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machen, weil sie selbst noch nicht wissen, was Sünde ist! Lasst uns vor uns nehmen noch auf diesen Tag alle hohen Schulen und Gelehrten, trotz dass sie uns sagen, was das einige Wörtlein Sünde heisse. Denn wer hat doch je gehört, dass Das Sünde heisse: nicht glauben an Christum? Sie sagen also: Sünde ist, wenn man redet, begehrt oder thut wider Gottes Willen und Gebot. Ja, wie reimt sich Das mit diesem Spruch, den Christus sagt: Sünde ist, dass sie nicht glauben an mich? Darum sind sie damit leichtlich überzeugt, dass sie nicht davon wissen, was Sünde sei, und wenn sie noch so gelehrt wären, werden sie diesen Text nicht können auslegen.

Item, dergleichen können sie auch nicht wissen, was die Gerechtigkeit sei. Denn wer hat je mehr gehört, dass ein Mensch davon fromm und gerecht soll werden, dass Christus gen Himmel fähret oder zum Vater gehet und wir ihn nicht sehen? Da müssen sie sagen, ein Narr habe Solches geredet, und kein weiser Mann rede also davon. Denn also sprechen sie: Gerechtigkeit ist eine Tugend, die da lehret den Menschen, was er Jedermann schuldig sei. Welches wohl wahr ist; aber es fehlet nur daran, dass sie ihre eigenen Worte nicht verstehen, so blinde Narren sind sie. Darum soll man sich nicht wundern, dass sie wider das Evangelium toben und die Christen verfolgen. Wie sollten sie anders thun? Sie wissen's nicht anders.

Also wissen sie auch nicht, was das Gericht oder Recht sei, das ist, ein recht Urtheil, ein rechter guter Dünkel und Sinn, wie man's nennen will. Denn sie sagen also: Recht ist, das da geschrieben steht in Büchern, wie man Sachen erkennen und scheiden, Hader stillen und enden soll. Wie sagt Christus aber? Also sagt er: Das ist das Recht, dass die Welt gerichtet werde. Wer verstehet doch solche Rede? Und wo will es aus oder ein? Wie reimet sich's auf die Vernunft? Nun wir wollen sehen, ob wir's können verklären, dass man's verstehe.

Auf's Erste soll man wissen, dass Gottes Wort nicht von äusserlichem Wesen oder Schein allein redet, sondern greifet hinein in's Herz und Grund der Seelen, darum richtet es auch den Menschen nicht nach dem äusserlichen Wandel und Gebärden, sondern nach dem Abgrund seines Gewissens. Nun findet ein Jeglicher also bei sich selbst, wenn er bekennen will, wie fromm er auch ist (wenn er gleich eitel Carthäuser wäre und so heilig, als alle Menschen auf Erden), dass er im Herzen lieber das Widerspiel wollte und anders thue, denn er äusserlich thun muss; als, wenn ich mir gelassen werde und bin ein Mönch, gehe in Armuth, Keuschheit und Gehorsam daher, wie sie sich rühmen, will ich bekennen, wie ich's im Herzen fühle, so muss ich also sprechen: Das ich thue, wollte ich lieber nicht thun; wenn die Hölle nicht wär und ich die Schande nicht fürchtete, liesse ich die Kappe das Unglück haben und liefe davon. Denn ich habe nicht Lust dazu von Herzen, sondern bin dazu gezwungen und muss es thun, angesehen die Hölle, Strafe oder Schande, und ist nicht möglich, dass ich's frei und fröhlich

thun kann. Solches findet ein Jeglicher bei sich im Herzen, der ohne Gnade ist.

Dessgleichen wirst du auch also finden fortan in anderen Stücken. Ich bin meinem Feinde nimmer vom Herzen hold und günstig; denn es ist der Natur unmöglich. Und wenn ich mich gleich anders stelle, so denk' ich doch wohl: Ja, wenn die Strafe nicht wäre, so wollte ich an ihm mein Müthlein wohl kühlen und mich nicht ungerochen lassen. Noch gehe ich also daher vor der Welt und thue nicht, wie ich gern wollte und geneigt bin, aus Furcht der Strafe oder Schande. Also, wenn du durch alle Gebote gehest, vom ersten bis zum letzten, so wirst du finden, dass kein Mensch sei, der aus Herzensgrunde Gottes Gebot halte.

