ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

sien), die Seinen gesegnet hatte. Der Pfarrer Holfeld hielt ihm in der Kirche zu Lissa die Leichenpredigt über den von Heermann selbst gewählten Text 1. Petri 5, 2. 3. 4.

Johann Heermann's Predigten sind aus der Tiefe des inbrünnstigsten Glaubenslebens geschöpft. Sie ergreifen den ganzen Menschen und lassen ihn in plastischen Bildern und Thatsachen die Herrlichkeit Gottes und das Elend der Welt schauen. Johann Gerhard nannte sie eine Ergötzlichkeit für Menschen und Gott (deliciumque hominum deliciumque Dei). Auch in der Behandlung ethischer Stoffe ragen sie hervor. Žuweilen jedoch werden sie sich selber untreu und liefern Gemachtes. Lateinische Citate, zuweilen sogar ohne eingefügte Uebersetzung, sind häufig. Ihre Form ist die synthetische.

H.'s Andenken ist in neuester Zeit durch die Feier seines 300 jährigen Geburtstages am 11. October 1885 besonders wach geworden. In der Kirche zu Raudten ist eine Marmortafel mit goldener Inschrift zu seinem Ehrengedächtniss gestiftet, und in Köben hat sich ein Komité gebildet, welches zum Bau einer Heermanns-Kirche daselbst durch eine Pfennigsammlung das ganze evangelische Deutschland aufruft.

Schriften: Exegesis fidei Cristianae oder biblisches Christenthum. Wittenberg 1609. 8. Gebetbuch, darinnen hundert christlicher guter und nützlicher Gebete begriffen. Leipz. 1609. 8. Crux Christi, das ist, die schmerzliche und traurige Marterwoche unsers Heilands Jesu Christi, in lehr- und trostreichen Predigten erkläret. Lübeck 1618. 4. Neueste Aufl. von Traugott Siegmund. Neu-Ruppin, Oehmigke. 1861. 16. desgl. Leipzig, Expedit. des theol. Anzeigers 1862. Andächtige Kirchen-Seufzer oder Reimen, damit die gewöhnlichen Sonntags- und Festevangelien beschlossen. Leipz. 1616. 8. Heptalogus Christi, das ist, die allerholdseligsten sieben Worte unseres Heilands Jesu Christi, mit welchen er am Kreuz sein Leben geendigt hat, in sieben lehr- und trostreichen Predigten erklärt. Lübeck 1619. 4. Neueste Aufl. Berlin 1855. Christliche Leichpredigten. 5 Theile. Braunschweig, Rostock und Nürnberg 1620-1655. 4. Labores sacri, geistliche Kirchenarbeit in Erklärung aller gewöhnlichen Sonntags- und vornehmsten Festevangelien verrichtet. Leipz. 1624-1638, 3 Theile in Fol. Exercitium pietatis oder Uebung in der Gottseligkeit. Breslau 1630. Neueste Ausgabe von Bernhardt. Breslau, Woywod 1886. Devoti musica cordis, Haus- und Herzmusik. Leipz. 1630. 12. Neu umgegossenes verbessertes Schlussglöcklein, das ist, andächtige lehr- und trostreiche Gebete aus dem Saft und Kerne aller gewöhnlichen Sonn- und FesttagsEvangelien, in Reimen verfasst. Frankf. 1632. 8. Abmahnungsschrift an seinen jederzeit gehorsamen, damals aber übel verleiteten Sohn. Frankf. 1640. 4. Fünf Predigten von der bedrängten Wittib und dem ungerechten Richter, aus Luc. 18. Breslau 1642. 4. Baugedanken oder fünferlei Häuser, welche ihm ein jeglicher Christliebender Vater wie sonsten jederzeit also auch und vornehmlich bei seinem Bauen, in seine tägliche Sorge soll befohlen sein lassen. Breslau 1642. 4. Sechserlei Sonntagsandachten. Breslau 1642. 8. Geistliche Herzstärkung für alle frommen Verfolgten und Kranken in drei Predigten. Breslau 1643. 4. Neue Aufl. Wittenberg 1848. Väterlich Liebege

