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Amt<< sagt Luther ist nun ein anderes Ding geworden, denn es unter dem Papst war; es ist nun ernst und heilsam geworden« (Vorrede zum kleinen Katechismus). Dass indessen an eine durchgängige Neubelebung der einzelnen lutherschen Prediger nicht gedacht werden darf, ist begreiflich. Beispiele unkräftiger Redner liegen in grosser Anzahl vor. Zu Freiberg in Meissen las der Canonicus Belgintz aus Luther's Kirchenpostille von Wort zu Wort vor, und im Schwäbischen wurde Corvin's Postille von vielen Predigern abgelesen. Ja Luther musste für das Beste halten, ein so geistloses Verfahren geschehen zu lassen, »damit nicht wieder ein Jeder, wie im Papstthum, von blauen Enten predigen möchte. «Sehen wir aber auf die bedeutende Zahl der eigentlichen Träger des evangelischen Geistes, so können wir diese Periode der lutherschen Kanzelberedtsamkeit unbedenklich als die des gläubig-genialen, kühnen Aufbaues der lutherschen Predigt in der ersten Liebe zum Herrn bezeichnen.

Von fast sämmtlichen alten homiletischen Meistern sind gedruckte Predigten in reicher Anzahl erschienen und noch vorhanden. Mit der wieder zur Geltung kommenden Verkündigung des Wortes hielt die homiletische Literatur verhältnissmässig gleichen Schritt. Schon 1556 sagt Gretter (in der Vorrede zu den Evangelienpredigten von Brentz): » Nunmehr sein der Postillen schier mehr, denn Sonntage im Jahre. «< Doch sind leider von einigen der ausgezeichneteren Redner, z. B. von Jonas und Bugenhagen, nur wenige, von anderen, z. B. von Mykonius, unseres Wissens gar keine Predigten herausgegeben.

Eine Classificirung der lutherschen Kanzelredner, wie sie in den folgenden Perioden angemessen sein wird, scheint in Bezug auf die vorliegende zu künstlich zu sein, da die Einheit des Geistes noch mächtig genug ist, alle Verschiedenheiten zu beherrschen. Wir ordnen sie desshalb am besten nach dem Alter, doch nicht nach dem natürlichen, auch nicht nach dem evangelischen überhaupt, sondern nach ihrer evangelischen Predigeranciennität. Da wir als normalen Endpunkt des Reformationszeitalters den Augsburger Religionsfrieden anzuschen haben, so kommen im ersten Abschnitte nur diejenigen Prediger in Betracht, deren Blüthe ganz oder hauptsächlich vor das Jahr 1555 fällt.

1. Martin Luther *

wurde am 10. November 1483, Nachts eilf Uhr, zu Eisleben geboren und am folgenden, dem heil. Martin geweiheten, Tage in der Petrikirche getauft. Etwa ein halbes Jahr nach der Geburt Martin's zogen die Ältern nach Mansfeld. Hier erst wurde der Vater, Hans Luther, der bisher Bauer gewesen war, ein Bergmann. «Ich bin eines Bauern Sohn; » sagt Luther <<mein Vater, Grossvater, Ahnherr sind rechte Bauern gewesen. Hernach ist mein Vater nach Mansfeld gezogen und daselbst ein Berghauer geworden.» Anfangs waren Luther's Ältern arm. «Meine Ältern,» so erzählt er, «<sind erstlich arm gewesen; mein Vater war ein armer Hauer, und die Mutter hat ihr Holz auf dem Rücken getragen, damit sie uns Kinder erzogen haben. Sie haben sich's lassen blutsauer werden; jetzt thäten es die Leute fürwahr nimmer. Später erwarb Hans Luther zwei Schmelz - oder Feueröfen und wurde Mitglied des Stadtrathes. Von seiner Frömmigkeit zeugt die alte Nachricht, «dass er oft laut und inbrünstig am Bette des Kindes Gott angerufen habe, er möge diesem seinem Sohne die Gnade verleihen, dass er, seines Namens eingedenk, die Fortpflanzung der reinen Lehre befördern möchte.» Mit seiner Glaubensinnigkeit scheint, wie damals so häufig bei dem zwar frommen, aber nicht pfaffenfreundlichen Kernbürgerthum, ein starker freisinniger Zug gepaart gewesen zu sein. Dahin deutet sein Widerwille gegen seines Sohnes geistliche Laufbahn und das bei deren Wahl seinerseits beobachtete Benehmen, auch seine auf das priesterliche Ansinnen, im Testament die Kirche zu bedenken, gegebene Antwort: «Ich habe Kinder, denen will ich's hinterlassen.» Er war ein Liebhaber der Wissenschaften und «hielt um des Sohnes willen mit den Dienern des göttlichen Wortes und Schuldienern gute Freundschaft.» Von Martin's Mutter, Margarethe, geb. Lindemann, rühmt Melanchthon: «Sie besass alle Tugenden, welche einer ehrbaren Frau zukommen; vornehmlich aber zeichnete sie sich durch Sittsamkeit, Gottesfurcht und Gebetseifer aus, und alle ehrbaren Weiber schauten auf sie als ein Muster der Tugend.»>

