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eine Zeit> so erzählt Mathesius «wie er die Bücher fein nach einander besiehet, auf dass er die guten kennen lerne, kommt er über die lateinische Biblia, die er zuvor die Zeit seines Lebens nie gesehen. Da vermerkt er mit grossem Verwundern, dass viel mehr Texte, Episteln und Evangelien drin wären, denn man in gemeinen Postillen und in der Kirche auf den Kanzeln pflegt auszulegen. Wie er im alten Testamente sich umsieht, kommt er über Samuel's und seiner Mutter Hanna Historie, die durchlies't er eilend mit herzlicher Lust und Freude, und weil ihm dies Alles neu war, fähet er an von Grund seines Herzens zu wünschen, unser getreuer Gott wolle ihm dermaleinst auch ein solch eigen Buch bescheeren, wie ihm dieser Wunsch und Seufzer reichlich ist wahr geworden.» Die Worte «der Herr hebet auf den Dürftigen aus dem Staube und erhöhet den Armen» (1. Sam. 2, 8) drangen freundlich in seine Seele, und er rief aus: «Wie so sehr ist doch dieser Trost für die armen Scholaren geschrieben, deren ich einer bin.» Eine ganz neue Welt entwickelt sich vor ihm aus dem wunderbaren, geheimnissvollen Buche, und er lebt sich immer mehr hinein. Er schiebt die Jurisprudenz hinaus. Jetzt wird ihm auch die spitzfündige Scholastik lieb, weil sie mit der Theologie in Verbindung steht. Er studirt sie unter dem berühmten Jodocus Truttvetter. Ihre Bande haben ihn lange gefangen gehalten und sein Gemüth wie ein Panzer gegen das Eindringen evangelischer Anschauungen verschlossen. An solchen fehlte es in Erfurt nicht. Sebastian Weinmann, der von 1482-1508 daselbst lehrte und predigte, griff schonungslos den Ablass und die Werkheiligkeit an und prophezeihete cine nahe Reformation. Johann von Wesel wirkte noch aus dem vorigen Jahrhundert nach. «Johann Wesalia hat in Erfurt die hohe Schul mit seinen Büchern regirt, aus welchen ich daselbst auch bin Magister geworden» (L.). Dass er ein Vorläufer der Reformation war, ist bekannt. Er hatte gewaltig geeifert gegen die Hierarchie, die Liebe aus dem Glauben anstatt der Werkheiligkeit gefordert und prophetisch ausgerufen: «Ich sehe es kommen, dass unsere Seele in Hunger dahin schwinden wird, wenn nicht aus der Höhe ein Stern der Erbarmung uns aufgeht, der diese Finsterniss, dieses Dunkel von unseren, durch die Lügen der Lenker verzauberten Augen vertreibt und das Licht wieder herstellt, der dieses Joch der babylonischen Gefangenschaft nach so vielen Jahren endlich zerbricht.» Dass diese und andere vorläuferische Erscheinungen und Stimmen nicht tiefer auf Luther eingewirkt, beweisen viele seiner Äusserungen gegen die totale Finsterniss seiner Jugendzeit*). Doch kann er sie nicht alle so sehr übersehen und überhört haben, dass sie nicht später wenigstens, in der

*) Vgl. «Ihr habt bei euch viele Jahre eine hohe Schule gehabt, darin ich auch etliche Jahre gestanden bin; aber das will ich wohl schwören, dass alle die Zeit über nicht eine rechte christliche Lection oder Predigt von irgend Einem geschehen ist, der ihr jetzt alle Winkel voll habt. O wie selig hätte ich mich dazumal gedäucht, wenn ich ein Evangelium, ein Psalmlein hätte mögen einmal hören, da ihr jetzt die ganze Schrift klar zu hören habt. Wie theuer und tief lag da die Schrift vergraben, da wir so trefflich hungrig und durstig darnach waren, und war Niemand, der uns Etwas gab, und ging doch so viele Mühe, Kost, Fahr und Arbeit drauf» (Vorrede zu Menius' Schutzschrift an die Christen zu Erfurt. 1527). «Sie (die Universitäten) haben sich schlecht um mich verdient gemacht. Ich glaube, es fehlte mir nicht an Verstand, und mein Fleiss ist bekannt; ich habe aber meinen Rath gesagt, dass ein junger Mensch die Philosophie und Theologie der Schulen meiden soll wie den Tod seiner Seelen» (Confutatio`rationis Latomianae).

