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ges, nicht herrliche Speise, sondern allein die Brosämlein, so vom Tische fallen, begehret? Das hätte ein ungläubig Herz nicht thun können ; denn je mehr dasselbige hat, je mehr es haben will, wie der Prophet David sagt: Die Reichen haben Hunger und Kummer gelitten, aber Denen, so auf Gottes Wort trauen, wird Nichts mangeln (Ps. 34). Wie kann der Reiche Kummer leiden? Also, dass er nimmer Genüge hat und immer sorget, es werde ihm gebrechen. Darum haben wir auch einen tapfern Heiligen, ein feines, gläubiges Herz, welches in seiner grossen Krankheit, Elend und Noth mit Geduld übertritt aller Fürsten. Wollust und Herrlichkeit.

Zum Dritten haben wir nun in diesem Evangelio des Reichen und auch Lazari Ende und Belohnung. Zugleich haben sie gelebt, zugleich sterben sie auch. Der arme Lazarus wird von den Engeln in Abraham's Schooss getragen, der Reiche aber wird in die Hölle begraben. Wer ist nun reich? Wer hat's nun am besten? Zwar dies ist eine grosse Veränderung; denn der vorhin reich war, Der ist nun arm, und der vorhin arm war, Der ist nun reich. Und wer wollte nun nicht dem Lazaro lieber gleich sein, denn dem Reichen? Wer wollte nicht lieber sein im Schooss Abrahä mit Lazaro, denn mit dem reichen Mann in der Hölle? In Abraham's Schooss getragen werden ist nichts Anderes, denn in Gott entschlafen, in Gottes Gewalt bis zum jüngsten Tage erhalten werden und mit gewisser Zuversicht warten auf des Herrn Christi Zukunft, wie die Schrift sagt: Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand (Weish. 3). In die Hölle aber begraben werden heisst in der Verzweiflung sterben, im Schreckniss des ewigen Todes erhalten werden, bis durch die letzte Sentenz Christi das ewige Feuer kommt über alle Gottlosen. In dieser Flamme der Verzweiflung sitzt der Reiche und wollte gern seine Zunge von Lazaro gekühlet haben. Aber er muss hören: Gedenke, dass du Gutes empfangen hast in deinem Leben. Item, es ist zwischen uns und euch eine grosse Kluft befestiget, dass, die wollten von hinnen zu euch hinabsteigen, können nicht, und auch nicht von dannen zu uns herüberfahren. Da wird kurzum aller Trost versagt diesem Reichen und erfüllet, das Christus bei dem Luca (Cap. 6) sagt: Wehe euch, die ihr hier lachet; denn ihr sollt heulen und weinen! Lazarus aber solle ewigen Trost haben, dieweil er trostlos auf Erden wesen ist. Dies Alles beherzige, du reicher Mann, und mache dir Freunde vom ungerechten Mammon; sonst wird dir's gehen, wie es Diesem ergangen ist.

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Zum Vierten lehrt dies Evangelium, dass in göttlicher Schrift Alles, was uns zu wissen und zu thun von Nöthen, gegründet und gefasset, und derhalben auch der Schrift allein zu glauben sei. Denn der Reiche, dieweil ihm aller Trost abgesagt ist, wollte er gern Lazarum zu seinen fünf Brüdern haben, dass er dieselbigen warnte vor solcher Qual und Pein. Aber ihm wird gesagt: Sie haben Mosen und die Propheten, lass sie dieselbigen hören. Moses hat gezeugt von Christo; wer den

selbigen nicht hören werde, solle gestraft werden. Und eben demselbigen Christo geben Zeugniss die Propheten. Wer nun Mosen und die Propheten, welche von Christo zeugen, höret, Der höret auch Christum. Soll man aber allein Christum hören, wo bleiben dann menschliche Satzungen von Vigilien und Seelmessen? Die müssen alle zu Boden gehen. Denn es gilt nicht, Menschen, sondern Christum hören, wie auch der Vater spricht: Der ist mein geliebter Sohn, an welchem ich ein Gefallen habe, Dem gehorchet (Matth. 3).

