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und Neberreizungen kennzeichnen sich an vielen Stellen, werden auch unmittelbar damit in Verbindung gebracht (Matth. 4, 2; Joh. 4 u. a.) und erschienen allen als Offenbarungen oder Be= gebenheiten der Geisterwelt, ganz ebenso wie in den alten Schriften von Moscheh u. a. mehrfach berichtet ward.

Jeschuah's Lehren, wie berichtet, waren sehr einfach und verständlich, enthielten theils nur, was die bestehenden Geseze verordneten, andrentheils dagegen beruheten ihre Neuheiten auf frei= willigen Vereinbarungen, beschränkten sich auf enge Kreise und verlezten nicht die Rechte Anderer. Die friedlich und abgelegen in Gütergemeinschaft lebenden Essenim waren unangefochten geblieben und so konnten es auch die ersten Nachfolger Jeschuah's bleiben, die Urgemeinde zu Jerusalem. Niemandem durfte gewehrt wer= den, seine Güter zu verschenken und zum gemeinsamen Leben mit Unvermögenden herzugeben. Friedfertig und wohlthätig zu sein wird nirgends gehindert, Sanftmuth reizt nicht, sondern kann Reizbare besänftigen. Ueberdies war das heidnische Römerreich sehr duldsam, ließ die verschiedensten Religionen und Lehren fortbestehen, sofern sie nicht öffentliche Ordnung und Sittlichkeit verlegten. Menschenopfer und grausige Selbstpeinigungen konnten bestehen, gottesdienstliche Unzucht und Selbstverstümmlungen gab es in den Semitenvölkern, auch Einsiedler und überspannte Propheten, Götter= wechsel und Götterleugnung, vom blödesten Aberglauben bis zur völligen Gotteslästerung. Daß Jeschuah mit seinen Schülern im Lande umher zog, war allezeit und ist noch jezt gebräuchlich in Asien und Afrika. Priester, Propheten, Lehrer, Aerzte, Derwische, Braminen, Joggis u. a. ziehen einzeln wie in Schaaren umher, oft mit Frauen und Kindern, ohne ihr Lebelang sich irgendwo anzusiedeln. Inmitten Afrikas wie am Ganges vollziehen sie Sühnungen zur Sündenvergebung, entscheiden Rechtsfälle, beruhigen die Gewissen nach vernommener Ohrenbeichte, enthüllen Verborgenes oder Begebenheiten der Ferne, entdecken Diebe und weisen Verlorenes nach, heilen Krankheiten durch Arzneien oder Zaubersprüche und Gebräuche, geben aber auch im Zorn unaufgefordert schreckliche Weissa= gungen und Verwünschungen, welche Furcht einflößen, wie in alter Zeit.

Daß mit den belehrenden Erzählungen auch Wunderberichte gegeben werden in den Evangelien, erklärt sich leicht aus den Vorstellungen jener Zeit; denn je unkundiger der Mensch, desto mehr Wunder giebt es für ihn. Den damaligen Juden und anderen Semiten (wie noch jetzt den dunklen Afrikanern) waren Krankheit und Tod nicht natürliche Begebenheiten, sondern das Werk böser Geister, deren Namen und Wirkungskreise nur den Geweiheten bekannt waren. Die Geister mußten ausgetrieben werden zur Heilung oder zum Erstehen vom Tode; beides oft ausführbar, da die Beschwörungen ausreichen konnten, die Erregung der Kranken zu beruhigen oder voreilig nach Landesgewohnheit im Starrkrampfe Begrabene aufzurütteln. Die Kunde gelungener auffälli= ger Heilungen verbreitet sich noch jezt im Morgenlande auf vielen Wegen mit unabsichtlichen Uebertreibungen und ohne Zufügen derer, die mißlungen sind. Daß zu jener Zeit in jenem Lande die zu Ueberschwänglichkeiten geneigte Bevölkerung Jeschuah's Heilwirken in wunderbarster Weise deutete und vornehmlich dem Gedächtnisse einprägte, ist leicht erklärlich.