Nun hat Gott diesem Übel einen Rath erfunden und also beschlossen, dass er Christum, seinen Sohn, wollte in die Welt senden, dass er sein Blut vergösse und stürbe, damit er für die Sünde genug thäte und sie hinwegnähme, und dass dann der heilige Geist in's Herz käme, der solche Leute, die mit Unlust und Zwang in des Gesetzes Werken daher gehen, willig machet, dass sie ohne Zwang und mit fröhlichem Gemüth Gottes Gebote hielten. Denn menschliche Vernunft und Kräfte, noch auch kein Engel konnten uns herausreissen. Damit hat nun Gott aufgehoben aller Menschen Sünde, die an den Christum glauben, dass hinfort unmöglich ist, dass Der könnte in Sünden sticken, der diesen Heiland hat, welcher alle Sünd' auf sich genommen und vertilget hat.

Weil nun Christus kommen ist und hat lassen also predigen, dass Alles, was wir thun können, wie gross es ist, und wie hübsch es scheinet, Sünde ist (darum dass wir kein Gutes gerne und willig thun), und dass er darum für uns hintreten ist und alle Sünd' hinweg hat genommen, dass wir den heiligen Geist überkommen, dadurch wir Lieb und Lust gewinnen, zu thun, was Gott haben will, auf dass wir uns ja nicht unterstehen, durch unser Werk vor Gott zu kommen, sondern durch den Christum und sein Verdienst: darum heisst Das nun nicht mehr Sünde, wider das Gesetz thun; denn das Gesetz hat Nichts geholfen dazu, dass wir fromm wurden, sintemal wir nichts Gutes thun konnten.

Was bleibt denn für Sünd' auf Erden? Nichts Anderes, denn dass man diesen Heiland nicht annimmt und Den nicht haben will, der die Sünde hinweg legt. Denn wenn er da wäre, so wäre keine Sünde da, sintemal er, wie ich gesagt habe, den heiligen Geist mit sich bringt, der das Herz anzündet und lustig macht, Gutes zu thun. Darum wird die Welt nicht mehr gestraft, noch verdammt um anderer Sünden willen, weil Christus dieselbigen alle vertilget; sondern Das bleibt allein im neuen Testament Sünde, dass man ihn nicht will erkennen, noch aufnehmen.

Darum spricht er hie also im Evangelio: Wenn der heilige Geist kommt, wird er die Welt strafen um die Sünde, darum, dass sie nicht an mich gläuben, als wollte er sprechen: Wenn sie an mich gläubeten, so wäre ihnen schon Alles geschenkt, was sie für Sünde gethan haben; denn

ich weiss, dass sie nicht konnten anders thun von Natur. Aber dass sie mich nicht wollen annehmen, noch glauben, dass ich ihnen helfen will, Das wird sie verdammen. Darum wird Gott vor Gericht ein solch Urtheil über Solche fällen: Siehe, du warst in Sünden und konntest dir nicht heraushelfen, noch wollt' ich dich nicht darum verdammen; denn ich habe meinen einigen Sohn zu dir gesendet und wollte dir den Heiland geschenkt haben, dass er die Sünde von dir nehme, Den hast du nicht wollen annehmen, da. run wirst du allein um Dess willen verdammt, dass du Christum nicht hast.

Also ist dieser Spruch gesetzt zu Ehren und Preise der hohen Gnaden, die uns Gott gegeben hat in dem Herrn Christo. Welche Vernunft. hätte je so klug können sein, dass sie Solches erfände, dass es also gethan sei um den Menschen? Vernunft kann es nicht höher bringen, denn dahin, dass sie gedenkt: Ich habe gesündigt mit Worten, so muss ich wieder mit Werken genugthun, die Sünde ablöschen und bezahlen, auf dass ich also einen gnädigen Gott überkomme. Wenn Vernunft so fern kommt, so ist sie am höchsten; noch ist es Nichts, denn Narrheit und Blindheit.

Aber also spricht Gott: Willst du der Sünde los sein, so musst du andere Werke haben, damit du für sie bezahlest. Denn mit allen Werken, die du thust, kannst du Nichts, denn Sünde thun, auch in den Werken, damit du Dich denkst gegen mich zu versühnen und Sünde zu büssen; wie willst du Narr Sünde mit Sünde vertilgen? Denn dadurch sündigst du auch in den besten Werken, die du thun kannst, dass du sie nicht gerne und von Herzen thust; denn wenn du dich nicht vor der Strafe fürchtetest, würdest du es lieber anstehen lassen, und also thust du nicht mehr, denn dass du dich unterfahest, kleine Sünde mit grossen zu büssen, oder ja so grosse thun, damit du die andere ablegest.

Darum ist es ja eine grosse Blindheit, dass ein Mensch nicht siehet, was Sünde sei, noch weiss, was gute Werke sind, sondern nimmt Sünde an für gute Werke. Darum, wenn der heilige Geist kommt, straft er die Leute und spricht: Die Werke, die du gethan hast und auch die du noch thust, sind nur eitel Sünde, darum ist's verloren, dass du dich unterstehest mit deinem Vermögen für die Sünde genug thun. So müssen sie sprechen: Ja, Das hab' ich nicht gewusst. So spricht er: Ja, darum bin ich da, dass ich dir Solches sage; wenn du es gewusst hättest, so hätte ich nicht dürfen kommen und Solches verkünden. Wie willt du nun thun, dass dir geholfen werde? Also musst du thun : Glaube an den Heiland, den Herrn Christum, dass er deine Sünde hinweggenommen hat. Glaubst du Das, so hast du ihn, so müssen denn deine Sünden dahin fallen; wo nicht, so kannst du der Sünde nimmer los werden und fallst ja immer tiefer und tiefer hinein.

Also ist mit diesem Spruch stark zu Boden gestossen Alles, was man bisher gepredigt hat von Sündebüssen und Genugthun und alles Wesen, das man geführt und getrieben hat. Denn darum hat man so viele Orden und Messen gestiftet und um Dess willen sind wir Pfaffen

und Mönche worden und hin- und hergelaufen, dass wir die Sünde möchten los werden. Darum folget auch, was das Beste in der Welt ist, das sie für Frömmigkeit und Heiligkeit hält, dass es Nichts ist, denn eitel Sünde und verdammt Wesen. Also haben wir ein Stück aus dem Evangelio.

Auf's Andere folgt weiter: Der heilige Geist wird die Welt auch strafen um die Gerechtigkeit, denn ich gehe zum Vater, und ihr werdet mich nicht sehen. Gerechtigkeit heisst Frömmigkeit und ein gut ehrbar Leben vor Gott. Was ist nun dieselbe? Das ist's (spricht Christus), dass ich zum Vater gehe. Wir haben oft gesagt von der Auferstehung des Herrn Christi, dass sie geschehen sei gar nicht ihm zum Nutz, sondern um unsertwillen, dass wir uns der annehmen als des Gutes, das unser eigen ist. Denn darum ist er vom Tode auferstanden und gen Himmel gefahren, dass er ein geistig Reich anfinge, darin er uns regirte durch die Gerechtigkeit und Wahrheit. Darum sitzt er droben, schläft und ruhet nicht, spielet nicht mit ihm selbst, sondern, wie St. Paulus sagt, hat hie zu schaffen auf Erden, regiret die Gewissen und Seelen mit dem Evangelio. Wo nun Christus gepredigt und erkennet wird, da regiret er in uns von der rechten Hand des Vaters und ist selbst hienieden in den Herzen, da regiret er also, dass er Kraft, Macht und Gewalt hat über dich und alle deine Feinde und hilft dir von Sünden, Tod, Teufel und Hölle. Also ist seine Auferstehung und Himmelfahrt unser Trost, Leben, Seligkeit, Gerechtigkeit und Alles mit einander.

Das meinet nun der Herr, als er sagt von der Gerechtigkeit, dass die Leute davon fromm und gerecht vor Gott werden, dass er gen Himmel fährt zum Vater, und wir ihn nicht sehen. Solches verstehet die Welt nicht; darum muss der heilige Geist kommen und sie strafen.

Wie gehet denn Das zu? Also, wie wir gehöret haben, soll ich fromm werden, so ist's nicht genug, dass ich äusserlich gute Werke thue, sondern muss sie aus Grund des Herzens mit Lust und Liebe thun, also, dass ich unerschrocken sei vor Sünde, Tod und Teufel, frei und fröhlich und mit gutem Gewissen und aller Zuversicht vor Gott stehen kann und wisse, wie ich mit ihm dran sei. Das kann mir nun kein Werk, ja keine Creatur geben, denn allein Christus, der da hinauf ist gefahren gen Himmel, dahin, da man ihn nicht sehen kann, sondern glauben muss, dass er droben sitzt und mir helfen will.

