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widerleget werden, jedoch gehöret hierzu gebührliche Bescheidenheit, dass man nicht immerdar einreisse und wider die falschen Lehrer kämpfe, sondern auch darneben baue und bessere, auch dass man zuvörderst dieselben Irrthümer mit Sanftmuth und gutem Grunde widerlege, welche heutigen Tages im Schwang gehen, und von denen sonderliche Gefahr eines jeden Orts Zuhörern möchte zustehen.

Vor's Zehnte findet sich eine solche Art zu lehren, dass man sonderlich auf die Erbauung des innerlichen Menschen siehet, mit bequemen Allegoriis und geistlichen Deutungen die Historien des alten. Testaments mit dem neuen Testament vergleichet, dieselbe auf Christum zeucht und in den Lehrpunkten vornehmlich darauf bedacht ist, dass man die wahre Erkenntniss der innerlichen Verderbung unserer Natur, den wahren lebendigen Glauben an Christum, die brünstige Liebe Gottes, Verschmähung des Zeitlichen, Verlangen nach dem Ewigen, demüthige Furcht Gottes, innigliche Gelassenheit, gründliche Demuth und dergleichen ins Herz pflanze. Das möchte man nennen modum docendi Mysticum. Dasselbe ist nun heutigen Tages, da bei dem meisten Theil der Glaube verloschen und die Liebe erkaltet, hochnöthig. Es gehöret aber Fleiss, Gebet und Andacht darzu, denn was in's Herz kommen soll, muss aus dem Herzen entspringen, auch muss hierinnen auf die Zuhörer gesehen werden, dass man Denen nicht starke Speise vortrage, welche der Milch noch zur Zeit bedürftig sein, wie die heil. Apostel davon reden, 1, Conrinth. 3, 1. Petri, 2, Hebr. 5, sonderlich dass mit den Allegoriis oder geistlichen Deutungen bescheidentlich umgegangen werde, wie davon anderswo weitläufiger gehandelt. also Christus in's Herz gepredigt und der innerliche Mensch recht erbauet wird, so folgen die äusserlichen Werk von ihnen selber, ehe aber das Herz geändert, gebessert und gereiniget wird, ist es mit den äusserlichen Werken eitel Heuchelei und Scheinheiligkeit, gleichwie manchmal eine Blume äusserlich ein schönes Ansehen und guten Geruch, aber doch innerlich ein heimliches verborgenes Gift in und bei sich hat. Wollte nun Gott, dass Beide, Lehrer und Zuhörer, in diesem Stück eifrig und fleissig wären!

Endlich findet sich eine solche Art zu lehren, dass man zugleich in der Erklärung des Textes die Lehrpunkte mit einführet, von dem Text bisweilen ziemlich weit abweichet und doch artiger, bequemer Weise zu demselben hernach wiederum kehret, das möchte man nennen modum docendi heroicum, wie solche in der Kirchen- und Hauspostill des Herrn Lutheri zu sehen. Derselben Art zu lehren kann und soll nicht ein Jeder leichtlich folgen, sondern auf der gemeinen Strasse bleiben und in Andern solchen modum docendi ehe und mehr admiriren, als demselben folgen.

Unter diese elf classes oder Haufen können die anderen modi, so noch derselben etliche restiren möchten, füglich gezogen werden, darbei denn dieses in Acht zu nehmen, dass manchmal zwei, drei oder auch wohl mehr dieser Arten conjungirt werden, wie es dann wohl das Beste wäre, wenn man dasjenige, was in diesen classibus sämmtlich das Beste, gebrauchen und zur Erbauung der Kirchen anwenden könnte, aber doch

so haben wir in dieser Ab- und Eintheilung auf die alte Regel gesehen a potiori fit deneminatio."

Die fünffache Nutzanwendung bildet sich in dieser Periode vollständig heraus; doch findet sie sich bei den grössten Predigern gerade am wenigsten. Unter Andern gebraucht sie Martin Geier in seinen Predigten vom Jahre 1665 (s. w. u.).

