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ist nicht mere spiritualis, sondern hat auch ihre vernünftigen Ursachen und ist nicht allein zur Erhaltung guter Polizei, Ruhe, Friedens und Vertraulichkeit zwischen den Einwohner einer Stadt, darinnen beide im heiligen römischen Reich zugelassene Religionen in Übung sind, sondern auch zur Fortsetzung der Hanthierungen, bürgerlichen Nahrung und Commercien (ohne welche kein bürgerliches Wesen in die Harr bestehen mag) fast dienstlich, mit den Benachbarten der Zufuhr täglicher Victualien, Haltung und Besuchung der Jahrmärkte, so auf gewisse Zeit und Feste gerichtet, Gleichheit zu halten, auch das Gewissen eben daran nicht gebunden, ob 10 Tage früher oder später Ostern und andere gewöhnliche Feste gefeiert und begangen, darin als ein Mittelding die weltliche Obrigkeit nach Gelegenheit der Zeit, Ort und Personen wohl Maass und Ordnung zu geben, auch Änderung fürzunehmen hat, deren die Unterthanen mit reinem, gutem, unverletztem Gewissen wohl geleben mögen, ja mit Nichten sich widersetzen sollen; dieweil einmal die Lehre des heiligen Evangelii im weltlichen Stand und politischen Sachen Nichts ändert, und die Unterthanen ihrer Obrigkeit in allen Dem, so nicht wider Gottes Gebot ist, auch Gewissens halben zu gehorsamen schuldig; wie denn auch fremde nationes, so dem Papstthum nicht anhangen, gleichwohl aus jetzt erzählten und anderen mehr politischen Ursachen sich des neuen Calenders ohne Verwirrung der Gewissen gebrauchen." Hierauf cassirte die Kammer ihre erste Resolution und decretirte die Einführung des neuen Calenders (Mai 1584). Nachdem der Kaiser diesen Beschluss bekannt gemacht hatte, erklärte Mylius mit dem geistlichen Ministerium dem Augsburger Rathe, dass sie in allen politischen Dingen dem Decrete Folge leisten. würden, aber in kirchlichen Angelegenheiten, ins Besondere in der Feier der Festtage und in evangelischen Religionsübungen, dem Papste nicht gehorchen könnten." Auch proclamirte er sammt seinen Collegen am 24. Mai von der Kanzel, dass sie erst am 28. das Fest der Himmelfahrt feiern würden, welches von den Katholiken bereits begangen war. Schon am andern Morgen kündigte ihm der Rath schriftlich seine Entlassung an, und um die Mittagsstunde liess er eine Kutsche vor M.'s Haus fahren, welche dieser sofort besteigen musste. Man hörte ihn drinnen mit lauter Stimme singen: In dich hab' ich gehoffet, Herr! Katholische Stimmen aber sollen gerufen haben, dass der Kessel mit Öl, in dem er sieden solle, in Rom schon über's Feuer gesetzt sei. Der ganze Auftritt, welcher sich bei dieser Gelegenheit entwickelte, ist auf einem alten Kupferstich abgebildet, der folgende Unterschrift enthält: „Wahrhaftige Fürstellung der Begebenheit, so sich A. 1584, d. 25. Maji, mit Herrn D. Georg Müller, hernach Mylius genannt, gewesenem Pfarrer bei St. Anna, auch Superintendens u. Rector des evangelischen Collegii, zugetragen, wie er von unseren Gegnern aus seiner Behausung mit einer bedeckten Gutsche zu Mittag, als Jedermann beim Essen war, an der Mauer hinten am Garten abgeholt und dem Gegginger Thor zugeeilt, um ihn zu verführen; weil es aber vom Geschrei der Schüler lautbar worden, ist viel Volks zugelaufen, da haben sich etliche Handwerksgesellen zur Wehre gestellt und den Fuhrmann vom Pferde heruntergeschlagen, auch die Stränge an den Pferden abgeschnitten, auch haben sich die Soldaten zur Gegenwehr stellen müssen, und ein Knabe von sieben Jahren schlug das halbe

