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was nicht zu billigen ist, so wie auch in den ottave rime ber „Erwartung" die gerade entgegengesezte Reimfolge angewandt.

Man hat unserm Gedichte von Anfang bis zu Ende „Unanschaulichkeit“ vorgeworfen und schon gleich die Ueberschrift als unzutreffend bezeichnet. Ich denke, daß man das erste Zusam= mentreffen zweier Personen doch ganz füglich eine „Begegnung“ nennen könne. Wenn dem Gedichte der Reichthum individualifirender Züge fehlt, der uns in so manchen aus dem Leben geschöpften Göthe 'schen Liebesliedern entgegentritt, so hat man sich darüber nicht zu wundern. Für die lyrische Poefte im engern und eigentlichen Sinne waren, wie ich schon anderswo angedeutet habe, weder Schiller's äußere Lebensumstände, noch seine ideale Gemüthsstimmung, noch seine theoretischen Ansichten und die Meinung, die er vom Werth dieser Poesie hatte, besonders günstig. Dennoch wandelte ihn bisweilen die Luft an, ein Lied zu dichten und hierzu mochten die reizenden Productionen Göthe's dieser Art das Ihrige beitragen. Aber woher sollte er bei der Einfachheit seiner äußern Lebensverhältnisse, und bei seiner Schen, die ihn am nächsten und innigsten berührenden zur Schau zu stellen, den Stoff entnehmen? Es ist daher sehr erklärlich, wenn wir ihn zu fremden und fingirten Situationen seine Zuflucht nehmen sehen. In der Regel sind solche Situationen sehr einfach gedacht. Wenn in dem spätern Jüngling am Bach" der arme Liebende umsonst seine sehnenden Blicke nach dem „stolzen Schloffe" seiner Geliebten sendet, so sehen wir hier die hohe, glanzumringte Verehrte dem „still bescheidnen“ Sänger, der ihr auch nichts als seine Liebe bieten kann, das schönste Boos, die vollste Gegenliebe spenden. In der Rückerinnerung an diese glücklichste Stunde seines Lebens („Noch seh' ich sie“; die Lesart der Horen Noch sah ich sie" ist ohne Zweifel ein Drudfehler), an die Stunde, die ihn auch zuerst zum Dichter machte (Str. 2, V. 3-8), stimmt er sein Lied an. Hoffmeister findet

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das Geständniß der Gegenliebe in der Schlußstrophe etwas vornehm gefaßt. „Es drückt sich in diesen Worten der Erhörung," fagt er, eine gewisse Ueberlegenheit aus, und der Mann, es ist nicht zu läugnen, steht hier vor dem Weibe zurück." Gewiß, so würde der stolze Schiller nicht sich selbst der Geliebten gegenüber dargestellt haben; es ist eben nur ein erdichtetes Verhältniß, das er uns vorführt.

34. An Emma.

1797.

Im Inhalts-Verzeichniß der ältern Cotta'schen Ausgaben ist das Gedicht mit 1796 bezeichnet; diese Jahrszahl kann aber höchstens dem ersten Entwurf gelten. Sicher hätte Schiller bei der großen Noth, die es ihm machte, die erforderlichen Beiträge für seinen Musen-Almanach zu beschaffen, nicht mit dem Liede zurückgehalten, wenn es schon fertig gewesen wäre. Es gehört ohne Zweifel zu denen, worüber er am 21. Juli 1797 an Körner schrieb: „Ich bin jezt dabei, einige Lieder für den Almanach zu machen, wozu Melodien kommen sollen, daß wir auch dem Publikum etwas Musikalisches liefern können. Fertig ist aber noch nichts, obgleich Vieles angefangen." Unter dem 6. August heißt es dann weiter: „Einige Lieder, welche ich durch Zelter habe sehen lassen, will ich dir am nächsten Posttage schicken."

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Das Gedicht erschien im Musen-Almanach für 1798 mit der Ueberschrift Elegie an Emma". Bemerkenswerther Weise ist es dort nicht, wie die übrigen mitgetheilten Stücke von Schiller mit seinem vollen Namen, sondern nur mit S. unterzeichnet, auch nicht im Register unter Schiller's Namen aufgeführt. Man könnte vermuthen, der Dichter habe dadurch einem Irrthum des Publikums vorbeugen wollen, welches leicht eine ersonnene

Situation für eine wirkliche hätte nehmen können, wenn nicht von dem Gedichte Das Geheimniß", das doch im Almanach unter Schiller's Namen aufgeführt ist, dasselbe gälte. Glaubte Schiller damals vielleicht die Verse an Emma seiner Muse nicht ganz würdig? Gewiß gehören sie nicht zu seinen vorzüglichsten lyrischen Productionen, wie denn auch Körner, ehe er den Verfasser wußte, die beiden ersten Strophen zwar wohlklingend und empfindungsvoll, in der lezten aber den Gedanken alltäglich, den Ausdruck matt und die Verse steif fand; doch einer Stelle in der Sammlung hat der Dichter das Lied mit Recht für werth gehalten. Es erinnert an das frühere Gedicht „Träum' ich? ist mein Auge trüber?", welches ebenfalls sich nicht an ein eigenes Erlebniß zu schließen scheint. Bei der Vergleichung mit dem Jugendgedichte erkennt man freilich, daß in der vorliegenden Elegie, wie Hoffmeister sich ausdrückt, „ein durch Cultur veredeltes und gemäßigtes Gefühl athmet"; allein auch der Unterschied der angenommenen Situation ist in Anschlag zu bringen. Dort hat der Liebende soeben erst die Untreue der Geliebten erkannt und ergießt seinen ersten Schmerz in leidenschaftliche Strafworte; hier liegt das Glück dem Klagenden schon in „nebelgrauer Ferne", daher spricht sich sein Kummer in mildern, elegischen Tönen aus.

