ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

h. Geistes befeuchtet und mit dem Auge seiner göttlichen Fürsorge ihn überschauet, wie der Prophet Esaias in seinen Gleichnissen, Cap. 5, anzeiget.

II.

Wer einen Weinberg hat, der muss darauf bedacht sein, dass er bearbeitet werde, darum auch Gott, der himmlische Vater, welchen Christus Joh. 15 einen Weingärtner nennt, ausgehet Arbeiter zu berufen in seinen Weinberg.

Dieser Beruf in den Weinberg Gottes ist nun anders Nichts, als das kräftige Ziehen des himmlischen Vaters, davon Christus spricht Joh. 6: Niemand kommt zu mir, es sei denn dass ihn der Vater ziehe. Solches Ziehen geschieht durch's äusserliche Wort und durch's innerliche Rühren des Herzens, das vom heiligen Geist geschiehet. Wenn Gott der Herr zur Gemeinschaft seiner Kirche durch's Wort uns beruft, so ist dabei die Kraft des heiligen Geistes, welcher das Herz kräftiglich rühret und dem Beruf Gottes zu folgen treibet. Das meinet Christus, wenn er spricht, dass der Hausvater ausgegangen, Arbeiter zu miethen in den Weinberg.

Wenn Gott wäre in der verborgenen Stätte seiner Majestät im Himmel geblieben, wäre er wohl unerkannt geblieben, und wir wären nimmermehr zu ihm gekommen, gleich wie ein Mensch in seinem Hause verborgen ist; aber er ist ausgegangen, das ist, er ist aus seiner verborgenen Majestät zu uns hervorgegangen, hat sich in seinem Wort geoffenbaret und uns also in den Weinberg seiner Kirche berufen, gleich wie ein Mensch von anderen erkennet wird, wenn er aus seinem Hause hervorgehet zu den anderen.

Was ist's aber, dass von dem Hausvater stehet, dass er nicht allein des Morgens, sondern auch um die dritte Stunde des Tages, hernach um die sechste, ferner um die neunte Stunde, endlich auch um die elfte Stunde ausgegangen, Arbeiter zu miethen? Es wird anders Nichts dadurch verstanden, als dass Gott der Herr seine Hände den ganzen Tag ausbreitet, Esa. 65, und zu allen Zeiten die Menschen zur Gemeinschaft seiner Kirche beruft.

Er thut aus grosser Liebe, als könnte er unser nicht entrathen, und als wenn ihm an seiner Güte etwas entginge, wenn er uns nicht zu sich in seinen Weinberg bringe, da er doch in ihm selber vollkommen und der Allerseligste in ihm selber ist. Wenn schon weder Mensch noch Engel in seinem Weinberge wäre, er gehet aber so oft aus und berufet so sehnlich uns Menschen aus überfliessender Liebe, und da sonst wir schuldig wären, umsonst im Weinberge ihm zu dienen, weil er uns alle Glieder und Sinne, die wir zur Arbeit gebrauchen, hat gegeben, so verheisst er doch einen Groschen, das ist, Belohnung aller Arbeit. Dies ist also, was insgemein durch dies unterschiedliche Ausgehen dieses himmlischen Weingärtners zu verstehen, und ist all genug zur Auslegung des Gleichnisses; denn man soll in Gleichnissen nicht so eben auf alle Stücke sehen, sondern den Hauptzweck, wohin es vornehmlich gemeinet, darinnen suchen, und die anderen Nebenumstände anstehen lassen, jedoch da man je insonderheit dies unterschiedliche

Ausgehen will erkläret haben, mag man dadurch verstehen, dass Gott der Herr zu unterschiednen Zeiten des Lebens die Menschen in seinen Weinberg berufe; denn wie der göttliche Beruf währet von Anfang der Welt bis an's Ende, also währet er auch von Anfang des menschlichen Lebens bis in den Tod, dass Gott der Herr gleich mit Verlangen unser wartet, ja er locket uns freundlich, treibet uns auch endlich in seinen Weinberg, und gereichet doch solches Alles uns zum Besten. Wenn schon Niemand in dem Weinberge seiner Kirchen allhier auf Erden. wollte arbeiten, so hätte er doch ein anderes schönes Paradies im Himmel, die heiligen Engel, von welchen er Früchte des Lobes und Preises vollauf hat. Alles Rufen, alles Reizen, alles Treiben geschieht nur um unseretwillen, dass wir im Weinberge arbeiten und also der Belohnung theilhaftig werden.

