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vorerlangten Güter, die er durch Glauben empfangen, nicht verliere, sondern im Glauben und guten Gewissen behalte.» Besonders waren es Flacius, Gallus, Amsdorff und Wigand, die ihn des Abfalls von der reinen Lehre des Evangeliums beschuldigten und in vielen deutschen Kirchen ein wahres Zornfeuer gegen ihn anzündeten. Die geistlichen Ministerien zu Mansfeld, Lübeck, Hamburg, Lüneburg, Magdeburg und später auch das zu Braunschweig erliessen öffentliche Declarationen gegen die Proposition Major's und bezeichneten sie als offenbaren Widerspruch gegen die Augsburgische Confession. Doch fehlte es auch nicht an Theologen, welche den Sinn derselben dahin verstanden, dass die guten Werke nicht als Verdienst, sondern als unausbleibliche Folge und Probe des selig machenden Glaubens betrachtet waren. Landgraf Philipp von Hessen urtheilte in einem Briefe an Johann Friedrich über die streitenden Parteien, «dass sie in den Reden ungleich sind und in der Substanz und Sinn einig.» Die Wittenberger hielten den Satz nur für missverständlich, nicht für irrig, und Major behielt seine Professur. Er selbst behauptete fortwährend seine Übereinstimmung mit der Augsburgischen Confession; doch erklärte er in seinem «Artikel von der Justification» (Wittenberg 1554. 4), «dieser Worte gute Werke sind zur Seligkeit von Nöthen, von wegen der falschen Deutung nicht weiter zu gebrauchen, wie ich mich denn deren Worte schon etliche Jahre enthalten.» Auch unterschrieb er die von Jacob Andreä 1569 aufgesetzten Vereinigungsartikel. Dennoch blieben die Gnesio-Lutheraner, welche die Major'sche Proposition nicht interpretirt und aufgegeben, sondern cassirt wissen wollten, unbefriedigt, und erst die Concordienformel (Art. 4) endigte die mit grosser Erbitterung geführten Streitigkeiten (1577). Was Major während derselben gedacht und gelitten, spiegelt sich in seiner commonefactio historica (vom Jahre 1567), worin er u. A. sagt: «Weil mich die Flacianische Rotte wegen der Nothwendigkeit der Werke in dem Wiedergeborenen gräulich angeklagt und teuflisch durchgezogen hat, auch mich beschuldigt, als hätte ich gelehrt, dass die Werke zur Seligkeit nöthig seien in solchem Verstande, dass nach der papistischen und origenistischen Synekdoche die Werke mit dem Glauben die Vergebung der Sünde verdienen und eine Ursache der Rechtfertigung vor Gott seien: so bezeuge ich vor Gott, dass sie mir das höchste Unrecht thun und gethan haben, von welchem sie mir vor dem Richterstuhle des Sohnes Gottes Rechenschaft geben müssen, .an welchen ich in diesem meinen höchsten Alter, als den gerechtesten Richter und Herzenskündiger, der in mein Inneres sieht, appellire. Ich habe niemals weder gemeint, noch gelehrt, dass die Werke einige Ursache der Rechtfertigung seien, sondern mit der stetigen Übereinstimmung der Schrift und der allgemeinen Kirche Christi habe ich dafür gehalten und gelehrt, dass die ganze Wohlthat der Erlösung und Seligmachung aus Gnaden geschehe, der Barmherzigkeit Gottes und dem Verdienst seines Sohnes, unseres einigen Heilandes Jesu Christi, zuzuschreiben sei und allein durch den Glauben angenommen werde. Ich habe aber deutlich bezeuget, dass ich diesen Satz: die Werke sind nöthig zur Seligkeit, hinfüro nicht mehr brauchen wolle, weil er mit seiner Zweideutigkeit Etliche gestossen. In diesem Bekenntniss will ich mit Gottes Hilfe leben und sterben, der ich schon den einen Fuss im Grabe habe, und mit diesem Gewissen will ich vor den Richterstuhl des Sohnes Gottes treten, welchem, weil er alle meine Gedan→ ken und Werke weiss, auch bewusst ist, dass ich seiner Ehre und Gütigkeit

Nichts jemals entzogen, sondern, dass es mir von meinen Feinden fälschlich Schuld gegeben worden.>>

Ausser den Verfolgungen von Seiten der Theologen, welche ihn in innerster Seele angriffen, aber nicht brachen, hatte Major schwere häusliche Leiden zu erdulden. Zuerst starben ihm sechs Söhne, unter ihnen einer in Folge des Bisses von einem tollen Hunde; sodann mehre Enkel und zuletzt eine Tochter. Aber im tiefsten Schmerz sprach Major oft: Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen; der Name des Herrn sei gelobet! Haben wir Gutes empfangen von Gott, und sollten das Böse nicht auch annehmen? Endlich wankte seine Gesundheit, und nach dreijährigem Krankenlager starb er im hohen Alter zu Wittenberg am 27. November 1574. Er wurde ehrenvoll in der Schlosskirche bestattet, und sein dortiges Grabmal enthält die Worte: «Er ruhet in Christo und hat dieses Lebens Arbeit, Sorgen, Schmerzen und Elend überstanden; was er gelebt hat, hat er im Glauben des Sohnes Gottes gelebt, der ihn geliebt und sich selbst für ihn dahin gegeben.»>

Von Major's Predigten rühmt Luther: «Mit der Schlosskirche steht's also, dass die Leute ihn (Major) sehr gern hören; denn er lehrt sehr wohl, dass ihm Stadt und Universität (so viel deren hineingehen) trefflich Zeugniss geben, ohne dass ich sonst wohl weiss, dass er geschickt ist und mit Fleiss der Sachen sich annimmt. Auch da er Doctor ward, schon die Leute anfingen zu klagen, er werde durch die Lection vom Predigen gerissen werden; denn ich auch selbst lieber wollte einen guten Prediger behalten, weder einen guten Leser» (Brief an Churf. Joh. Friedrich, vom Neujahrstage 1545). Die von ihm erhaltenen Predigten tragen das Gepräge melanchthonischer Klarheit, Überzeugungskraft und Milde. Sie zerfallen in, zuweilen sehr zahlreiche, Artikel, die nicht ohne dialectische Virtuosität auseinandergehalten sind, auch ihren unverkennbaren Zusammenhang haben, aber nur selten durch ein ausgesprochenes Thema verknüpft werden.

Von Major's Schriften sind bemerkenswerth: Annotationes ad psalmos Davidis. Argent. 1556. 8. Enarratio epistolae ad Ebraeos. Witeb. 1571. 8. Trostschrift sammt Auslegung Joh. III: Also hat Gott cet. Witeb. 1554. 8. De uno Deo et tribus personis. Witeb. 1569. 8. Vitae patrum Witeb. 1544. 8. Commonefactio historica de statu ejus temporis quod Evangelii lucem praecessit cet.; cui inserta est breviter confessio postrema D. G. Majoris de doctrina justificationis et bonorum operum. 1567 (opera, T. I. p. 1199 seqq.). Bekenntniss von dem Artikel der Justification. Wittenb. 1559. 8. Wiederholung und endliche Erklärung der Bekenntniss D. Georg Majoris von dem Artikel der Justification. Wittenb. 1567. 4. Trostpredigt für alle betrübten Gewissen. Wittenb. 1542. 16. Zwo Predigten von zweierlei Gerechtigkeit des Gesetzes und Evangelii. Wittenb. 1550. 4. Dreizehn Predigten von den fürnehmsten Festen unseres Herrn Jesu Christi. Wittenb. 1563. 4. Leichpredigt auf Herzog Georg von Anhalt. Dessau 1553. 8. Oratio de principe Georgio in Anhalt recitata in renunciatione publici testimonii Henrici Stenii. Witeb. 1554. 12.

Siehe Adami Vitae. p. 223 seqq. Arnold's Kirchen- und Ketzerhistorie. Th. 2. B. 16. Cap. 27. Schröckh's Abbildungen und Lebensbeschreibungen berühmter Gelehrten. Dritte Sammlung. S. 251 ff.

Eine Osterpredigt durch D. Georg Major. Anno 1549. Evangelium auf den Ostertag. Marci 16 (V. 1—8).*

I.

Von den alten und neuen Ostern.

Erstlich ist zu wissen, was der Ursprung und das Herkommen der Ostern, und von wem und aus was Ursach sie eingesetzt, was sie auch bedeuten und daraus zu lernen sei.

