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bar und landkundig, dass die Kirche voller unreiner, schandvoller Buben und Pfaffen sei, und seien in der römischen Kirche feil, werden auch verkauft Gotteshäuser, Priester, Altäre, Sacrament und aller Gottesdienst, der Himmel und endlich Gott selber.

Nun ist es wohl nicht weniger, dass es nicht ein neu, sondern ein alt Verbot ist, vom Fleisch essen in der Fasten, welches nicht zu verwundern, denn auch sonst der Aberglaube sehr alt ist und wird zugeschrieben, wenn es anders wahr ist, Telesphoro, welcher zu Rom Bischof gewesen, nach der Himmelfahrt Christi ein hundert Jahr, dass alle Geistlichen sieben ganzer Wochen vor Ostern vom Fleisch sich sollen enthalten oder fasten, damit, wie sonst der Geistlichen Wandel unterschieden sein soll von dem der Laien, also auch im Fasten der Unterschied gehalten solle werden (Telesph. in epistola sua decretali).

Aber solch Gebot hat nicht die ganze Kirche Gottes allenthalben angenommen, sondern ist grosse Ungleichheit der Fasten gehalten worden, wie Solches aus der Kirchenhistorie zu sehen, da der heilige Lehrer Irenäus, Bischof zu Lyon in Frankreich, so ungefähr sechszig Jahr nach gedachtem Telesphoro gelebt, schreibt dem Bischof zu Rom, Victor genannt, auf diese Weise: Es ist aber nicht um den Ostertag allein der Streit, sondern auch von der Fasten. Denn Etliche meinen, man soll nur einen Tag Fasten halten, Andere zween, Andere mehre Tage, Etliche auch vierzig Tage, welche Ungleichheit der Fastentage nicht allererst jetzo, oder zu unserer Zeit angefangen, sondern lang vor uns. Und sind gleichwohl diese Alle, ob sie wohl unter ihnen selbst ungleich gewesen, in Haltung derselben mit uns friedlich gewesen, und noch, und hat diese Ungleichheit der Fasten die Einhelligkeit des Glaubens nicht zertrennt.

Es habe aber dieser Unterschied der Speisen und Fasten so lange gewähret, als er wolle, so fragen wir doch Nichts darnach, dieweil es ein pur lauter Menschentand und Satzung ist und nicht von Gott gepflanzt, darum es billig, wie der Salvator lehrt (Matth. 15), soll ausgereutet werden; so nennt er auch solchen Gottesdienst, der in Unterschied der Speise steht, mit einem gar seltsamen und hässlichen Namen, dass er, mit Ehren zu vermelden, durch den natürlichen Gang ausgeworfen werde, und sollen wir uns desshalb keinen Strick an den Hals lassen werfen. So warnt uns auch sein heiliger Apostel und auserwähltes Werkzeug, Paulus, vor der Speise Verbot, da er spricht (Col. 2): So lasset nun Niemand euch ein Gewissen machen über Speise oder Trank, oder über bestimmte Feiertage. Und gleich hernach: Lasset euch Niemand das Ziel verrücken, der nach eigener Wahl einhergeht, in demüthiger Geistlichkeit der Engel, dess er nie keins gesehen hat, und ist ohne Ursach aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinne. So ihr denn nun abgestorben seid mit Christo den Satzungen der Welt, was lasst ihr euch denn fangen mit Satzungen, als lebtet ihr noch in der Welt? Die da sagen: Du sollst Das nicht angreifen, du sollst Das nicht kosten. (versuchen), du sollst Das nicht anrühren, welches sich doch Alles

unter Händen verzehret, und ist Menschengebot und Lehre, welche haben einen Schein der Weisheit durch selbsterwählte Geistlichkeit und Demuth.

Wie könnte doch Gott der heilige Geist unserer Pharisäer Heuchelei, Fasten und Speiseverbot sammt ihren Lehrern, Patronen und Vertheidigern mit besseren Farben abgemalt und herausgestrichen haben!

So Viel aber das Speiseverbot und sonderlich des Fleisches belangt, verwirft und verdammt der heilige Apostel Solches insonderheit, da er also schreibt: Alles, was feil ist auf dem Fleischmarkt, Das esset, und forschet Nichts, auf dass ihr der Gewissen verschonet (1. Cor. 10).