Beste, Kanzelredner.

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Erinnerung, bedeutungsvoll für ihn geworden wären. Dieses erhellt aus verschiedenen gelegentlichen Bemerkungen Luther's. Sein Lehrer Johann Grevenstein, sagt er, habe ihm einst, da er noch nicht daran gedacht, Priester, geschweige Doctor zu werden, in's Ohr geraunt, die Tyrannen, die das Concil zu Kostnitz beherrscht, hätten Huss tumultuarisch, widerrechtlich und unüberwiesen zum Tode verurtheilt. Anderswo gedenkt er einer in seiner. Universitätszeit gehörten Prophezeihung, es werde eine Verfolgung über die Clerisei ergehen, die aber darnach herrlicher werden würde, als sie jemals gewesen. Auch hat er seinem hochgeachteten Lehrer Truttvetter später gedankt, dass er ihn zuerst darauf aufmerksam gemacht, man müsse sich nur den kanonischen Büchern gläubig unterwerfen, die andern aber prüfen.

Luther zeichnete sich früh unter seinen Commilitonen in Erfurt aus. Schon im 20. Jahre hatte er das philosophische Baccalaureat erworben und bald darauf in einer schweren Krankheit von einem alten Priester das ahnungsvolle Wort vernommen: «Mein Baccalauree, seid getrost, ihr werdet dieses Lagers nicht sterben, unser Gott wird noch einen grossen Mann aus euch machen, der viele Leute wieder trösten wird; denn wen Gott lieb hat und daraus er etwas Seliges ziehen will, dem legt er zeitig das heilige Kreuz auf, in welcher Kreuzschule geduldige Leute Viel lernen.» 1505 erlangte Luther die philosophische Magisterwürde und wurde auf dieselben Scepter vereidet, die jetzt der Universität Berlin angehören. Unter den siebenzehn Candidaten, mit denen er examinirt ward, erhielt er die zweithöchste Stelle. «Nun vollends» so schrieb er «darf des Lernens kein Ende sein, will ich anders den deutschen Magistern keine Schande machen.» Er hielt von jetzt an Vorlesungen über die aristotelische Physik und Ethik und zeichnete sich so aus, «dass sein Geist die Bewunderung der ganzen Universität auf sich zog» (Mel.). Auch beginnt er mit seiner Magisterpromotion auf Bitten seiner Verwandten das Studium der Rechte. Aber er befand sich dabei wie der Fisch auf dem Lande. Unbefriedigt im tiefsten Grunde des Gemüths wurde er ausserdem durch einen grossen Schmerz gebeugt. Im Begriff, eine Ferienreise anzutreten, wollte er noch seinen Freund

den erst spätere Nachrichten Alexius nennen →→ besuchen. Er ging in dessen Wohnung und fand ihn, von schändlichen Buben erstochen, in seinem Blute liegen. Er sucht das Freie, und bei Stotterheim schlägt ein Blitz zu seinen Füssen ein und wirft ihn zu Boden. Vom Gefühl der Nichtigkeit aller irdischen Dinge und seiner Errettung tief durchdrungen ruft er aus: Hilf, liebe heilige Anna! so will ich alsbald ein Mönch werden. Ausführlicheres, aber dem Mitgetheilten nicht Widersprechendes über die Stimmung, die Luther in's Kloster trieb, berichtet Melanchthon: «Die Veranlassung, jene neue Lebensweise zu erwählen, welche er der Frömmigkeit und den Beschäftigungen mit der göttlichen Lehre für angemessener hielt, war folgende, wie er selbst erzählt und Viele wissen. Oft, wenn er ernstlicher über Gottes Zorn oder die wunderbaren Beispiele der göttlichen Strafen nachdachte, überfielen ihn plötzlich so gewaltige Schrecken, dass er fast seine Seele aushauchte. Und ich habe es selbst gesehen, wie er einmal bei einer Disputation über die Lehre, durch grosse Anstrengungen ganz ausser Fassung gebracht, in einer nahen Kammer sich auf das Bett warf und dann in seinem Gebet die Worte häufig wiederholte: Er hat Alles beschlossen unter die Sünde, auf dass er sich Aller erbarme (Röm. 11, 32). Diese Schrecken empfand er zuerst oder am häufigsten in dem Jahre, als er seinen Freund, der durch einen Unglücks