Was dagegen immer stärker hervorbrach, je mehr er nach Süden kam und als er in Jerusalem sich aufhielt, war seine Geltendmachung als Verherrlicher und Erretter seines Volkes. Ob alle berichteten desfallsigen Aeußerungen, Aussprüche, Weissagungen und Versprechungen von ihm herrühren, ist zu bezweifeln. Allein es läßt sich kein Theil ausscheiden als minder glaubwürdig, denn alle entsprechen den damaligen Ansichten, haben auch nachher ge= wirkt in seinen Jüngern und den ersten Gemeinden, so daß sie dagewesen sein müssen. Verdächtig könnten überhaupt nur die Berichte sein, denen mit Betonung hinzugefügt wird, wie geschrieben steht in den Propheten"; denn dabei hat ohne Zweifel erst nachher der Erzähler sich bemüht, ihn als Maschiach zu beglaubigen. Solches war der semitischen Denkrichtung seiner Jünger und ersten Bekenner ganz angemessen und erklärt zur Genüge, warum so viele Wunder und Weissagungen berichtet sind, dagegen so wenig Lehren und Aufklärungen über den Lauf der Welt und zur Be= fähigung für das Leben. Alles, was den jezt lebenden Europäern

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als überspannt erscheint in seinem Thun und Treiben, war seinen Zeitgenossen das Wichtigste zur Ueberzeugung und erhielt sich um so fester im Gedächtnisse der jüdischen Nachfolger. Was uns da= gegen die Hauptsache gewesen wäre als Weisheit und höhere Einsicht erschien Jenen als Nebensache, weil die Gesezbücher (Thorah u. a.) bereits alles für sie Bezügliche enthielten. Erst nach seinem Tode offenbarte sich der Gegensah in den neuen Gemeinden, als die Judenchristen zurückgedrängt wurden durch die Heidenchristen.

Er hatte nichts in seinem Wirken und Gebahren, was zu seiner Zeit ungewöhnlich war, so wunderlich es auch erscheinen mag in der Gegenwart, auch nichts, was ihn an Gaben unerreichbar hoch stellte über die Zeitgenossen. Er kennzeichnet sich als einen sanftmüthigen, bestmeinenden, uneigennüßigen Mann aus dem Gewerkleben, milde und reizbar, aufopferungsfähig und hochstrebend, das herrschende Verderben wohl durchschauend und scharf kennzeichnend, in Allem aber ein Kind seines Volkes und seiner Zeit. Erst gegen Ende seines Leben ward er durch Zulauf und Beifall der Menge getrieben zum Glauben an seine Bestimmung als Erretter seines Volkes; war jedoch gänzlich ungeeignet zum Empörer und Anführer und ward deshalb leicht überrascht und gefangen. In seiner Schwäche wurde er verlassen von seinen Anhängern, welche von seinen göttlichen Kräften als Maschiach erwartet hatten, was sie selbst nicht vollbringen konnten. Auch ihn übermannte das Gefühl der Täuschung am Kreuze, als er ausrief: Mein EL, mein EL, warum hast Du mich verlassen? (Ps. 22. 2). Es vollzog sich mit ihm der damals mehrfach wiederholte Vorgang, daß ein Erlöser erschien (Johannes, Theudas, Judas der Galiläer u. a.) und unterlag. Die Hinrichtung konnte demnach in keiner Hinsicht Aufsehn erregen und deshalb auch den Zeitgenossen nicht derart auffallen, daß die Geschichtschreiber sie hätten verzeichnen müssen.

Die Urgemeinde.

Der nachfolgende Verlauf erwies, wie wenig Jeschuah nachhaltig gewirkt hatte; denn seine Anhänger bildeten eine unschein=

