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Gebeten auf, noch sehr traurig. Als darauf um sechs Uhr die Schulzeit kam, nehme ich meinen Platz dort ein und finde an meiner Stelle auf dem Tische die Margarita theologica von Johann Spangenberg und zwar aufgeschlagen. Beim ersten Blick in das Buch bietet sich mir die Frage von der Sünde wider den heiligen Geist dar und die beigegebene Antwort aus dem Augustin, welcher die Sünde wider den heiligen Geist als die Unbussfertigkeit bis an's Ende definirt. Obgleich ich nun in den folgenden Jahren gelernt habe, dass diese Sünde etwas Weiteres ist, so ist sie doch immer mit der Unbussfertigkeit bis an's Ende und der Verhärtung verbunden, und das Lesen jener Stelle hat mich auf's wirksamste getröstet. Auch zweifle ich nicht im Geringsten, dass unter göttlicher Vorsehung jenes Buch aufgeschlagen lag und zwar gerade jene Stelle, noch dazu an jenem Platze, den ich bei der Lection einzunehmen pflegte." (Hutterus in der Threnologia de obitu D. Hunnii.)

Noch in seinen Knabenjahren bezog Hunnius die Universität zu Tübingen. Rasch und wie im Spiel eignete er sich bei seinen ausgezeichneten Geistesgaben die Kenntniss der philosophischen Wissenschaften an, und schon im siebenzehnten Lebensjahre wurde er Magister. Hierauf wandte er sich zur Theologie. Zum Zeichen und zur Anregung seiner Freudigkeit schrieb er damals auf das erste Blatt seiner lateinischen Bibel mit grossen Buchstaben: „Ich freue mich im Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott. Denn er hat mich angezogen mit Kleidern des Heils und mit dem Rock der Gerechtigkeit mich gekleidet, gleich einem Bräutigam, der sich mit dem Schmuck zieret und gleich der Braut, welche ihr Geschmeide anhängt." (Jes. 61, 10.) Er hörte acht Jahre lang die Vorlesungen der berühmten Lehrer Jacob Andreä, Jakob Heerbrand, Theodor Schnepf und Johann Brentz des Jüngern. Von seiner Sittenreinheit, Arbeitsamkeit und den Erfolgen seiner Wirksamkeit giebt das glänzende akademische Zeugniss, welches ihm bei seinem Abgange von seinen Lehrern ausgestellt wurde, folgendermaassen Kunde: ,,Wir bezeugen, dass dieser Ägidius Hunnius, als er bei uns seine Studien begann, solche Unschuld des Lebens, Reinheit der Sitten, Unterwürfigkeit unter die Lehrer, Beharrlichkeit und Wachsamkeit im Lernen gezeigt hat, dass er sogleich bei allen Professoren die gegründetste Hoffnung der grössten Fortschritte erweckte. Denn da er durch herrliche Anzeichen der Tugend und des Fleisses in seinem Jünglingsalter sich Allen empfahl, erlangte er bald den ersten Lorbeer der Studien (das Baccalaureat). Darauf begann er von diesem Ziele aus, nach gesetzlichem Lauf, gleichsam aus den Schranken nach der Ehre des Magisteriums zu eilen und zu streben, welche er auch durch seine glücklichen Bemühungen und die einstimmigen Urtheile und Promotionen seiner Lehrer erlangt hat. Die Disputirübungen hat er immer geliebt, und es ist unglaublich, wie sehr er darin in kurzer Zeit vorgeschritten, und welche Bewunderung seines Geistes und Fleisses er bei den Lehrern erworben hat. Ebenso eifrig, sorgfältig und fleissig war er, als er aus jenem Lager der Philosophie zur Theologie überging. Ganze acht Jahre hindurch (reckt die Ohren, ihr Autodidacten, die ihr ohne Hilfe zu schwimmen meint und in zwei oder höchstens drei Jahren den ganzen Abgrund der theologischen Geheimnisse ausschöpfen zu können träumt!), wir sagen, ganze acht Jahre hindurch (die vier ersten nämlich, als

er noch Studiosus war, die vier letzten, da er schon ein Diaconat in Tübingen verwaltete) hat er alle theologischen Lehrer gehört, den Predigten fleissig beigewohnt und nie die theologischen Disputationen versäumt, in welchen er auch unzählige Proben seines Genies, Fleisses und Fortschrittes gegeben hat. In jenem herrlichen Tübinger Collegium, worin der erlauchte Fürst von Würtemberg viele Beneficiaten, gleichsam ein Seminar der Kirche, ernährt, hat er auf den Rath der Lehrer nicht allein die Studien, sondern auch die Sitten der Jünglinge regirt, so dass er nicht nur selbst täglich die trefflichsten Fortschritte machte, sondern auch Anderen ein Wegweiser zum wahren Leben und Lernen wurde.“

