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Also dienen uns die lieben Engel das ganze Leben für und für, bis dass sie uns gar mit Leib und Seele zu unserm Herrn Christus bringen. Und wie ernstlich bittet der Engel Gottes im Zacharia für die Stadt Jerusalem und für die Stadt Juda, dass sich Gott ihrer erbarmen wolle, dieweil es jetzt das siebenzigste Jahr war ihres Gefängnisses. Und wie oft wären wir diese sechszehn Jahre in grosse Noth kommen und Gefahr unseres Leibes und Lebens, wenn Gott nicht so viele giftige Praktiken unseren Widersachern durch seine Engel verhindert und uns beschützt hätte!

So fragt man nun, dieweil die guten Engel ohne Unterlass in unserm Dienste sind, ob wir sie auch sollen ehren mit Glauben und Anrufen, dass wir unser Vertrauen auf sie setzen und sie in der Noth anrufen? Im Papstthum hat man Solches gethan und ihnen auch eigene Kirchen gebaut, aber es ist ein unnützer Dienst gewesen, aus eigener Wahl und Gutdenken errichtet. Die Schrift lehrt uns, man soll Vertrauen und Hoffnung in Niemand setzen, denn in den einigen, wahren Gott, und sollen auch in der Noth allein denselbigen als den wahren Nothhelfer anrufen, wie wir im ersten und anderen Gebote lernen, und die Schrift spricht Jerem. am 17. Cap. : Gebenedeiet ist der Mann, der seine Hoffnung in Gott setzet. Und Psalm 73: Gut ist's, dass ich meine Hoffnung auf den Herrn setze. Und Psalm 50: Am Tage der Trübsal spricht der Herr: Rufe mich an, so will ich dich erretten, und du wirst mich preisen. Apokalyps. am 22. Cap. lesen wir, dass Johannes vor dem Engel niederfiel, ihn zu ehren. Aber der Engel spricht zu Johanni: Siehe und thue Das nicht; denn ich bin dein Mitknecht, du sollst Gott anbeten.

Höret aber, was man vor tausend Jahren in der Christenheit von der Engel Anbeten gehalten habe, damit ihr nicht argwohnig seid, ich lehre hierin etwas Neues. Augustinus über den 96. Psalm spricht also: Merket auf die heiligen Leute, die den Engeln gleich sind. Wenn du einen heiligen Menschen, einen Diener Gottes findest und willst ihn ehren und anbeten als einen Gott, so wehret er dir und will nicht, dass man ihm göttliche Ehre zumesse. Er will nicht dein Gott sein, sondern er will mit dir unter Gott sein. Da Paulus und Barnabas zu Lykaonia Christum predigten und Wunderzeichen thaten, kamen die Lykaonier und wollten Paulum und Barnabam als die Götter ehren und ihnen opfern; aber da sie Das hörten, zerrissen sie ihre Kleider und sprangen unter das Volk, schrieen und sprachen: Ihr Männer, was machet ihr da? Wir sind auch sterbliche Menschen, gleich wie ihr, und predigen euch das Evangelium, dass ihr euch bekehren sollt von diesen unnützen Dingen zu dem lebendigen Gott, welcher gemacht hat Himmel und Erde und das Meer und Alles, was darinnen ist.

Derhalben merket, wie die frommen Menschen Denen wehren, die sie haben für Götter ehren wollen, und wollen, dass allein Gott geehret, allein Gott angebetet werde, und dass man allein dem einigen Gott

opfere und nicht ihnen, also thun auch die Heiligen oder Engel; sie suchen Dess Ehre, den sie lieb haben, sie befleissigen sich, alle Die, so sie lieb haben, zur Ehre Gottes, zu seinem Gebet, zu seiner Anschauung zu reizen und inbrünstig zu machen. Sie verkündigen denselbigen Christum, sie predigen sich selbst nicht; denn sie sind Boten, und dieweil sie Kriegsleute sind, so wissen sie auch keines Andern Ehre zu suchen, denn ihres Hauptmanns Christi. Wenn sie aber ihre eigene Ehre suchten, wie die Tyrannen, so würden sie verdammt. Ein solcher Tyrann war der Teufel. Es soll Niemand sprechen: Ich fürchte, der Engel werde zornig über mich, wenn ich ihn nicht für meinen Gott ehre. Dann aber zürnet er, wenn du ihn ehren willst als einen Gott; denn er ist gut und hat Gott lieb.

Das sind St. Augustini Worte, die er zu Hippo in Afrika vor tausend Jahren von der Engel Ehre gepredigt hat, und was seine Lehre und Glaube war, Das ist gewiss auch der occidentischen Kirche Lehre und Glaube gewesen. Und de vera religione Cap. 4. spricht er: Wir haben die Engel lieb und frohlocken mit ihnen und ehren sie mit der Liebe und nicht mit der Dienstbarkeit (verstehet durch die Dienstbarkeit das Vertrauen und Anrufen); wir bauen ihnen auch keinen Tempel; denn sie wollen auf solche Weise von uns nicht geehret sein; denn sie wissen wohl, dass wir selbst, wenn wir fromm sind, rechte Tempel sind des höheren Gottes.