fall getödtet wurde, verloren hatte. Also nicht Armuth, sondern sein Eifer in der Frömmigkeit führte ihn in's Mönchsleben hinein.»> Luther selbst aber erklärt: «Ich ward ja nicht gern und willig ein Mönch, viel weniger um Mastung des Bauches willen, sondern als ich mit Schrecken und Angst des Todes eilend umgeben, gelobte ich ein gezwungenes und gedrungenes Gelubde.»> Weder die bald erfolgte Reue, noch der vorausgesehene Unwille seines Vaters konnte ihn hindern, sein, wie er glaubte, gottgefälliges Gelübde zu halten. Am Abend des Alexiitages, den 17. Juli 1505, gab er seinen Freunden einen Valettschmaus, und Nachts trat er in das Augustinerkloster ein, den Plautus und Virgilius unter dem Arme. Das harte Probejahr begann ; aber, sagt er, «ich war ein Mönch ohne Klage, dessen ich mich in Wahrheit rühmen kann.» Er war ein ächter, rechter Mönch. «Da ich ein Mönch war, kreuzigte ich Christum alle Tage und lästerte ihn durch mein falsches Vertrauen, das mir damals immerdar anhing. Von Aussen war ich freilich nicht wie andere Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, sondern hielt Keuschheit, Gehorsam und Armuth, nahm mich dazu gar Nichts an um dies gegenwärtige Leben, hatte mich ganz und gar ergeben auf's Fasten, Wachen, Beten; hatte aber gleichwohl unter solcher Heiligkeit und falschem Vertrauen auf die eigene Gerechtigkeit im Herzen ewiges Misstrauen und Zweifelung, Furcht, Hass und Lästerung Gottes.» «Wenn Einer damals gelehrt hätte, was ich jetzt durch Gottes Gnade glaube und lehre, ich würde ihn mit den Zähnen zerrissen haben.» «Ich bin ein Mönch gewesen und habe in Stricken des Gewissens gelebt, dadurch die Menge der Menschensatzungen eine Sünde über die andere machte; wenn mir da Jemand gesagt hätte, wie theuer ich den Frieden mit Christo erkaufen könnte, ich wollte auf mein Angesicht gefallen sein, wollte mein Leben gern dahin gegeben und nur allein um Errettung meines Gewissens gebeten haben.» Zwar hatte er während seines Noviziats die Bibel und las sie; aber ihr Kern und Stern blieb ihm noch verhüllt. «Als ich in's Kloster gegangen war,» sagt er, «forderte ich eine Bibel und die Brüder gaben mir eine. Sie war in rothes Leder gebunden. Ich machte mich so vertraut damit, dass ich von jedem Spruche wusste, auf welcher Seite, an welcher Stelle er stand. Hätte ich sie behalten, so würde ich ein trefflicher localis biblicus sein. Kein anderes Studium gefiel mir, als das der heiligen Schrift. Ich las eifrig darin, prägte sie meinem Gedächtniss ein. Manchmal lag mir ein einziger sinnschwerer Spruch den ganzen Tag im Gedanken. Auch den bedeutsamen Worten der Propheten, deren ich mich noch wohl erinnere, sann und sann ich nach, obwohl ich sie nicht zu fassen vermochte; z. B., wie man im Ezechiel lieset: Ich will nicht den Tod des Sünders.» Nur ein geringes Übel war neben den Qualen seines erschrockenen Gewissens die niedere Arbeit, die man ihm auferlegte. Überdies wurde er davon bald auf die Verwendung der Universität und seines Gönners Staupitz befreit. Letzterer ermunterte ihn auch zum Lesen der Bibel; doch der Klosterpräceptor, Dr. Usingen, äusserte: «Ei, Bruder Martin, was ist die Bibel! Man soll die alten Lehrer lesen, die haben den Saft der Wahrheit aus der Bibel gezogen. Die Bibel richtet allen Aufruhr an ;» und als Luther 1507 zum Priester geweiht war, wurde ihm die heilige Schrift wieder entzogen. «Als ich das Gelübd abgelegt» sagt Luther «nahmen sie mir die Bibel wieder und gaben mir die Sophistenbücher. So oft ich aber konnte, versenkte ich mich in die Liberei und wendete mich zur Schrift.» Er versenkte sich in seine Studien so