dächtniss, seinem ältesten Sohne Samueli Hermanno, theol. studioso, in III Predigten aufgerichtet. Königsberg 1644. 8. Praeceptorum moralium et sententiarum libri tres oder Zuchtbüchlein für die zarte Jugend. Breslau 1644. 12. Neueste Ausgabe von Bernhardt. Breslau 1886 (Zusammengedruckt mit dem Exercitium pietatis). Manuale, geistliches Handbüchlein. Braunschweig 1650. 12. Christi Auferstehung, in zehn Predigten verfasset. Breslau 1650. 4. Sonn- und festtägliche Spruchpostille. Nürnb. 1652. 4. Bussleiter, Beichtbüchlein und Communikantenbüchlein. Frankf. a. M. 1652. 12. Christliche Tauf - Sermones. Nürnb. 1656. 4. Mons Oliveti oder Christliche Betrachtung der blutsauern Arbeit, welche unser hochverdienter Erlöser Jesus Christus im Garten am Oelberg verrichtet. Nürnb. 1656. 4. Nürnb. 1656. 4. Poetische Erquickstunden, darinnen allerhand schöne und trostreiche Gebete, nützliche Erinnerungen und nothwendige Abmahnungen für Angefochtene, Kranke und Sterbende zu finden sein Nürnb. 1656. 4. Sonderbare Predigten. Nürnb. 1656. 4. Nuptialia, CXLV Christliche Trauungs - Sermones. Nürnb. 1657. 4. Unter seinen geistlichen Liedern sind besonders berühmt geworden: Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen? Jesu, deine tiefen Wunden. Früh Morgens, da die Sonn' aufgeht. - O Jesu, du mein Bräutigam. Du weinest vor Jerusalem. So wahr ich lebe, spricht dein Gott. Wo soll ich fliehen hin? Jesu, Gottes Sohn. O Gott, du frommer Gott. Treuer Wächter Israel. Sie finden sich grösstentheils in seinen devota musica cordis (S. Phil. Wackernagel, Johann Heermann's geistliche Lieder. Stuttg. 1856). Quellen. Witten, memoriae theologorum. Decas V. Francof. 1674. 8. p. 654 (lateinische Uebersetzung der Leichenrede von Joh. Holfeld). Neues Ehrengedächtniss des schlesischen Gottesgelehrten Joh. Heermann von Joh. Dav. Heermann, Prediger am Bethause zu Köben. Glogau 1759. Das Leben Johann Heermann's von K. F. Ledderhose. Mit dem Portrait Heermann's. Heidelberg 1857. Tholuk, Lebenszeugen, Berlin 1859, S. 307 ff. Witke, Johann Heermann. Vortrag am 16. Decbr. 1885 gehalten. Breslau, Dülfer Lange, Gedächtnisspredigt an H.'s 300 jährigem Geburtstage, d. 11. Oct. 1885. Breslau, Dülfer. Bernhardt in der Einleitung zum Zuchtbüchlein und der Uebung in der Gottseligkeit. Breslau 1886.

[ocr errors]

[ocr errors]
[ocr errors]

0

O Jesu,

Predigt am sechsten Sonntage nach Trinitatis.*)
De reconciliatione fraterna.

Versöhn' dich, leg' ab allen Zorn,

Sonst musst du ewig sein verlor❜n.

Das walt der gerechte Richter alles Fleisches, Christus Jesus, welcher alle rachgierigen, unversöhnlichen Menschen an jenem Tage von seinem Angesicht verstossen, dem Satan übergeben und in den höllischen Kerker wird werfen lassen, daraus sie nimmermehr errettet

*) Labores sacri, geistliche Kircharbeit. Leipz. 1624. Fol. Th. 2. S. 194.

werden sollen, gelobet für seine treuherzige Warnung immer und ewiglich. Amen.

Sis humilis ad petendum veniam; facilis ad dandum; et sic membra erunt in pace. Sei demüthig um Verzeihung zu bitten, den du beleidigt hast und willfährtig, Demjenigen Verzeihung zu ertheilen, der dir zuwider gelebet hat. Also werden wir als Gliedmaassen eines Leibes in Friede und Einträchtigkeit sein und verbleiben können, spricht der heilige Bernhardus. Diese wohlgemeinte Erinnerung hat er sonder Zweifel aus den Reden des Herrn Christi, so er am Ende des heutigen Sonntagsevangeliums führet, gesponnen, denen wir etwas weiter nachzusinnen uns vorgenommen haben. Damit es aber wohl abgehe, wollen wir zuvor den heiligen Geist um Hilfe und Beistand durch ein gläubiges Vater Unser ersuchen, doch zuvor singen: Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ, etc. Höret an das heilige Evangelium, welches St. Matth. beschrieben hat Cap. 5 mit nachfolgenden Worten:

Es sei denn eure Gerechtigkeit besser, denn der Schriftgelehrten und Pharisäer bis du den letzten Heller bezahlest. Archidamus ward von zwei Freunden, die miteinander in Uneinigkeit gerathen, zu einem Unterhändler auserkieset und erbeten, darüber ward er Anfangs bestürzt, wusste nicht, was zu thun, liess sich bedünken, sollte er solch ihr Begehren ausschlagen, so würde er ihm beide Personen offens und aufsätzig machen. Sollte er denn über der Sachen sententioniren und das Urtheil fällen, so würde es Einem angenehm, dem Andern zuwider sein, und möchte alsdann von Jenem Dank und Freundschaft, von Diesem Undank, Zorn und Unwillen zum Lohne bekommen. Da er's nun lange genug aus einem Fasse in's andere gegossen und bei sich ponderiret und erwogen, fiel ihm gar ein bequemes Mittel ein. Er führte sie Beide in einen Lucum oder Wald, welcher der heidnischen Göttin Minervae Chalcioecae geweihet und geheiligt war und forderte allda einen Eid von ihnen, dass sie es bei seinem Urtheil und Gutachten wollten beruhen lassen. Nachdem sie Solches willig geschworen hatten, sprach er: Wohlan, Pronuncio ne prius hunc locum exeatis, quam quod inter vos est dissidii, ponatur; et invicem reconciliemini. Dies ist meine Sentenz und Ausspruch, dass ihr nicht eher von dieser heiligen Stätte verrücket, bis dass ihr alles und jedes feindselige Wesen, so zwischen euch vorgelaufen, ab und niederleget und euch mit einander gänzlich vertragen habt. Hiezu waren beide Parteien bald willig, liessen allen Zorn fahren und wurden wiederum gute, vertraute Freunde, dieweil Solches nicht allein ihr gethaner Eidschwur erforderte, sondern auch, weil es für eine grosse Sünde und schreckliche Missethat bei den Lacedaemoniern geachtet ward, dasjenige zu brechen, was man in selbigem, der Göttin Minervae geheiligten Orte angelobt und versprochen hatte.

O ihr Kinder des lebendigen Gottes, wie oft pflegt es in der Welt zu geschehen, dass nicht allein gebeissige, zanksüchtige Hundesart-Leute aus alter Gewohnheit und sonderbarer Lust und Begierde mit ihrem Nächsten täglich vom Kampf- und Kieselbraten essen, sondern es entstehet auch wohl bisweilen aus angeborner Schwachheit unter treuen Nachbarn und lieben Freunden etwas Widerwärtiges, daraus der höllische

Störenfried eine langwierige Verbitterung zu machen sich heftig bemüht, auf dass er euch, so ihr ihm folget, in Gottes Ungnade und zuletzt um eurer Seelen Seligkeit bringen möge.

Ich will thun wie Archidamus und mich von Amts und christlicher Liebe wegen bemühen, ob ich euch aus den Worten unsers himmlischen Friedefürsten Christi Jesu zur brüderlichen Reconciliation und Versöhnung bereden könnte. Ihr seid allhier nicht im Götzentempel Minervae, sondern im Hause des wahren unsterblichen Gottes, der Himmel und Erde gemacht hat.

Helfe Christus Jesus, dass ein Jeder unter uns allen seinen geschöpften Zorn und Unwillen, den er auf seinem Nächsten heimlich oder öffentlich trägt, ganz und gar von Grund aus mit Wurzel und Stock aus seinem Herzen reisse und allhier ablege, ehe denn er noch aus dieser heiligen Stätte verrücket. Seid friedsam, so wird Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein, spricht S. Paulus.

Damit ihr aber dieses Alles desto richtiger fassen und standhaftiger behalten möget, so will ich meine Reden in dies einige Lehrstücklein schliessen und sagen:

De caussis ad reconciliationem impellentibus: Von etlichen hochwürdigen Motiven oder Ursachen, die dich und mich und alle der ewigen Seligkeit begierige Herzen anreizen, dringen, zwingen und bringen sollen, dass wir uns mit unserm Widersacher ganz schleunig und von Grund unserer Seelen vertragen und aussöhnen.

O, Herr Jesu, lass es fruchtbarlich ablaufen, Amen. Anreichend nun unser proponirtes Lehrstücklein, nämlich die hochwichtigen Ursachen, die einen jeden Christen, der da begehrt selig zu werden, dringen und zwingen sollen, dass er sich mit seinem Nächsten alsbald versöhnen soll, so ist unter denen die

I. Mandantis Autoritas, der ernste Befehl Gottes. Durch Moses liess der Herr den Israeliten anmelden: Du sollst nicht rachgierig sein, noch Zorn halten gegen die Kinder deines Volkes. Im abgelesenen Text stellet's Christus nicht in deinen Gefallen, sondern er braucht lauter gebietende Worte und spricht: Vade, gehe hin und versöhne dich. Sei willfährtig deinem Widersacher. Alles, was ihr wollt, das euch die Leute thun sollen, Das thut ihr ihnen auch. Ein neu Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebet habe, auf dass auch ihr einander lieb habet. Dabei wird Jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe unter einander habt. Vergebet, so wird euch vergeben, habt Friede mit einander. Solches bildet und bindet er dir auch wohl ein durch seine Apostel; sonderlich spricht S. Paulus: Ist's möglich, so Viel an euch ist, so habt mit allen Menschen Friede. Lasset uns nachstreben, das zum Frieden dienet. Jaget nach dem Frieden gegen Jedermann.