Derhalben wird recht geschrieben Apok. am 22. Cap., dass einem Menschen durch den Engel gewehret ward, dass er ihn nicht anbetete, sondern dass er sollte den einigen Gott anbeten, unter welchem auch er (der Engel) des Menschen Mitknecht ist. Das sind auch St. Augustinus' Worte, welche noch die heilige christliche Kirche nie verworfen hat; denn sie sind in der Schrift gegründet, wiewohl unsere Missgönner nicht viel Geschrei von ihnen machen; denn es ist wider ihren Irrthum.

Die Schrift lehret uns auch einen einigen Mittler zwischen Gott und uns armen Sündern, nämlich Jesum Christum, zu welchem wir in allen Nöthen sollen eine Zuflucht haben, durch welchen wir einen vertraulichen Zugang haben zum Vater (Eph. 2) und gewisse Hilfe. Was machen wir denn, dass wir uns an Gottes Wort und Lehre in unserm Glauben nicht genügen lassen?

Derhalben sollt ihr zum Beschluss dieser Predigt wohl merken, dass wir die lieben Engel sollen herzlich lieb haben als unsere Hüter und besten Freunde und Miterben der ewigen Seligkeit, und sollen sie sammt ihrem Dienst in Gott rühmen und unsern treuen Gott in ihnen loben und preisen, und ihm fleissig danken für solche wunderbarliche Wohlthat, dass er uns armen sündigen Menschen, die wir hier in dieser bösen Welt unter den Teufeln und seinen geschworenen Gliedern unser Leben lang in mancher Gefahr wohnen müssen, eine solche starke Hilfe und treuen Beistand der hochgeadelten englischen Natur zugegeben hat,

dass sie uns von Mutterleibe an bis an das Ende beistehen, beschirmen, helfen und zum Besten fördern und auch am jüngsten Tage zu unserm Herrn und Gott Jesu Christo endlich bringen sollen. Denn sollen wir Gott billig in allen Creaturen, die er uns zu Dienste erschaffen hat und erhält, danken, wie viel mehr denn sollen wir ihm danken um der hohen englischen Natur Dienst und Beistand?

Derhalben sollt ihr auch eure lieben Kinder und Hausstand dahin halten, dass sie des Morgens und Abends mit grosser Andacht unserm treuen Gott um alle Benedeiung, aber sonderlich um den englischen Beistand danken und fleissig bitten, dass er sie alle Zeit, Tag und Nacht, durch seine himmlischen Boten, die guten Engel, wolle von Sünden abweisen und vor Gefahr Leibes und der Seelen, darein sie die bösen Engel gerne führten, gnädiglich bewahren. Das verleihe uns unser lieber Herr und Gott, Jesus Christus, gebenedeiet in Ewigkeit. Amen.

5. Johannes Spangenberg,

geb. den 3. März 1484 zu Hardegsen im Fürstenthum Göttingen, empfing seine erste Erziehung von unbemittelten, aber wohl gesinnten Ältern. Von seinem Vater, Tilemann Spangenberg, ist noch der Ausspruch aufbehalten: Unsere Geistlichen sollten Seelsorger sein, sie sind aber Leib- und Seelwürger. Johannes besuchte zuerst die Schulen zu Hardegsen und Göttingen. Erfolgreich benutzte er hier den Sprachunterricht des M. Wüstefeld. Dabei trieb er Privatstudien mit grosser Originalität. Seinem Gedächtniss zu Hilfe zu kommen, erfand er eine eigene Mnemonik, zu der er die Bilder aus der Johanniskirche entnahm. Von Göttingen ging er nach Eimbeck, wo er gleichfalls ausser der Schule noch andere Lehrquellen zu benutzen wusste. Von einem Küster empfing er unentgeltlichen Unterricht in der Musik und von einem kunstsinnigen Kürschner die ersten Ideen von Poetik. Zugleich förderte er sich wissenschaftlich und praktisch durch ertheilten Privatunterricht. Noch sehr jung bekleidete er eine Zeit lang den Rectorat in Gandersheim und bezog dann die damals so blühende Universität zu Erfurt, wo er sich dem eben wieder höher aufgehenden Lichte der Sprachwissenschaften zuwandte, mit deren Studium er das der Gottesgelahrtheit, so weit ein solches in jenen Zeiten möglich war, auf's innigste verband. Nach Beendigung seiner academischen Studien wurde er Rector und bald darauf (1521) Mittagsprediger zu Stolberg. Schon als Rector hatte er oft gepredigt und Gedanken ausgesprochen, die vom Wittenberger Geiste berührt waren. In seiner Stellung als Prediger gab er sich mit ganzer Seele der lutherschen Lehre hin. Er predigte täglich und verbreitete die reformatorischen Ansichten überdies durch geistliche Lieder. Im Jahre 1534 wurde er zum ersten Prediger an die Blasiuskirche zu Nordhausen berufen. Hier erwarb er sich nicht nur durch seine Predigten, sondern auch durch Stiftung eines Privatinstitutes, durch Gründung des Gymnasiums und durch Abfassung guter Schulbücher grosse Verdienste. Von den Reformatoren wurde er sehr hochgestellt. Luther schrieb 1542 eine Vorrede zu Spangenberg's Postille, und Melanchthon rühmt seine Gelehrsamkeit und Sittenreinheit, in's Besondere seine Freiheit vom Ehrgeiz. Luther's letzte Reise veranlasste seine Vocation nach Eisleben. Hier hatte Caspar Güttel, von Luther «der fromme Doctor Caspar» genannt, die evangelische Predigt eingeführt und als Superintendent jene Mansfeldsche Kirchenordnung abgefasst, die Luther 1546 approbirte. Güttel war 1541 ge