Predigt am zehnten Sonntage nach Trinitatis über Ev. Lucä 19 (41-48). *

In diesem Evangelio müssen wir Christum auf zweierlei Weise ergreifen, erstlich als eine Gabe, darnach als ein Exempel. Wenn ich ihn aber ergreife als eine Gabe, so muss ich wissen, dass er mir mit diesem seinen Weinen gedient habe und gar zu eigen geschenkt und gegeben sei. Ja, ich muss wissen und glauben, dass er für mich sorge und dass ihm mein Elend und Jammer überaus sehr zu Herzen gehe. Wissen aber, dass er sich dein annimmt und Sorge für dich trägt, ist so ein tröstlich Ding, sonderlich in Anfechtungen, beide, leiblich und geistlich, dass in Himmel und Erden kein tröstlicher Ding sein kann. Ficht dich deine Sünde an? Beklagt dich dein Gewissen und fürchtest du dich vor dem Zorne Gottes? Siehe auf diesen Christum, durch welchen dir Vergebung der Sünde zugesagt und verheissen ist. Denn er ist's auch ja, der unsere Sünde auf sich genommen und unsere Schwachheit getragen hat. Dass du aber wollest meinen, er sei unfreundlich und ungütig und lasse Niemand leichtlich zu ihm, sollst du nicht thun, sondern ihn vielmehr halten für einen solchen Mann, der nicht allein ein Missfallen an Denen habe, so vor ihm fliehen und andere Wege suchen, selig zu werden, sondern auch darum geweinet habe, dass wir sollten aus solchem Mitleiden ermessen, dass er Jedermänniglich zu helfen geneigt sei. Wenn wir nun unsere Sünde fühlen und hassen und derselbigen gern los sein wollten, Er, er ist's allein, durch welchen dir Gott im Kampf des Gewissens helfen will und dir in's Herz sagen: Sei getrost, dir sind deine Sünden vergeben. Dessgleichen thut er nun auch in leiblichen Anfechtungen. Rufe ich zu Gott durch diesen Christum in meinen Nöthen, so ist es gewiss, dass mir soll geholfen werden; denn er selbst, Christus, ja gesagt hat: Was ihr bitten werdet in meinem

*) a. a. O. S. 49.

Namen, soll euch gegeben werden (Joh. 14). Und anderswo: Seid getrost ; ich habe die Welt überwunden (Joh. 16), das ist, durch mich sollt ihr nicht allein die Welt und Alles, was darinnen ist, überwinden, sondern auch Tod, Teufel und Hölle (Joh. 11). Wenn ich nun Christum also wie ein Geschenk und Gabe ergriffen habe, so soll ich dann auch weiter lernen, dass ich eben auf dieselbige Maasse meinem Nächsten dienen muss, mit Vermögen Leibes und Guts, wie mir hier Christus mit seinem Weinen, ja mit allen seinen Werken, Leiden und Sterben gedienet hat, wie auch St. Peter sagt, Christus habe gelitten für uns und uns ein Fürbild gelassen, dass wir sollen nachfolgen seinen Fusstapfen. Und das sind denn nun die rechten guten Werke, so die Schrift preiset, und wir (damit unser Glaube an den Tag komme) zu thun schuldig sind.

