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greifen, daß sowohl die armen Heiden und Judengenossen wie die eigentlichen Juden der neuen Gemeinde zuströmten, welche sie zu ernähren versprach. Dieser Andrang war so groß, daß die Urgemeinde in Bedrängniß gerieth, weil zu wenig Reiche beitraten, welche durch Hingabe ihrer Güter hätten helfen können. Die Urgemeinde blieb troßdem bei der Einrichtung, mußte aber die Mildthätigkeit der fremden Gemeinden in Anspruch nehmen und Armen= pfleger ernennen zur gerechten Vertheilung zwischen Juden und Griechen, um Zank zu verhüten. Daß dabei unter fieben Pflegern nur ein Nichtjude gewählt ward, ein Judengenosse aus Antiochien, beweist, wie hier Alles jüdisch war und blieb. Das umgekehrte Verhältniß herrschte auswärts, wie die Erzählungen der Apostelgeschichte deutlich erweisen. Paulus wendete sich freilich immer zunächst an die Juden, dann aber auch an die Heiden, und deren übermächtiger Zudrang war es, welcher den Streit erregte zwischen Kephas und Schaul (Petrus und Paulus), von denen Ersterer die jüdische Gestaltung des Glaubens schroff vertrat mit den anderen 11 Jüngern, wogegen Lezterer die heidnische Umgestaltung betrieb. Paulus erreichte, daß ihm das Heidengebiet völlig überlassen ward, jedoch wie es scheint mit der Bedingung, daß dort die Juden jüdisch bleiben sollten und die Heiden nur als Genossen gelten dürften, wie bisher im Judenthume geschehen war. Allein zum

großen Aerger der Apostel (21. 21) hörten auch die Judenchristen auf Juden zu sein und so blieb in Kleinasien, Griechenland und Rom der neue Glaube nicht eine Judensekte mit heidnischen Genossen zweiten Ranges, sondern die Gemeinden trennten sich voll= ständig vom Judenthume und wurden zunehmend heidnisch. Die streitenden Oberhäupter starben vor der Zerstörung Jerusalems (70 nach Chr. Geb.), welche den entgültigen Ausschlag für die Heidenseite gab, indem sie die Urgemeinde zersprengte. Späterhin bildete sich freilich hier eine neue Gemeinde, allein diese hatte bereits die heidnische Umänderung erlitten und die eigentlichen Urchristen lebten fernab als Ebjonim (Arme, Elende) zum Verkümmern; wurden theils auch von den nachfolgenden Heidenchristen als halsstarrige Kezer ausgerottet. Das Heidenthum überwucherte voll

ständig die Urgläubigen und Ureinrichtungen, aber auch den Stifter mit seinen Lehren. Dessen eigentlicher Name Jeschuah ward ersetzt durch das Nebenwort Christos oder Christus oder Messias, alle entsprechend dem jüdischen Worte Maschiach (Gesalbter) und seine Mutter Mirjam wie die Namen der Jünger wurden griechisch umgestaltet, um den Heidenchristen mundgerecht zu sein. Man darf sagen, Jeschuah starb zum zweiten Male, nämlich geistig mit und in seinen Werken. Seine zweite Auferstehung geschah viel später, ungefähr 300 Jahre nachher, als er nach heidnischen Vorbildern und Gewohnheiten zum Gott erhoben ward.

Heidenthum im Namen Jesu.

Zwischen Jeschuah und Saul (Paulus) war eine merkwürdige Aehnlichkeit in der schwärmerischen Neigung, der Anlage zu Verzückungen, die allerdings im ganzen Semitenbereiche sich reichlich vorfand, aber in diesen beiden Männern von weitgreifender Wirkung ward. Von den Stiftern der drei Semiten-Religionen Moscheh, Jeschuah und Muhamad, wird berichtet, daß sie Verzückungen (Offenbarungen) hatten, die den Gläubigen als beste Beweise des göttlichen Ursprunges ihrer Lehren, Befehle und Weissagungen galten. Auch Paulus, Umgestalter der Jesulehre, berief sich lediglich auf seine Verzückung zum Beweise, daß er ächter Verkünder der neuen Lehre sei, sowohl als bekehrt und ermächtigt durch den mündlichen Auftrag des im Himmel thronenden Stifters, wie auch durch die nachträgliche Verbindung mit ihm und neue Belehrung, auf Grund derer er nicht nur gleiche Stellung mit den älteren Jüngern beanspruchte, sondern sogar eine höhere, weil neueren Ursprungs.

