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riums zu Weimar berufen. Die ihm 1584 angebotene dortige Superintendentur schlug er aus. Auch folgte er nur ungern einer Vocation zum Prediger und Superintendenten nach Jena i. J. 1587. „Ich kenne einen Menschen" so sagt er in seinen Predigten von der Vocation des Jeremias S. 18. ,,der war Hofprediger an eines löblichen Fürsten Hofe ausserhalb dieses Landes und sollte sich zur Zeit auf Befehl und Begehren der hohen Obrigkeit zu einem Pfarrherrn und Superintendenten auf die Universität desselben Landes gebrauchen und bestellen lassen. Solcher Vocation weigerte er sich lange und bat unterthänigst dafür. Dieses kam dem Landesfürsten etwas befremdlich für, und er fragte seiner Kammerräthe einen, was er wohl möchte für Ursachen und Bedenken haben, dass er solche Vocation nicht annehmen wolle? Da antwortete der Kammerrath darauf und sagte: Gnädigster Fürst und Herr, ich kann den Hofprediger darum nicht verdenken, dass er sich so weigert; denn es gemahnet mich eben, als wenn man eine Katze nehme und würfe sie in einen Graben, da viel grimmiger Löwen innen wären, die würden ihr bald die Freude vertreiben und Feierabend geben. Er weiss, der Prediger, wie es ihm allbereit gegangen ist, und siehet, dass ihrer Viele des Orts sind, die ihm feind und aufsätzig und ihm heftig werden zusetzen; derwegen ist er nicht zu verdenken, dass er in solche Vocation nicht bald willigen will." Doch fand St. in Jena neben vielen Feinden auch entschiedene Freunde. Zu ihnen gehörte D. Mylius, der Denen gegenüber, die St.'s Predigten um ihrer Einfalt willen verachteten, mit Begeisterung bekannte, „,er sei nimmer aus seinen Predigten gegangen, er habe denn etwas Sonderliches gelernt." 1590 übernahm St. ein Pfarramt und die Superintendentur zu Orlamünde, von wo er aber schon 1593 zum Hofprediger und Consistorialassessor nach Meissen berufen wurde. Hier wirkte er, wie wohl unter harten Kämpfen mit den Calvinisten in grossem Segen und reicher Befriedigung bis an seinen am 16. Mai 1603 erfolgten Tod. Gottes Wort, Gebet und Sacramente erleichterte ihm sein letztes Krankenlager. Besonders tröstete er sich mit dem Spruche 1. Thess. 5, 9. 10: Gott hat uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesum Christ, der für uns gestorben ist, auf dass wir, wir wachen oder schlafen, zugleich mit ihm leben sollen. Diese Worte wurden auch auf das Kreuz an seinem Grabe geschrieben. Der Grabstein enthält sein Familienwappen: eine Taube mit einer Schlange umgeben, hindeutend auf seinen Wahlspruch: Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben. Zugleich findet sich daselbst folgende von ihm selbst in seiner letzten Krankheit verfertigte Grabschrift:

Angelus. Defunctus.

A. Hör', lieber Mann, was ich dir sag
Und antwort' mir auf meine Frag:
Wer bist du, und wie heissest du,
Der du da liegst in deiner Ruh'?

D. Ich bin und heiss Gregorius,
Mit Zunam' Strigenicius,

Der Christum über dreissig Jahr

Öffentlich gelehrt, hell und klar,
Wie Solches ihr' Vielen wohlbekannt
In Thüringen und Meissnerland:
Zu Wolkenstein im Städtlein klein,
Zu Weimar am sächsischen Hofe rein,
Zu Jena auf der Universität,

Die mir allda viel Gutes thät,

Desgleichen auch zu Orlamund

Und dann zuletzt in diesem Grund.
A. Was machst du hie im freien Feld?
D. Ich warte auf den theuern Held,

Der alle Todten wird wecken auf
Und die Seinen bringen zu Hauf,
Wenn er wird kommen zu Gericht,
Die Frommen und die Bösewicht.
Da will ich auch zum Himmel fahr'n
Und daselbst meine Zung' nicht spar'n,
Sondern Gott loben in Ewigkeit,

Die heilige Dreifaltigkeit.

A. Ei, so schlaf wohl in deinem Heil,
Bis anbrech' das ewige Theil.
Amen.

Seine Gattin Anna, eine Tochter des Bürgermeisters zu Döbeln, Barthel Zimmermann, mit welcher er sich zu Döbeln am 7. Juni 1573 verheirathet hatte, unterstützte ihn in seiner Wirksamkeit mit frommem Wesen und Wandel und gebar ihm zehn Kinder, von denen zwei Töchter früh verstarben. Von den Söhnen ist Gregorius 1635 als Prediger zu Hohenstein heimgegangen, Paulus Stadtrichter in Meissen geworden; von den Töchtern Sophia an den Superintendenten Willisch zu Eckardsberga, Anna an den Diaconus zu Wittenberg, spätern Coadjutor zu Braunschweig, Johann Kauffmann verheirathet. Wie ämsig und christlich Strigenitz diese seine Kinder erzog, hebt Kirchbach's Leichenpredigt mit folgenden Worten hervor:,,Wie treulich und väterlich hat er euch in euren Kinderjahren den heiligen Katechismus des seligen Mannes Gottes, Herrn D. Luther's, gelehrt, selbst fleissig fürgesprochen und mit euch täglich nach Tisch geübt, dadurch ihr in euerm Christenthum aufgewachsen und in Erkenntniss eures Herrn Jesu Christi, welchen ihr in der Taufe angezogen, zugenommen habt! Wie hat er angehalten, dass ihr daneben viel gottseliger, christlicher Gebetlein, Sprüche und Psalmen gelernt und sonst zu euern Studiis euch fleissig gefördert, dass Viele vom Adel, eure Condiscipuli und eure lieben praeceptores alle, so wie fremde Leute Zeugen sein können! Wie liess er's ihm auch so sehr nöthig angelegen sein, zuvörderst mit seinem andächtigen Gebet zu Gott im Himmel, dass ihr alle Zeit nach seinem Tode der rechten, wahren, reinen, christlichen Lehre in der Augsburgischen Confession und Concordienbuche erkläret, möchtet zugethan sein und bleiben! Darum hat er einen Jeden unter euch neben seiner schönen, grossen, unverdächtigen, gedruckten und geschriebenen Liberey, seine selbst ausgegangenen christlichen Schriften und Bücher etlichfältig schön in Gold binden und als zum höchsten, für

nehmsten Schatze beisetzen lassen, wie ihr es also, als euer bestes und schönstes Erbtheil, finden werdet."

Str.'s Predigten sind gedankenreich, aber dabei im hohen Grade populär. Ihre zuweilen rücksichtslose Schärfe fand nicht immer Beifall. Dahin deutet folgende Anecdote:

,,Als er seine Predigten vom Gewissen zu Weimar gethan, und auch nicht Jedermann an seiner Lauterkeit und Wahrheit Gefallen haben wollen, begiebt sich's, dass, nachdem er seine letzte Predigt von diesem Inhalte verrichtet, er desselbigen Tages seinen Diener abfertigt zu einem vornehmen Hofrath, Etwas bei ihm zu werben. Derselbige fragt des Herrn Strigenitii Diener also: Ist euer Herr schier mit seiner Conscientia hinaus? Der Diener antwortete: Heute ist die letzte Predigt davon geschehen, und die Predigten werden alle zum Druck gerichtet werden. Ei Lieber, spricht der Hofrath, wem wird er solch Buch zuschreiben? Der Diener sagte: So Viel ich mich bedünken Tasse, so wird er's Ew. Ehrenvesten zuschreiben. Er schreibe es dem Teufel zu und nicht mir! sagte der Hofrath wieder." (Zedler).

Die Methode besteht in der Behandlung des Textes nach einzelnen Lehrpunkten.

