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die analytische Form beibehalten oder (wie Major und Georg von Anhalt) nur so geringe Ansätze und Anfänge der synthetischen Methode aufzuweisen, wie sie auch bei Rednern vorkommen, die man als specifisch-melanchthonisch weder betrachten kann, noch betrachtet hat (vgl. Urbanus Rhegius und Cölius). Auch sind Fröschel's Predigten keineswegs bis in's innerste Geäder von Melanchthonscher Dialectik durchzogene Producte; vielmehr bilden die nach Melanchthon's Definition entworfenen Skizzen nur den Halt seiner Betrachtungen und biblischen Ausführungen. Fröschel war eine durch und durch erbauliche Natur, im Grunde mit Luther verwandter, als mit Melanchthon. Aber er benutzte die Handreichung Melanchthon's, seine Gedanken in Ordnung zu bringen, was demnach nicht durch einen dialectischen Denkprocess, sondern durch Anknüpfung an ein Schema geschah. Einigen Predigten fehlt der Text, dessen Stelle die Definition vertritt; die aus derselben abgeleiteten Sätze werden aber reichlich mit Bibelstellen belegt.

Von Fröschel's Schriften sind zu merken: Kurze Auslegung etlicher Capitel des Evangelisten Matthäi, als das 5. 6. 7. und S., geprediget durch M. Seb. Fröschel. Wittenb. 1559. 8. Katechismus, wie der in der Kirche zu Wittenberg nun viele Jahre, auch bei Leben D. Martini Lutheri, ist gepredigt worden, durch S. F. Wittenb. 1559. 8. Von den heiligen Engeln, vom Teufel und des Menschen Seele. Drei Sermon, mit des Herrn Philippi Melanthon Erklärung geprediget. Wittenberg 1563. 8. (Diese Predigten sind nicht erst 1563, sondern «viele Jahre auf das Fest Michaelis mit Gottes Hilfe gethan.») Vom Königreiche Jesu Christi und seinem ewigen Priesterthum. Wittenb. 1566. 8.

Siehe Curiöse Nachr. von dem Leben eines der ältesten Diener des Evangelii zu Wittenberg, M. Sebastian Fröschel's. Leipz. 1722. S. Rotermund, Erneuertes Andenken der Männer, die für und gegen die Reformation gearbeitet haben. Bd. 1. Bremen 1818. S. 375 ff.

Sermon von des Menschen Seele.*

Definitio Animae hominis.

Was ist denn des Menschen Seele?

Antwort «Des Menschen Seele ist nicht eine leibliche Creatur, sondern ein Geist, den Gott in dem Menschen erschaffen hat, als sein Bild,

*) Von den heiligen Engeln, vom Teufel und des Menschen Seele. Drei Sermone. Wittenb. 1563. 8. Der Predigt geht folgende Bemerkung voran: «Da müssen wir aber am Ersten wissen und anzeigen Definitionem Animae Hominis, die Erklärung des Menschen Seele, was des Menschen Seele sei. Denn solche Definition und Erklärung habe ich von meinem lieben Herrn und Präceptore Philippo Melanthon bekommen, neben den anderen allen, in diesen dreien Sermonen angezeigt, und alle diejenigen, so in meinem Catechismo stehen, über welche alle ich des Herrn Philippi Melanthon's Handschrift habe, dazu in den ganzen Matthäum, so im Latein ausgangen, und hernach die vier Capita deutsch."

das erstlich rein gewesen ist, nachdem aber die ersten Gaben durch die Sünde verloren sind, wird sie gleichwohl erschaffen, wie jetzund die menschliche Natur ist, und ist auch Gottes Bild, aber verdunkelt und geschwächt, und ist der eine wesentliche, unsterbliche Theil des Menschen, davon der Mensch Leben, Regung, Sinn, Vernunft und Willen hat.

Und ob sie gleich abscheidet vom Leibe, muss sie dennoch damit wiederum vereiniget werden, ewiglich zu leben, in Seligkeit oder Strafe.»

Aus dieser Erklärung und Definition des Menschen Seele sollen wir auch diese drei nachfolgenden Stücke merken und behalten:

1. Dass des Menschen Seele ein Geist sei, der auch von Gott erschaffen ist, und wie sie erschaffen sei von Gott, erstlich und hernach.

2. Dass die Seele des Menschen ein solcher Geist sei, der unsterblich ist, und von welchem des Menschen Leib sein Leben und Regung hat.

3. Dass auch die Seele ein solcher Geist ist, der wohl kann abscheiden vom Leibe im Tode, doch mit demselben Leibe widerum muss vereinigt werden, ewiglich zu leben in Seligkeit oder Strafe.

I.

Das erste Stück.

Das erste Stück von des Menschen Seele, dass sie nicht eine leibliche Creatur sei, sondern ein Geist, von Gott erschaffen, hast du im ersten Buche Mosis am 2. Capitel, da Moses also schreibt: Und Gott der Herr machte den Menschen aus dem Erdenklos, und er blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase, und also war der Mensch eine lebendige Seele.

Hier hast du, dass des ersten Menschen Leib, als Adam's, aus einem Erdenklos sei gemacht, wie ein Töpfer ein Männlein oder Gefäss aus dem Thon macht, und als Gott den Leib gemacht hat, da hat er ihm in seine Nase einen lebendigen Odem geblasen. Dieweil nun solcher Odem von Gott eingeblasen wird, so muss es ja ein lebendiger und ein ewiger, der für und für bleibt, oder ein unsterblicher Odem und Geist sein; denn an Gott ist nichts Todtes und Vergängliches und nichts Sterbliches, sondern Alles lebendig und ewig, das für und für bleibt.

Das zeigt auch Christus an Matth. am 10. Cap., da er spricht: Fürchtet euch nicht vor Denen, die den Leib tödten und die Seele nicht mögen tödten. Also tröstet auch der Herr den Schächer am Kreuz, der neben ihm hing, und Christum frei öffentlich vor Gott und der ganzen Welt bekennt für seinen und der Welt Heiland und ihn bittet, er wolle seiner gedenken, wenn er in sein Reich komme. Da tröstet ihn der Herr und spricht also zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradiese sein. Da blieb ja sein Leib auf Erden, aber sein Geist fuhr zum Herrn Christ in's Paradies. So befiehlt der Herr auch selber seinen Geist in seines Vaters Hände, als er denselbigen aufgab

am Kreuz, da er laut rief und schrie: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er Solches ausgeredet hat, ist er verschieden, wie Lucas schreibt am 23. Capitel: Und als er Das gesagt, neigte er das Haupt und gab seinen Geist auf. Mit Solchem giebt uns der Herr ein Exempel und der Prophet David im 31. Psalm, dass wir in allen Ängsten und Nöthen, sonderlich in der letzten Noth, unsere Seele sollen befehlen dem Herrn in seine Hände, der sie erlöset hat, und diesen Vers oft sprechen: In deine Hände befehle ich meinen Geist, du hast mich erlöset, Herr, du treuer Gott.

Aus diesen Zeugnissen allen ist klar, dass des Menschen Seele nicht eine leibliche Creatur ist, sondern ein Geist, von Gott erschaffen, der unsterblich ist und vom Leibe kann abscheiden.

Und ist solcher Geist also erschaffen von Gott, als sein Bild, wie denn Gott selber spricht im 1. Buche Mosis am 1. Capitel: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, das ist, dass im Verstand ein grosses Licht mitgeschaffen ist, die Zahl und andere Weisheit, und sonderlich diese Weisheit: Erkenntniss Gottes und göttlichen Gesetzes, Unterschied rechter, ordentlicher Werke und Tugend, nach göttlicher Weisheit, und dagegen, was untugendlich ist.

Und diesem Lichte ist das Herz und herzliche Begierde und der Wille ohne Heuchelei gleich gewesen; das Herz ist voll Liebe Gottes geschaffen gewesen und ohne alle böse Begierden.