bare Sekte im Judenthume, wie es deren allezeit gab. Ihr Oberhaupt Jakob, Bruder des Jeschuah, nebst dem eifrigen Petrus und dem überschwänglichen Johannes bekehrten zu Tausenden, empfingen den heiligen Geist und gestalteten eine Gemeinde. Sie wie die Jünger und Anhänger blieben Juden, besuchten die Gebethäuser, genügten allen gewöhnlicheu Erfordernissen und lebten nebenher in Güter-Gemeinschaft, sendeten auch Bekehrer zu den auswärtigen Judengemeinden. Ihr Glaube enthielt Bestandtheile der anderen Sekten: von den Pharisäern die Auferstehung am Weltende und das Weltgericht, welche die Sadduzäer leugneten, aber doch Hohepriester sein konnten (Apostelg. 5. 12); von den Essäern die Gütergemeinschaft und Bruderliebe; von den Sadduzäern die fluge Unterordnung der Regierung gegenüber. Es ward um so leichter, sich zu halten, als im Judenthume durch äußere Einflüsse vielerlei Abweichungen vorkamen: Selbstverstümmler in syrischer Weise, von denen Jesus redet (Matth. 19. 12), die frei von der Sünde bleiben wollten; Altgläubige, welche nur die Thorah (5 Bücher Moscheh) anerkennen wollten; Propheten, welche alle Ge= bräuche verwarfen und desto stärker sittliches Thun verlangten; Judengenossen, die vom Heidenthume übergetreten waren unter erleichterten Bedingungen; dann auch (Apostelg. 6. 9) Libertiner, Kürener, Alexanderer u. a. von der Schule, Alle neben und mit einander im Leben und in den Bethäusern. Die Anhänger des gekreuzigten Sektenstifters konnten sich dazwischen halten, denn ihr Maschiachglaube war ächt-jüdisch und seine verheißene Wiederkehr war lediglich für die Juden bestimmt, mit denen sie auch fort= fuhren zu hoffen auf baldiges Erscheinen des Erlösers in seiner Herrlichkeit. Für die Nichtjuden war es nicht bestimmt, hatte auch keinen Werth für sie; denn die Befreiuung der Juden vom Römerjoche war ihnen gleichgültig oder gar zuwider, wie das ganze Volk mit seinen abweichenden Sitten und kriechendem Hochmuthe. Auch die von Jerusalem ausgesendeten Jünger und deren Schüler hielten sich allenthalben zu den Juden, befolgten wie diese die Geseße und Gebräuche, wie Jeschuah befohlen hatte, und unterschieden sich nur durch die Behauptung, daß der von allen Juden ersehnte Ge

salbte des Herrn bereits gelebt habe und in Kürze wiederkehren werde mit Legionen Engel, um sein Volk zu befreien und ihm alle Heiden zu unterwerfen. Dieses konnte kein Aergerniß geben, eben so wenig wie ihre Gütergemeinschaft oder Armenpflege im eigenen Kreise. Auch ihre Wunder, Krankenheilungen und Bekehrungen waren nichts Ungewöhnliches und ihre Lehrwanderungen gebräuchlich im ganzen Morgenlande. Nur der aufdringliche Eifer, mit welchem manche Redner (Stephanus u. a.) ihre Ueberschwänglichkeiten verbreiteten, Streit und Unruhen erregten in den Gemeinden, lenkte Haß und Verfolgung auf die Verkünder mit Ausstoßung aus den Tempeln der Judengemeinden.

Die Apostelgeschichte gibt Belege und läßt über die Urgemeinde und zu deren Unterscheidung von den anderen Juden als Merkmale erkennen:

1) die Begründung auf Gütergemeinschaft, so daß jeder Ein tretende gehalten war, seine Güter zu verkaufen und den Erlös einzuliefern für Alle, so daß alles Gemeingut ward (Apostelg. 2. 44-45; 4. 32-37), aus dem Alle empfingen nach Bedürfniß. Selbst theilweises Zurückhalten als Sondereigenthum galt als Entwendung (Apost. 5. 2) und wurde mit Todesstrafe belegt;

2) die Lehre, daß der gekreuzigte Jeschuah aus Nazareth der ächte Gesalbte (jüd. Maschiach, griechisch Christos, röm. Christus) gewesen sei, auf den alle Weissagungen Davids und der Propheten gedeutet hätten; der am dritten Tage nach seiner Kreuzigung aus dem Grabe erstanden und zum Himmel geflogen sei, zur rechten Hand Gottes size (Apostelgesch. 7. 55) und bald wiederkommen werde zum Weltgericht;

3) die Lehre, daß jeder ihrem Glauben Beitretende die Vergebung seiner Sünden erlange und theilnehmen solle an dem Reiche der Herrlichkeit, welches der wiederkehrende Erlöser für die Juden errichten werde.

Sie hatten keinen Anlaß zum Empören wider die bestehende Gewalt wie die Anhänger der anderen angeblichen Erlöser; denn

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