Vor diesem Beruf stehen wir am Markt dieser Welt müssig, das ist, wir thun Nichts ausser der Gnade Gottes und vor diesem göttlichen Beruf, das ihm gefallen könne. Wenn der Mensch noch nicht in der Gnade Gottes ist, so stehet er gewiss noch müssig und thäte ein solcher Mensch (spricht Taulerus) ob es möglich wäre, das doch nicht ist, alle guten Werke, die die ganze Welt je thäte, er stände dennoch allzumal müssig, unfruchtbar und eitel. Gott muss mit seinem Beruf den Anfang machen und den Menschen durch seine Gnade erst ganz neu wieder gebären, soll er gottgefällige Werke thun.

III.

Nun wohlan! Der Beruf Gottes ist ergangen, die Arbeiter haben sich eingestellet, wie gehet nun die Arbeit an? Da berichtet uns Christus, dass zweierlei Arbeiter sind im Weinberge Gottes (denn was Die anlanget, die müssig stehen bleiben und nicht wollen in den Weinberg zur Arbeit gehen, davon wollen wir jetzt nicht handeln, weil es offenbar ist, dass sie von der Belohnung ausgeschlossen), Etliche suchen in ihrer Arbeit den Lohn, Etliche arbeiten auf Gnade.

Die Ersten beschreibet der Herr in seinem Gleichnisse also, dass der Hausvater mit ihnen eins worden um einen Groschen. Sie wollten nicht thun wie die Anderen, welche auf das blosse Wort des Hausvaters gingen und trauten der Verheissung, er würde ihnen geben, was recht wäre, sondern sie drängen auf den Lohn, der musste erst bestimmt sein. Das war allbereit Anzeigung genug, dass sie nicht aus lauter Liebe des Hausvaters, sondern um des Lohnes willen arbeiten. Dies ihr Schalksherz beweisen sie hernach noch deutlicher; denn als sie sehen, dass die, so wenig gearbeitet hatten, eben einen solchen Lohn bekommen, welcher ihnen verheissen, meineten sie, sie würden mehr empfahen, das heisst ja abermals den Lohn gesucht. Noch mehr, als sie ihren Lohn empfangen, murren sie wider den Hausvater, dass er Die, so nur eine Stunde gearbeitet, ihnen gleich gemacht habe. Daraus abermals zu spüren, dass sie mit ihrer Arbeit nur den Lohn gesucht.

Andere aber arbeiten auf Gnade. Sobald der Hausvater zu ihnen sagt: Gehet hin in den Weinberg, so gehen sie, fragen nicht erst nach dem Lohn, sondern weil der Hausvater zugesagt, es soll ihnen werden, was recht ist, trauen sie seinen Worten. Da die Zeit der Zahlung

kommt, gedenken sie: Ach, wir haben wenig gearbeitet, sollten wir mehr nicht bekommen, als wir verdienet, würden wir spärlich belohnet werden, darum, als sie den Groschen empfangen, erkennen und preisen sie des Hausvaters Güte, erkennen, dass der Lohn viel grösser, als ihre Arbeit, ja es sei ihre Arbeit gar nicht mit dem Lohne zu vergleichen. Dies ist nun das vornehmste Stück des Gleichnisses, damit uns Christus warnen wolle, dass wir nicht unter Denen sein sollen, welche in ihrer Arbeit den Lohn suchen, sondern wenn wir in den Weinberg Gottes berufen sind, sollen wir ohne Gesuch des Lohns arbeiten und Gotte vertrauen, er werde es überreichlich Alles belohnen, was wir nur Gutes wirken und Widerwärtiges um seinetwillen leiden. Dass dieses das vornehmste Stück des Gleichnisses sei, darauf Christus vornehmlich gesehen, erscheinet aus der Gelegenheit und Anleitung, welche Christus zum Gleichniss gegeben, so wohl auch aus dem Beschluss, welchen Christus auf das Gleichniss setzet. Im vorigen 19. Capitel meldet der Evangelist, dass St. Petrus, als er gehöret, dass Christus einem Jungling einen grossen Schatz im Himmel verheissen habe, wenn er würde Alles verkaufen, den Armen geben und Christo folgen, darauf habe er, St. Petrus, angefangen: Herr, wir haben Alles verlassen und sind dir nachgefolget; was wird uns dafür? Demselben gab der Herr zur Antwort: Es soll euch dieses Alles in der Wiedergeburt, das ist, am jungsten Tage, überreichlich belohnet werden; er setzet aber diese Warnung hinzu: Viele, die da sind die Ersten, werden die Letzten und die Letzten die Ersten sein. Damit will er so Viel sagen: Lieber Petre, du musst nicht also den Lohn deiner guten Werke suchen und fordern, musst nicht in deinem Herzen der Erste oder Vornehmste vor Anderen sein, musst dich nicht Anderen vorziehen, sondern für den Letzten und Unwerthesten halten. Darauf folget sobald das Gleichniss dieses Evangeliums, welches eben mit solchen Worten Christus wiederum beschliesst und also genugsam anzeiget, dass er mit diesem ganzen Gleichniss vornehmlich darauf sehe, dass er uns warnen will, wir sollen ja nicht in unsern guten Werken den Lohn suchen, Andere, Geringere verachten und uns für die Ersten halten, sondern vielmehr treulich arbeiten, alles Gute thun, das Widerwärtige geduldig tragen, daneben doch bloss und lauterlich der Gnade Gottes leben, uns für die Letzten und Unwerthesten achten.