Und damit sich ja Niemand entschuldigen könne, so wendet sich Christus in unserm Text mit seiner Rede

1. Ad partem laedentem, zu Dem, der den Andern beleidigt hat und spricht: Vade, wirst du eingedenk, dass dein Bruder Etwas wider dich habe, so gehe hin in sein Haus, oder wo er anzutreffen ist, erkenne und bekenne, dass du ihm zu Viel gethan, und thue ihm in Demuth

einen gebührlichen Abtrag. Hast du ihm etwa einen Schaden zugefügt, so richte und ersetze denselben nach Billigkeit, wie Gott Solches ernstlich geboten hat. Qui primus dissensionis materiam praebuit, is primus quoque, ut ad gratiam redeat, viam sternat culpamque deprecetur, ac damni obferat compensationem, par est, inquit Augustinus.

Der Philister-König Abimelech zu Gerar treibt den frommen Isaak, ohne alle Schuld und Ursach aus seinem Lande, bloss auf Angiessen seiner Leute. Endlich überzeuget ihn sein eigenes Gewissen, dass er zu Viel gethan, gehet in eigener Person mit zwei seiner Hofleute dem Isaak nach, erkennt seinen Irrthum, thut Abbitte und versöhnet sich mit ihm. Solches thäten auch Jacobs Söhne, welche, als sie in Aegypten zu ihrem Bruder Joseph kamen, den sie zum höchsten beleidigt hatten, demüthigten sich vor ihm, baten's ihm ab und sprachen: Lieber, vergieb diese Missethat uns, den Dienern des Gottes deines Vaters. Also kamen auch die Kinder Israel zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir wider den Herrn und dich geredet haben.

Was thut Abigail? Weil David von ihrem Manne durch Kargheit und allerlei lose Worte zum Zorn bewogen worden, auch also, dass sich David gänzlich entschlossen, ihn und sein ganzes Haus aufzureiben, ging sie ihm mit Geschenken entgegen, fiel ihm zu Füssen und sprach: Ach, mein Herr setze sein Herz nicht wider diesen Nabal; denn er ist ein Narr, wie sein Name heisset, und Narrheit ist bei ihm. Ich aber, deine Magd, habe die Jünglinge meines Herrn nicht gesehen, die du gesandt hast; vergieb deiner Magd die Uebertretung, etc.

Gleichfalls fiel Simei nach Absalon's Tode vor dem König David nieder, da er über den Jordan fuhr und sprach: Mein Herr, rechne mir nicht zu die Missethat und gedenke nicht, dass dein Knecht dich beleidigt hat des Tages, da mein Herr König aus Jerusalem ging, und der König nehme es nicht zu Herzen, denn dein Knecht erkennet, dass ich gesündigt habe, und siehe, ich bin heute der Erste kommen unter dem ganzen Hause Joseph's, dass ich meinem Herrn König entgegen herabzöge.

2. Darnach redet Christus an Partem laesam et patientem, Denjenigen, der da ist beleidigt worden und spricht: Sei willfährtig deinem Widersacher, rechne nicht zu genau alle Missethat, lass deine Gelindigkeit kund sein Jedermann und vergieb deinem Nächsten, das er dir zu Leide gethan hat und thue Solches von Herzen und nicht nur einmal, sondern wenn er sieben Mal des Tages an dir sündigen würde und sieben Mal des Tages wieder käme zu dir und spräche: „Es reuet mich", so sollst du ihm vergeben. Du magst zwar deinem Beleidiger die erwiesene Unbilligkeit mit glimpflichen Worten vorhalten, doch aber sobald das geschehen, ihm von Herzen verzeihen, wie Isaak that; der sprach zu seinem Widerpart: Warum kommt ihr zu mir? Hasset ihr mich doch und habt mich von euch getrieben. Darauf liess er Speise zurichten, und sie assen und tranken, machten einen neuen Bund beständiger Freundschaft und zogen mit Frieden von einander.

Da die Aeltsten von Gilead Jephtha holeten, dass er wider die Ammoniter ihr Hauptmann würde, sprach er: Seid ihr nicht, die mich hassen und aus meines Vaters Haus gestossen habt? Doch vergab er

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »