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Urlaubs und nach Ablehnung eines Rufes an die Universität zu Heidelberg übernahm er eine Professur und ein Predigtamt in Tübingen. Seine Hauptvorlesung war hier die über den Pentateuch, den er während seiner vierzigjährigen akademischen Amtsführung viermal durcherklärte. Auch seinen Predigten legte er ihn zum Grunde. 1559 war er Rector der Universität und 1561 wurde er Decan in Tübingen und Superintendent des dortigen theologischen Stiftes. 1562 erhielt er unter Zusicherung eines Gehaltes von 1000 Gulden einen Ruf nach Jena, aber der Herzog Christoph verweigerte ihm, ganz Heerbrand's Wünschen gemäss, die Entlassung. Letzterer betrachtete von nun an Tübingen als seine bleibende Stätte auf Erden und bauete sich vor der Stadt auf einem vom Herzoge ihm geschenkten Platze ein freundliches Haus. Sein Schwiegervater kaufte die umliegenden Weinberge, Äcker und Wiesen an und machte sie ihm zum Geschenk. Margaretha, eine tüchtige Hausfrau, übernahm die Besorgung, und Heerbrand sammelte dort oft die in unermüdlicher, selbst nächtlicher Arbeit verzehrten Kräfte in patriarchalischer Ruhe und Thätigkeit wieder ein.

Durch seine Schriften und die ausgedehntesten Correspondenzen mit den entferntesten Behörden und Personen, die seinen Rath begehrten und erhielten, wuchs sein Ruf von Jahr zu Jahr. Noch 1576 versuchten die Landgrafen von Hessen, ihn für Marburg zu gewinnen. Sie wandten sich desshalb schriftlich an den Herzog; allein Heerbrand weigerte sich auf Grund seiner vorgerückten Lebensjahre und brachte Ägidius Hunnius in Vorschlag. 1590 wurde er, in noch ungeschwächter Kraft, zum Consistorialrathe, Kanzler der Universität und Inspector des Collegium illustre ernannt. Der Tod seiner Gattinn, die ihn funfzig Jahr durch's Leben begleitet hatte, beugte ihn tief (1597). Seine Kräfte nahmen bald so sehr ab, dass er, auch mit Hilfe eines Enkels, der ihn zuletzt geführt hatte, nicht mehr ausgehen konnte; und er liess sich 1598 in den Ruhestand versetzen. Bis zu den Leiden der Altersschwäche war er nie krank gewesen. Zuletzt verfiel er in Schlafsucht, aus der ihn heftige Gichtschmerzen weckten, die er mit heiligen Sprüchen erleicherte. Am meisten wiederholte er die Worte: Die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nütze und hat die Verheissung dieses und des zukünftigen Lebens. Sein Ende war das Erlöschen eines milden Sternes. Es erfolgte am 22. Mai 1600.

Bezeichnend für die hohe kirchliche Bedeutung Heerbrand's ist das Familienwappen, welches ihm der Graf von Pfalz - Neuburg verehrte. Es stellt einen Mann dar, der eine brennende Fackel in der Rechten trägt. Doch leuchtete H. nicht bloss mit seiner Lehre, sondern auch mit seinem Leben. Von seiner Liebe zeugten viele Werke der Barmherzigkeit an Armen und Verbannten, und in den höchsten Ehren bewahrte er die tiefste Demuth.

H's Predigten sind gediegene Zeugnisse eines im Heile Christi festgewordenen Sinnes, immer grundevangelisch, auch wo sie, was öfter geschieht, Gegenstände der Moral behandeln. Sie sind ruhig und doch frisch. Die Methode ist vorzugsweise die synthetische. Beispiel: Von der Keuschheit: 1. Was Keuschheit sei, 2. Wie viel und mancherlei dieselbige, 3. Ursachen, die männiglich zur Keuschheit reizen und treiben

sollen. Die Benutzung des gewählten Textes ist allerdings spärlich; doch greift er mit grosser Sachkenntniss und Vertrautheit in den Reichthum der ganzen Schrift und citirt viele Sprüche.

Von H.'s Schriften ist die berühmteste scin compendium theologicum. Tubing. 1573. 8. Auf Bitten des Patriarchen Jeremias von Constantinopel wurde es durch Martin Crusius in's Griechische übersetzt und fand in Ägypten, Turkestan und der Tatarei Verbreitung. Ausserdem verfasste H. viele Disputationen und Streitschriften, z. B. gegen Petrus von Soto (1558), viele einzelne Predigten (zusammengedruckt unter dem Titel: Achtzehn christliche Predigten von mancherlei gottseligen Materien, zu Tübingen nach und nach zu unterschiedlichen Zeiten gehalten durch Jacobum Heerbrandum. Tübingen 1586. 4.). Leichenpredigten,

z. B. auf Herzog Christoph, und lateinische Leichenreden, z. B. auf Melanchthon, Brentz und Jacob Andreä.

S. Oratio funebris de vita, studiis, laboribus, officiis et morte D. Jac. Heerbrandi, hab. ab Erh. Cellio. Tub. 1602. 4. Adami vitae P. 317.

Eine Predigt vom Fasten, am ersten Sonntage in der Fasten, Invocavit genannt, zu Tübingen gehalten.*)

Text: Evang. Matthäi Cap. 4 (V. 1—11).

Auslegung.

Es werden uns, Geliebte im Herrn, in diesen verlesenen Worten drei sonderliche Anfechtungen des Herrn Christi beschrieben, die er in der Wüste habe mit und wider den Teufel ausgestanden; welches eure Liebe nicht also soll verstehen, als wäre er nur diese drei Mal, sondern, wie Lukas schreibt, ist er diese vierzig Tage lang von dem Teufel versucht; hat Nichts in denselbigen Tagen gegessen, hat auch nicht gehungert.

Nachdem nun dieselbigen ein Ende gehabt, hungert ihn darnach, aus welchem der listige, tausendkünstige böse Feind eine Ursach nimmt, ihn in der Wüste, da Nichts weder zu beissen, noch zu brechen war, zu versuchen. Und thut also der Herr Christus noch zuletzt drei Gänglein mit ihm auf der Fechtschule, trifft und schlägt ihn gewaltiglich mit dem Schwert Gottesworts, überwindet und sieget ritterlich; welches uns nicht allein zum Exempel und Fürbild, sondern auch zur Lehre und Trost aufgeschrieben; denn er hat den Teufel und die Welt uns zu Gutem überwunden, wie er auch hiemit seine Jünger tröstet, inmaassen auch die Epistel an die Hebräer sagt: Wir haben nicht einen Hohenpriester, der

*) Einzeln, Tübingen 1578. 4. (Achtzehn christl. Predigten. Tübingen 1586. 4. S. 136).

nicht könnte Mitleid haben mit unserer Schwachheit, sondern, der versucht ist allenthalben gleich wie wir, doch ohne Sünde, und darinnen er gelitten hat und versucht ist, kann er auch helfen Denen, die versucht werden (Ebr. 2).

Das wäre nun kräftig der rechte Gebrauch dieses Evangelii, dass wir daraus lernten wider den leidigen Satan streiten, und wie wir ihm aus Gottes Wort durch den Glauben an Christum stattlichen Widerstand thun und durch Kraft, Hilfe und Beistand des heiligen Geistes überwinden.

Aber im Papstthum lies't man es nicht fürnehmlich dieser Ursach halben, sondern weil heute der erste Sonntag in der vierzigtägigen Fasten ist, und hie in diesem Evangelio geschrieben steht, Christus habe_vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet zu Bekräftigung und Bestätigung derselbigen, da will man das Exempel Christi einführen. Welches doch ganz und gar Nichts zur Sache dienet; denn es eben so wohl ein Wunderwerk Christi ist, als die, anderen, so er gethan auf Erden, das uns nachzuthun oder zu folgen unmöglich; haben auch Dessen keinen Befehl von Gott.

Dieweil aber je und allewege Beides, im alten und auch im neuen Testamente, dergleichen in der Kirche Gottes jeder Zeit viele und mancherlei Meinungen, Irrthum und Aberglauben von dem Fasten gewesen und hin und wieder die päpstliche Hefe noch etlichen Leuten anklebt, dazu allen Menschen die Aposteisslerei angeboren, wir auch allhie ein von allen Orten her gesammelt Gesind haben, derohalben männiglich zu besserm Bericht will ich auf's kürzeste, so immer geschehen kann, aus gutem Grund heiliger, göttlicher Schrift darthun und lehren, was man von den Fasten christlich und recht halten soll.

Damit nun Solches verständlich gehandelt werde, will ich zum Ersten anzeigen, ob man fasten solle; zum Andern, was die Fasten sei, auch wie man fasten solle, und worinnen das rechte Fasten stehe; zum Dritten, wann und zu welcher Zeit man fasten soll; zum Vierten und Letzten, warum und aus was Ursachen man fasten solle. Gott der Herr gebe seine Gnade dazu!

Von dem Ersten,

Dass man aber fasten solle, ist kein Zweifel, noch Streit. Denn Solches lehren uns so wohl der heiligen Schrift Zeugnisse, als auch deren Exempel, sintemal Gott der Herr Solches seinem Volke im alten Testamente geboten, auch gewisse Zeit der Fasten bestimmt, nämlich den zehnten Tag des siebenten oder Herbstmonats (3. Mos. 16).

Dergleichen lesen wir auch im Propheten Joel, dass er sagt: So spricht der Herr: Bekehret euch zu mir mit Fasten, mit Weinen, mit Klagen; zerreisset eure Herzen und nicht eure Kleider und bekehret euch zu dem Herrn, euerem Gott (Joel 2). Und abermals daselbst: Blaset mit der Posaune zu Zion, heiliget ein Fasten, rufet die Gemeine zusammen, versammelt das Volk.

Also im Buch der Richter findet man, dass das Volk Israel

oftmals in grossem, schwerem obliegenden Unglück zusammenkommen und vor dem Herrn gefastet habe, dergleichen auch der heilige König und Prophet David.

So verwirft auch der Herr Christus das Fasten nicht im neuen Testament, sondern allein der Pharisäer Heuchelei, und sagt: Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht, auf dass du nicht scheinest vor den Leuten mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, welcher verborgen ist, und dein Vater, der in's Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich (Matth. 6).

Und St. Paulus: In allen Dingen lasset uns beweisen als die Diener Gottes, in grosser Geduld, in Fasten (2. Cor. 6). Also schreibt St. Lucas in den Geschichten der Apostel, dass die Propheten dazumal zu Antiochia, und mit ihnen Saulus gefastet haben, dergleichen St. Paulus von sich, dass er in viel Fasten gewesen sei, in Hunger und Durst (2. Cor. 11). Aus welchen Zeugnissen und Exempeln alten und neuen Testaments ist klar und offenbar, dass man fasten solle und müsse, und Das für das Erste kürzlich.

Von dem Andern.

Für das Andere wollen wir auch anzeigen, was da Fasten heisse und sei, auch worin es stehe. Es heisst aber und ist Fasten, sich allerdings von allem Essen und Trinken williglich enthalten, also, dass man Nichts weder esse, noch trinke. Das heisst und ist eigentlich Fasten.

Also hat Christus vierzig Tage und vierzig Nächte aneinander gefastet und gar Nichts weder gegessen, noch getrunken. Also hat auch Moses auf dem Berge Sinai, als er im Gespräch mit dem Herrn war, auch vierzig Tage und Nächte weder gegessen, noch getrunken, zum zweiten Male. Also auch der Prophet Elias gleicher Gestalt vierzig Tage und Nächte an einander keine menschliche Speise über seine Kehle gebracht. Also im alten Testament, wenn das Volk Gottes gefastet, haben sie den ganzen Tag über Nichts weder gegessen, noch getrunken, bis dass es Nacht ist worden und sie die Sterne am Himmel gesehen. Also sagen auch wir, wenn man spät anrichtet, und es sich mit dem Morgenessen verweilet: Wir haben heute einen Fasttag. Es heisst also und ist Fasten eigentlich ganz und gar, allerdings nicht weder essen, noch trinken; sobald man aber anfäht zu essen, hört das Fasten auf und hat ein Ende und heisst nicht mehr fasten.

Derhalben die Päpstler mit ihrem Fasten sich unterstanden, Gott und die Welt zu betrügen; denn da es ihnen zu beschwerlich werden wollte, dass sie bis auf den Abend sollten fasten, das ist, wie gemeldet, Nichts essen, haben sie, und noch, in der Kirche ihre Vesper und Complet (welche sie sollten, als auch sonst das ganze Jahr über geschieht, auf den Abend, daher es davon auch Vesper heisst, gesungen haben, damit sie nicht allein bei Zeiten Feierabend machten, sondern auch dafür gehalten und angesehen wurden von den Leuten, als fasteten sie, alsbald nach vollendeter Messe gesungen und gehalten und hernach auf eilf Uhr zu Mittag gegessen,

gar reichlich geschlemmt und geprasst und ihre Bäuche so voll gefüllt, dass sie wie die Pauken aufgeblasen, ausgedehnt und gespannt.

Welchermaassen aber noch viel gröber zu seiner Zeit auch Hieronymus (contra Jovinianum, lib. 2.) vom Fasten schreibet, lauten seine Worte also: Etiam ex vilissimis cibis vitanda est satietas. Nihil enim ita obruit animum ut plenus venter et exaestuans, huc illucve se vertens et in ructus vel crepitus ventorum afflatione respirans. Quale vero illud jejunium est aut qualis illa refectio pot jejunium, cum pridianis epulis distendimur et guttur nostrum mediato rium efficitur latrinarum? Dumque volumus prolixioris inediae famam quaerere, tantum pridie voramus, quantum vix alterius diei nox digerat. Itaque non tam jejunium hoc appellandum est quam crapula et fætens ac molesta digestio. Wiewohl mir nicht unbewusst, dass er sonst auch Viel zu Viel von den Fasten hält und sie über die gebührliche Maase lobt, als da er eben in diesen Büchern schreibt, durch die Fasten könnten wir wiederum in das Paradies kommen, daraus wir durch Sättigung waren vertrieben und ausgeworfen. Item, die Fasten versöhnet Gott, item der reiche Prasser und Schlemmer ist wegen des Essens in der Hölle, Lazarus von wegen seines Hungers in dem Schooss Abraham's. Das ist zu Viel. Damit wir nun in der Päpstler Fasten fortfahren, währet ihr Fasten nicht länger, denn bis auf eilf Uhr, oder auf's allermeiste bis Mittag. Und dann, dass sie zu Abend nichts Warmes zu Nacht essen, sondern gute Collaz halten von eingesalzenen und gebratenen Fischen, Lebkuchen, Confect, gutem, starkem Wein, damit sie abdäuen ihr Mittagsmahl, davon sie noch genug haben auf den Abend, dass der Päpstler Fasttage viel besser sind, denn anderer Leute Ostertag, und steht also ihr Fasten allein im Unterschied der Speise, dass sie diese vierzig Tage der Fasten kein Fleisch, sondern Fisch essen, gleich als wären Fische nicht auch Fleisch, wie es St. Paulus auch nennt, indem er spricht (1. Cor. 15): Nicht ist alles Fleisch einerlei Fleisch, sondern ein ander Fleisch ist der Menschen, ein anderes des Viehes, ein anderes der Fische, ein anderes der Vögel.

Derhalben solches alles der Päpstler Fasten eine lautere Heuchelei ist, Gott und den Menschen damit ein Geplärr für die Augen zu machen; welches vernünftige Leute verstanden, daher denn auch dies gemeine Sprüchwort entstanden, dass man gesagt: Germanorum jejunia et Italorum devotio non uno valent obulo, das ist: Der Deutschen Fasten und der Wälschen Andacht sind nicht eines Hellers werth. Will hieneben geschweigen, dass das päpstische Hofgesinde der Teutschen spotten und lachen, halten sie für Bestien und Narren, dass sie sich Solches bereden lassen; denn sie auch in der Fasten Fleisch essen, der Papst dispensirt mit ihnen, und was er verbeut, Das erlaubt und verkauft er wiederum um das Geld und lieben Pfennig, wie auch alles Andere zu Rom feil ist um Geld, als Mantuanus, welcher auch ein Mönch und Wälscher gewesen ist, hievon schreibt, es sei kein Hehl, sondern männiglich kund, offen

Beste, Kanzelredner. II.

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