Zum Andern werden in diesem Evangelio beklagt die Juden, als Die, so nicht wissen, was zu ihrem Frieden diene, und zeigt an mit Demselbigen Christus des Fleisches angeborene Blindheit und Bosheit. Was kann sich nun der Mensch rühmen, dieweil so viel herrlicher Predigten und Mirakel durch Christum zu Jerusalem bei dem mehren Theil vergeblich geschehen sind? Wollte er die Predigt Christi nicht annehmen und erkennen, dass er Gottes Sohn und wahrhaftiger Messias war? Nein, es war vor ihren Augen verborgen, und hatten doch nichts desto weniger gehört sein Predigen und gehört seine Mirakel. Aus Dem will folgen, dass das Fleisch, sofern es mit dem Geist nicht erleuchtet und uns ein neu Herz, davon Ezechiel saget am 36., nicht gegeben wird, blind, verstockt und böse sei und Gott in Christo nicht erkennen könne. Es ist uns solche Blindheit nicht in den Kleidern, sondern im Mutterleibe angeboren (Ps. 51). Darum müssen wir auch anderweit geboren werden durch das Wasser und den heiligen Geist, sollen wir sonst kommen in das Himmelreich. Solche Bosheit und Blindheit sahen wir auch in den Käufern und Verkäufern, so Jesus aus dem Tempel jagt. Denn welcher von denselbigen hat sich erkannt und gebessert, ob sie wohl vermahnet wurden? Sein Haus sollte sein ein Bethaus. Fleischlich waren sie noch; darum konnten sie auch die Worte und Werke Christi nicht für recht halten.

Zum Dritten wird verkündiget den Juden die Strafe solcher Blindheit und Unglaubens. Deine Feinde, spricht er, werden um dich und deine Kinder eine Wagenburg schlagen u. s. w., und keinen Stein auf dem andern lassen, darum, dass du nicht erkannt hast die Zeit deiner Heimsuchung. O der gräulichen Strafe! Erstlich werden gestraft die Juden, so Christum nicht erkennen wollten, geistlich, dass sie Augen haben und sehen nicht, Ohren haben und hören nicht; dass zwar Christus wohl sagen mag, er sei zum Gericht in die Welt gekommen (Joh. 9). Wer kann aber den Abgrund dieses Gerichts erkennen? Allein Gott. Wir sollen oder können ihn nicht erforschen. Nun, der geistlichen Strafe folgt auch die leibliche, dass sie sollen belagert, geängstigt und geschleift werden, also, dass ein Stein auf dem andern nicht bleiben

Beste, Kanzelredner.

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soll. Und wie es ihnen Christus verkündigt hat künftig, also ist's auch geschehen. Ja, so gräulich ist es geschehen, dass dieselbige Strafe auch erbarmlich zu hören ist. Doch willst du davon lesen, so lies Josephum de bello judaico. Wohlan, da hast du die Strafe, damit die Juden um der Verachtung willen des Evangelii gestraft worden sind. Wie meinst du aber, dass es uns gehen werde, die wir nun auch das liebe Evangelium lange Zeit gehört und uns nicht allein nicht gebessert, sondern auch die köstlichen Perlen des Evangelii mit Füssen getreten, verschmähet und verachtet haben? Will man sich nicht bessern, spricht David (Ps. 7), so hat er sein Schwert gewetzet und seinen Bogen gespannt und zielt und hat darauf gelegt tödtliches Geschoss; seine Pfeile hat er zugerichtet zu verderben. Da hörst du, dass nicht allein die Juden, sondern auch alle Diejenigen, so sich nicht bekehren, gestraft werden sollen. Es verzeucht Gott seine Strafe wohl eine Zeit lang, kommt aber danach desto gräulicher und gewisser. Derhalben bessere sich ein Jeder und gläube dem Evangelio, auf dass nicht endlich über uns gehe die Strafe Leibes und der Seele.

Zum Vierten preiset Christus in diesem Evangelio sein Amt und Das damit, dass er des anderen Tages in den Tempel gehet, die Käufer und Verkäufer herausjagt, sagend: Mein Haus ist ein Bethaus, ihr aber habt's gemacht zur Mördergrube. Das ist Eins. Nun das Andere ist, dass er täglich im Tempel lehret. Dies Alles aber hat Christo gebühren wollen; denn er ja in diese Welt zu predigen und seines Vaters Willen kund zu thun gesandt war. Dieweil nun durch den Geiz der Hohenpriester und Schriftgelehrten Gottes Wort und der Gottesdienst im Tempel zu Jerusalem, so noch in seiner Würde stand, aber bald abnehmen sollte, merklich verhindert ward, hat Christus nicht allein lehren, sondern auch alle Missbräuche wollen wegthun, damit der Gottesdienst verhindert war. Was er aber Dess thut, beweis't er mit der Schrift, dass er's billig thue. Ja, warum sollte Christus solche Buben nicht ausjagen, dieweil er ein Herr ist, beide, des leiblichen und geistlichen Tempels? Was nun Christus beide, mit der Faust und mit der Lehr thut, Dasselbige ist uns nur mit dem Wort zu thun nachgelassen. Lehren sollen wir das Evangelium. Wo aber dasselbige verhindert würde und die Lehrer menschlicher Satzungen (2. Cor. 6) mit ihrer Lehre, so gemeiniglich das Ihre sucht, den Tempel Gottes, so die Herzen der Gläubigen sind, beschmeissen wollten, alsdann sollen wir die Hände und nicht den Mund halten, auf dass solche Träumer schaamroth werden und allein das heilige Evangelium bei uns im Schwang bleibe. Hieher gehört, das St. Paulus saget: Episcopus potens sit in sermone, ut contradicentes possit convincere; ein Bischof soll mächtig sein, zu ermahnen durch heilsame Lehre und zu strafen die Widersprecher (Tit. 1).

13. Veit Dieterich,

der Sohn eines Schuhmachers zu Nürnberg, war daselbst am 8. Decbr. 1506 geboren. Schon im frühen Jünglingsalter kam er nach Wittenberg, wo er, vom Nürnberger Rathe unterstützt, viele Jahre lang philologische und theologische Studien trieb. Seine Gelehrsamkeit und noch mehr die Lauterkeit und Liebenswürdigkeit seines Gemüths brachten ihn in die innigste Berührung mit den Reformatoren, vorzüglich mit Luther und Melanchthon. Es wird berichtet, er sei kaum von ihrer Seite gewichen und über dreizehn Jahre lang Luther's Tischgenosse gewesen. Im J. 1530 begleitete er letzteren nach Coburg, wo er dem durch Krankheit, geistliche Anfechtung und den Tod des Vaters gebeugten Freunde tröstend zur Seite stand. Auch correspondirte er mit Melanchthon und schrieb an Katharina über Luther's dortigen inneren Zustand. Melanchthon hatte ihn brieflich dringend gebeten, Luther aufzuheitern und Sorge zu tragen, dass er nicht mit schweren Gedanken zu Bette gehe, «wiewohl er wisse, dass Das, was Luther auf dem Herzen liege, nicht von der Art sei, dass es sich auf menschliche Weise aus dem Sinne schlagen liesse; es müsse daher von ihnen zur Fürbitte die Zuflucht genommen werden.» Daran liess es der theilnehmende Freund nicht fehlen, wiewohl er auch die menschlichen Hausmittel zu Luther's Aufheiterung nicht verschmähete. Dahin gehört, dass er einst in einer leidlicheren Stunde mit ihm nach der Scheibe schoss. Es war Veit Dieterich vergönnt, den Heldenmuth Luther's in seiner ganzen Herrlichkeit wiederkehren zu sehen und einen tiefen Blick in das Herz des gewaltigen Beters zu thun. Mit Frohlocken giebt er davon Nachricht in einem Briefe an Melanchthon nach Augsburg. «Ich kann mich nicht sattsam verwundern>> schreibt er «über dieses Mannes treffliche Beständigkeit, heitern Muth, Glauben und Hoffnung in so trauriger Zeit. Er nährt dieselben aber auch ohne Unterlass durch eine sorgfältige Betrachtung des göttlichen Wortes. Es vergeht kein Tag, dass er nicht zum Wenigsten drei Stunden, so zum Studiren am bequem

*) Gewöhnlich Vitus Theodorus genannt. Letztere Benennung liebte er nicht, und sein vertrauter Freund Lazarus Spengler schrieb ihn desshalb immer in seinen zahlreichen lateinischen Briefen an ihn Vitus Dietrich. S. Haussdorff, Lebensbeschreibung Lazari Spengler's, Nürnberg 1741. 8. S. 359.

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