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Die Ankunft des Herzogs bewog ihn, sich sofort dem Papstthume wieder in die Arme zu werfen. Das Interim wurde jetzt mit Gewalt durchgesetzt. Viele luthersche Prediger gaben nach, andere, die sich weigerten, wie die Göttinger, wurden abgesetzt. Corvinus, der Hauptwidersacher des Interim, wurde auf herzoglichen Befehl durch den Amtmann von Calenberg des Nachts zu Pattensen verhaftet und am 1. November 1549 in den feuchten Kerker des Calenberges geworfen. Seine ausgezeichnete Bibliothek ward von den spanischen und brabantischen Soldaten, welche Erich's Gefolge bildeten, zum Theil verbrannt, der aber durch das Einschreiten des Erzbischofes Christoph von Bremen gerettete Rest nachher vom Magistrate zu Hannover angekauft und aufbewahrt.

Über drei Jahre lang schmachtete Corvinus im dumpfen Kerker, angewiesen auf die innerste Meditation. Selbst Papier und Tinte waren ihm verweigert. Nur unterbrochen wurde seine tiefe Ruhe von den höhnischen Reden der spanischen Soldaten und von den Trostsprüchen eines Freundes, des Predigers zu Neustadt am Rübenberge, Friedrich Dedekind, der häufig den fünf Meilen langen Weg nicht scheute, um vor dem Kerker mit ihm zu reden.

Endlich wurde die Politik in der Hand des Herrn zu einem Mittel der Befreiung seines Knechtes. In dem Kriege des Markgrafen Albrecht von Brandenburg, auf dessen Seite Erich stand, gegen Heinrich den Jüngeren von Braunschweig war die Bundesgenossenschaft der Hansestädte dringender Wunsch. Diesen aber war die Feindschaft Erich's gegen die Augsburgische Confession und in's Besondere die Gefangenschaft Corvin's ein Dorn im Auge. Als Solches dem Herzoge Erich zu Gemüth geführt war, hielt ihn Elisabeth für vorbereitet genug, ihre sanften Bitten für Corvinus vortragen zu hören und günstig aufzunehmen. Sie fand Gewährung Corvinus wurde bald nach dem Feste der heil. drei Könige im J. 1553 aus seinem Kerker entlassen. Die Kleider waren ihm vom Leibe gefault, seine Gesundheit war zerrüttet. Er lebte nach seiner Befreiung noch drei Monate zu Hannover und starb daselbst am 5. April 1553. Acht Prediger trugen ihn in die St. Jakobi - Kirche zu seiner Gruft. «Als man ihn»> so berichtet die braunschweig - lüneburgische Chronik zur Erde bestatten wollen, und mit allen Glocken geläutet worden, hat Herzog Erich in seinem Quartier einen seiner Junker gefragt, was das viele Läuten bedeuten sollte? Hat derselbe S. F. G. geantwortet, dass man Corvinum begraben würde. Da sollen S. F. G. die Augen übergegangen, darauf aus der Stube in die Kammer getreten und über eine Stunde darin geblieben sein.»>

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Corvinus' Predigten sind gründliche Analysen des Textes in seine erbaulichen Grundgedanken. Der Wahlspruch Corvinus' «Spes mea Christus» tönt vorherrschend durch alle hindurch. Sie sind ausserordentlich kurz und schmucklos, aber einleuchtend und wirksam. Luther, der eine Vorrede zu den Evangelien- und später auch zu den Epistelpredigten schrieb, urtheilt über jene: «Darum gefallen mir diese Postillen Herrn Antonii Corvini sehr wohl, dass sie so kurz, fein, rein bei dem Evangelio bleiben und achte sie für nutz, wo sie auch gleich von Wort zu Wort dem Volke würden fürgelesen; denn es muss doch der gemeine Mann eine solche klare und kurze Bedeutung haben, wo er soll Etwas vom Evangelio behalten. Und ich wollte, dass Jemand vollends auch die Episteln auf diese Weise auslegte. Wollten darnach die faulen Pfarrherren nicht studiren oder die Klüglinge ihre Mei

