tragen einen Ziegenkopf, einen Keil und zwei Kronen. Vor dem ersten und zweiten Postament liegt ein Tier mit graden Hörnern und gespaltener Zunge. Es ist dieses Bild wie ein Rebus-Rätsel. Ob es ein Gelehrter geraten hat, ist mir nicht bekannt geworden.

Aus einigen in Ninive gefundenen Tafeln lassen sich noch bestimmtere Regeln der Sterndeutung erkennen, als zuvor angedeutet wurden.

„Wenn der Planet Jupiter im Monat Duzu erscheint, dann giebt es Leichen, d. h. ein großes Sterben. Wenn Venus dem Sternbild der Fische gegenübersteht, fo ist Dermüstung des Landes zu erwarten. Wenn der Stern des großen Löwen, den die Babylonier den großen Bären nennen, düster erscheint, wird sich das Herz des

1) Vergl. Vivelleaud, Z. f. A. 1902, S. 205 2c.

2) Mitteil. v. 1901, N. C., S. 28.

Volkes nicht freuen 1). Wenn der Mond sich am 30. Tebitu zeigt, werden die Suri die Uhlamu, die Nomaden an der Westgrenze des Reiches verderben; ein fremdes Volk wird das Land Martu (d. i. Syrien und Kanaan) verwüsten. Wenn am 14. Adaru in der ersten Nachtwache eine Mondfinsternis eintritt, so gibt sie das Vorzeichen für den König der Kissati, Ur und Martu.“

Die Kissati aber waren ein mesopotamisches Volk, das bald von den hethitischen Mitannis, bald von den Assyrern beherrscht wurde. Dieses leste Omen erinnert an die Weise der Orakelpriester zu Delphi, die sich die Erfüllung ihrer Vorhersagungen durch die Zweideutigkeit ihrer Sprüche zu sichern verstanden. Oft halten sich auch die Antworten der babylonischen Magier ganz allgemein: „Wenn diese oder jene Konstellation eintritt, dann werden die Götter zürnen, dann wird das trübe hell, das reine schmutig werden, dann werden die Regengüsse und Hochwasser aufhören, dann werden die Länder in Verwirrung geraten, dann wird teine Erhörung der Gebete stattfinden, dann werden die Vorzeichen der Wahrsager nicht günstig sein 2)."

Es ist bereits erwähnt worden, daß der König vor Unternehmung eines Feldzuges seine Astrologen befragte. Dasselbe geschah bei der Belagerung einer festen Stadt, bei der Einweihung eines Tempels und allen andern öffentlichen Angelegenheiten. Die Sternseher hatten viele Arbeit, keine Ruh bei Tag und Nacht; denn auch die Untertanen wollten den Rat der Weisen wiffen für den Bau eines Hauses, für eine Eheschließung, bei dem Antritt einer Reise, bei einer beabsichtigten Handelsunterneh mung u. s. w. für alle und um alles mußten die Sterne und Sternseher wissen. Dabei aber braucht niemand sich vorzustellen, daß bei jeder Anfrage eine besondere Beobachtung des Himmels angestellt worden sei. Die Magier hatten dafür ihre Steintafeln zu tausenden aus allen Zeiten. Die schlugen sie nach und erteilten daraus den Ratsuchenden bald Antwort. Wenigstens 70 Tafeln dieser astrologischen Unterweisungen fangen an: „Wenn der Belstern"; eine andre Serie beginnt auf jeder Tafel: Wenn der Mond bei seinem Erscheinen"

Ehe Asarhaddon Esagila, den Tempel Marduks, betrat, wurden als Vorzeichen göttlichen Wohlgefallens und göttlicher Gnade, die folgenden Beobachtungen am Himmel festgestellt und aufgezeichnet:

„Die Sterne des Himmels gingen an ihren Ort, sie nahmen den rechten Weg und verließen den unrechten."

Die Sternkundigen reden hier von den Planeten, die scheinbar bald rechtläufig bald rückläufig gehen. Die Beziehung auf die politische Lage ist unschwer zu finden. Das Rückwärtsgehen der Planeten zeigte den Aufruhr der Söhne Sanheribs und die Ermordung dieses Königs an, das Vorwärtsgehen aber die Bestrafung der Königsmörder und die Erhebung Asarhaddons auf die Throne von Ninive und Babylon. Man

1) M. Duncker a. a. Ø. I, S. 276.

2) Nach H. Zimmern, K. A. T., S. 393.

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