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Gedächtnisse die gelungenen Freiheitskämpfe der tapferen Makkabim (Makkabäer) und hoffte sicher auf übernatürliche Hilfe von oben.

Das jüdische Volk bildete aber keine Einheit, hatte auch nicht das dazu gehörige Gefühl, war gemischt und gespalten. Das eigentliche Judäa als Land der ehemaligen Jehuda, lag rund um Jerusalem und umfaßte ihre heiligen Stätten alter Zeit; war bewohnt von dem aus der babylonischen Gefangenschaft zurückge= fehrten Theile der beiden Stämme des ehemaligen Reiches der Jehuda, die sich betrachteten als die einzig ächten Nachkommen des alten Volkes und allein berechtigt zur künftigen Herrschaft und Herrlichkeit in dem dereinst durch einen Gesalbten (Maschiach) wieder errichteten Reiche Davids. Nördlich von ihrem kleinen Bereiche lebten die Samarier im Gebiete des ehemaligen Reiches Israel, bestehend aus einem Gemische von damals, nach Wegführung aller höheren Stände, zurückgebliebenen armen Israeliten und Fremden von den assyrischen Herrschern hergesandten Ansiedlern, welche den Glauben ihres neuen Landes angenommen hatten. Weiter nördlich lebten die Galiläer, ebenfalls gemischten Ursprungs, aber näher verwandt mit den südlichen Juden und höher von ihnen ge= achtet. Sprache, Schrift, Glaube und Glaubensschriften galten als gleich für alle drei; doch kennzeichnete sich die ehemalige Spaltung zwischen Juda und Israel noch darin, daß die Samarier und Galiläer, auf dem ehemaligen Gebiete Israels, von den Juden nicht als gleichgeltend betrachtet wurden, deren Gebiet viel fleiner war, aber die Hauptstadt Jeruschalajim enthielt. Die Erstreckung im Ganzen war sehr gering, von Jerusalem nach Nazareth weniger als 20 deutsche Meilen.

Die Bevölkerung der Hauptstadt war seit langem gemischt; denn sie war gewerbsfleißig, trieb Handel und hatte starke Zuwanderung erhalten von Osten und Westen. Schon bei der Rückkehr aus Babel hatten die Vorfahren (536) sich ansiedeln müssen zwischen Fremdlingen und so waren Mischungen unvermeidlich gewesen. Der alte Glaube hatte sich schon in Babel bereichert und verändert, hatte dann syrischem Einflusse unterlegen und seit Jahrhunderten waren Glaubensgenossen in Aegypten, Phönikien,

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Kleinasien u. a. angesessen; jedoch im bleibenden Verkehr mit Jerusalem, wohin sie Kenntnisse des Auslandes brachten: Menschen und Vorstellungen hoher und niederer Art, Reichthum und Fleiß neben Armuth und Faulheit, üppigkeit neben Entsagnng in weiter Stufenfolge mit und wider einander wirksam. Die große Menge hielt noch zum alten Glauben so gut sie ihn verstand, beobachtete nach Priestervorschrift die Gebräuche, folgte zumeist den Pharisäern (Peruschen Abgesonderten), welche als besonders fromm galten. Die Vornehmen und Gebildeten hatten alle Gebräuche abgeworfen, welche nicht in den heiligen Schriften begründet waren, glaubten auch nicht an die Auferstehung und das Weltgericht wie die andern, besezten aber doch ebenfalls das Amt der Hohepriester. Fern von beiden stand die Sekte der Essäer (Essenim Elende), welche abgelegen, ehelos, in Gütergemeinschaft lebten, gemeinsam arbeiteten, friedfertig in Bruderliebe und die Sinnlichkeit beherrschend durch äußerste Mäßigkeit.