sterschaft beweisen, so hätten doch gute, fromme Pfarrherren hiemit Vorrath, ihrem Volk jährlich genug zu predigen, und wären die Kirchen mit Predigten über's Jahr reichlich und wohl versorget, dass sie nicht klagen dürften, es würde ihnen Nichts oder nicht Viel gepredigt. Wohlan, wer hören will, der kann genugsam lernen durch solchen unsern Dienst; wer nicht will, der fahre hin und lasse ihm die Ohren krauen, bis ihm der Kitzel zum Schmerz werde. Christus unser Herr sei mit uns und allen den Seinen. Amen.»> Corvinus' gedruckte Predigten fanden bald grossen Beifall, doch auch manchfachen ungerechten Tadel. Der ungerechteste war offenbar der des Plagiats aus Luther's Postillen. Corvinus rechtfertigt sich dagegen in der Vorrede zu der Gesammtausgabe seiner Epistel- und Evangelienpredigten (v. 1537) folgendermaassen: «Ob ich D. Mart. Luthero seine Postillen verkürzt oder seine Arbeit mir zugeschrieben, lasse ich Lutherum, so noch vorhanden ist und lebet, selbst urtheilen, darnach einen jeden frommen, unparteiischen Leser, der seine und meine Postillen gelesen und eines Jeden Art im Schreiben zu observiren weiss. Wahr ist's, dass ich Solches zu thun etwa im Sinn gehabt. Es hat mir aber solches Verkürzen nicht folgen wollen. So besorge ich mich auch, es würde gemeldetem D. Luthero zuwider sein, wenn ich ihm seine Bücher verkürzen oder viel Klügelns darein machen wollte. Habe derhalben meine Conciones also stellen wollen, wie sie noch vor Augen sind. Dass ich aber zuweilen von Sachen des Glaubens, der Liebe, Sacramenten, guten Werken u. s. w. rede, wie Lutherus, was liegt daran? Oder soll sich ein Discipulus seines Präceptoris schämen? Hat er nicht all seine Lehre bisher dahin gerichtet, dass er die Prediger und Diener des Worts unterweise, wie sie die Kirche mit gesunder Lehre erbauen und erhalten sollen? Ja, ich wollte, wenn er Gottes Wort hat, ungern einen Finger breit weichen von seiner Lehre, dieweil sie da nicht sein, sondern Gottes ist. Welches doch meine Spötter auch thun müssen, wenn sie recht thun und prophetiarum contemptores nicht sein wollen. Denn was haben sie in gesunder Lehre je Neues herfürgebracht, das vorhin D. Lutherus nicht gehandelt habe? Ist's nicht wahr, das der Heide Terentius saget: Nullum est dictum, quod non dictum sit prius. Item die Schrift: Nihil novum sub sole. Aber das ist der Mangel, dass wir keine praeceptores erkennen und selbst Meister sein wollen, welches doch auch bei den Heiden schändlich ist, nimirum agnoscere non velle, per quos profeceris, das ist, nicht wollen erkennen, wer dein Studiren gefördert und fürgesetzt habe. Gott wolle mich vor solcher Hoffahrt und auch Undankbarkeit bewahren gnädiglich.>>

Von den mehr als funfzig Druckschriften Corvinus' heben wir folgende hervor Korte Uthlegginge der Evangelien, so up alle Sondage dorch dat ganze Jahr geprediget werden, vor de arme Par-Herren und Hussväder gestellet dorch Ant. Corvinum an Landgraf Philip to Hessen, mit Lutheri Vorrede 1535. 8. Dasselbe lateinisch 1536; hochdeutsch Wittenb. 1537. Kurze Auslegung der Episteln und Evangelien, so an den fürnehmsten Festen im ganzen Jahr gepredigt werden. Für arme Pfarrherren und Hausväter gestellet durch Antonium Corvinum (Vorrede : Marburg, am Sonnt. Miser. Dom. 1536). Neue Aufl. Augsburg 1545. fol.

Kurze und einfältige Auslegung der Episteln und Evangelien, so auf alle Sonntage und fürnehmsten Feste durch das ganze Jahr in der Kirche gelesen werden. Für die armen Pfarrherren und Hausväter gestellet durch

M. Antonium Corvinum (Vorrede Corvinus' Marburg, am ersten Samstag des Advents 1537. Zugleich mit Vorrede Luther's zu den Epistelpredigten). Neue Aufl. Augsburg 1545. fol. Das Leiden oder Passion Christi, in sechs Predigten getheilt. Wittenb. 1537. 8. Neue Aufl. 1545. fol.

Christlike Kerken - Ordeninge vor de Parherren in dem Fürstendome Hertog Ericks, nebst der Ordeninge der Confirmation. Hannover 1544. 4. Corvinus vinctus, captivus, occisus, liberatus et redivivus. Hannoverae 1545. 8.

Constitutiones aliquot synodales. Hannover 1545. 8.

Die vornehmsten Artikel der christl. Rel., in christliche Gesänge gebracht. Alle vornehme Articul unserer christl. Rel., so jedem Christen zu wissen vonnöthen; gebetsweise gestellt (letzte Schrift Corvinus') Frankf. 1556. 8.