Str. hat eine erstaunliche Anzahl von Predigten herausgegeben und zum Druck hinterlassen, z. B. Sechs Predigten von der Vocation, Confirmation und Bestallung des Propheten Jeremias über Jer. 1 (4—10). Leipz. 1594. 4. Iter Emahugnticum, 21 Predigten. Jena 1587. 4. Der süsse Jesus Christus, oder acht schöne Weihnachtspredigten aus dem alten deutschen Liede: Ein Kindelein so löblich. Jena 1590. 4. Ossa rediviva, das ist, die wunderbarliche und ganz tröstliche Geschichte von den dürren Todtenbeinen, die der Prophet Ezechiel im weiten Felde hat sehen liegen, in 21 Predigten. Leipz. 1593. 4. (,,darin hat er den Artikel unseres christlichen Glaubens von der Auferstehung der Todten ausführlich erkläret, welches Buch ihm so lieb und angenehm gewesen, dass er auch vor sieben Jahren in seiner grossen Krankheit dasselbe schön in Gold hat einbinden lassen und begehret, dass man's ihm mit in's Grab geben sollte, welches nunmehr also geschehen." Kirchbach in der Leichenpredigt). Jonas, das ist, Auslegung der wunderbaren und doch ganz lehrhaftigen und trostreichen Historien von dem Propheten Jona in 122 Predigten. Leipz. 1593. fol. Conscientia, das ist, Bericht vom Gewissen des Menschen über Jonas 1 (5. 6.), in ein und dreissig Predigten. Jena 1596. 4. Das Neue vom Jahre. Sechs Predigten. Leipz. 1609. 4. Infanticidium Bethlehemiticum. Neun Predigten von dem greulichen Blutbade und erbärmlichen Niederlage der Kinder zu Bethlehem. Leipz. 1611. 4. Von des Herrn Christi Pferde. Adventspredigten. Leipz. 1614. 4. Laqueus Aucupis. Das ist, sechs Adventspredigten vom Fallstrick. Leipz. 1614. 4. Schul- und Kinderpostilla, das ist, neun Schulpredigten. Leipz. 1615. 4. Postilla evangelica, oder Auslegung aller Sonn- und Festtags-Evangelien und Episteln. Leipz. 1617. 3 Bde. fol.

S. Leichpredigt bei dem Begräbniss des weiland Ehrwürdigen cet. M. Gregorii Strigenicii, durch Paulum Kirchbach. Leipz. 1620. 4. Zedler, Universal-Lexicon. Leipz. u. Halle 1744. Bd. 40. S. 977.

Die sechste Predigt von dem gräulichen Blutbade und Niederlage der Kinder zu Bethlehem und in derselben Gegend herum.

Matth. II.*)

Textus:

Und schickte aus und liess alle Kinder zu Bethlehem tödten und an ihrer ganzen Gränze, die da zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er mit Fleiss von den Weisen erlernt hatte

Was von den kleinen Kinderlein, so ermordet worden sind, zu halten sei.

Geliebte ihm Herrn, obwohl des grausamen Blutbades und Mordes, welchen der König Herodes Ascalonita an den kleinen Kindern zu Bethlehem und in derselbigen ganzen Gränze und Gegend herum begangen hat, sonst von keinem der anderen Evangelisten gedacht, und solche Historie allein von St. Matthäo beschrieben und erzählet wird mit kurzen Worten, so sollen und dürfen wir doch daran nicht zweifeln, sondern sollen wissen, dass sich's damit in Wahrheit also verhalte und Alles dergestalt geschehen sei, wie er's erzählet und berichtet. Denn St. Matthäus, der Evangelist, ist nicht ein Mährleindichter oder Fabel- und Lügenschreiber, sondern ein gewisser und wahrhaftiger Historienschreiber, der Alles, was in seinem Buch zu finden, aus Anregung des heiligen Geistes und nicht aus eigenem Gutdünken aufgezeichnet und geschrieben hat.

Und weil unser lieber Gott solche schreckliche Historia dem heiligen Evangelienbuche hat einverleiben lassen, so folgt daraus, dass an derselbigen Viel müsse gelegen sein und dass sie auch um unsertwillen so lange erhalten worden sei, bis auf gegenwärtige Zeit.

Derhalben will uns auch nicht anders gebühren, denn dass wir diese Historia mit Fleiss erwägen, wie wir denn eben um deswillen, uns fürgenommen haben, dieselbe, mit Gottes Hilfe, nach einander zu erklären.

Wir haben aber jetzt noch zu thun mit dem andern Theil dieser Historien, welcher in sich fasset und begreifet den Modum infanticidii, das ist, die Art und Weise dieses Kindermordes und Blutbades, und haben aus derselben bishero angehört, wie und welcher Gestalt Herodes, der König, seinen grimmigen Zorn an den kleinen Kindern zu Bethlehem und an den anderen in ihrer ganzen Gränze ausgelassen, und wie er dieselben habe umbringen und tödten lassen. Wir haben auch insonderheit gehört, was wir bei dem Anstiften dieses Blutbades, desgleichen bei den Mittelpersonen, die sich dazu haben gebrauchen lassen, zu merken und zu behalten haben.

Heute wollen wir ferner anfahen zu reden von den kleinen Kinderlein, die das Unglück fürnehmlich betroffen hat, und über welche es gegangen ist. Und wollen E. Liebe kürzlich berichten:

Infanticidium Bethlehemiticum. Leipzig 1611. 4. S. 103.

1. Was von den kleinen Kindern zu halten sei, die dazumal so schmählicher und gräulicher Weise durch die Kriegsgurgeln hingerichtet worden sind.

2. Wozu uns solcher Bericht nützen und dienen soll, oder wie wir uns noch heutiges Tages Dasselbige sollen nütze machen.

Diese zwei Pünktlein wollen wir zu diesem Mal im Namen des Herrn für uns nehmen und kürzlich erklären. Gott, der Vater unseres Herrn Jesu Christi, verleihe uns Allen die Gnade seines heiligen Geistes dazu. Amen.

I.

Vom ersten Pünktlein.

Eine gräuliche und unmenschliche That ist diese, welche Herodes, der König, zur Zeit seiner Regirung an den kleinen Kindern zu Bethlehem und in den anderen Flecken und Dörfern, so allenthalben mit den Städten gegränzet haben, begangen und geübet hat, da er Alles, was männlich gewesen, von zwei Jahren und darunter, hat tödten lassen. Und es erschrickt billig ein jedes frommes Christenherz dafür, wenn's davon höret reden, oder für sich selbst daran gedenkt.

Es geht auch so schlecht nicht ab, wenn man betrachtet, wie es so elendiglich zugegangen sei, und wie schändlicher Weise die kleinen Kinderlein umgebracht worden sind durch des Schwertes Schärfe und sonst. Es finden sich allerlei Gedanken, die in unseren Herzen aufsteigen, dass wir uns darum bekümmern und zu wissen begehren, was doch von den kleinen Kindern zu halten sei, die also jämmerlich wider die Erde geschmissen, darnieder gestochen, von einander gehauen, oder auch wohl die lange Länge mitten entzwei gerissen worden und also ihres Lebens auf dieser Erde beraubet worden sind, ehe sie noch zu ihrem Verstand kommen, ja, da sie eines Theils weder gehen noch stehen haben können. Ob sie denn solchen schrecklichen Tod um Herodem verdienet und womit? Ob ihnen auch Solches schädlich sein möge an ihrer Seelen Seligkeit?

Derhalben will von Nöthen sein, dass wir uns berichten lassen, was hierauf zu antworten und davon zu halten sei. Denn diese beiden Fragen können sonst Einem noch wohl zu schaffen machen.

Die Welt ist so geartet, dass sie nur siehet auf den Modum oder genus mortis, das ist, wie und welcher Gestalt Einer um's Leben kommt, und will daraus urtheilen und richten von dem Zustande und von der Seligkeit oder Unseligkeit der Verstorbenen, oder Derjenigen, die solchen Tod haben ausstehen und leiden müssen. Und wenn sie hören, dass etwa Einer schändlicher oder schmählicher Weise hingerichtet worden ist durch des Henkers Hand, oder durch böse Buben, nach Gottes Verhängniss, erschlagen, erstochen und jämmerlicher Weise zerhackt worden ist, so will sie alsbald daraus schliessen, es müssen böse und sündhaftige Leute gewesen sein, welchen Dergleichen begegnet, sie müssen was Grosses auf ihn

Beste, Kanzelredner. II.

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