storben und sein Nachfolger zu St. Andreas, Simon Wolferinus, lebte seit 1543 mit Friedrich Rauber, Pastor zu St. Petri, in einem heftigen Streite über die Reste von Brodt und Wein nach dem heil. Abendmahle, welche jener zum gemeinen Gebrauche verwenden wollte. Nachdem er schon früher und noch 1546 vergeblich zum Frieden von Luther ermahnt war, bewirkte dieser Wolferinus' Entlassung und die Berufung Spangenberg's zum Pastor zu St. Andreä und zum Superintendenten der Mansfeldschen Kirche. Wie sehr er sich um dieselbe verdient gemacht hat, beweis't ein Brief Melanchthon's, den er nach dem am 13. Juni 1550 erfolgten Tode Spangenberg's an die Mansfelder schrieb. Es heisst darin u. A.: «Eure Kirche hatte den bedeutenden und hochachtbaren Greis, Güttel, der zuerst die reine Lehre Euch verkündete. Nachher stand der nach Luther's Urtheile verehrungswürdige Greis, Johannes Spangenberg, Euern Gemeinden vor. Seine Bücher zeugen von ihm und ihr wisset, dass er von dem ehrwürdigen Dr. Luther, dem Dr. Lange von Erfurt, dem Dr. Pommer und den übrigen Lehrern von ganz Sachsen anerkannt worden ist. Damit nun die Nachkommen wissen, dass Ihr diesen Zeugen der Wahrheit gehabt habt, und die von ihm empfangene Lehre bewahren (wie Paulus befiehlt, die Beilage treulich zu bewahren), so ermahne ich Euch, dass Ihr seinen Namen und die Zeit seiner Amtsführung in Euern Denkmälern anmerkt und Sorge traget, dass seine Schriften aufbehalten werden.»>

Spangenberg's Sohn ist der berühmte Prediger und Historiker Cyriacus Spangenberg, dessen Wirksamkeit überwiegend in die folgende Periode fällt.

Die Predigten Johann Spangenberg's erweisen sich als die reifen Früchte reicher evangelischer Erfahrung. Sie athmen einen milden, kindlichen Geist. Sich rein an die Sache haltend verschmähen sie allen Schmuck. Ihre Anordnung, klar bis zur Durchsichtigkeit, giebt ihnen in Verbindung mit der naiven Sprache und der dialogischen Form eine seltene Popularität.

Spangenberg's wichtigste Schriften sind: Postille für junge und einfältige Christen. 4 Thle. Magdeb. 1542-1544. 8. Dasselbe Werk lateinisch: Postilla latina per quaestiones explicata, versa per Hadamarium. Francof. 1544. 8. Psalterium carmine elegiaco redditum. Catechismus Lutheri per quaestiones explicatus. Francof. 1543. 8. Margarita theologica praecipuos doctrinae christianae locos per quaestiones ordine explicans. Lips. 1544. 8. Erotemata trivii grammaticae, rhetoricae, dialecticae. Tub. 1544. 8. Kirchengesänge. Magdeb. 1545. fol. Zwölf christliche Lobgesänge und Leissen. Wittenb. 1545. S. Ein neu Trostbüchlein für die Kranken. Wittenb. 1551. 8. Eine schöne nützliche Trostpredigt von Wittwenstande (herausgegeben von Cyriacus Spangenberg). Wittenb. 1552. 8. Dispositiones in evangelia et epistolas. Basil. 1557. fol. Artificiosae memoriae libellus. Witeb. 1570. 8. Computus ecclesiasticus, in pueriles quaestiones redactus. Witeb. 1575. 8.

Siehe Adami Vitae theologorum, p. 98. Leuckfeld, historia Spangenbergensis oder historische Nachrichten von dem Leben, Lehren und Schriften Cyriaci Spangenberg's. Quedlinburg und Aschersleben 1712. 4. Kindervater, Nordhusa illustris, Wolfenb. 1715. S. 250 (Hier findet sich auch Hieronymi Menceli Vita Joh. Spangenbergii carminice descripta). Klippel, Deutsche Lebens- und Charakterbilder. Bd. 1. Bremen 1553. S. 1 ff.

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