Derowegen gilt dies Evangelium nicht den Unbussfertigen und Gottlosen, welche allbereit ihr Urtheil haben, dass sie keinen Lohn zu hoffen haben, sondern es gilt Denen, so in Gottes Weinberge arbeiten, der guten Werke sich befleissigen, die Hitze der Trübsal darüber leiden und ihrer Seligkeit sich annehmen, dieselben warnet Christus, dass sie ja nicht um der Belohnung willen sollen arbeiten, oder wegen ihrer Arbeit sich selbst erheben und für die Ersten halten.

Und ist wahrlich diese Warnung Christi sehr hoch von Nöthen; denn wenn wir anfangen Gutes zu thun, so will sich immer der alte Adam mit einmischen, dass man den Lohn suchet und seiner Arbeit, seiner Tageslast halben sich über Andere erhebet; Dem muss mit aller Macht widerstanden werden, das Gute muss gethan werden aus lauterer Liebe Gottes. Wer in seinen guten Werken die Belohnung suchet, der

dienet nicht Gott, sondern ihm selber, weil er nicht lauterlich Gott, sondern sich selber meinet. Also auch das Gute muss gethan und doch vergessen werden, sonst folget bald darauf Hoffahrt des Herzens und Verachtung Anderer. Die linke Hand soll nicht wissen, was die rechte gethan hat, spricht Christus Matth. 6.

Aber wo will man solche Arbeiter finden? Wie viel sind ihrer wohl, die Gutes thun und doch nicht darinnen den Lohn suchen? Wenig ist ihrer, die von Herzen der guten Werke sich befleissigen, und unter Denen, so Gutes thun, sind ihrer wiederum Wenige, die es lauterlich aus Liebe gegen Gott und nicht aus einem Gesuch des Lohnes thun, darum mag wohl der Herr sagen: Viele sind berufen, aber Wenige sind auserwählet.

Wenn man also würde predigen: Es ist kein Himmel, es ist keine Hölle, wie Viele würden ihrer wohl bleiben, die Gutes thäten und das Böse anstehen liessen? Gleichwohl muss ein rechtes gutes Werk also geschehen, dass man nicht dadurch suche den Himmel zu verdienen, und das Böse muss gehasset werden, nicht aus Furcht vor der Hölle, sondern lauterlich um des Befehls Gottes willen, aus reiner Liebe zu Gott, der das Böse hasset und das Gute liebet. Das ist der rechte Unterschied zwischen den mercenariis, die den Lohn suchen und zwischen den wahren Kindern Gottes, die aus blosser Liebe gegen Gott als ihren Vater Gutes thun; jene thun Alles mit Unlust, doch machet die Belohnung, dass sie nicht in allerlei Sünden sich wälzen, das Herz ist noch immer von Gott und seinem Gesetz abgewendet; wäre kein Himmel, sie thäten nichts Gutes; wäre keine Hölle, sie liessen kein Böses. Aber diese thun Alles mit herzlicher Lust, sie halten Gott für ihren lieben Vater, der ihnen aus Gnaden das Erbe des ewigen Reichs werde geben, und weil sie wissen, dass dieser ihr lieber Vater der Sünden Feind sei, meiden sie auch dieselbe und befleissigen sich des Guten, wenn schon nimmermehr ein Himmel oder Hölle wäre. Da heisst es denn: Die Liebe suchet nicht das Ihre, 1. Cor. 13. Wer aus rechter Liebe Gottes ihm gehorsam ist, der suchet nicht durch seine guten Werke den Himmel Gott abzuverdienen, sondern bloss um des göttlichen Gebots willen, ohne einiges Gesuch seiner selbst Belohnung ist er Gott gehorsam.