Eine vollständige Biographie Luther's darf andern Werken überlassen bleiben. Wir geben überwiegend seine innere Geschichte mit vorzüglicher Rücksicht auf seinen oratorischen Entwickelungsgang.

Luther's Erziehung war gottselig, körnig - deutsch und streng, ja zu streng, aber dabei nicht lieblos, sondern innig und wieder versöhnend. «Mein Vater stäupte mich einmal so sehr, dass ich ihn floh und ward ihm gram, bis er mich wieder zu sich gewöhnte. Die Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuss willen, dass das Blut darnach floss, und ihr ernstes und gestrenges Leben, das sie führte, das verursachte mich, dass ich darnach in ein Kloster lief und ein Mönch wurde. Aber sie meinten es herzlich gut und konnten nur nicht die ingenia unterscheiden, darnach man die Strafe abmessen muss. Denn man muss also strafen, dass der Apfel bei der Ruthe sei.» Die Eindrücke und Wirkungen seiner häuslichen Erziehung haben lange, zum Theil immer in ihm gehaftet. Seine Frömmigkeit und Biederkeit haben ihren Quellpunkt im älterlichen Hause. Auch die Gabe, mit dem Volke verständlich und vertraut zu reden, verdankt er überwiegend seinen heimischen, volksthümlichen Verhältnissen; doch haben diese auch den Einfluss auf ihn behalten, dass Luther nie zu jener Feinheit und Eleganz gelangt ist, welche unter den allmäligen Einwirkungen einer feinen, zarten mütterlichen Erscheinung am sichersten aufkeimen, durch Studien aber, wenn auch oft theilweise, doch selten ganz nachgeholt werden. Aber er sollte ja auch ein Mann des Volkes werden und gab diesem mit seiner Derbheit mehr Anregung, als Anstoss. Die im Hause dem Knaben anerzogene Schüchternheit ist später durch die Wirkungen der befreienden Erleuchtung, die aus der Erkenntniss des Kernes und Sternes der evangelischen Lehre fliesst, gründlich ausgerottet worden und mit dem Glaubensheldenmuth vertauscht.

Früh schon besuchte Luther die lateinische Schule zu Mansfeld. Seine Ältern begleiteten ihn mit Gebet und sein nachmaliger Schwager, Nicolaus Oemler, trug ihn Anfangs auf den Armen dahin. «Meinem alten, guten Freunde, Nicolen Oemler (so beginnt Luther zwei Jahre vor seinem Tode einen Brief), der mich Pusillen und Kind auf seinen Armen hat in und aus der Schule getragen, mehr denn einmal, da wir alle Beide nicht wussten, dass ein Schwager den andern trug.» In der Schule «hat dieses Knäblein seine zehn Gebote, Kinderglauben, Vater-Unser nebst dem Donat*), Kindergrammatik, Cisio Janus **) und christlichen Gesängen fein fleissig und schleunig gelernt» (Mathesius). Der Lehrer war noch strenger als der Vater. Martin wurde an einem einzigen Vormittag in der Schule «funfzehn Mal nach einander wacker gestrichen.» In seinem vierzehnten Jahre wurde er zugleich mit Johann Reineck, «der nachher ein wackerer Mann ward und sich grosses Ansehn in dieser Gegend erwarb» (Melanchthon) auf die lateinische Schule nach Magdeburg geschickt. «Zwischen Beiden, Luther und Reineck, bestand immer eine gegenseitige, innige Freundschaft, sei es, dass sie von der Übereinstimmung ihrer Charaktere, oder von ihren gemeinsamen Studien während der Knabenzeit herrührte» (Mel.). Noch 1536 schrieb Luther an Reineck, der damals Hüttenmeister in Mansfeld war, nach dem Tode der Gattin einen Trostbrief, worin er ihn «einen seiner besten Freunde» nennt.

Nach einer Notiz bei Adamus (Leben des A. Proles, Vitae eruditor. S. 3) hat Luther in Magdeburg den schon alternden Proles «gesehen und gehört.»

*) Donat schrieb eine Grammatik im 4. Jahrh.

**) Cisio Janus ist ein alter lateinischer Kalender, der seinen Namen hat von Cisio (circumcisio Christi am 1. Januar) und Janus (wonach der Januar benannt ist).

Spurlos wird diese Berührung an dem Jünglinge nicht vorübergegangen sein. Proles, Provinzial des Augustinerordens zu Leipzig, lebte zur Zeit des Bannes, den er wegen seines Freisinnes auf sich geladen, länger als ein Jahr in Magdeburg, von dem dortigen Erzbischofe Ernst beschützt, der auch seine Absolution bewirkte. Proles hatte die Lehre von der freien Gnade Gottes verkündet und eine grosse Reformation prophezeihet. «Als ihn die Brüder fragten, warum er selbst die Reformation nicht begründe und den Irrthümern sich widersetzte, erklärte er: Ihr sehet, Brüder, dass ich alt und schwach bin; ich erkenne, dass ich nicht mit dem Maasse der Gelehrsamkeit, des Fleisses und der Beredtsamkeit begabt bin, welches diese Sache erfordert. Aber der Herr wird einen Helden erwecken, durch Alter, Kräfte, Fleiss, Gelehrsamkeit, Geist und Beredtsamkeit tüchtig; der wird die Reformation beginnen und den Irrthümern sich widersetzen. Und Gott wird ihm den Muth geben, dass er den Gegnern zu widersprechen wagt und ihr werdet unter Gottes Segen seinen heilsamen Dienst erfahren. Dem Reiche des Papstes drohet ein grosser Ruin, weil es zu hoch und zu schnell gewachsen ist» (Adamus). Auf einer Synode zu Rom widersetzte er sich ganz allein der Einführung eines neuen Festes, «weil das christliche Volk, durch Christi Blut erlös't, schon allzusehr mit Traditionen belastet sei.» Es ist bedeutsam, dass dieser Prophet der Reformation in Magdeburg lebte, als der nachmalige Reformator dort ein Schüler und sein Hörer war. Aus Mangel an Unterstützung verliess Luther die Schule zu Magdeburg schon nach einem Jahre. «Danach,» so erzählt Melanchthon «hörte er in der Schule zu Eisenach vier Jahre lang einen Lehrer (Trebonius), der richtiger und geschickter in der Grammatik unterrichtete, als es anderswo geschah; denn ich erinnere mich, dass Luther seine Geschicklichkeit lobte. Nach dieser Stadt hat man ihn desshalb geschickt, weil seine Mutter aus einer achtbaren und alten Familie in jener Gegend herstammte. Hier vollendete er seine Sprachstudien. Sein natürlicher Scharfsinn und besonders seine Anlage zur Beredtsamkeit bewirkten, dass er seinen Altersgenossen schnell voraneilte und durch Worte, so wie durch den Reichthum im Ausdruck, wenn er sprach, oder in Prosa und in Versen schrieb, seine Mitschüler leicht übertraf.>> Trebonius, ein wohlwollender Lehrer, achtete seine Schüler hoch und gab Dies äusserlich auch dadurch zu erkennen, dass er, unter sie tretend, das Haupt entblösste. Zu den Unterlehrern aber, die Das auffallend fanden, sagte er: «Es sitzen unter diesen Knaben Leute, aus welchen Gott Bürgermeister, Kanzler, Doctores und obrigkeitliche Personen macht, ob Ihr es auch jetzt nicht sehet; Ihr solltet sie darum billig ehren.»>

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Die leibliche Noth Luther's dauerte in Eisenach fort. Die Verwandten nahmen sich seiner nicht an, und er musste vor den Häusern um's Brodt singen. Noch immer gedachte er desshalb später mit Theilnahme der Currendeschüler. «Verachte mir nicht>> so schreibt er - «die Gesellen, die vor den Thüren panem propter Deum sagen und den Brodtreigen singen; du hörst (wie dieser Psalm 113 sagt,) grosse Fürsten und Herren singen. Ich bin auch ein solcher Partekenhengst (particulae Brocken) gewesen und habe das Brodt vor den Häusern gewonnen, sonderlich zu Eisenach, in meiner lieben Stadt.» Doch endete seine Noth, als Frau Ursula, des Bürgers Conrad Kotta Ehefrau, «eine andächtige Matrone, ihn zu sich an ihren Tisch nahm, dieweil sie um seines Singens und herzlichen Gebetes willen eine