Weiter ist dieser Wille frei gewesen, also, dass der Verstand wählen mochte, Gottes Gesetz zu halten, und dass das Herz und die äusserlichen Gliedmassen vermochten, ganzen Gehorsam zu halten ohne Verhinderung. Es vermochten auch der Verstand und Wille, etwas Anderes zu wählen, wie hernach geschehen.

Und ist also der Mensch weise und gerecht geschaffen und hat erstlich einen freien, unverhinderten Willen gehabt vor dem Falle, wie zuvor gesagt.

Und dies ist also Gottes Bild, nach dem der Mensch erschaffen ist, das Gottes Bild am Ersten gleich gewesen ist; dass Gott durch den heiligen Geist ein schönes Licht der Weisheit angezündet hat, dadurch sie Gott, Zahl, Ordnung und Unterschiede der Tugenden und Untugenden, die Kräfte in den Creaturen erkannt haben. Und sind ihre Herzen und Gliedmassen rein und in rechter Ordnung gewesen und dem Lichte im Verstande gehorsam und im Herzen Liebe zu Gott, Freude an Gott und andere Tugenden angezündet.

Zu dem Allen ist der Wille frei und unverhindert gewesen und ist noch keine Krankheit und kein Tod dagewesen. Und ist diese schöne menschliche Creatur also Gott gefällig und gerecht gewesen, und hat Gott in dieser Natur seine Wohnung haben wollen und uns seine Weisheit und seine Tugenden für und für wollen mittheilen und Freude und Lust an uns haben, und hätten wir dagegen ihn erkennet, gepreiset, geliebet und herzliche Freude an ihm gehabt.

Nun følget weiter in der Definition und Erklärung des Menschen Seele: «Nachdem aber die ersten Gaben der Seele durch die Sünde verloren sind, wird sie gleichwohl erschaffen, wie jetzund die menschliche Natur ist, und ist auch Gottes Bild, aber verdunkelt und geschwächt.>>

Die menschliche Natur aber nach dem Fall Adam und Heva ist also, dass sie in Gottes Zorn gefallen sind und Gott von ihnen, Adam und Heva, und von allen ihren Nachkommen gewichen ist, so aus menschlichem Samen natürlicher Weise herkommen, also, dass die natürlichen Kräfte sehr schwach in ihnen worden sind. Das Licht im Verstand ist viel dunkeler worden, wiewohl noch etwas bleibet, als Zahl und Unterschied guter und böser Werke und Gesetzeslehre; denn Gott will haben, dass alle Menschen die Sünde erkennen und will uns mit unserm eigenen Gewissen richten und strafen, will auch haben, dass alle Menschen eine äusserliche Zucht halten.

Darum bleibet in dieser verderbten Natur und des Menschen Seele dennoch ein Erkenntniss, wiewohl dasselbige dunkel ist, und ist daneben eine grosse Wolke voll Zweifels und Unwissenheit vor Gott, ob Gott auch der Menschen Richter und Helfer sein wolle, wie Gott die Menschen annehmen und hören wolle.

Weiter sind auch im Willen und Herzen alle guten Tugenden gegen Gott verloschen, nämlich Gottesliebe, Vertrauen auf Gott, rechte, ernstliche Furcht Gottes; denn Gott wird nicht angenommen, wo nicht der heilige Geist Verstand, Willen und Herzen erleuchtet und anzündet, und können die Menschen aus eigenen Kräften diese Tugenden und Werke ohne den heiligen Geist nicht wirken, nämlich rechten Glauben, Gottesliebe, Vertrauen auf Gott und rechte Gottesfurcht, und stehet also das menschliche Herz gleich wie ein ödes, wüst, alt und zerfallen Häuslein, da Gott nicht mehr innen wohnt, und gehen die Winde an allen Örtern dadurch, das ist, allerlei unordentliche Neigung und Flammen treiben das Herz zu mancherlei Sünden, zu unordentlicher Liebe, Hass, Neid und Stolz, und blasen die Teufel ihr Gift auch darein.