IV.

Die Arbeiter sind ungleich, wie mag ihnen wohl gelohnet sein? Davon folget ferner in der Parabel: Da es nun Abend ward, sprach der Herr des Weinberges zu seinem Schaffner: Rufe die Arbeiter und gieb ihnen den Lohn, und hebe an dem Letzten bis zum Ersten.

Das wird erfüllet werden am Abend der Welt. wenn nunmehr der Tag dieses Lebens vorüber, da wird der himmlische Vater durch seinen Sohn, welchen er zum Erben über Alles, Hebr. 1, und zum Herrn seines Hauses gesetzt hat, das Gericht und die Ablohnung der Arbeiter anstellen; denn der Vater hat Alles Gericht dem Sohn gegeben. Joh. 5.

Da kamen, die um die elfte Stunde gedinget waren, und empfingen ein Jeglicher seinen Groschen. Da aber die Ersten kamen, meineten sie, sie würden Mehr empfangen, und sie empfingen auch ein Jeglicher

seinen Groschen. Darum murreten sie wider den Hausvater und sprachen: Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleich gemacht, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben. Er antwortete aber und sprach zu Einem unter ihnen: Freund, ich thue dir nicht Unrecht, bist du nicht mit mir eins worden um einen Groschen? Nimm, was dein ist, und gehe hin, ich will aber diesen Letzten geben gleich wie dir; oder habe ich nicht Macht zu thun was ich will mit dem Meinen? Siehest du darum so scheel, dass ich so gütig bin?

Dies Stück des Gleichnisses wird ungleicher Weise gedeutet. Etliche wollen daraus erzwingen, dass das ewige Leben ein Verdienst unserer Werke sei, aber das ist dem Zweck dieses Gleichnisses schnurstracks zuwider, sintemal dasselbe ganz dahin gerichtet, dass man vor Gottes Gericht seiner Würdigkeit und seiner Werke nicht zu rühmen habe, sondern es sei Alles ein lauteres Gnadengeschenk Gottes. Sollte es nach der Proportion der Arbeit in der Belohnung zugehen, würden gewiss die Ersten und Letzten ungleich sein abgelohnet.

Etliche verstehen durch den Groschen Christum selber, welcher am Abend, das ist, zur Zeit des neuen Testaments geboren und zugleich Juden und Heiden angetragen wird; aber er wird von den murrenden Juden verworfen, welche nicht leiden wollen, dass ihnen die Heiden gleich geachtet werden. Das ist auch zu weit geholet, weil Christus nicht um unserer Arbeit willen, im Weinberge gethan, gesendet, sondern aus lauter Güte.

Mehrentheils verstehet man durch den Groschen das ewige Leben, welches eine Belohnung ist aller guten Werke und doch eine gnadenreiche_Belohnung, nicht aus Pflicht oder Verdienst, weil der Groschen auch Denen gegeben wird, welche nur eine Stunde gearbeitet haben.

Dies ist nun an ihm selber nicht Unrecht, doch scheinet's auch hart zu sein, dass das ewige Leben den murrenden und missgünstigen Arbeitern zugelegt werde.

Darum ist's am besten, man bleibe allein beim Hauptzweck, dass nämlich dies wider die geistliche Hoffahrt sei gerichtet, dadurch der Mensch in seinen Werken sich vor Gott erhebet, Andere verachtet und dieselben für grossen Verdienst vor Gottes Gericht achtet.

Will man ja alle Stücke des Gleichnisses erklären, so möchte man sagen, der Groschen bedeute insgemein allerlei Belohnung der guten Werke, sie sei geistlich oder leiblich, zeitlich oder ewig. Wer nun will auf sein Verdienst dringen und Anderen daneben Gottes Gnade missgönnen, Der wird hören müssen: Bist du nicht mit mir eins worden um einen Groschen, es ist dir allbereit im zeitlichen Leben Alles übergnugsam vergolten, was du Gutes gethan hast, nimm, was dein ist und gehe hin, zieh hin mit der Parteke des irdischen Lebens und seiner Güter, nihil tuum est praeter peccatum, August: de nat. et grat. cap. 52.

Dahergegen die Anderen, welche willig gearbeitet, den Lohn nicht gesucht noch gefordert, sondern es dafür geachtet, es würde Wenig oder Nichts gefallen, wenn's nach ihren Werken in der Belohnung ergehen sollte, dieselben werden mit zeitlichem und ewigem Segen aus Gnaden überschüttet.

Wie dahin Christi Epiphonema und Schluss gehet, wenn er spricht:

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »