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Vierzahl bereits zu einer Zeit bestand, als Babylonier und Hebräer noch eine engere Gemeinschaft bildeten", d. h. ein Volk waren.

Haben hernach die meisten dieser in Babylonien eingewanderten Nordsemiten sich zwar nicht in ihrer Sprache, wohl aber in Sitte und Religion dem Einfluß des bereits dort ansässigen und sehr gebildeten Volkes der Sumero-Akkadier, das sich ihnen wenigstens teilweise unterwerfen mußte, in Schwäche hingegeben, ihr Nomadenleben verlassen, um Ackerbauer und Städtegründer zu werden; so blieben doch die aus dem üppigen Chaldäa wieder auswandernden Nordsemiten, zu denen auch ein Abram gehörte, gleich den Südsemiten in Arabien bei dem Weiden ihrer Herden und bekundeten durch dieses Festhalten an den Sitten der Väter, daß nicht bei allen Semiten fremde Bildung und Sitte leichten Eingang finden könne, wie das von Dillmann anerkannt wird 1).

Nach den vorstehenden Ausführungen müßte die schwebende Streitfrage näher dahin bestimmt und eingeschränkt werden: Wie viel haben die Hebräer durch Vermittlung ihrer Stammverwandten von der sumeroakkadischen Kultur angenommen, und worin stimmt ihre Ueberlieferung mit der der andern Nordsemiten überein 2)?

Ferner muß hier daran erinnert werden, daß ein Volk der Hebräer richt in Babylonien, auch nicht in Kanaan, sondern in Aegypten bei 400jährigem Aufenthalt in diesem Lande herangewachsen ist; und man sollte denken, grade in dieser Zeit, wo aus dem Nomadenstamm im Lauf der Jahrhunderte ein Volk entstand, sei das Eindringen fremden Wesens leichter als sonst gewesen. Nur müßten wir dann doch erwarten, daß Ifrael den Aegyptern gleich geworden wäre. Aber auch aus Aegypten kamen die Hebräer als ein Volk von Nomaden heraus, das fest auf seiner Eigenart beharrte; nur daß es in seiner Religion wie schon früher fremden Einflüffen zugänglich war.

Hierzu meint Lepsius 3), die Babylonier selbst seien durch die Kuschiten mit ägyptischer Bildung befruchtet worden, und wäre diese ägyptische Bildung dann auch an die Hebräer übermittelt worden. Aber wenn auch die Kuschiten mit den Sumero-Akkadiern stammverwandt sind, demnach an eine Verbindung zwischen Babylonien und Aegypten wohl zu denken wäre, so liegt doch die andre frage ebenso nahe, ob nicht umgekehrt Aegypten unter babylonischem Einfluß gestanden hat? Hierauf weisen mehrere Briefe aus dem Tell el Amarna hin, und Hommel behauptet gradezu das Gegenteil auf Grund der Vergleichung des Götterdienstes, der Baukunst und der astronomischen Kenntnisse beider Völker, nämlich daß Aegypten von Babylon aus kultiviert worden sei *).

1) A. d. W. 1882 5. 429.

2) Vergl. fr. Hommel, A. u. A. S. 274.

3) Vergl. Fr. Hommel, Semit. Spr. u. V. S. 165.
4) U. u. Ã. an mehreren Stellen.

Auch in dieser Frage entscheide ich mich für den gemeinsamen Ursprung beider Kulturen.

Was aber die Abhängigkeit Israels von Babylonien betrifft, so erklärt Professor G. Beer 1) treffend: So lange es den Affyriologen nicht gelingt, die Anfänge des Jahvismus aufzuklären oder für die Bedeutung des hebräischen Opfers als Gemeinschaftsmahles zwischen Gottheit und Verehrer oder für die Erscheinung der prophetischen Religion die_babylonische Parallele und ältere Vorlage nachzuweisen oder das Hauptkennzeichen der Juden, die Beschneidung, oder die Entwickelung des Judaismus zur Kirche aus Babylonien abzuleiten, ist die Auffassung der Bibel als einer dekadenten 2) Provinz Babels ein Zerrbild von Babel und Bibel. Wenn von modernen babylonischen Sybillen die Ansicht geäußert wird, daß die Theologen erst Affyriologen werden müßten, um das alte Testament richtig zu verstehen, so zeigen die Blößen, die sich fortwährend Affyriologen im alttestamentlichen Fach geben, die Notwendigkeit einer selbständigen alttestamentlichen Wissenschaft.“

Dieselbe Gerechtigkeit übt auch ein Wort von Stade, das er in seinem „Mythus vom Paradies" zwar nur von der Eabanisage gebraucht hat, diese verhalte sich zu dem biblischen Bericht, wie eine verjauchte Dorfpfüße zum lautern Gebirgsquell"; aber ich bin geneigt, dieses gute Wort auf das ganze Verhältnis von Heidentum und Offenbarungsreligion, von gefälschter und treuer Ueberlieferung anzuwenden ). Dabei stütze ich mich auf das Wort eines Mannes, der zwar kein Gelehrter in unserm Sinn war, aber sich in mehreren Stücken als unsern Gelehrten überlegen zeigt; denn zum ersten hat er das alte Babel selbst gekannt, zum andern ist er vom Geiste Gottes erleuchtet. Ich meine den Propheten Jeremia. Er zeichnet Land und Leute von Babylon mit diesen Worten): „Ein goldner Becher, der alle Welt trunken gemacht hat, war Babel in der Hand des Herrn. Alle Heiden haben von ihrem Wein getrunken; darum sind die Heiden so toll geworden." Denn es haben Assyrer, Aramäer, Hethiter, Armenier, Elamiter, Meder und Perser babylonische Bildung und mit ihr babylonischen Gökendienst und babylonische Lafter angenommen. Aber dieser Jeremia soll nach H.. Winckler 5) einer der Führer der chaldäischen Partei, also ein Landesverräter und Gegner des Königs gewesen sein, der nicht als Prophet oder weiser Mann vom König befragt wird, sondern weil er ein Mann voi Besitz und Einfluß ist. Der Gelehrte scheint die Widersprüche, die er mit dieser Annahme hervorruft, gar nicht zu fühlen. Zunächst macht er aus Jeremia einen Heuchler, der als Chaldäer doch vor Chaldäa.

1) Zeitschr. d. morgenl. Gesellschaft 1904, 266.
2) So viel als „heruntergekommen", tiefer stehend".
3) Gegen A. Jeremias, U. T. O. S. 113.

4) Jer. 51, 2

5) K. A. T. S. 170-174.

warnt! Sodann möge er uns sagen, wo es je geschehen ist, daß ein Herrscher seinen Gegner um Rat gefragt hat?. hat nicht ein König das Recht und die Pflicht, einen Untertan, der es mit den Feinden hält, unschädlich zu machen? Ist aber Juda damals ein Vasallenstaat von Babylon gewesen, hat der König von Juda dem König von Babylon Treue geschworen, so liegt die Sache ganz anders, als H. Winckler sie darstellt; denn in diesem Fall hat der Prophet und die auf seiner Seite stehn, den Rechtszustand, den die politischen Verträge geschaffen haben, unter seinen Füßen; wer aber gegen diese Verträge handelt, der ist der Meuterer und Treulose. Nach dem gefunden Menschenverstand" erhielt der eine Prophet seine Anweisung von Damaskus, der andere von Ninive, der dritte von Babel; nach dem „gesunden Menschenverstand" sind alle Propheten elende Betrüger, indem sie sagen, daß Gott der Herr durch sie seinen Willen kundtue. Nach dem gesunden Menschenverstand" sind fie feile politische Werkzeuge in der Hand eines fremden Herrschers und verdienen samt ihren Schriften nur unsre Verachtung. Aber ihre Schriften sind in die Bibel aufgenommen und sollen von den Gelehrten als Gottes Wort der studierenden Jugend ausgelegt werden. Wer ist da bedauernswerter, die armen Lehrer, die mit dem gesunden Menschenverstand" aller Theologie Grab graben, oder die armen Schüler, die mit Hohn auf das Heilige und Spott und Zweifel zu führern und Lehrern der christlichen Gemeinde sollen erzogen werden?

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So schiefe Urteile, wie wir eben vernommen haben, werden uns noch öfter begegnen. Sie haben ihren Ursprung in dem Grundirrtum, als müsse der „gesunde Menschenverstand" in Sachen der Religion_entscheiden. Danach ist auch das Volk Israel von Anfang an in der Vielgötterei gewandelt 1) so gut wie alle andern Völker, während die Schrift solchen Abfall nur von einem Teil bezeugt; und die Idee des Einen Gottes ist keine Offenbarung von oben, sondern aus eines Menschen Kopf entsprungen, oder nach Rénan ein Erzeugnis der Wüste!

Die Geschichte aber sagt uns etwas anderes. Jedes Mal, wenn das auserwählte Volk von freien Stücken seine Sonderstellung unter den Völkern aufgab und sich dem Einfluß eines heidnischen Volkes willenlos hingab, erging es ihm auch wie den Heiden. Es konnte sich seines Geschickes nicht mehr freuen; denn weil es seinen Gott verlassen hatte, war es von ihm verlassen, es fiel in schwere Gerichte, es hörte auf, eine Stätte der Offenbarung des lebendigen Gottes zu sein und diente den toten Götzen. Sollte es nicht manchem Geist unserer Tage, so hellsehend er sonst auch sein mag, ähnlich ergehen? Gar manchem Menschenkind ist der babylonische Wein, den er aus den alten Tontafeln geschlürft, zu mächtig geworden, hat ihm Kopf und Herz benommen, hat ihm seinen Christenglauben kalt und stumm gemacht. Es muß wohl in diesen

1) Noch H. Zimmern urteilt so K. U. T. 592, anders Ed. König a. a. V. S. 2. u öfter.

Scherben noch heute ein berauschendes Gift verborgen sein, gegen dessen verderbliche Wirkung ein ernüchternder Wasserguß günstigen Erfolg verspricht 1).

Solche Vermutung wird dem zur Gewißheit, der die vorläufige Mitteilung“ eines Gelehrten liest 2), der Moseh bald mit Gilgamis, bald mit Eabani gleich seßt, die Hure bald in Zippora, bald in Mirjam, bald in Hagar erkennt und mit der biblischen Geschichte als mit Dominosteinen spielt. Das nennt man dann Wissenschaft. Aber nicht nur der Pentateuch, sondern auch das Buch Josua, die Elia- und Elisageschichten, Deborahlied und Esther, dazu auch Homers Odyssee, alles entflammt dem geliebten Gilgamisepos! Wer sich durch solche Phantastereien zum Umdenken“ bestimmen läßt, der hat wenig umzudenken. Andere werden ihr Mitleid dem armen Gelehrten zuwenden, der am Babylonismus erkrankt ist, wie er in der Einleitung seines vor kurzem erschienenen Buches selbst erklärt.

Auch sonst wohlmeinende Gelehrte werden von diesem Gift angekränkelt, wie jener meinte, die Schäße Ninives, Babylons und anderer Trümmerstätten seien ein Bilderbuch zum alten Testament, eine Meinung, die ein andrer flugs in die Tat umsetzte. Doch müßten bei einem rechten Bilderbuch Schrift und Bild mit einander übereinstimmen. Das tun sie auch, aber nur da, wo von dem Abfall und Gericht über Israel und die Völker, die es verführt haben, gehandelt wird. Aber im übrigen stehen beide in scharfem Widerspruch.

Der Herr sagte einmal zu seinen Gegnern ): „Wo diese schweigen, so werden die Steine schreien." Ja, heute reden die Steine, aber ihre Sprache wird oft nicht verstanden. Die Dichtkunst der Gelehrten übt sich an ihnen, wie an den biblischen Geschichten, macht aus Vater Abraham eine Personifikation des Mondgottes Sin, weil Abraham Anfangs in Urkasdim, dann in Haran lebte, in Urkasdim aber und Haran der Mondgott verehrt wird Frage nun keiner: Was hat die Verehrung des Sin mit Abraham zu tun? Ein andrer Schluß wäre viel richtiger: Weil Abraham weder den Mondgott noch andre Götter je verehrt hat, ist anzunehmen, daß er weder in Urkasdim noch in Haran gelebt hat.

Ein andrer gelehrter Dichter hält Abraham, Isaak und Jakob für alte Götter, die später zu Ahnen erniedrigt wurden, während doch fast sämtliche Heidenvölker den umgekehrten Weg beschritten und sich aus ihren Ahnen Götter gemacht haben, wie Elamiter, Griechen und Römer und wahrscheinlich auch die Babylonier selbst. Aber es ist heute Modesache, der heiligen Schrift alten Testaments allerlei anzuhängen und nachzusagen, was man dann Wissenschaft nennt. Wenn aber zum Beweis

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der oben gedachten kühnen Behauptung ein Schriftwort 1) angezogen wird, so ist das nur ein Schlag ins Waffer; denn grade an dieser Stelle werden Abraham und Israel als Menschen bezeichnet, die keine Gebete erhören können, was Gott allein zusteht.

Wenn aber ein Gelehrter wie H. Winckler selbst zugesteht 2), daß wir kaum die äußeren Kultformen babylonischer Religion kennen, von den esoterischen Lehren ganz zu schweigen“; dann, meine ich, wäre es doch in jedem Fall geraten, die Säße gegen die heilige Schrift mit größter Vorsicht und weniger Unfehlbarkeitsgefühl aufzustellen und dem Beispiel von H. Zimmern zu folgen 3).

Über an dem Baum der sog. wissenschaftlichen Kritik der hl. Schrift wachsen noch seltsamere Früchte, darüber auch Kittel 4) mit Recht spottet. Hier nur ein Beispiel: „Abrahams Weib hieß Sarah"; viele Frauen alter und neuer Zeit erfreuen sich desselben Namens. Seines Bruders Tochter war Milka. Die Mondgöttin heißt in Haran nikkal sarratu, und malkatu ist ein Beiname der Iftar." folglich find Sarah und Milka aus alten Göttinnen entstanden, und das alte Testament enthält mythologische Erinnerungen, aber keine Geschichte, und kein Mensch braucht die Märchen zu glauben. Doch schade um diesen schönen Beweis von der Art einer Seifenblase; denn sarratu und malkatu, d. i. Herrin und Königin, heißen auch Zirbanit, Beltis, Gula, Nanna und alle andern babylonischen Göttinnen nach dem Belieben ihrer priesterlichen Verehrer und Pfleger.

Man muß Hommel recht geben, wenn er dabei bleibt ), daß die in Babylonien eingewanderten Nordsemiten — einem Teile nach fich auch in Sachen der Religion den Sumero-Akkadiern angeschlossen hätten. Das aber läßt sich von den wieder ausgezogenen Hebräern wohl behaupten, aber nicht beweisen. Anders mag es mit den weltlichen Dingen stehn, wie mit Münzen, Maßen, Gewichten u. a. Der Ursprung der Monatsnamen ist noch fraglich. Daß der babylonische Name des ersten Monats der Hebräer nicht früher als in den Büchern Esther und Nehemia gebraucht wird, während vorher der hebräische Name üblich ist; diese Tatsache weist darauf hin, daß der bestimmende Einfluß Babels in weltlichen Dingen hauptsächlich vor und während des Erils wirkte. Dazu gehört wohl auch Astronomie und Astrologie, in der die Juden seit dem Eril mehr als vorher bewandert sind o), nicht aber die Religion. freilich, wenn H. Winckler mit der Behauptung 7) recht hätte, daß

1) Jef. 63, 16.

2) K U. T. S. 283.

3) K. U T. S. 345.

4) Babylon. Ausgrabungen S. 16.

5) Sem. D. u. Spr. S. 6.

6) Vergl. U. Jeremia B N. T. S. 52.
7) K Á. T. S. 208.

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