Aus diesem Zeugnisse geht zugleich hervor, dass H. in den letzten Jahren seines akademischen Lebens ein Predigtamt in Tübingen verwaltete. Der Herzog Ludwig, von seiner hervorragenden Tüchtigkeit unterrichtet, hatte ihn nicht in ein Pfarramt von Tübingen aus berufen wollen, sondern ausdrücklich verordnet, dass er dort die gelehrten Studien in Verbindung mit einem Diaconate fortsetzen sollte. Erst 1576 verliess er Tübingen auf eine für den noch sehr jungen Gelehrten äusserst ehrenvolle Weise. Jakob Heerbrand hatte noch in seinem Alter von den Landgrafen Wilhelm und Ludwig von Hessen einen Ruf zum Professor und Prediger in Marburg erhalten. Nicht mehr geneigt, die ihm zur Heimath gewordene Universitätsstadt zu verlassen, schlug er statt seiner den jungen Hunnius vor. Dieser weigerte sich zwar, weil er lieber noch lernen als lehren wollte, das bedeutende Amt anzutreten; doch fügte er sich zuletzt dem einstimmigen Urtheil und Rathe der Professoren, und Heerbrand erklärte, „er habe einen zwar noch jungen, aber an Gelehrsamkeit und Geist ältern Mann substituirt; er ahme dabei das Beispiel Reuchlin's nach, den Erasmus den dreisprachigen Phönix zu nennen pflegte. Als derselbe von dem Gründer der Wittenberger Universität, Friedrich dem Weisen, Churfürsten von Sachsen, von Tübingen berufen wurde, um durch die Berühmtheit seines Namens die damals noch jugendliche und unbekannte Hochschule zu heben und zu verherrlichen, aus Gründen aber zu kommen sich weigerte, sandte er gleichsam zu seinem Stellvertreter den Philipp Melanchthon, mit dem Lobe: Dieser Jüngling würde ihn, den Greis, bei weitem übertreffen. Solches trug damals Heerbrand kein Bedenken, auf sich und Hunnius anzuwenden." (Hutterus a. a. O.)

Kaum hatte Hunnius in Marburg die ersten genialen Proben seiner Thätigkeit abgelegt, als ihn der Landgraf Ludwig zur Promotion nach Tübingen zurücksandte. Dort verheirathete er sich mit Eleonore Felder, empfing bald darauf, am 17. August 1576, zugleich mit seinem vertrauten Freunde Polykarpus Leyser, die theologische Doctorwürde und kehrte sodann nach Marburg zurück. Hatte sein Leben, wie Hutterus sagt, bisher mehr Honig, als Aloe gehabt, so hatte es von nun an mehr Aloe, als Honig. Schon in Marburg war es ein fast ununterbrochener Kampf mit den Ketzern, vorzüglich den Sacramentirern. Er schrieb gegen sie, in's Besondere gegen Danäus, Pezel, Ursinus und Grabe, sein berühmtes Buch de persona Christi. Die Flacianer widerlegte er in seiner Schrift de substantia peccati originis. Bei allen diesen Fehden war es nicht bloss der Kampf mit der dogmatischen Unwahrheit, sondern auch der

Schmerz über persönlich wirkende Beleidigungen und besonders die Verleumdungen bei Hofe, der ihn bewegte und aufregte. Doch fand er immer wieder Beruhigung im Glauben und im Siege.

Nach dem Tode des Churfürsten Christian I. wurde Hunnius von dem Verweser Chursachsens, dem Herzoge Friedrich Wilhelm, nach Wittenberg zum Professor, Prediger und Consistorialassessor berufen (1592). Sofort verfasste er dort mit Mirus, Mylius und Lonnerus die vier sächsischen Visitationsartikel und reinigte auf Grund derselben die Landeskirche vom Krypto-Calvinismus. 1594 wurde er zu gleicher Thätigkeit von dem Herzoge Friedrich IV. von Liegnitz nach Schlesien berufen. Er setzte dort den Superintendenten Leonhard Krentzheim in Liegnitz, einen eifrigen Calvinisten, ab und kehrte nach treulich vollbrachter Arbeit nach Wittenberg zurück. Hier wurde er 1595 an Leyser's Stelle zum Superintendenten erwählt. In demselben Jahre entbrannte sein Streit mit seinem Collegen Samuel Huber, gegen dessen Lehre von der allgemeinen Erwählung er die von der allgemeinen Gnade geltend machte und in einer Schrift,,von der Vorsehung Gottes und ewigen Prädestination" dogmatisch entwickelte. Ueberhaupt war es Hunnius, der in Folge vielfacher Streitigkeiten die Theologie der Concordienformel in zahlreichen Schriften am genauesten ausgebildet und den Dogmatikern des 17. Jahrhunderts monographisch am meisten vorgearbeitet hat. In der Regel war es zwar der Calvinismus, der ihn zu den Waffen rief; doch rang er auch ritterlich mit den Papisten, wie seine Schrift gegen Bellarmin und seine Disputation gegen die Jesuiten Hunger, Gretser und Tanner auf dem Religionsgespräche zu Regensburg (1602) beweisen. Hier gaben ihm selbst manche Katholiken mit Bewunderung das Zeugniss der Furchtlosigkeit, heiligen Genialität und Gelehrsamkeit.

Staunenswerth war Hunnius' Fleiss. Er arbeitete bis tief in die Nacht hinein, und mit dem frühen Morgen fing er seine Studien wieder

an.

Seine Körperkraft wurde dadurch vor der Zeit gebrochen. Heftige Steinschmerzen verzehrten sie schnell, und ein Fieber machte seinem Leben ein Ende, am 4. April 1603. Aber in der grössten Schwäche hatte er dennoch bezeugt, wie er von seiner Lehre getrost Rechenschaft ablegen wolle vor dem Richterstuhle Christi. Auch hatte er noch in tiefer Andacht communicirt und von seiner Familie, wie von seinen um das Sterbelager versammelten Amtsbrüdern erbaulichen Abschied genomSeine Leiche wurde in der Kirche, in welcher er gepredigt, zur Rechten des Altars, feierlich beigesetzt.

men.

H.'s gründliche Predigten zerlegen den Text in Stücke, geben in jedem Theile zuerst eine paraphrastische Erklärung und knüpfen daran eine abgesonderte Nutzanwendung zur Lehre, zur Erinnerung (d. i. Vermahnung und Warnung) und zum Trost, oder wenigstens zur Lehre allein.

H. verfasste sehr zahlreiche exegetische, dogmatische und polemische Schriften. S. seine opera omnia quae latine exstant quinque tomis comprehensa. Francof. 1707 9. fol. Von seinen homiletischen sind zu nennen: Postilla, oder Auslegung der Episteln und Evangelien. Frankf. a. M. 1604. fol. Christliche Haustafel, in 12 Predigten verfasst. Frankf. 1591. 4. Catechismus nebst der Haustafel in 12 Predigten. Wittenb. 1604. 4. Predigten über die Propheten Daniel, Obadias, Jonas, Micha, Haggai,

Maleachi. Marb.

1590. 4. Predigten über die Klagelieder Jeremiä Wittenb. 1611. 4. Acht und dreissig Leichenpredigten. Wittenb. 1605. 4. Eine Jubelfestpredigt der Universität zu Wittenberg. Wittenb. 1602. 4. Vale Hunnianum, d. i. Valetpredigt zu Marburg gehalten. Giessen 1611. 4. Methodus concionandi. Witeb. 1595. 8. Ausserdem: Catechismus oder Kinderlehre. Magdeb. 1605. 4.

S. Threnologia de vita, rebus gestis et tristissimo simulac beatissimo obitu D. Aegidii Hunnii, auctore Leonharto Huttero. Witebergae 1604. 4. (im Auszuge bei Adamus). Balthasaris Mencii historica narratio de septem electoribus Saxoniae. Witeb. 1611. p. 188 sqq. u. 215 sqq.

Predigt am dritten Sonntage des Advents über Matth. 11 (v. 3—10).*)

Auslegung des Evangelii.

Dies Evangelium ist eigentlich auf die jetzige Jahreszeit gerichtet, welche man von Alters her den Advent nennet. Denn eben diese Frage darin gehandelt wird und mit gründlicher Antwort erörtert, dass Jesus, Mariä Sohn, sei Messias, der da kommen sollte, und dass man auf keinen andern warten solle. Weil denn an diesem Artikel das Fundament der Christenheit und der Grund aller Welt Seligkeit liegt, dass man wisse, ob Christus komme oder nicht, und wer derselbe Christus sei, weil ausser ihm kein Heil ist und derwegen hoch von Nöthen sein will, denselbigen zu treffen und ja seiner nicht fehlen: wohlan, so wollen wir besehen, mit was Grund und Beweise diese Hauptfrage christlicher Religion im heutigen Evangelio erörtert und der Advent Christi erklärt sei. Und wollen hierin der Ordnung dieses Evangelii nachgehen, welches erstlich anzeiget, wie Johannes durch seine zween Jünger habe Christo solche Frage lassen fürhalten, ob er Messias sei. Zum Andern, was Christus darauf geantwortet, und weil es vor dem Volke hätte das Ansehn gewinnen mögen, als zweifle Johannes an Christo, ob er Messias wäre, so wollen wir zum Dritten aus dem Munde Christi vernehmen, wie er ihn diesfalls vor allem Volk entschuldige, und was für ein trefflich Zeugniss er ihm gab.

Der erste Theil.

Es beschreibet aber erstlich Matthäus, was zu solcher Unterhandlung Johannis und Christi Anleitung gegeben, nämlich die grossen Wunder und Zeichen, die Christus damals that unter allem Volk, die nicht möchten heimlich gehalten werden, sondern weit

*) Postilla. Frankf. 1594. fol. S. 34.

und fern ausgebreitet, und das Gerücht derselbigen auch zu Johanni in den Kerker hineindringet.

Höret also Johannes, wie gewaltig sich Christus herfürthut und sich dem ganzen Volk Israel offenbaret, welches ohne Zweifel Johanni dem Täufer in seinen Banden und Gefängniss eine herzliche Freude und Trost gegeben, als er gehört, wie Gott zum Reiche seines Messiä seine Gnade und dem Donner seines göttlichen Worts Kraft gebe. Und weil seine Jünger bisher beredet waren, ihr Präceptor und Meister Johannes wäre Messias, von welchem Wahn sie sich nicht wollten lassen abtreiben, und aber hierin ihr ewig Leben stand, dass sie den rechten Messias anträfen, derwegen denn Johannes auf alle Gelegenheit trachtet, wie er sie Christo, dem Herrn, zuweisen und sie in desselben rechtem, wahrem Erkenntniss besser unterrichten möchte; demnach, als er durch's gemeine Geschrei vernimmt, was herrliche Zeichen Christus thut, Beides durch sich und durch seine Apostel, denen er solche Macht, Wunder zu thun, im vorigen 10. Capitel gegeben: ergreift er diese Gelegenheit und fertigt so bald seiner Jüngern zween ab zu Christo, damit sie würden auf den Augenschein geführt, mit diesem Befehl, dass sie fragen sollen, ob er Der sei, darauf man bisher gewartet, und der da kommen sollte, oder ob man eines Andern warten sollte. Nicht zwar, als hätte Johannes selbst den geringsten Zweifel daran getragen, welcher zuvor mit Fingern auf Christum gedeutet und alle Welt zu ihm allein gewiesen, sprechend: Das ist Gottes Lamm, so der Welt Sünde hinwegnimmt; sondern es war ihm, wie gemeldet, lediglich um seine Jünger allein zu thun, damit sie nach Nothdurft in so hochwichtigem Artikel, belangend ihre ewige Seligkeit, unterrichtet würden. Er konnte nicht ruhen, bis ihnen ihr gefasster Wahn, als ob er (Johannes) Messias wäre, benommen würde, welcher bei ihnen so tief hatte eingewurzelt, dass, da sie (Joh. 3) vernahmen, dass Christus taufte, und Jedermann zu ihm käme, sie desselben nicht wohl zufrieden waren, sondern zeigen's ihrem Meister an, der sie aber damals ganz tugendlich und gründlich unterrichtet und ihnen klar zu verstehen giebt, er sei nicht der Mann, dafür sie ihn ansähen. Ihr seid selber Zeugen, dass ich gesagt habe, ich sei nicht Christus, sondern vor ihm hergesandt. Wer die Braut hat, Der ist der Bräutigam; aber der Freund des Bräutigams sieht und hört ihm zu und freuet sich hoch über des Bräutigams Stimme. Diesen Bericht gab Johannes seinen Jüngern damals. Weil aber solcher Unterricht noch nicht allerdings bei ihnen verfangen thät, und sie aus Zuneigung gegen Johannes ihm die Ehre vor einem Andern gern hätten gegönnt, fertigt er sie aus seiner Schule in eine andere, zu einem höheren und gelehrteren Schulmeister, bei welchem sie mehr profitiren und zunehmen würden, und wusste wohl, wenn sie ihn also fragen würden, ob er Der sei, der da kommen sollte, so würde er sie freundlich unterrichten, sie auf seine Wunder weisen, sie in die Schrift der Propheten führen und daher ihnen reichlich darthun, dass er es sei und kein Anderer, sie auch nicht von sich lassen, bis sie genugsam unterwiesen, einen satten Bericht wieder

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