Im Paulus war der schwärmerische Zug verbunden mit sehr großer Schlauheit und Geschmeidigkeit; im Jeschuah dagegen überwog er weitaus und führte ihn auch zum Kreuzestode. Es war im Jeschuah eine ererbte Eigenschaft; denn von seinem Bruder Jakob ward berichtet, daß er Nasir (4. Mose 6) blieb sein Lebelang, noch strenger lebte als Jeschuah. Jakob ward von den Juden der Gerechte" genannt, d. h. strengster Erfüller der Geseze und

Gebräuche. Wahrscheinlich durch Gelübde der Mutter (wie Schemuel) war er von der Geburt her geweiht, genoß niemals Wein oder geistige Getränke, keine thierische Speise u. s. w. Kein Scheermesser durfte ihn berühren, noch badete oder salbte er sich. Seinem Bruder Jeschuah bewahrte er die Anhänglichkeit über den Tod hinaus, galt der Urgemeinde als Erbe der Leitung und führte auch den Kephas (Petrus) zurück auf den ächt jüdischen Boden, als dieser sich hatte in Antiochien durch Paulus verleiten lassen, mit den Heiden zu essen.

Paulus lebte wie Jeschuah unbeweibt und rühmte sich dessen gegenüber den älteren Jüngern, die mit ihren Frauen umherzogen. Die Ehelosigkeit hat im Morgenlande die Folge, daß die Männer entweder den Gräueln des Geschlechtslebens verfallen oder der Nervenüberreizung, die in Verzückungen, Fallsucht oder dergl. sich äußert. Mehrere Erzählungen über Jeschuah, wie auch die Geschichte des Paulus, beweisen, daß bei ihnen lediglich Verzückungen wirkten in den wunderbaren Offenbarungen, welche im Geiste ihrer Zeit als wirkliche Begebenheiten gedeutet wurden. So geschah es auch nachher im Christenthume, geschieht noch jezt im ganzen muhamedanischen Bereiche und bei den Gleichervölkern, von deren Vorfahren der gesammte Wunderglaube herstammt. Am ausschweifendsten prägt sich diese Neigung aus in der Offenbarung Johannis, deren Verfasser wiederum (2. 3) sich erweist als erbitterter Feind des Paulus und seiner Anhänger. „Die sagen, sie seien Juden und sind es nicht, sondern Satans Schüler, Opferfleisch essen mit den Heiden u. s. w." Die Urgemeinde in Jerusalem unter Jakob, Kephas u. a., theilte den Glauben an Verzückungen u. s. w. mit Paulus, blieb aber_ächt jüdische Sekte allezeit bis zu ihrem Untergange. In den ausländischen Gemeinden dagegen trafen die beiderseitigen Sendlinge aufeinander und bekämpften sich mit Hiße. Aber Paulus war Allen überlegen an Schlauheit und Gefügigkeit, berief sich den Juden in der Fremde gegenüber auf die fortgesezten Offenbarungen des Stifters, deren die älteren. Apostel sich nicht rühmen konnten und entband sie daraufhin vom mosaischen Geseze, trog Jesu Verbot im Leben. Den Heiden gegenüber

schmiegte er ihren Gedanken und Gewohnheiten sich an, mengte auch Alles so schlau durcheinander, daß die Heiden zu Christen wurden, indem er die Christen ihnen mehr als halbwegs entgegenführte. Seine Verzückungen mochten anfangs ihm die erbetene Genehmigung des Stifters verschaffen; daneben jedoch wirkte auch seine wachende Klugheit und unverkennbar ging allmälig der verzückte Selbstbetrug über zum Umgestalten des Glaubens mit offenen. Augen.