tief und anhaltend, dass er mehre Tage die horae canonicae zu sprechen vergass. Sein nagendes Gewissen zu stillen, peinigte er den Leib mit strengen Bussübungen hinter der verschlossenen Zellenthür. Dadurch wurde er bald bis zur Schlaflosigkeit aufgeregt, bald bis zur Ohnmacht abgespannt. Lucas Edenberger weckte ihn einst nach vergeblichem Pochen an seine Zelle durch Musik aus todesähnlicher Abspannung zum Leben. «Wahr ist's»> sagt Luther <«<ein frommer Mönch bin ich gewesen, und ich habe so gestrenge meinen Orden gehalten, dass ich's sagen darf: Ist je ein Mönch gen Himmel kommen durch Möncherei, so wollte ich auch hinein gekommen sein. Das werden mir zeugen alle meine Klostergesellen, die mich gekannt haben; denn ich hätte mich, wo es länger gewähret hätte, zu Tode gemartert mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit.» In dieser Zeit innerer Noth, wo Luther unter dem Gesetze lag und das Evangelium noch nicht erfahren hatte, waren es zuerst die Briefe und der mündliche Zuspruch des erleuchteten Staupitz, welche ein schwaches Trostlicht in seine Seele warfen. «Da ich ein Mönch war, erzählt Luther, schrieb ich Doctor Staupitz oft, und einmal schrieb ich ihm: O meine Sünde, Sünde, Sünde. Da gab mir Staupitz diese Antwort: Du wilt ohne Sünde sein und hast doch keine rechte Sünde. Christus ist die Vergebung rechtschaffener Sünden, als: die Ältern ermorden, öffentlich lästern, Gott verachten, die Ehe brechen u. s. w. Das sind rechte Sünden. Du musst ein Register haben, darin rechtschaffene Sünden stehen, soll Christus dir helfen, musst nicht mit solchem Humpelwerk und Puppensünden umgehen und aus einem jeglichen Bombart eine Sünde machen.»> Vielleicht griff dieser Trostgrund nicht durch, weil er ungründlich war, indem er die Sünde des im tiefsten Gewissen Schuldbewussten verkleinerte. Richtiger und darum wirksamer war das Trostwort, das er dem Geängstigten zurief: «Ei, eure Gedanken sind nicht Christus, denn Christus schreckt nicht, sondern tröstet nur.» Dieses Wort sagt Luther nahm ich mit Freuden an, und war mir sehr tröstlich. Wie eine Stimme vom Himmel und wie der scharfe Pfeil eines Gewaltigen aber drang nach Luther's Ausdruck die Belehrung Staupitz's in seine Seele, «das wäre die rechte Busse, die an der Liebe der Gerechtigkeit und Gottes anfange, was aber die scholastischen, die Gewissen mit endlosen und unerträglichen Vorschriften beladenden Lehrer als Schluss und Vollendung der Busse darstellten, sei vielmehr ihr Anfang.» In Übereinstimmung mit dieser Erklärung hat Luther später in seliger Freude an der Stelle des Wortes Busse im Urtexte ein Wort (uɛrávora) gefunden, das einen rein inneren Vorgang, die Sinnesänderung, bezeichnet, und hatte es früher in der Bibel kein bittereres Wort für ihn gegeben, so gab es nun wie er sagt Nichts, was ihm süsser und lieblicher klang, als das Wort Busse. Auch Luther's speculative Zweifel und Beängstigungen begann Staupitz zu lösen und zu lindern, indem er ihm das köstliche Wort zurief: «In den Wunden Christi wird die Versehung (Prädestination) verstanden, sonst nirgend.» «Wo mir» so schreibt er später «aus dieser Anfechtung Doctor Staupitz oder vielmehr Gott durch Doctor Staupitz nicht herausgeholfen hätte, so wäre ich darin ersoffen und längst in der Hölle.»