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Die Zustände befanden sich in voller Gährung. Die fremden Unterdrücker waren gehaßt und dabei innerlich verachtet, weit verschieden in Wesen und Sitte, zumal ihr rohes Kriegsvolk; dabei hart und verlegend inmitten der leicht zum Sinnlosen erregbaren Semiten. Die Burg Davids besezt von fremdsprachigen Kriegern aus dem fernen Europa, rauh und wild unter römischem Oberbefehl, unkundig der semitischen Gebräuche, aber bereit zu jeder blutigen Gewaltthat, zu welcher der Befehl oder das eigene Gelüst antreiben mochte. Freilich hatte schon David sein Volk an fremde Söldner (Philister und Kreter) gewöhnt, war aber ein naturwüchsiger Wüthrich und Unterdrücker aus dem eigenen Volke, der den Glanz der eitlen Menge erhob durch Eroberungen und in allem landüblich verfuhr, so daß er nicht anstieß wie die Römer bei aller Vorsicht. Ueberdies waren die Söldlinge der Römer rauhe Werkzeuge der alles niedertretenden Weltmacht, stolz auf ihre Rohkraft und Siege, welche dreist das eitle selbstherrliche Volk demüthigten in seinen Sitten, so daß es nur mit verhaltener Wuth den Nacken beugte unter das Joch der Barbaren. Solche Verhältnisse schufen zwei Denkrichtungen im Volke: einerseits Empörung, andrerseits Entsagung,

Folgen der Wuth oder der Ermattung; je nach dem Verständnisse und dem Wesen der Einzelnen.

Die große Menge, unfähig die Machtverhältnisse abzumessen zwischen dem kleinen Volke der Juden und dem allmächtigen römischen Reiche, brütete Empörung; erregt durch die so oft vorgelesenen und erläuterten Geschichten und Weissagungen der alten Propheten, durch die Erinnerung an die gelungene Empörung der Makkabim, noch mehr erhigt durch die wahnwißigen Aufwiegelungen der fieberhaft erregten Besessenen, die damals wie noch jezt im Morgenlande die Straßen durcheilten mit Geschrei, vom Volke verehrt als göttlich Begeisterte, denen man unbedingt folgen könne. Die blinde Menge in ihrem stolzen Dünkel und stetig gepflegten Wunderglauben, hatte in ihrem Kreise eine Anzahl Eiferer, die starrköpfig darauf versessen waren, die Römer verjagen zu wollen und wie in allen solchen Fällen den Beifall der Menge hatten,' weil Muth und Opferwilligkeit aus ihnen sprach und alte Weissagungen übermenschliche Beihilfe hoffen ließen den Maschiach mit Legionen Engeln. Die höheren Stände dagegen, welche deutlicher die Machtverhältnisse abwägen konnten, suchten dem fremden Drucke durch Klugheit zu begegnen, sich zu schicken in die Umstände, die Menge zurück zu halten in ihrer Wuth und die Römer zu bewegen, jeden Anlaß zu meiden zur Erregung. Ihre Stellung zu den Römern schüßte sie wider rauhe Behandlung, ihr Besiz ermöglichte bequemes Leben troß der Fremdherrschaft und ihrer Bildung widerstrebte jede zerstörende Gewaltthat, die ihr Loos mit dem des ganzen Volkes nur verschlimmern konnte. Aus andren Gründen herrschte diese Zurückhaltung bei den Essenim, jedoch von minderem Einflusse im Volke. Diese merkwürdige kleine Sekte, deren Gleichen es gab im Nillande, wie in Westasien, Indien und Hellas, wich weit ab von der ge= wöhnlichen Lebensweise; abgeschieden von der Menge, frei bleibend vom fremden Drucke, lebten sie in Gütergemeinschaft vom Ertrage ihrer Arbeiten als Landbauer, Gewerker, Lehrer und Heilkundige. Sie nüßten ihrem Volke, gaben den Römern keinen Anstoß, leisteten Trost und Hilfe, hielten auch die Hoffnungen rege auf übermenschliche Erlösung. Sie waren aber den werkheiligen Pharisäern

zuwider, weil sie weniger Gewicht legten auf die äußeren Bräuche als auf Reinheit des Denkens und Thuns, auch Vieles geringschäßten oder unbefolgt ließen, was jene heilig hielten. Ihre Partei im Volke war deshalb nicht groß, dem ihre Forderungen zu hoch gestellt waren, so daß es sich lieber zu den Pharisäern hielt, die nach Abkunft und Bildung der Volksmenge am nächsten standen, dessen Denkweise, Ziele und Wünsche sie theilten im vollen Maße. Den Sadduzäern, den vornehmen Ständen, waren die Essäer zuwider wegen ihrer Gütergemeinschaft und Unabhängigkeit, ihrer Reden wider den Besiz und dessen Ansammlung, auch ihres Stolzes in Armuth, welcher die Hilfe und Gaben der Reichen verschmähete.