Die Sprache der besten Predigten dieses Zeitraums ist auffallend rein und schön. Die Sprachenmengerei und insbesondere das Deutschfranzosenthum der literarischen Produkte des 17. Jahrhunderts dringt in jene fast eben so wenig ein, wie in das Kirchenlied. Erklärlich ist diese Thatsache nur aus der tiefen, inneren Heiligkeit des Geistes, der inmitten gekünstelter Spracherscheinungen den Ausdruck aus seinem eigenen, im Worte Gottes neu geborenen Wesen erschuf. Ist doch der Geschmack keineswegs isolirt formeller Natur, sondern im Geisteswesen begründet, wie schon die Stammeseinheit der Wörter sapientia und sapere, (Weisheit) und (schmecken) andeutet. Der Adel der Gesinnung adelt auch die Sprache. Wo die Bilder, welche bei den besten geistlichen Rednern dieser Periode den Charakter der Unmittelbarkeit tragen, durchaus berechnet und manierirt erscheinen, da liegt ihnen auch jenes eitle französische Wesen zum Grunde, welches die Zeit beherrschte. So bei dem koketten, geistig putzsüchtigen Dilherr in seinen emblematischen Predigten. Uebrigens reden alle bedeutenden Prediger dieser Periode durchaus populär, jedoch auf Grund eingehender Studien, vorzüglich der heiligen Schrift, so dass Schuppius' Grundsatz ,,sentiamus cum sapientibus, loquamur cum vulgo" mehr oder weniger ihnen allen zugerechnet werden muss. Die plattdeutsche Sprache verschwand noch immer nicht von den Kanzeln. So redeten in Zelle im Jahre 1611 die drei Stadtprediger noch plattdeutsch, und musste daher Johann Arndt noch vor seinem Amtsantritt daselbst bei der Schwachheit des Hofpredigers dem Herzog Ernst die Leichenpredigt halten (Arndt's Leben Arndt's, S. 115). Die grössten Redner predigten jedoch nur hochdeutsch.

Das Urtheil über den homiletischen Werth dieser Periode kann dem Erörterten gemäss nicht anders als von zwei verschiedenen Gesichtspunkten ausgehen. Einerseits ist der fortgehende Verfall in orthodoxistisch-scholastische Unlebendigkeit unleugbar. Andererseits zeigt sich dieser Corruption gegenüber in der lutherischen Predigt ein energisches und gelungenes Streben nach geistiger Erfassung und Anwendung der objectiven Lehrgüter, ein lebendiger, herzvoller und praktischer Subjectivismus echt evangelischer Art, und die bedeutungsvollen Titel so vieler Predigtsammlungen, als: Herzpostille, Herzensspiegel, heilige Moralien und dergl. sind kein blosses Schiboleth, sondern nur der tief empfundene Ausdruck bewusster Wahrheit. Die mystische, calixtinische und pietistische Bewegung mit ihrem tief inneren Leben haben die evangelische Predigt wesentlich verjüngen und reformiren helfen, theils indem sie den Wahrheitsgehalt der von der kirchlichen Wissenschaft noch abgewehrten Bewegungen naiv in sich aufnahm, theils indem die sonst neben einander laufenden Strömungen in ihr sich lebendig verSo haben Calixt's Ansichten auf die praktische Theologie einen

viel schnelleren uud augenscheinlicheren Einfluss ausgeübt, als auf die wissenschaftliche. Zwar hat der Calixtinismus nicht wie die Mystik und der Pietismus eine besondere homiletische Schule gegründet; aber er wird als einzelnes Element und heilsames Ferment in beiden und noch ausserhalb derselben deutlich genug verspürt. So in den Predigten Heinrich Müller's, Mayfart's, Schuppius', Lassenius' und selbst Spener's; ingleichen in dem zu seiner Zeit fast unvergleichlichen Katechismus des Gesenius und in dessen Predigten, die wir übrigens, weil ihnen die Bedeutung ersten Ranges abgesprochen werden kann, in unserem Werke ausser Betracht gelassen haben.

Hieraus ist erklärlich, wie in den besten Predigten des 17. Jahrhunderts ein geistliches Leben waltet, das, wenn auch nicht an Begeisterung und Kraft, doch an Innigkeit dem der ersten Periode gleicht, an Reichthum aber dasselbe übertrifft. Luther ausgenommen, der als Genius die Fülle künftiger Lebensbewegungen schon in sich trug, hat keine frühere Periode so bedeutende Prediger aufzuweisen wie die dritte*), und die Namen Arndt, Heinrich Müller und Scriver müssen in der Geschichte der Homiletik dem Werthe nach unmittelbar hinter den Luther's gestellt werden.

Die homiletische Periode von Arndt bis zu Spener ist nach den bisherigen Erläuterungen als die des neben dem völligen Verfall hergehenden Neubaus der lutherischen Predigt zu bezeichnen.

Johann Arndt

wurde am 27. December 1555 zu Ballenstädt geboren. Seinen Vater, den gottseligen Stadtpfarrer Jakob Arndt, verlor er schon im zehnten Lebensjahre. Hierauf besuchte er die Schulen zu Aschersleben, Halberstadt und Magdeburg. Einem Grundtriebe seiner Natur gemäss entwarf er sich in seiner Phantasie von der Medicin das Bild einer Wissenschaft, die in das geheime Wesen der Dinge einführen könne, und er beschloss, sie zu studiren. Doch hatte er Ahnungen von einer noch tiefer dringenden Wissenschaft, und wie er deren Ausübung in seinem frommen Sinn für einen unmittelbareren und opfervolleren Gottesdienst hielt, so gelobte er in einer schweren Krankheit, im Genesungsfalle der Theologie sich zu weihen. Gesund geworden hielt er Wort. Doch blieb er seinem ursprünglichen Sinne getreu, indem er sich vor allem dem Reize der Schriften, die in geheime Tiefen einführten, wie die deutsche Theologie, Bernhard, Tauler und Thomas a Kempis, mit Sehnsucht und grosser innerer Arbeit hinab. Im Herbst 1576 bezog Arndt die eben gestiftete Universität Helmstedt, wo er vorzüglich Timotheus Kirchner und im folgenden Jahre Tilemann Heshusius hörte, dessen

*) Dieses wurde zum Theil schon im 17. Jahrhundert anerkannt, z. B. von Scriver, der über die kaltsinnige Predigt seiner Zeit sonst (s. o.) so heftig klagt. Vgl. unten die Predigt am 2. Weihnachtstage.

scharf bestimmte, aber dabei keineswegs weihelose Theologie ein heilsames Correctiv für des Jünglings noch ungeregelten mystischen Idealismus bilden musste. Von Helmstedt ging Arndt nach Wittenberg, lwo er Polykarpus Leyser, und von da nach Strassburg, wo er Pappus hörte. Nachdem er sich wahrscheinlich auf jeder der drei genannten Universitäten ein Jahr aufgehalten hatte, vollendete er seine Studien seit 1579 zu Basel. Hier war der durch seinen thesaurus locorum communium berühmte Simon Sulcer sein Lehrer in der Theologie; doch konnte er sich nicht enthalten, seiner alten Liebe zur Arzneiwissenschaft durch den Besuch der Vorlesungen des Mediciners Theodor Zwinger zu genügen. Zugleich las er selbst über Rhetorik, Ethik, Physik und den Brief an die Römer; auch wirkte er als Führer und Erzieher eines polnischen Baronen, der ihm zum Lebensretter wurde, als er in den Rhein gefallen war. 1581 in seine Heimath zurückgekehrt, wirkte er eine Zeit lang als Schullehrer zu Ballenstedt. Doch schon 1583 erhielt er von dem Fürsten Joachim Ernst einen Ruf zum Prediger in Badeborn, einem Dorfe im Fürstenthum Anhalt. Bald nach dem Antritt dieses Amtes verheirathete er sich mit Anna Wagner, einer Tochter des Amtmanns Christoph Wagner zu Ermsleben. Die Ehe war durchaus glücklich, obwohl kinderlos. Anna war mit ihrer Sparsamkeit der Stein der Weisen, dessen Besitz man Arndt wegen seiner erstaunlichen Wohlthätigkeit beigelegt hat. Die Freudigkeit seiner erfolgreichen Amtsführung wurde durch den Streit über den Exorcismus unterbrochen. Fürst Joachim Ernst von Anhalt (1589) und sein Nachfolger Johann Georg (1590) ordneten die Abschaffung des Exorcismus an, und die Landesgeistlichkeit fügte sich entweder sofort oder doch nach und nach. Nur Johann Arndt, der die Ansicht Selneccers theilte: Es steckt etwas Anderes unter diesem Griff, und wird nicht schlecht der Exorcismus gemeint und angefochten, sondern es geht die Lehre und den Glauben an", widersetzte sich standhaft und gab am 10. September 1590 folgende Erklärung ab: ,,Weil mein Gewissen hierin gefangen, dass die rechtgläubigen Väter vor 1300 Jahren, den Exorcismus zur heiligen Taufe geordnet, und dadurch eine allgemeine Ceremonie der ganzen rechtgläubigen Kirche worden, welchen sie auch nach dem Sinne und wahren Verstande der Schrift genommen; auch mit nichten eine sündliche Ceremonie ist; auch ich der Kirche Gottes und herzlieben fürstlichen jungen Herrschaft Nichts vergeben kann; auch keine Ursach unter allen mein Gewissen befriedigt: so bitte ich unterthänig und demüthiglich, mein gnädiger Fürst und Herr wolle mir in Gnaden nicht verdenken, dass ich hierin nicht kann willigen, und stelle demnach meinem gnädigen Fürsten und Herrn unterthänig anheim, nach gnädigem Gefallen mit mir zu handeln". Schon am 21. September wurde Arndt seines Amtes entsetzt und des Landes verwiesen, bald aber glänzend durch die Thatsache gerechtfertigt, dass 1596 die reformirte Confession im ganzen Lande eingeführt wurde. Erst im Jahre 1765 ist, in der Person Jakob Friedrich Feddersen's, ein lutherischer Prediger im Anhalt-Bernburgischen wiederum angestellt*).

*),,Meine Hochachtung und Liebe für den frommen Arndt ist noch aus dem besondern Grunde sehr lebhaft, weil ich sein unmittelbarer Nachfolger zu Ballen

Noch im Jahre seiner Ausweisung übernahm Arndt die ausser einer Pfarre in Mansfeld ihm sofort dargebotene Adjunctur bei dem Pfarrer Scultetus an der Nicolaikirche zu Quedlinburg, und zwei Jahre darauf wurde er dessen Nachfolger. Seine Predigten waren durch ihre Salbung reich gesegnet. Ein vornehmer Mann aus der Neustadt legte ihm das Geständniss ab, er habe zuvor nicht gewusst, was Beten wäre. Auch seine treuen Badeborner kamen anderthalb Meilen weit her, um ihn zu hören, wie er selbst an Piscator schreibt: „Als ich von Anhalt ausgestossen, bin ich nach Quedlinburg berufen worden, meine Schafe folgten mir häufig aus der Nachbarschaft nach und verlangten von mir mein Amt, und ich habe auch sowohl denen zu Quedlinburg als auch diesen 9 Jahr gedienet." Besonders unterstützt und in Wirkung gesetzt wurden seine Predigten durch seine rastlose Seelsorge, die vorzüglich in den Epidemien der Jahre 1576 und 1578 den ganzen Reichthum ihrer stillen Herrlichkeit entfaltete. Vorzüglich wirksam war, dass er bei seinen Besuchen den Kranken Sprüche ertheilte, die sie in ihren letzten Zügen beten, in seinen Leichenpredigten aber den Leidtragenden Sprüche empfahl, mit denen sie einschlafen sollten. Das Paradiesgärtlein bewahrt noch in seinem vierten Theile unter dem Titel „geistliche Seelenarznei wider die abscheuliche Seuche der Pestilenz" diejenigen Sprüche und Gebete, welche er im Jahre 1528 in die Häuser seiner Gemeinde sandte. Es verdient noch hervorgehoben zu werden, dass Arndt in der Pestzeit die Sterbegebühren erlassen und keine Lebensgefahr gescheuet hat. Dennoch genoss er keineswegs die allgemeine Liebe seiner Gemeinde. Vielmehr musste er bitter klagen, dass seine Worte verdrehet, sein Name verleumdet und sein Einkommen ihm verkürzt wurde. Willig folgte er daher 1599 einem Rufe zum Pastor an die Martini-Kirche in Braunschweig. Es wurde ein grosser Trost für Arndt, dass er die braunschweigische Vocation nicht, wie man ihm Schuld gab, „heimlich expracticirt" hatte; denn er war mit ihrer Annahme schweren Leiden entgegengegangen, unter denen er die Verbindung mit einem schlecht gesinnten Collegen gewiss als eins der grössten empfinden musste. M. Hermann Denecken war geizig und neidisch. Den würdigen Pastor Johann Lossius, welchem er adjungirt war, hatte er vor der Zeit ausser Function zu bringen gewusst, und noch auf dem Sterbebette soll seine Phantasie mit Bildern von goldenen Schätzen beschäftigt gewesen sein. Einem solchen Manne war der Anklang, den Arndt mit seiner lebendigen Predigt bei einem grossen Theile der Gemeinde fand, unerträglich, und am wenigsten vermochte er zu verschmerzen, wenn der junge College, gegen das Herkommen, bei Amtshandlungen vorgezogen wurde, wie dieses unter Anderem geschah, als Arndt 1603 der Ehefrau des Bürgermeisters Schöppenstedt, Maria geb. von Vechelde, auf besonderes Verlangen die Leichenpredigt

städt gewesen bin. Seit 1596 bis 1765 hatten die allein wohnenden Lutheraner keinen eigenen von dem Landesherrn für sie berufenen Seelsorger. Der selige Arndt war der letzte gewesen Der jetzt regierende Fürst zu Bernburg der gnädige Menschenfreund Friedrich Albert berief mich dazu." Jakob Friedrich Feddersen in der Vorrede zu seinen Betrachtungen über das wahre Christenthum (nach Arndt). Frankfurt 1777.

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