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Was Staupitz gepflanzt, wurde von einem alten Klosterbruder begossen. Melanchthon berichtet darüber Folgendes: «Luther erzählte, im Augustinerkloster zu Erfurt sei er oft durch die Gespräche eines alten Klosterbruders gestärkt. Dieser sprach, als er ihm seine innere Unruhe offenbarte, Viel vom

Glauben zu ihm und wies ihn hin auf das apostolische Glaubensbekenntniss, worin es heisst: Ich glaube eine Vergebung der Sünden. Diesen Artikel erklärte er so, dass man nicht nur im Allgemeinen glauben müsse, es werde Diesem und Jenem vergeben, was die Teufel auch glauben, wie dem David oder Petrus, sondern es sei Gottes Gebot, dass wir, ein Jeglicher für sich, glauben sollen, es werden uns die Sünden vergeben. Und diese Erklärung bestätigte er durch einen Ausspruch Bernhard's, indem er ihn auf eine Stelle in einer Predigt über Mariä Verkündigung hinwies, welche also lautete: «Aber dazu glaube auch Das, dass Dir durch Ihn die Sünden vergeben werden. Das ist das Zeugniss, welches der heilige Geist in Deinem Herzen giebt: Dir sind Deine Sünden vergeben. Denn der Apostel hält dafür, dass der Mensch umsonst gerecht werde durch den Glauben.»» Luther gestand, er sei durch dies Wort nicht allein aufgerichtet, sondern auch über die eigentliche Meinung Pauli belehrt worden, der so oft einschärft: Durch den Glauben werden wir gerecht. Und da er über diesen Punkt viele Auslegungen gelesen, so habe er aus den Gesprächen jenes alten Bruders, so wie aus dem Trost, den sie seiner Seele gaben, erkannt, dass die damals gangbaren Erklärungen falsch seien. Indem er nun die Aussprüche und Beispiele bei den Propheten und Aposteln las und verglich und durch tägliches Gebet den Glauben erweckte, empfing er nach und nach immer mehr Licht. Hierauf begann er auch, Augustinus' Schriften zu lesen, wo er in der Auslegung der Psalmen und im Buche vom Geist und Buchstaben reine deutliche Erklärungen fand, welche diese Lehre vom Glauben und den Trost, den sie in seinem Herzen entzündet hatten, befestigten.»>

Dieses ist>> so erzählt Mathesius «unserm Doctor ein lebendiger und kräftiger Trost in seinem Herzen gewesen, dess er sich nachmals wieder in der Sequenz zu Weihnachten tröstlich erinnerte, da er den Vers sang: O beata culpa quae talem meruit redemtorem !*) (O selige Schuld, die du uns einen solchen Erlöser verdienet hast) wie er dieses seines Beichtvaters mit grossen Ehren oft erwähnt und ihm herzlich gedankt hat.>>

Die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben bildete den entscheidenden Wendepunkt im Leben Luther's. Mit ihr wurde ihm wie er sagt die ganze heilige Schrift und der Himmel selbst aufgethan. In ihr ruht zugleich der Quellpunkt seiner rednerischen Bildung und Entwickelung. Der scheue, gedrückte Mönch erhob sich in ihrer Kraft zum freien Herolde der Wahrheit, der da redet, weil er glaubt und im Bekenntniss des Mundes selig ist. Doch gilt Dies nicht sofort in Bezug auf die kirchliche Rede im engern Sinne. Schon hatte er in seinem Professorenamte zu Wittenberg, in welches er 1508 berufen war, einen grossen Namen erlangt und nach Vertauschung der philosophischen Vorlesungen mit theologischen kühn und un

*) Aus einem Gesange des Ambrosius. Diese Strophe ist Luther besonders gegenwärtig und lieb gewesen. Unter Anderm citirt er sie in der Vorrede zu Urbanus Rhegius' Schrift wider die gottlosen Sauliten in folgender Verbindung: Adam hat Gott lassen fallen. Aber daraus ist kommen solch gross Heil, dass Gott ist Mensch und unser Heiland worden, und hat damit die menschliche Natur unermesslich höher geehret, weder sie der Teufel durch den Fall geschändet hatte, wie St. Ambrosius singet: O beata culpa quae talem meruit habere redemptorem. Nicht, dass er das Böse liebe oder gern habe; sonst würde er das Gute nicht darauf schaffen, sondern das Böse lassen also bleiben und zunehmen. Sondern dass er zum Verdruss dem Bösen und dem Teufel seine Güte desto reichlicher erzeige, zu seinem Lob und Ehren.

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