Und dieweil er als ein besonders hocherleuchteter Apostel Gottes im heiligen Geist vorgesehen hat solche künftige Menschenlehre und Heuchler, hat er treulich die ganze Christenheit davor gewarnt, und damit man ja solche Menschengesetze vermeide und als den Teufel selber fliehe, nennt er's Teufelslehre, da er also schreibt (1. Timoth. 4): Der Geist aber sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten werden Etliche von dem Glauben abtreten und anhangen den verführerischen Geistern und Lehren der Teufel, durch Die, so in Gleissnerei Lügenredner sind und Brandmaal in ihren Gewissen haben und verbieten, ehelich zu werden und zu meiden die Speise, die Gott geschaffen hat, zu nehmen mit Danksagung den Gläubigen und Denen, die die Wahrheit erkennen; denn alle Creatur Gottes ist gut und Nichts verwerflich, das mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet. Wenn du Solches, sagt er zum Timotheo, seinem Jünger, den Brüdern fürhältst, so wirst du ein guter Diener Jesu Christi sein.

Höre Wunder über Wunder, lieber Christ, wie weit der heilige Apostel Paulus und die Päpstler von einander sind. Die Päpstler halten so hart ob ihrem vermeinten Menschengebot, betreffend der Speisen Unterschied, dass sie die Übertreter desselbigen viel höher und härter strafen, denn den Ehebruch, wie auch der Herr Christus den Pharisäern zu seiner Zeit gar tapfer desshalb einschenkt und sagt: Was zum Mund eingeht, Das verunreinigt den Menschen nicht. Er lässt es aber bei Dem nicht bleiben, sondern sagt weiter, schilt und straft sie gar hart, dass sie um ihrer Aufsätze willen übertreten Gottes Gebot. Inmaassen auch unsere Widersacher noch heutiges Tags bei solchem hellen Licht Gottesworts ob diesem Menschengebot so hoch halten, die armen Leute darob plagen, martern und strafen, als wäre es Gotteswort und sein höchster Dienst, und lassen daneben anstehen die rechten, von Gott gebotenen Werke und angenehmen Dienste. St. Paulus aber sagt, die abtrünnigen Mammelucken von dem christlichen Glauben werden den verführerischen Geistern, das ist Lehrern, und Teufelslehren anhangen, welche doch weder den Namen, noch den Schein oder Ansehn haben werden, als seien sie solche Gesellen, sondern einen Schein der Heiligkeit führen, aber es seien Heuchler und Gleissner und nicht wahrhaftige, sondern lügenhaftige Lehrer.

Damit man aber sie möge lernen erkennen, wer und welche diese Gesellen seien, visiert er ihnen ihr Wappen und streicht's heraus mit ihren Farben, zeigt an, was sie im Schilde führen, dass sie nämlich die Ehe werden verbieten und meiden die Speise.

Wer nun diese Gesellen seien, liegt klarer und heller am Tage, denn der Bauer an der Sonne. Wer sie nicht will lernen kennen, und sich vor ihnen hüten, Der habe ihm den Schaden. Ob nun wohl die verführerischen Geister und Teufelslehrer solche hässliche Beschreibung und Abmalung oder Contrafactur von sich schieben und allein auf die alten Ketzer Tatianum, Encratiten, Montanum etc. ziehen wollen, an denen es erfüllet sei, so mag doch solche ihre nicht werthe Ausflucht keine Statt und Platz haben oder den Stich halten. Denn St. Paulus nicht von Personen sonderlich schreibt, sondern eigentlich und fürnehmlich von der Teufelslehre, dass nämlich alle Die, zu welcher Zeit sie auch leben, mit was gesuchtem Schein und Fürgeben es immer geschehe, so die Ehe verbieten und lehren die Speise meiden, dass alle Die, sagt er, seien verführerische Geister und lehren Teufelslehre.

Hieraus erscheint nun klar und hell, dass das rechte Fasten nicht stehe in Unterschied der Speise; denn solche, wie gehört, von Gott in seinem Wort verworfen und verdammet wird, sondern in Nichtsessen, Das heisst und ist nach göttlicher Schrift Fasten.

Zu Dem so heisst auch Fasten in der Schrift schlecht oder übel essen, da man nicht köstlich lebet, noch wohl isset oder Gastung hält, sondern ein gar nüchtern Leben führet, damit das Gebet nicht verhindert, noch die Herzen mit Fressen oder Saufen, wie der Herr Christus redet, beschweret werden (Luc. 21). Also pflegt man auch und eben in diesem Verstande zu reden und zu sagen: Zwei Mal des Tages übel essen ist ein Mal gefastet.

Und also redet auch die heilige Schrift davon, als von David, dem Könige und Propheten (2. Sam. 12), dass er Gott um das Knäblein, so ihm Urias Weib geboren, aber todtkrank war, mit seinem Gebet ersucht habe und gefastet, über Nacht auf der Erde gelegen sei. Was nun das Fasten die sieben Tage über gewesen sei, legt Solches die Schrift daselbst aus mit diesen Worten, dass er nämlich nicht mit seinen Räthen gegessen habe; nachdem aber das Kind gestorben, habe er ihm lassen auftragen und gegessen.

Gleichergestalt redet auch die Schrift von Anna, der Prophetinn, dass sie nimmer von dem Tempel kommen sei und habe Gott gedient mit Fasten und Beten Tag und Nacht, nicht, dass sie gar Nichts gegessen, sondern Wenig und schlecht oder übel, nur zur Aufenthaltung ihres Leibes und Lebens. Inmaassen auch der Herr Christus den Pharisäern, so da murreten und fragten, warum sie und Johannis Jünger so oft fasteten und so Viel beteten, seine Jünger aber ässen und tränken, antwortete und sprach: Ihr könnet die Hochzeitleute nicht zum Fasten treiben, so lange die Hochzeit währet und der Bräutigam bei ihnen ist; es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird, alsdann

werden sie fasten (Luc. 5), das ist, mit guten Zähnen oft übel essen. Und Das sei auch genug vom Andern.

Von dem dritten Theil,

nämlich, wann und zu welcher Zeit man fasten solle.

Hievon ist

zu wissen, dass wir im neuen Testament keine gewisse oder bestimmte Zeit oder Tag im Jahr haben, wie die Juden im alten Testamente; gleichwohl, wie gehört, nur einen Tag im Jahre. Wiewohl ich sehr wohl weiss, was hievon die Patres oder alten Kirchenlehrer gehalten und geschrieben haben, sonderlich Basilius, Epiphanius, Ambrosius und Hieronymus, welche sonderlich auf das vierzigtägige Fasten vor dem Ostertag gedrungen haben, welches Hieronymus hält für der Apostel Satzung und nothwendig. Darwider St. Augustinus ganz christlich schreibet (Epist. 96): Ego in evangelicis et apostolicis literis totoque instrumento quod appellatur Testamentum novum animo id revolvens video praeceptum esse jejunium. Quibus autem diebus non oportet jejunare et quibus oportet, praecepto Domini vel Apostolorum non invenio definitum, Das ist auf Deutsch: In den Evangelien und apostolischen Schriften und in dem ganzen neuen Testament, wenn ich dasselbige in meinem Gemüth überlaufe und bedenke, so sehe und finde ich, dass das Fasten geboten ist; welche Tage man aber fasten solle oder nicht, finde ich nicht von dem Herrn oder seinen Aposteln definirt, bestimmt, gesetzt oder beschlossen, wie er auch an einem andern Ort (Epist. 119 Cap. 15) sagt: Denn dass man diese vierzig Tage vor Ostern fastet, kommt her von der Kirchen Gewohnheit oder Brauch.

Also ist auch aus St. Matthäo (Cap. 9) offenbar, dass der Herr Christus das selbsterwählte Fasten verwerfe, da er den Jüngern Johannis des Täufers auf ihre Frage, warum sie und die Pharisäer so viel fasten, seine Jünger aber fasten nicht, Antwort giebt und sagt: Wie können die Hochzeitleute Leid tragen, so lange der Bräutigam bei ihnen ist? Er nennt das Fasten ein Leiden nach Art hebräischer Sprache, da die Fasten genannt wird den Leib kasteien und demselbigen wehe thun, welches alle Welt für gross hält, wie die Pharisäer zu aller Zeit (Jes. 58. 1. Kön. 18). Die Baalspfaffen kratzten sich selbst mit Messern, bis das Blut herausging, und hie Johannis Jünger; dieweil aber solches Alles aus eigener Wahl angenommen, wie auch alle der Mönche und Nonnen Regeln, so ist es ein vergeblicher Gottesdienst, als der Heiland selber bezeuget.

Darum sagt der Herr Christus, seine Jünger fasten nicht, dieweil der Bräutigam noch bei ihnen ist, das ist, dieweil ihnen Gott noch nicht hat Leiden zugeschickt und er noch bei ihnen war, sie schützet und schirmet, so erdichten sie ihnen kein Leiden, legen auch ihnen kein Kreuz auf; denn Solches taugt vor Gott nicht überall. Sie mussten aber fasten und leiden, da Christus von ihnen weggenommen war; da ging das Kreuz und Leiden an, und da hatten sie genug zu fasten, da ihnen das Elend unter Augen schlug.

So ist nun das die rechte Zeit zum Fasten, wann Kreuz, Leiden und Unglück dahergeht, in'sgemein oder insonderheit, da solle man zusammenkommen und, damit man zum Gebet desto eifriger und andächtiger sei, fasten, zu Gott rufen.

Also fastete das ganze Volk Israel (Richt. 20), da sie von den Benjaminitern geschlagen waren, und währete solch ihr Fasten den ganzen Tag über bis an den Abend. Dergleichen das jüdische Volk aus Befehl des gottseligen Königs Josaphat (2. Chron. 20), da er von einer unsäglichen Menge Volks vieler Feinde von mancherlei Orten überzogen ward, rufet er ein Fasten aus, dass das ganze Volk Juda zusammenkam, den Herrn zu suchen und anzurufen. Gleichergestalt lieset man auch in den Büchern Esther und Nehemia am 4. Capitel. Und von David dem Könige und Propheten, wenn es ihm übel ging, fastet und betet er, Ps. 55: Ich aber, wann sie krank waren, zog einen Sack an, that mir weh mit Fasten und betete stets von Herzen, Ps. 69: Ich weine und faste bitterlich, und man spottet mein dazu. Ich habe einen Sack angezogen.

Also, da der Prophet Joel verkündiget grossen Jammer und Verderben, vermahnt er sie zur Fasten und spricht (Joel 3): Blaset mit Posaunen zu Zion, heiliget eine Fasten, rufet die Gemeine zusammen, versammelt das Volk, heiliget die Gemeine, sammelt die Ältesten, bringet zu Hauf die jungen Kinder und die Säuglinge, der Bräutigam gehe aus seiner Kammer und die Braut aus ihrem Gemach. Lasset die Priester, des Herrn Diener, weinen zwischen der Halle und dem Altar und sagen: Herr, schone deines Volks und lass dein Erbtheil nicht zu Schanden werden, dass die Heiden über sie herrschen; warum willst du lassen unter den Völkern sagen: Wo ist nun ihr Gott? Also, da der Prophet Jonas (Cap. 3) den Niniviten aus Befehl Gottes angezeigt, sie sollten innerhalb vierzig Tagen untergehen, liess der König ein gemein Fasten ausrufen, dass weder Menschen noch Vieh Etwas sollten essen oder trinken und zu Gott heftig rufen.

Es ist mir zwar nicht unbewusst, wie auch droben hievon Meldung geschehen, dass gleichwohl ein alt Ding ist um die Fasten, und gewisse Zeit dazu verordnet; aber es ist auch gar ungleich gehalten, wie aus Irenäo angezeigt.

Dieweil, und zwar in Gottes Wort, uns keine gewisse Zeit oder Tag im Jahre zu fasten bestimmt, sollen wir uns dies Joch und Menschengesetz des heuchlerischen, vierzigtägigen Fastens der Päpstler ohne Gotteswort wider die christliche Freiheit nicht lassen auflegen und binden, dagegen aber uns darum nicht überfüllen zu irgend einer Zeit, sondern ein nüchtern und mässig Leben führen alle Zeit, auch, wann Unglück vorhanden, ein allgemein Fasten ausrufen vermöge hievor angezogener Exempel heiliger Schrift und zu Gott dem Herrn ämsig und ernstlich beten und schreien, getroster und ungezweifelter Hoffnung, er werde uns laut seiner Zusagung gnädiglich und väterlich anhören und erretten.

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