Die metrische Form entspricht trefflich dem Inhalte. Der Dimeter ist das zweckmäßigste Maß für das Lied überhaupt, und der trochäische Rhythmus der angemessenste für das elegische Lied. Daß die Schlußverse der Strophen männlich ausklingen, schärft den Ton der Klage.

In Str. 1 muß „das vergangne Glück“ nicht in beschränkterm Sinne als Glück der Liebe gefaßt werden; es sind entschwundene frohe Tage gemeint, die durch stolze Hoffnungen, kräftiges Jugendgefühl, durch Ideale, „die das trunkne Herz schwellten", beseligt sein mochten. Sie liegen schon weit zurück, die Erinnerung daran verdunkelt sich mehr und mehr; nur Eines

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hält sie liebend fest, Emma's frühere Liebe, die wie ein Stern aus jener Zeit in die Nacht der Gegenwart herüberleuchtet, aber den Sternen auch an Ferne und unerreichbarkeit gleicht.

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In Str. 2 besonders bewährt sich, so klein der Umfang des Gedichtes ist, doch was Schiller zur Rechtfertigung der „Ideale" in einem Briefe an Humboldt sagt, daß die Klage ihrer Natur nach wortreich sei. Die variirenden synonymischen Ausdrücke „Dir der lange Schlummer dir der Tod“, ferner: Mein Kummer befäße dich — meinem Herzen lebtest du“, so wie die beiden ersten Verspaare der nächsten Strophe können als Belege dienen. V. 1-4 unserer Strophe deuten eine tiefe psychologische Wahrheit an: Wer ein liebendes Herz durch den Lod, nicht durch Treulosigkeit des geliebten Wesens verliert, findet noch in seinem Gram einen schmerzlichsüßen Troft; vgl. Des Mädchens Klage":

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Das süßeste Glück für die trauernde Brust
Nach der schönen Liebe verschwundener Lust
Sind der Liebe Schmerzen und Klagen.

Str. 3 schloß in dem Musen-Almanach mit den Versen:

Ob der Liebe Luft auch flieht,
Ihre Pein doch nie verglüht.

Die neuern Schlußverse sind entschieden beffer. Während der ältere Schluß eine sehr ungenügende Antwort auf die vorhergehende bedeutsame Frage bildet: verlassen wir jezt den Klagenden noch immer schmerzlich dem unergründlichen Gedanken nachhängend, daß die himmlische Liebe wie ein Erdengut vergänglich sein könne.

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35. Das Geheimniß.

1797.

Das Geheimniß ist ein Seitenstück zum nächstfolgenden Gedicht Die Erwartung"; es werden in beiden nahe verwandte Situationen behandelt. Welches aber das ältere sei, könnte zweifelhaft erscheinen. Die Inhaltsverzeichnisse der ältern Cotta'schen Ausgaben, sowie die von Schiller selbst besorgten Crufius'schen führen Die Erwartung" mit der Jahreszahl 1796, „Das Geheimniß" mit 1797 auf. Vergleicht man aber den ästhetischen Werth beider Stücke, so kann man faum umhin, die Erwartung, als das vollendetere Gedicht, für später entstanden, wenigstens für später abgeschloffen zu halten; und damit stimmt denn auch die Zeit der Veröffen tlichung, da das vorliegende Gedicht schon im Musen-Almanach für 1798, die Erwartung aber erst in dem für 1800 erschien.

Obwohl das Geheimniß in der formellen Ausführung keineswegs nachlässig behandelt ist, so wird es doch von der Erwartung in künstlerischer Vollendung der Form weit übertroffen. Legtere ist wohlflingender, metrisch kunstreicher ausgeführt, schöner ge= gliedert und besonders schöner abgeschlossen. Auch im innern Gehalt tritt ein bedeutender Unterschied hervor. Das Geheimniß ist mehr von Reflexion durchdrungen, und daher ruhigern Charakters; in der Erwartung verschwinden die ideellen und beschreibenden Bestandtheile in dem vollströmenden Erguß der Empfindungen. Diesem innern Unterschied entsprechend, hat der Dichter auch für jedes Stück eine andere Zeit und ein anderes Local supponirt. Im Geheimniß herrscht, wie der Anfang der zweiten Strophe zeigt, die klarbewußte Zeit des hellen Tages, in der Erwartung der hereinbrechende Abend, der den Geist zu einem träumerischen Umherschaukeln auf dem Strom der Em

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