S. Leben des berühmten M. Antonii Corvini von Daniel Eberhard Baring. Hannover 1749. 8. Havemann, Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg. Bd. 1. S. 350 ff. Klippel, Deutsche Lebens- und Charakterbilder. Bd. 1. S. 62 ff.

Predigt am ersten Sonntage des Advents über Evangelium Matth. 21 (1-9). *

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Nachdem bei allen Auserwählten von Anfang der Welt einhellig gehalten, auch in dieser letzten Zeit aus sonderlicher Gnade Gottes wider die höllischen Pforten erstritten worden ist, dass allein der Glaube gerecht, selig und fromm mache, will wahrlich von Nöthen sein, dass wir, so er zum Predigtamte berufen hat, die Lehre solches Glaubens neben der Busse treulich und mit grossem Ernst treiben. Denn der Feind dieser Lehre schläft nicht und kann seine schalkshaftige Tücke nicht lassen. Es muss sein Unkraut und falsche Lehre auch da sein, und sollte er dieselbige unter den Weizen bei Nebel und bei Nacht säen. Ja, wenn wir vom Glauben predigen wollen, müssen wir eigentlich dem Volke sagen, was der Glaube sei, welchen die Schrift preiset, wo er herkomme, was er in uns wirke, was seine Früchte seien und sein Gegentheil. Sonst würde immer unser Widerpart sagen, wir geben mit solcher Lehre Ursach zu Sünden und verbieten gute Werke. Dass ich dir das aber eine kurze Form stelle, so sollst du merken, dass der Glaube ist eine rechtschaffene Zuversicht und starke Hoffnung zu Gott, dass er uns durch Christum die Sünde vergeben, gerecht machen und das ewige Leben geben wolle, ohne all unser Verdienst und Werk, aus lauter Gnade und Barmherzigkeit. Und solchen Glauben haben wir nicht von

*) Ausgabe der Sonntagspredigten von 1545. Th. 1. Fol. 2.

uns selber, sondern er muss durch das Wort des Evangelii und durch den heiligen Geist in uns gewirkt werden. Wenn er aber durch das Wort und den Geist also lebendig in uns geworden ist, alsdann macht er fromm, gerecht und selig, wie der Prophet Habakuk sagt: Der Gerechte lebt seines Glaubens. Und kann solcher Glaube nicht sein ohne Liebe und Hoffnung. Er muss sich ausbreiten und durch guten Wandel und christliche Werke offenbar werden, nicht nach Art der Heuchelei, so ihm zuwider ist, sondern aus guter Wohlmeinung und von ganzem Herzen. Siche, solcher Glaube ist's, davon wir sagen, welcher auch in göttlicher Schrift gepreiset wird. Also musst du auch von christlicher Busse eigentlich wissen zu lernen, nämlich, dass Büssen nichts Anderes sei, denn herzlich Missfallen haben an den Sünden, davon abstehen und durch Glauben der Gerechtigkeit leben. Doch davon werden wir anderswo sagen. Wir wollen jetzt besehen in diesem Evangelio

zum Ersten, was uns zum Glauben (davon wir jetzt gesagt haben) fördern und reizen möchte, welches denn gar tapfer und fein thut die gnädige Zukunft unseres Herrn Jesu Christi in Jerusalem. Denn ist sie nicht voll aller Güte und Sanftmuth? Andere Fürsten und Herren kommen daher, wo sie einreisen, mit grossem Gepränge und schrecklicher Gesellschaft, wie denn von ihnen geschrieben steht: Hi in curribus etc. Jene verlassen sich auf Wagen und Ross (Ps. 20). Aber unser Christus, wiewohl er zum Herrn Himmels und der Erde gesetzt war (Matth. ultimo), so kommt er dennoch daher als ein armer Eselreuter mit einem armen und verworfenen Häuflein, welches nicht allein vor dieser Welt kein Ansehn hatte, sondern auch von Jedermann verachtet und verspottet war (Esa. 8). Nun, das Alles, so es wohl beherzigt wird, lehret uns, was Christus für ein Mann sei, und was ein jeder Christ von ihm gewärtig sein solle. Ein solcher Mann aber ist er, dass er Niemand von sich abschrecken, sondern alle Menschen zu sich reizen und locken will. Denn er auch hier in diese Welt kommen war, dass alle Menschen durch sein Verdienst sollten erhalten werden; darum stellt er sich gen uns so freundlich und gütlich, und das mit Worten und Lehren, Werken und Wunderzeichen. Ich versehe mich auch, es habe der Prophet Etwas von dieser künftigen Freundlichkeit und Güte im Geist gesehen, da er mit so grosser Begierde sagt: Zerreiss die Himmel und steig herab (Esa. 64). Ja, auch der Evangelist hat darum das Zeugniss Zachariä (Zach. 9) so fleissig angezogen, dass uns die Sanftmuth Christi, damit er Jedermann zu helfen geneigt, wohl eingebildet würde, sagend: Nimm wahr, dein König kommt zu dir sanftmüthig. Diese Worte sind alle emphatice geredet, denn weil er so eigentlich sagt: «Nimm wahr,» so muss freilich etwas Treffliches vorhanden gewesen sein. Nun war Das vorhanden, dass Christus mit seinem gnädigen Einreiten in Jerusalem scine Wohlthat und gnädige Wohlmeinung gegen uns predigen wollte, als sollte er sagen: Du, mein armes Häuflein, bist bisher unter dem schweren Joch des Gesetzes gewesen, welches, dieweil dir's zu