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Die Zerfahrenheit des Volkes und seiner Verhältnisse war um so ärger geworden, weil es inmitten der Großreiche Aegypten, Babel, Assur, Persien, Ninive, Hellas, Syrien belegen, von allen Seiten gedrückt, aber auch durch höhere Bildung beeinflußt worden war. Die älteren und neueren Bildungsvölker damaliger Zeit mit ihren Religionen, Philosophien, Künsten, Gewerken und Sitten waren hier vertreten gewesen. Ihre Götter und Priesterschaften hatten hier geherrscht und die Bibel läßt noch jezt etwa 10 Götter und Göttinnen erkennen, die in Jerusalem gegolten hatten. Herrscher waren abwechselnd ägyptische oder assyrische Vasallen gewesen, bevor persische, dann makedonische, syrische und endlich römische Herrschaft sie der Reihe nach drückte. Im Glauben war das Volk allezeit abhängig gewesen von anderen Völkern, hatte in seiner Bedrängniß durch die einander bekämpfenden Großmächte, unablässig nach fremden Göttern gehascht, weil die eigenen sich nicht erwiesen als gute Nothhelfer'; oder es war den Göttern der siegreichen Ueberwinder gefolgt, freiwillig oder auf Befehl. Der ägyptische König Necho führte den Dienst des Mondherrn JHOH zwangsweise ein, an die Stelle des Wüstenherrn EL und zwang zum Zeichen dessen den Judenkönig EL-jachin (EL erhebt) sich fernerhin zu nennen JO-jachin. Aus dem Euphratthale war der Dienst des jüngeren Sonnenherrn ADON oder ADONAI eingeführt worden und daneben bestanden die alten Götter EL und MOLOCH fort im Volke. Allmälig hatte vor Jesu Zeiten der

schon von Salomo begründete Sonnendienst alle anderen überwuchert, der ältere SCHEM und der jüngere ADON herrschten nunmehr wo der Mondherr und Unterweltrichter JHOH (sog. Jehovah) gewaltet hatten. Als Pompejus' Krieger -59 den Tempel zu Jerusalem einnahmen, fanden sie dort das Wahrzeichen des jüngeren Sonnenherrn, eine goldene Rebe, aber keine Götterbilder und folgerten deshalb, daß die Juden Gottlose (Atheisten) seien.

Einen allgemeinen Glauben gab es nicht und als Jesus am Kreuze in einem alten Bibelspruch den EL anrief, glaubten die Umstehenden er rufe zum Elijah (Elias). Auch die alten Bräuche waren längst umgewandelt. Die Propheten waren wie seit vielen Jahrhunderten offene Feinde der Priester, welche dagegen jene verfolgten und töden ließen (Apostelgesch. 7.52). Man hatte längst Heiden aufgenommen als Judengenossen, indem man ihnen die zum Uebertritte gehörenden Beschwerden erließ und ebenso die meisten Speisenverbote. Die Sadduzäer hielten den mosaischen Glauben fest, indem sie die Auferstehung zum Weltgerichte leugneten, welche die Pharisäer von den östlichen Völkern angenommen hatten. Jesus glaubte an das Weltgericht und die Auferstehung (Matth. 25. 31) wie ebenso alle nachfolgenden Juden, die noch jezt den Erlöser erwarten zum Weltgerichte und glauben, die Leichen würden unterirdisch nach Jerusalem rollen, wo im Thale Josaphat (JHOHschofat JHOH richtet) am Ende der Welt dieser alte Mondherr die Guten von den Bösen scheiden werde für den Himmel und die Hölle. Dazu kamen dann noch die Vorstellungen und Dienste der in Jerusalem ansässigen Fremdlinge, die unter römischem Schuße den jüdischen Bräuchen nicht zu folgen brauchten, ihnen trogen oder sie gar offen verlegen durften. Ferner auch noch die großen Ab= stände der Bildung und des Reichthums unter den Juden selbst; welche die Vornehmen in nähere Beziehungen brachten zu den fremden Gewalthabern als zum eigenen niederen Volke und ihnen von diesem den Vorwurf der Unreinheit zuzogen, der Geringschäzung ihrer Vorväter und Glaubenshelden.

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