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Paulus hatte in den auswärtigen Gemeinden alles eigenthümlich Jüdische abgeschafft und dadurch großes Aergerniß erregt in der Urgemeinde zu Jerusalem, welche jüdisch war und blieb. Er betrieb die Losreißung vom Judenthume, indem er dem Vertrage zuwider nicht nur die übertretenden Heiden, sondern auch die Kinder der Judenchristen davon befreite. In Jerusalem mußte er sich als Jude beweisen durch Gelübde und Opfer, hatte auch schon früher seinen griechischen Begleiter (16. 3) zum Juden ge= macht um der Juden willen", dennoch wurde er in Jerusalem aus dem Tempel geworfen (21. 30), weil er angeblich jenen Griechen hinein geführt hatte. Darin kennzeichnet sich schon, wie auch jüdischerseits die Abtrennung der neuen Sekte sich vollziehen mußte; denn vor allen Dingen sollten die Bekenner Juden sein und mochten nebenher ihre Sektenmeinungen hegen. Wer aber nicht Jude war oder sein wollte, ward von der Religion ausgestoßen. Die auswärtigen Heidengemeinden dagegen wollten keine Juden sein und so vollzog sich die unvermeidliche Trennnng. Paulus endete sein Leben in Rom, die Jünger Jeschuahs starben, die Urgemeinde zerstob bei der Zerstörung Jerusalems und mit ihrem Übergewicht schwand auch die jüdische Geltung des neuen Glaubens. Er hörte auf, jüdische Sekte zu sein und ward damit Heidenthum aus Nothwendigkeit. Die neuen Gemeinden in heidnischen Ländern waren ursprünglich lediglich einer der vielen Sekten angehörig, die innerhalb der jüdischen Gemeinden bestanden. Bald traten aber immer mehr Heiden in den verschiedenen Städten hinzu, die nicht Heiden bleiben und auch nicht Juden werden wollten. Der Glaube mit seinen überschwänglichen Hoffnungen verbreitete

sich unter den heidnischen Landbevölkerungen, so daß allmälig zwischen Judenthum und Heidenthum eine dritte Religion entstand auf Unkosten beider.

Freilich behielt sie ein jüdisches Gepräge im steten Rückweisen auf den jüdischen Stifter und seine Jünger, auf die jüdischen Stätten seines Wirkens und die zuerst durch jüdische Verkünder mitgetheilten Begebnisse seines Lebens. Es war alles ursprünglich von Juden gemacht für Juden und deshalb die vielen Wunderberichte in den vier Lebensbeschreibungen (Evangelien) sowie Bezugnahmen auf die Weissagungen alter Zeit. Damals im ganzen Semitenbereiche (wie noch jezt in Mittel- und Süd-Afrika) galten Wunder als deutlichste Begabung mit höheren Kräften und die Erfüllung der alten Weissagungen als deutliche Merkmale des gekommenen Erlösers. Daher die Sorgfalt, mit welcher auch die Apostelgeschichte die Wunder der Schüler und Verkünder berichtet; dagegen so wenig Lehren zum gedeihlichen und sittlichen Lebenswandel. Aecht jüdisch sind in allen Berichten die vielen Engelserscheinungen zum Verkünden des göttlichen Willens, die mehrfach ertönenden göttlichen Stimmen vom Himmel herab, das ängstliche Bemühen, zu erweisen, daß Jeschuah der verheißene Maschiach sei, die verunglückte Beweisführung, daß der Stifter von David abstamme durch Joseph, der nicht sein Vater gewesen sein soll (Matth. 1. 19) u. s. w. Dagegen ist ächt heidnisch die später grob sinnliche Auslegung der in Semitensprachen üblichen Anwendung des Wortes Vater" (ab, abu) für jeden Höhergestellten, und Sohn (ben) oder Tochter (bath) für jeden Untergebenen oder jeden einem Zustande, einer Übermacht Unterworfenen. So noch jezt

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im Arabischen: Vater der Kameele (Anführer der Karavane), Vater der Musik (Kapellmeister), Söhne Allah's (Propheten), Tochter des Elends (Landstreicherinnen) u. s. w., alles Bedeutungen ohne geschlechtliche Verwandtschaft. Daß Jesus als Prophet zum Himmel sich erhoben hatte, war ächt jüdisch gedacht, denn Elias war es ebenso geschehen; daß Jeschuah aber als Sohn Gottes zur rechten Hand im Himmel thronen solle, war heidnisch erdacht,

Und doch zeigt men in Syrien das Grab des Elias! Siehe Prof. Sagg's: Reise nach Jerusalem.

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