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sehnliche Zuneigung zu dem Knaben trug» (Mathesius). Luther hat ihrer nie vergessen. Den von ihr gehörten Ausspruch «es ist kein lieber Ding auf Erden, denn Frauenliebe, wem sie in Gottesfurcht mag werden,» setzte er als Randglosse zu Sprüchw. Sal. 31, 10, und als ihr Sohn, Heinrich Kotta (nachmals Bürgermeister in Eisenach), in Wittenberg studirte, nahm ihn Luther an seinen Tisch. Auch ist ihm Eisenach stets «seine liebe Stadt» geblieben, weil er daselbst «so viel Gutes gelernt und genossen.»>

<«<Im Jahre 1501 sandten diesen jungen Gesellen seine lieben Ältern gen Erfurt auf die hohe Schule und erhielten ihn vom Segen ihres löblichen Berggutes (Mathesius). Er sollte nach dem Willen des Vaters nicht Bischof, Pfaff, Mönch werden, nicht «versorgt in fremden Gütern wohlleben und gute Tage haben, statt sich durch eigne Mühe zu ernähren» (L.), sondern nach dem vorlaufenden Studium der sieben freien Künste die Rechte studiren, und der Vater dachte schon daran, «ihm reich und ehrlich zu freien.» Zuerst gerieth Luther wie Melanchthon erzählt <«in die ziemlich dornige Dialectik der damaligen Zeit hinein, und weil er vermöge seines Scharfsinnes die Ursachen und Gründe der Lehren besser, als Andere, durchschaute, eignete er sie sich schnell an. Doch sein wissbegieriger Geist verlangte nach Besserem; er las daher sehr viele Schriften der alten Lateiner, des Cicero, Virgil, Livius und Anderer, und zwar nicht, wie die Schulknaben, die nur die Worte zu verstehen suchen, sondern als Lehre und Bilder des menschlichen Lebens. Desshalb sah er auch die Rathschläge und Meinungen dieser Schriftsteller genauer an und bei seinem treuen und festen Gedächtniss stand ihm sehr vieles, was er gelesen und gehört hatte, immer lebendig vor Augen.»> Das Studium der Classiker ist unstreitig auf die Entwickelung seiner Beredtsamkeit von grossem Einfluss gewesen. Ihre Regeln der Redekunst, ihre Fülle der Anschauung und ihr geschmackvoller, einfacher Stil haben sein Rednertalent heranbilden und züchtigen helfen. Er selbst war sich Dessen klar bewusst. Die Sprachen sind ihm die Scheide, darin das Messer des Geistes steckt. «Ja, wo wir's versehen,» sagt er, «dass wir (dà Gott vor sei,) die Sprachen fahren lassen, so werden wir nicht allein das Evangelium verlieren, sondern es wird auch endlich dahin gerathen, dass wir weder lateinisch, noch deutsch recht reden oder schreiben können.» Darum verlangt er auch: «Die Poeten und Oratoren sollen in den Schulen getrieben werden, nicht angesehen, ob sie Heiden oder Christen wären, griechisch und lateinisch.»

Luther's Studien waren von Anfang an durch Andacht geweihet. «Ob er wohl von Natur ein hurtiger und fröhlicher junger Geselle war, fing er doch alle Morgen sein Lernen mit herzlichem Gebet und Kirchengehen an, wie denn dies sein Sprüchwort gewesen: Fleissig gebetet ist über die Hälfte studirt» (Mathesius). «Es hat der treue Gott» sagt Arnold treffend «Etwas in seine Seele gelegt, welches ihn in seinen jungen Jahren zurückgehalten. hat von aller Frechheit und Üppigkeit, so sonst auf Schulen und Universitäten zu herrschen pflegt;» und selbst Bossuet räumt ein: «Luther hat in seiner Jugend Etwas von Andacht gekostet.»>

Gleichen Gewinn, wie aus den Vorlesungen, schöpfte Luther aus dem Privatverkehre mit seinen Lehrern, den er ehrerbietig suchte, und dem. gemeinsamen Repetiren mit seinen Commilitonen, unter denen Laurentius Süsse, nachmals Prediger zu Nordhausen, genannt wird, besonders aber aus der Bibliothek. Dort fand er in seinem zwanzigsten Jahre die Bibel. «Auf

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