Von diesem Jahre aber nach des Herrn Geburt 1549 zurück bis auf den Anfang der ersten Ostern zu rechnen, sind 3058 Jahre, von welcher Zeit an die Gemeinde Gottes stets bis auf diese Zeit Ostern gehalten und die grossen Wohlthaten Gottes, welche er seinem Volke erzeiget hat, beide, in den alten, dass er dasselbe aus Ägypten, und in den neuen Ostern durch das rechte Osterlamm Jesum Christum aus dem Reiche des Teufels und des Todes geführet und erlöset hat, rühmt und preiset und Gott dafür danket, Er auch, der liebe Gott, seine Gemeinde, wiewohl unter dem Kreuz, bis auf diese Zeit gnädiglich erhalten hat und ferner bis auf seine herrliche Zukunft erhalten wird, welche denn nun nicht mehr ferne sein kann, dieweil die Zeit der alten und neuen Ostern, wie lange eine jegliche gestanden, fast übereintrifft.

Denn nachdem von dem Auszuge aus Ägypten bis auf die Ostern des Herrn Christi 1542 Jahr sind, welche Zeit über die alten Ostern alle Jahr im jüdischen Volke bis auf das rechte Osterlamm Christum Jesum gehalten und nun die neuen des Herrn Jesu Christi Ostern von der Zeit an, da er sich für die Sünde der Welt Gott dem Vater geopfert, zu rechnen, 1516 Jahr gewähret, ist zu vermuthen, dass nun der Tag nicht mehr fern sein werde, auf welchen er alle Menschen vom Tode auferwecken und den Seinen ewiges Leben und ewige Herrlichkeit und Seligkeit geben wird.

Von den alten Ostern.

Das ist aber das Herkommen und der Ursprung der Ostern. Gott der Herr hatte Abraham, Isaak und Jakob und ihren Nachkommen das Land Canaan verheissen, daneben aber auch eine gewisse Zeit bestimmt, wann und wie Solches geschehen sollte, wie denn die Worte Genes. 15. lauten: Das sollst du wissen, dass dein Same wird fremd sein in einem Lande, das nicht sein ist, und da wird man sie zu dienen zwingen, und plagen vierhundert Jahre; aber ich will richten das Volk, dem sie dienen müssen, darnach sollen sie ausziehen mit grossem Gut.

Da nun nach solcher Verheissung und Weissagung Gottes das

*) Ausgabe: Dreizehn Predigten von den fürnehmsten Festen. Wittenb. 1563. 4.

arme Volk die vierhundert Jahre hart bedrängt war und zu Gott dem Herrn täglich und ernstlich um Erlösung ruft und schreiet; ihn auch seiner Verheissung erinnert, wurde Gott der Herr, welcher gnädig und barmherzig und in seinen Verheissungen wahrhaftig, durch solch Schreien des Volks bewegt, sein Volk zu erlösen. Derhalben, wie Stephanus Actor. 7. spricht, sandte Gott Mosen zu einem Obersten und Erlöser, welcher in Ägypten Wunder und Zeichen thun und das Volk ausführen sollte.

Derwegen auch Gott den König Pharaonem und sein Volk mit neun harten Plagen angriff und Wunderzeichen durch Mosen geschehen liess, auf dass der König bewegt würde, das Volk ziehen zu lassen, Pharao aber ward gegen alle neun Plagen verstockt, durch die zehnte Plage aber, welche die grausamste war, wurde er bewegt, das Volk zu entlassen. Dasselbige war diese Plage, dass alle Erstgeborenen, nicht allein von allerlei Vieh, sondern auch von Menschen, durch ganz Ägypten in einer Nacht starben, von des Königs Erstgeborenem an bis auf des ärmsten Mannes Sohn, dass da im Königreiche schier kein Haus war, da nicht todtes Vieh oder Menschen innen lagen. Diese grosse Plage bewegte den König, dass er das jüdische Volk ziehen liess.

Gott aber der Herr hat ein solch Wunderwerk gethan, dass in solchem Jammer seinem Volke kein Leid widerführe, weder Vieh noch Menschen stürben, so es sonst im ganzen Königreiche allenthalben voller Todte lag.

Denn am Abend zuvor, ehe diese Plage über Ägypten ging, zeigte Gott der Herr durch Mosen und Aron dem Volke an, was für ein schrecklich Passah-Ostern, das ist, was er für einen Gang durch Ägypten thun, nämlich, dass er Alles, so den Ägyptern erstlich geboren wäre, erschlagen, die Juden aber überhüpfen, übergehen und ihrer schonen wollte; denn Passah heisst ein Durchgang und Übergang.