Solcher Glaube macht mich angenehm vor Gott, da giebt mir Christus dann den heiligen Geist in's Herz, der mich lustig und fröhlich macht zu allem Guten. Also werde ich rechtfertig und auf keine andere Weise. Denn die Werke machen dich nur je mehr und mehr unlustig, je länger du sie treibest. Aber dies Werk, je mehr du es treibest und erkennest, je lustiger machet es dein Herz. Denn wo solch Erkenntniss ist, da kann der heilige Geist nicht aussen bleiben. Wenn er dann kommt, so muss er das Herz willig, lustig und fröhlich machen, dass es frei hinangehe und gerne thue Alles, was Gott gefällt mit fröhlichem Muth,

und leidet, was zu leiden ist, und auch gerne sterbe, und je klarer und grösser das Erkenntniss ist, je grösser wird auch solch Lust und Freude. So ist denn Gottes Gebot erfüllt und Alles gethan, was man thun soll, und also bist du rechtfertig. Wer hätte nun je gedacht, dass Solchés sollte die Gerechtigkeit sein und also zugehe? Das haben wir nun zuvor oft gehört und gehandelt, ohne dass hie andere Worte sind und doch derselbige Verstand und Meinung ist.

Auf's Dritte soll der heilige Geist die Welt strafen um das Gericht, das ist, dass sie nicht weiss, was das Recht ist. Denn wer hätte je gehört, dass dies Recht sei, dass der Welt Fürst gerichtet ist? Der Welt Fürst ist freilich der Teufel, welches man wohl siehet in seinem Regiment. Wenn ich nun die Sünde erkannt habe und bin ihrer los worden und darnach habe Gerechtigkeit überkommen, also, dass ich jetzt in einem neuen Wesen und Leben stehe und ein anderer Mensch bin worden, habe nun den Herrn Christum und weiss, dass ein Anderes dazu gehört, dass man der Sünde los werde, denn unser Werk: da folget denn, dass ich ein recht Urtheil und Unterschied kann haben in allem äusserlichen Wesen, wie vor Gott zu urtheilen ist. Denn nach solchem Verstand weiss ich zu örteren, schliessen und richten von allen Dingen, was im Himmel und auf Erden ist, und ein recht Urtheil fällen, und wenn ich das Urtheil gefället habe, kann ich darnach auch leben; Das kann sonst Niemand.

Die Welt stehet darauf mit ihrer Heiligkeit, dass Gerechtigkeit heisse gute Werke thun und damit Sünde büssen und Gott versühnen. Das haben alle hohen Schulen gelehrt, Das dünket sie recht und wohlgethan, wenn sie nur viel guter Werke stiften. So kommt der heilige Geist und sagt: Nicht also, du irrest und fehlest, dein Urtheil ist unrecht, darum muss ein ander Urtheil da sein. Du solltest also urtheilen, dass Alles, was deine Vernunft schleusst, fehlet und falsch ist, dass du ein Thor und ein Narr seiest. Das kann die Vernunft wohl thun, dass sie wisse in menschlichen Händeln und weltlichen Sachen zu urtheilen, Städte und Häuser zu bauen, wohl regiren und Dergleichen. Da kann Einer wohl verständiger sein und bass urtheilen oder richten, denn der Andere. Aber davon reden wir hie nicht, sondern von solchem Urtheil sagen wir, wie man vor allen Dingen schliessen soll, was vor Gott recht oder unrecht ist. Da schleusst der heilige Geist also: Alles, was Vernunft vor Gott urtheilet, Das ist falsch und taugt Nichts; Alles was dem Menschen angeboren und nicht neu geboren ist, Das muss vertilget und getödtet werden, dass sich Niemand Dess rühme, noch darauf verlasse.

Also auch weiter, was die Welt für Weisheit hält, das Jedermann sagt, es sei weislich oder vernünftig gehandelt und gethan, ist vor Gott Narrheit, und kurz um, was sie macht, Das ist unnütz und verdammt, es sei denn, dass es quelle von dem Herrn Christo und sei sein Wort und Geist, also, dass er es uns lehre; kommt es nicht daher, so ist es

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