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halten unmöglich, weder dir, noch Anderen hat helfen mögen, und hast, ehe denn ich kommen bin, Nichts von mir, denn die Verheissung gehabt; wohlan, ich will die Vermaledeiung des Gesetzes wegnehmen, dir alle deine Sünde vergeben und das ewige Leben erwerben. Ich kann es thun; denn ich bin ein König und Herr über Sünde, Tod, Teufel und Hölle. So will ich's thun; denn ich bin sanftmüthig. Auf solche Weise bildet uns vor das Werk Christi gemeldeter Prophet Zacharias. Wer nun hieraus Christum kennen lernet, also, dass er von Herzen mit dem Volke sagt: Gebenedeiet sei, der da kommt im Namen des Herrn; und glaubt, dass ihm dieser Christus mit allen Gütern zu eigen gegeben und geschenkt sei, Der ist von den Sünden erlös't, gerecht und fromm, wie die Schrift sagt: Wer an ihn glaubt, soll nicht zu Schanden werden, sondern das ewige Leben haben (Joh. 3).

Zum Andern lehrt dieses Evangelium rechtschaffene, christliche gute Werke, dadurch genannter Glaube muss erkannt und offenbar werden, und das damit, dass er das Mitleiden und Weinen Christi, im selbigen Einzuge geschehen, beschrieben hat. Wollte aber Gott, die ganze Welt wüsste, was die heilige Schrift gute Werke nennt. Und will zwar den Dienern des Worts gebühren, dass sie auf gute Werke, nachdem die Welt am Bösen sehr zunimmt, ernstlich und fleissig, aber doch weislich, dringen. Denn so nöthig die Ermahnungen sind zum Guten, so schädlich ist die Zuversicht auf Werke und eigene Gerechtigkeit. Demnach sind das rechtschaffene, gute Werke, wenn ich aus Liebe mich meines Nächsten Noth, Armuth, Krankheit, Elends, Widerstands annehme und ihm das Alles von Herzen tragen helfe, wie wir Solches sehen bei St. Paulo zu den Galat. 6., da er sagt: Lasset uns Gutes thun gegen Jedermann, allermeist aber des Glaubens Genossen. Und in der ersten Epistel an den Timotheus: Den Reichen dieser Welt gebeut u. s. w., dass sie Gutes thun, reich werden an guten Werken, gern geben, leutselig sein. Hier hören wir, dass St. Paulus nicht allein zu guten Werken vermahnt, sondern auch, was gute Werke seien, eigentlich anzeigt; nämlich, dass wir Jedermann sollen Gutes thun und gern geben. Hicher gehört, dass der Prophet Esaias (C. 58) sagt: Dein Fleisch sollst du nicht verachten. Denselbigen Ort besiehe mit Allem, was daselbst gesagt wird, so wirst du sehen, was derselbige Prophet gute Werke heisse; ja alle Propheten dringen auf solche gute Werke, dass sie auch sagen dürfen, es solle kein Gottesdienst gelten, wo dieser Liebe gegen den Nächsten vergessen würde; Oseä 6: Ich habe einen Gefallen an der Barmherzigkeit, nicht am Opfer. Barmherzig sein heisst hier: dem Nächsten Gutes thun, wie auch Lucä am 6. Wie nun Christus uns mit Lehre, Leben, Zeichen, Sterben, Auferstehen, kürzlich, mit allen Werken gedienet hat, also will er, dass auch wir unsern Nächsten dienen, nach Vermögen Leibes und Guts, doch also, dass wir nicht auf solche Werke vertrauen und sie gegen Gottes Zorn halten, sondern unsern Glauben damit an den Tag geben. Denn auch St. Paulus mit seinen

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