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Thor zu, eine Magd aber riss den Herrn Müller aus der Gutsche und brachte ihn in ein Beckenhaus. Auch wurde zur selben Zeit ein schöner Regenbogen um die Sonne gesehen. Also ist Hrn. D. Müller durch Schickung Gottes aus der Hand seiner Feinde errettet worden." *) Am Abende

jenes leidvollen Tages war es ihm noch vergönnt, einige Stunden heimlich bei seiner hochschwangeren Gattinn und bei seinen Kindern zu verweilen. Am folgenden Tage entkam er in Weiberkleidern nach Ulm, wo er gute Aufnahme fand und ein Jahr lang lebte. Der Tod seiner Gattinn, den er dort erfuhr, erschütterte ihn aufs tiefste. Dennoch trat er während seines Aufenthaltes in Ulm mit Veronica Weisse, einer angesehenen Patricierstochter aus Augsburg, in eine zweite Ehe. Von allen Seiten empfing er in seinem Pathmos, wie er Ulm nannte, die glänzendsten Beweise der Verehrung und Liebe. Dahin gehörten die Vocationen zum Superintendenten nach Braunschweig und Strassburg, sowie zum Professor, Canzler und Prediger nach Wittenberg. Er folgte der letzten im Juni 1585. Aber die nach dem Tode des Churfürsten August (1586) eintretende Herrschaft des Kryptocalvinismus verleidete ihm seine Wirksamkeit in Wittenberg. Auch wurde er, da er die Unterschrift des Corpus doctrinae Philippicum verweigerte, der Canzlerwürde sofort beraubt. Sehr erwünscht kam ihm daher ein Ruf zum Professor nach Jena, den er im Februar 1589 annahm. Zwei Jahre darauf wurde er dort auch Prediger und Superintendent. Als nach dem Tode des calvinisch gesinnten Churfürten Christian I. (1591) sein Landesfürst Friedrich Wilhelm die Vormundschaftliche Regierung Chursachsens führte, wurde Mylius mit Hunnius, Mirus und Lonnerus zur Abfassung der sächsischen Visitationsartikel herangezogen, und er gewann dadurch, sowie durch seine Mitarbeit an der praktischen Durchführung derselben in der meissnischen Visitation, einen bedeutenden Einfluss auf die Befestigung der lutherschen Kirche.

Nach Hunnius' Tode wurde M. von dem Churfürsten Christian II. zum Professor und Superintendenten nach Wittenberg berufen (1603). Bald starben dort auch Rungius (1604) und Gesner (1605), und Mylius trug nun, nach Hutter's Ausdruck, wie ein zweiter Atlas, nach fast zusammen gefallener Kirche, deren Grundveste auf seinen Schultern. Doch nicht lange ertrug er diese schwere Bürde. Am Himmelfahrtsfeste 1607 hielt er noch einmal eine gewaltige Predigt und zwei Tage darauf die gewöhnliche akademische Vorlesung. Aber er sah sich schon genöthigt, seine Zuhörer um einige Ferientage zu ersuchen, die er zu einer kleinen Erholungsreise benutzen wolle. Doch dazu kam er nicht; denn in der folgenden Nacht wurde er von den heftigsten Steinschmerzen ergriffen, zu denen sich ein bösartiges Fieber gesellte. Ruhig lag er auf seinem Schmerzensbette, des Todes harrend, unter häufigem Gebrauch der Worte: Nur Der will nicht sterben, der nicht zu Christo gehen will. Am dritten Pfingsttage lebte er noch. Nach der Predigt berief er seine Gattinn, Kinder, Freunde und Collegen, bekannte den Glauben der Kirche, bat um Vergebung der Sünden, dankte für alle Beweise der göttlichen Gnade, nahm das heilige Abendmahl, ermahnte seine Collegen zur Eintracht,

*) Man findet diese Abbildung und Unterschrift in der Historia Myliana von Joh. Christ. Mylius, Bd. 1, S. 37.

legte die Kirche Gott an's Herz und sagte den Einzelnen Lebewohl. Zwei Tage darauf, am 28. Mai 1607, entschlief er. Die Leichenpredigt hielt ihm Balduin,*) die akademische Leichenrede Hutterus. Letzterer vertheidigte ihn noch nach seinem Tode in einer Schutzschrift gegen die Angriffe der Papisten, in's Besondere eines Georg Pomerius.

M. galt unter den drei bedeutendsten gleichzeitigen Wittenberger Theologen, die auch als Prediger berühmt waren, als der beredtste. "D. Aegidius Hunnius (so lautet ein Sprüchwort) doctissimus, D. Georgius Mylius eloquentissimus, D. Polycarpus Lyserus formosissimus.“ **) Jedenfalls ist er an Schwung und Blüthe des Ausdruckes ihnen überlegen. Aber auch an Sachgehalt steht er kaum hinter ihnen. Seine Methode ist bald synthetisch, bald paraphrastisch und bald local.

Von seinen Schriften sind besonders wichtig: Doctrina sancta de Justificatione. Jen. 1591. 4. Disputationes II. pro Articulis visitationis Misnice. Jenae 1593. Theses et Anththeses de coena Domini. Jenae 1593. 4. Positiones de vero Deo uno et trino. Jenae 1598. 4. Explicatio in 1 epist. ad Corinthios. Jenae 1600. 8. Commentarius in evang. Joannis. Francof. 1624. Explicatio Augustanae confessionis. Jenae 1604. Harmonia Patrum et Lutheri cum SS. Leipz. 1595. 8. Seelenschatz, d. i. Bericht aus Gottes Wort, christlich zu leben und selig zu sterben. Lauingen 1595. 8. Sieben unterschiedliche christliche Predigten. Lauingen 1584. 4. Drei christl. Predigten, zwo von dem heiligen Pfingstfeste, eine auf den Sonntag der heil. Dreifaltigkeit. Wittenb. 1586. 4. XI Predigten unterschiedlicher Materien. Erfurt 1590. 8. VII Predigten wider die Calvinisten. Wittenb. 1592. 4. Predigt vom Osterlamm im alten Testamente. Jena 1592. 4. X Türkenpredigten. Jena 1598. 4. Predigt von der Person Christi. Wittenb. 1602. 4. III Weihnachtspredigten. 1610. 4. Papstpredigten. Einzeln erschienen; die dritte unter dem Titel: Vom alten und neuen Babel. Wittenb. 1585. 4. Leichenpredigten.

S. Oratio parentalis de vita cet. Georgi Mylii, autore Leonhardo Huttero. Witeb. 1607. 4. (Auszugsweise bei Adamus.) Ejusdem Gründliche Abfertigung zweierlei unterschiedlicher Bedenken, so von dem Leben, Sitten und Lehre Herrn Georgi Mylü Seligen durch einen päpstlichen Sycophanten, der sich Georgium Pomerium nennet, verfertigt worden. Wittenb. 1607. 4. Balthasaris Mencii historica narratio de septem electoribus Saxoniae. Witeb. 1611. 8. p. 227. Zeumeri vitae professorum Jenensium p. 98. Arnold, Kirchen- und Ketzerhistorie. Th. 2. B. 16. C. 26. §. 14-18. Joh. Christoph Mylius, Historia Myliana. Jenae.

1751. T. 1. S. 35.

*) Sie findet sich in der Schrift: Bericht vom christl. Abschied D. Martini Lutheri, sammt sechs Leichenpredigten bei dem Begräbniss Lutheri, Hunnii. Rungii, Gesneri, Mylii, Lyseri. Wittenb. 1610. 4.

**) Rehtmeyer, Kirchenhistorie der Stadt Braunschweig, Bd. 3 S. 144.

Von der seligen und heiligen Himmelfahrt unseres Heilands Jesu Christi, gehalten auf den Tag derselbigen, aus dem ersten Capitel der apostolischen Geschichte. *)

Auf diesen heutigen Tag halten und begehen wir in der Christenheit ein gar fürnehmes und nahmhaftiges Fest, das Fest der fröhlichen und siegreichen Himmelfahrt unseres geliebten Seligmachers Jesu Christi, in welcher er am vierzigsten Tage nach seiner freudenreichen Auferstehung von seinen Jüngern abgeschieden und aus diesem sterblichen, elenden Jammerthal gen Himmel zu ewiger Freude und Regirung aufgefahren ist. Welche Historia von den lieben Aposteln so wichtig geachtet, dass sie auch den Artikeln unseres allgemeinen christlichen Glaubens von ihnen einverleibt und ihr ein besonderer Artikel eingeräumt und zugeeignet worden ist, da wir bekennen und sprechen: Ich glaube an Jesum Christum, der aufgefahren ist gen Himmel, sitzend zu der Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters. Ob nun dieses Fest an Solennität und Herrlichkeit anderen Festen Christi sei vorzuziehen, kann so gar leichtlich nicht geurtheilt oder entschieden werden. Dies aber ist gewiss und einmal wahr, dass, gleichwie es das letzte und anderer Feste Christi Beschluss, also auch sonderlich der Person Christi halben wohl das allerfröhlichste und holdseligste Fest zu halten und zu nennen ist. Was unsägliche Mühe und Arbeit, Angst und Noth, Pein und Marter Christus, unser Heiland, in Verrichtung des Werkes menschlicher Erlösung habe erlitten und ausgestanden, kann mit Worten nicht ausgesprochen, ja mit Gedanken nicht erreicht werden. Das ist allein eine kurze Summa: Mit den allermächtigsten, grimmigsten und bösesten Feinden, Beides, Gottes und der Menschen, hat er 33 ganzer Jahre um Leib und Leben kämpfen, ein blutiges Scharfrennen haben müssen. Als er nun endlich als der gewaltige Gigas geminae substantiae, der mächtige Gott- und Menschenheld, wider die Feinde ritterlich obgesieget, das Feld mit Lob erhalten und die Provinz seiner lieben Kirche auf Erden wohl und ordentlich bestellet: wendet er sich wiederum zur Heimath und zeucht zu Haus mit Sieg, Triumph und mit höchster Majestät und Herrlichkeit. Wenig zwar wird hierinnen mit Augen gesehen (denn der Triumph viel zu hoch und herrlich ist, als dass er mit leiblichen Augen möchte erreicht werden); aber ist hie mit Gedanken Etwas auszurichten, so gedenke durch Gott, mit was Jubel, Freude und Lobgesang ihn die heiligen Heerschaaren werden empfangen; hilf Gott, wie werden die lieben Englein frohlockt und ihn mit unaussprechlichem Jauchzen gegrüsst haben! Der liebe David lässt ein Wörtlein erschallen, aber wie herrlich lautet es: Der Herr fährt auf mit Jauchzen, und der Herr mit heller Posaune! (Ps. 47). Paulus

*) Sieben unterschiedliche christliche Predigten. Gehalten durch Georgen Miller. Laugingen 1584. 8. S. 7.

sagt auch etwas Weniges und doch gar Viel: Christus ist aufgefahren in die Höhe und hat das Gefängniss gefangen geführt und hat den Menschen Gaben gegeben (Eph. 4). Hievon könnten wir jetzt ein wenig stammeln; dann werden wir's aber ausstudiren, wenn wir zur hohen Himmelsschule erhoben und zu Christo aufgenommen werden. Mittlerweil demnach an diesem Artikel nicht weniger, als an anderen gelegen ist, und uns Christus mit seiner Himmelfahrt eben so wohl, als anderen seinen Werken gefrommet hat: so wollen wir dieselbige auf dies Mal zu handeln für uns nehmen und die Handlung mit dreien Punkten begreifen:

Zum Ersten soll die Geschichte oder Historie an ihr selbst erzählet und deren eigentlicher Verstand angezeigt werden.

Zum Andern wollen wir vermelden, was Nutzen uns die Himmelfahrt unseres Herrn Christi gebracht und wozu sie uns gefrommet habe.

Für's Dritte wollen wir betrachten, wie wir uns dieser Himmelfahrt Christi heilsamlich gebrauchen und dieselbige zu unserm besten Nutzen anwenden sollen.

Christus, unser getreuer Seligmacher, der in die Höhe gefahren und dem Menschen Gaben giebt, verleihe euch und mir hiezu seine Gnade und heiligen Geist. Amen.

Nachdem unser lieber Heiland Christus etliche Wochen bei seinen Jüngern nach seiner Auferstehung auf Erden zugebracht, sie auch im Glauben an seine wahrhaftige Auferstehung steif, fest und ungezweifelt gemacht, sonst auch anders Alles, was zur Bestallung seines Reichs von Nöthen, genugsamlich fürgesehen und verordnet hatte, führt er endlich seine Jünger gen Bethanien auf den Ölberg, allda sich unlängst zuvor sein jämmerliches Leiden angefangen hatte. Eben dieses Orts, als er den Jüngern Befehl gethan, zu Jerusalem zu warten auf die Sendung des heiligen Geistes, mit welches Kraft sie von Oben herab sollen angethan werden, fähet er an, von ihnen freundlich Urlaub zu nehmen, gesegnet sie mit anmuthigen Worten, hinterlässt ein longum Vale Vale, befiehlt sie der gnädigen Regirung und Schutze seines ewigen Vaters, wird darauf bald empor von der Erde aufgehoben und in Ansehung ihrer Augen über sich in die Luft erhöhet und je länger je weiter aus ihrem Gesicht gerücket. Die Jünger, ob sie gleichwohl ob seinem Abschied nicht mehr so sehr als zuvor betrübet sind, sintemal sie im Glauben stärker und in dem rechten Erkenntniss Christi tiefer als zuvor gegründet waren, dennoch sehen sie ihm nach, so lange sie können. Und ist kein Zweifel, sie hätten gern dieses Spectakels ein Ende gesehen und, wo es möglich gewesen, gern in den obersten Himmel, ja, über alle Himmel hinaus gesehen. Aber eine Wolke kommt bald dazwischen, nimmt ihnen Christum aus Augen und Gesicht. Christus wird alsbald in die ewigen Wohnungen eingenommen und sitzt zu der Rechten auf dem Stuhl der Majestät im Himmel, wie Paulus redet (Hebr. 8). Unterdessen, als gleichwohl die Jünger standen an der Stätte, mit stracken Augen über sich gen Himmel sehend, anders nicht, denn als wären sie eingefroren,

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