Dass aber des Menschen Seele, die erstlich nach Gottes Bild geschaffen ist, solche erste Gaben durch die Sünde verloren hat und also verdunkelt und geschwächt ist, zeigt uns der Herr Christus selber an in dem Gleichniss Lucä am 10. Capitel, da er also spricht: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab gen Jericho und fiel unter die Mörder, die zogen ihn aus und schlugen ihn und gingen davon und liessen ihn halb todt liegen. Dieser Mensch ist Adam und Heva, die sich nicht genügen lassen an Jerusalem, das ist, an dem Paradies und an Gottes Bilde, nach dem sie Gott erschaffen hat, und an allen hohen Gütern, so in Gott sind, damit er sie auch begabet und gezieret hat, als mit seiner Weisheit, Gerechtigkeit und freiem Willen, sondern haben geschaffet und getrachtet nach grösseren, höheren Gütern, die ihnen der Teufel verheissen hat, so sie vom verbotenen Baum und Apfel essen

würden, welcher Apfel sie so wohl angerochen hat, wie der Text im ersten Buche Mosis spricht: Da schauete das Weib an, dass von dem Baume gut zu essen wäre und lieblich anzusehen und ein lustiger Baum wäre, weil er klug machte. Denn Jericho heisst ein Geruch. Also war ihnen Jericho der starke Geruch des Apfels oder der wohlriechende Apfel, der sie Gott gleich machen würde, wenn sie den röchen und schmeckten. Also verlieren sie Jerusalem und das Paradies mit allen göttlichen Gütern und Gaben, und werden nicht Gott, sondern dem Teufel ähnlich und gleich; denn wer hoch steigen will, Der fällt hoch. So ist Adam und Heva auch geschehen. Also werden Adam und Heva beraubt der Gnaden, auf diesem Wege, dass sie nicht mehr Gott gefällig sind gewesen und haben dazu verloren die hohen Gaben, das schöne Licht von Gott im Verstande und den Gehorsam im Herzen und das ewige Leben. Überdies sind sie verwundet, dass der Verstand voll Zweifels und Irrthums ist von Gott und kann auch andere Dinge nicht also erkennen wie zuvor vor dem Fall, da er Gott und die Ordnung der Creaturen viel anders anschauen konnte, denn nach dem Fall. Und das Herz und der Wille sind voll unordentlicher Neigung, Flucht und tödtlichen Schreckens in allerlei Betrübniss, voll irriger Flammen und unordentlicher Liebe, Zornes u. s. w.

Darum spricht Jeremias nicht vergebens am 17. Capitel: Des Menschen Herz ist verkehret und voll Schmerzen; wie Saul in der letzten Noth die allergrausamsten Schmerzen fühlte. So schreibt auch der heilige Apostel Paulus zu den Römern am 5. Capitel: Wie durch einen Menschen die Sünde ist kommen in die Welt und der Tod durch die Sünde, und ist also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, dieweil sie alle sündig sind. Und zu den Ephesern am 2. Capitel: Wir waren auch Kinder des Zornes von Natur. Und der heilige Prophet David sagt Ps. 51.: Siehe, ich bin aus sündlichem Samen gezeugt, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen. Item der Prophet Jesaias am 53. Capitel: Wir gingen Alle in der Irre, wie die Schafe, ein Jeglicher sah auf seinen Weg.

II.

Das andere Stück.

Das andere Stück in der Definition und der Erklärung des Menschen Seele ist dieses, dass sie sei der eine wesentliche, unsterbliche Theil des Menschen, davon der Mensch Leben, Regung, Sinn, Vernunft und Willen hat.

Es sind zwei Theile am Menschen, oder, der Mensch hat an sich zwei Theile, Leib und Seele. Der Leib ist irdisch von den leiblichen Elementen, wie denn Gott erstlich den Menschen aus einem Erdenklos gemacht hat, und hat kein Leben gehabt, wie ein Töpfer aus dem Thon ein Gefäss oder Männlein macht, das kein Leben hat, also ist der Leib auch also erstlich gewesen ohne die Seele, und ist noch also, wenn er keine Seele hat und dieselbige von ihm scheidet.

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