Damit aber dem jüdischen Volke kein Leid widerführe, und sie auch nicht in solchem Durchgange des Herrn getroffen und geschlagen würden, gebot er ihnen, dass jeglicher Hausvater mit seinem Hausgesinde sollte ein Lamm, welches ein Männlein und eines Jahres alt und ohne allen Fehl und Gebrechen wäre, am vierzehnten Tage des ersten Mondes schlachten und mit seinem Blute beide Pfosten an der Thür und die oberste Schwelle damit bestreichen an den Häusern, da sie es innen ässen, und sollten's gebraten und mit ungesäuertem Brodt und mit bitteren Salsen und also essen, als wollten sie jetzt davon ziehen, gegürtet an den Lenden, geschuhet und Stäbe in den Händen habend. Das Blut aber, damit die Thür bestrichen, sollte ein Zeichen sein, dass sie nicht Ägypter, sondern Gottes Volk wären, damit nicht ihre Erstgeborenen auch erschlagen würden.

Das war nun den Juden geboten, dass sie die Ostern, das Passah, das ist, das Durchgehen des Herrn, dass er alle Erstgeborenen in Ägypten erschlagen, ihrer aber verschonet und sie aus Ägypten geführet und

erledigt und grosse Wunder in Ägypten, im rothen Meere und in der Wüste gethan hatte, jährlich mussten begehen und Gott dafür danken und sieben Tage aneinander ungesäuert Brodt essen und alles gesäuerte Brodt aus den Häusern und Wohnungen hinwegthun; welcher gesäuert Brodt dieselbigen Tage ass, Der musste sterben.

Wie die alten Ostern die neuen Ostern bedeuten.

Das sind nun die alten Ostern der Juden, welche die neuen Ostern bedeutet haben, die Christus, das rechte Osterlamm, durch sich selbst, dass er sich Gott, dem himmlischen Vater, zur Versöhnung der Welt geopfert, nun in Ewigkeit zu halten gestiftet hat.

Das ist aber die Bedeutung. Das Land Canaan, so den leiblichen Kindern Abrahä verheissen wird, das bedeutet das Reich Christi, welches von Milch und Honig der göttlichen Gnade und Barmherzigkeit fleusst, reich und voll ist an Vergebung der Sünden, an Gaben des heiligen Geistes, an Gerechtigkeit, Leben und ewiger Seligkeit.

Die vierhundert Jahre, welche des Abraham's Samen und Nachkömmlinge in grosser Drangsal im Königreich Ägypten unter Pharaone sein sollen, ehe sie in's verheissene Land Canaan kommen sollen, bedeuten die viertausend Jahre, welche die Welt vor dem Leiden und Sterben des Osterlamms Jesu Christi gestanden, und das arme Volk, sonderlich die Heiden, welchen die Verheissung von des Weibes Samen unbekannt, viel Drangsal in Ägypten unter dem Tyrannen Pharaone, dem Teufel und seinem Reich, hat müssen leiden. Dieweil aber Gott die Erlösung durch das Osterlamm, des Weibes Samen, hat verheissen, und das arme Volk darum rufet und schreiet, da wird von Gott dem Herrn Jesus Christus zu einem Erlöser gesandt, welcher, wie wohl er des Pharaonis, des Teufels, Reich mit vielen Plagen als mit Predigen des göttlichen Wortes, mit Teufelaustreiben, Todtenauferwecken und vielen anderen Kräften und Wunderwerken angreifet; jedoch ist die Verstockung dieses Pharaonis zu gross, und wird dadurch das arme, drängte Volk nicht erlöset.

be

Da aber der Erstgeborene aller Creaturen, das Osterlamm Jesus Christus, Gott dem Vater zur Versöhnung des menschlichen Geschlechts geopfert und also der Zorn Gottes durch das Opfer und den Zorn Gottes gestillet wird, da wird der Pharao dahin gedrungen, dass er das arme Volk aus seinem Reich Ägypti, tribulantis, welches ein Reich der Trübsal und Verfolgung ist, los und frei geben muss, auf dass es in das gelobte Land Canaan's, contriti, subjugati, geführet werde; denn Christus, des Weibes Same, est qui conterit caput serpentis, welcher der Schlange den Kopf zertritt, dem Teufel und Tod seine Macht und Kraft nimmt, sein Reich zerstört.

Das Osterlamm aber ist Christus, für uns geopfert, 1. Cor. 5., welcher kein Fehl, das ist, keine Sünde hat; denn welcher für der Welt Sünde sollte geopfert werden, Der musste ohne Sünde selbst sein.

Die Pfosten der Thür, mit des Lammes Blut bestrichen, sind die

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