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einen solchen Wandel, dass euch euer Gewissen nicht verdamme. Trachtet nach dem Guten und meidet das Böse. Und so ihr etwa von einem Fehler übereilt würdet, so kennt ihr euren Schatz, nämlich das Blut Jesu Christi, das euer Gewissen reinigt von allen Sünden. Kommt dann ein Unglück, so sag' ich zum Zweiten, dass ihr euch getröstet eines gnädigen Gottes. Pochet darauf, dass Gott bei euch ist und euch zuspricht: Siehe, ich bin dein Gott in Wahrheit und Gerechtigkeit.

Maria war ein armes Mägdlein, dennoch spricht der Engel des Herrn zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei mir gefunden. Das nehmen wir auch an und machen daraus diese Regel: Wer einen gnädigen Gott hat, Der darf sich nicht fürchten. Musst du leiden, so sei still und hoffe und poche auf deinen Gott, darauf wird Hilfe folgen, dass du ihm danken wirst. Ihm sei Ehre in Ewigkeit, Amen.

Die auf vorige letzte Busspredigt gehaltene Valet-Rede an die christliche Gemeinde zu St. Jacob in Rostock.

Wenn ich mich, Geliebte in Christo, erinnere der Liebe und Treue welche der Apostel Paulus zu denen in Christo bekehrten Gemeinen in Galatia getragen, und wie er bei den Galatern eine so herzliche Gegenliebe gefunden, dass, wenn es möglich gewesen, sie ihre Augen ausgerissen und Paulo gegeben hätten, so kann ich Solches füglich auf mich und euch ziehen. Mit was aufrichtigem Herzen und ungefälschter Liebe ich bisher in meinem zu Rostock in den zehn Jahren geführten Predigtamt E. C. L. umfasst, ist Gott bewusst Bei euch habe ich auch eine rechtschaffene Gegenliebe gefunden. Erfreue mich noch Dessen in dieser Stunde, dass durch meine Verfolgungen und Anfechtungen eure Herzen nicht verändert, sondern vielmehr in der Liebe gestärkt wurden. Nicht neu ist's, dass die böse Welt mit ihrem Anhang immerdar den getreuen Dienern Jesu Christi nachstellt. Es ist von dem Erzhirten Christo längst zuvor verkündigt, dass es also daher gehen würde. Aber wohl Dem, der nicht leidet als ein Dieb oder Mörder, sondern um der Wahrheit willen. Es wird reiche Belohnung am Tage der Erscheinung der Herrlichkeit Jesu Christi darauf erfolgen. E. C. L. ist wohl bewusst, was zwischen mir und meinen Widersachern in Rostock sich begeben, indem sie, ich weiss nicht was für Gotteslästerung und Verleumdungen mir fälschlich zugemessen und wider mich ausgestürzet. Aber ich tröste mich meines guten Gewissens. Zwar ohne Sünde bin ich nicht, rühme mich auch nicht meiner eigenen Heiligkeit, sondern bloss meines Gottes. Dennoch aber, was sonst einem evangelischen Prediger wohl anstehet, danke ich Gott, der mich bewahret hat, dass ich unsträflich erfunden. Was ich zu Rostock gelehrt, ist nicht im Verborgenen, sondern öffentlich geschehen. Es werden eure Herzen davon zeugen können. Ich habe nicht meine Ehre, noch eure irdischen Güter gesuchet, sondern

die Ehre Gottes und eure Seligkeit. Habe bei euch vorlieb genommen und nicht auf Salarium gedrungen. Da ich nach Griphswald vociret ward, habe ich nicht begehret, dass mein Salarium mir vermehret würde. In meinen Predigten habe ich nicht gesehen auf Gunst oder Ungunst der Leute. Etliche richten ihre Predigten nach dem Geschmack. Sie predigen, es solle wohlgehen, wo man ihnen zu fressen gebe; wo man ihnen aber nichts in's Maul giebt, da predigen sie, es müsse Krieg kommen. Dagegen aber Die, welche voll Kraft und Geistes des Herrn, voll Rechts und Stärke sind, dürfen Jacob sein Uebertreten und Israel seine Sünden anzeigen. Zwar ich bin kein Block, dass ich nicht sollte bewogen werden. Ich liebe die Gunst der Menschen, hüte mich auch, dass ich sie nicht verliere, wenn es ohne Verletzung meines Gewissens geschehen kann; sollte aber mein Amt dadurch verlästert oder mein Gewissen verletzt werden, lass ich Menschengunst gerne fahren und sehe bloss auf meinen Beruf, der lautet also: Die da sündigen, strafe für Alles und offenbare den Gottlosen ihre Uebertretung. Habe mir damit allezeit keinen Vortheil gethan, wenn ich im christlichen Eifer die Laster gestrafet. Weil es aber nicht genug, dass man vom Bösen ablässt, man muss auch des Guten sich befleissigen: daher ich euch gezeiget, wie ihr in euerm Glauben sollet darreichen die Tugend und in der Tugend Bescheidenheit und in der Bescheidenheit Mässigkeit und in der Mässigkeit Geduld und in der Geduld Gottseligkeit. Was ich euch nun gelehret, habe ich selber müssen in Uebung bringen, auf dass ich mich euch als einen Vorgänger in Geduld und Leiden darstellen möge. Was würde ich für ein Lehrer sein, wenn ich nur Andern predigte und mir selbst nicht.

Geduld in Verfolgung und Anfechtung stehet einem jeden Christen wohl an, wie viel mehr einem getreuen Prediger. Es heisset im Christenthum nicht: Schlage oder stosse, sondern: Leide und erdulde. Wenn Paulus seinen Timotheum zur Beständigkeit in Verfolgung ermahnet, spricht er: Leide doch als ein guter Streiter Jesu Christi, denn dulden wir, so werden wir mit herrschen. In Geduld und Leiden ist der Sieg. Wie? Soll der Christ denn Alles leiden? Soll er sich nicht verantworten, wenn er eines Dinges fälschlich beschuldigt wird? Hie müssen wir ansehen den Sohn Gottes; da derselbe vom Hohenpriester Hannas auf die Frage, seine Lehre betreffend, antwortete, dass er nichts im Verborgenen, sondern frei öffentlich geredet hätte vor der Welt, und derer Diener einer, die dabei stunden, Jesu einen Backenstreich gab, sprach Jesus zu ihm mit keckem Muthe: Habe ich übel geredet, so beweise es, dass es böse sei, hab' ich aber recht geredet, was schlägst du mich? Meine Widersacher aber haben mir alle Verantwortung abgeschlagen, wollen eine einzige Erklärung meiner Worte nicht gestatten, es soll Alles bloss und allein nach ihrem Willen gehen. Und weil ich ihnen hierin nicht folgen will, rufen sie mich aus für einen hochmüthigen Mann. Ich muss bekennen, sie sagen recht daran, ich bin hochmüthig und habe euch meine allerliebsten Christen dazu 'angemahnet, dass ihr's auch sein sollt. Mein Hochmuth ruhet aber nicht auf grossem Reichthum, Ehr und Ansehen der Welt, sondern auf dem hocherhabenen Gott, auf welchen ich stets poche und trotze. Wahr ist's, ich bin bei

euch auch hochgeehrt, den Rectorat bei der Universität habe ich verwaltet, habe mich aber darin so verhalten, dass ich mich dadurch nicht erhoben oder vor der Welt gepranget. Denn wer sich in seinem Ehrenstand vor Gott erhebet, ist dem Herrn ein Gräuel; wer aber in seinem Herzen niedrig ist, wird von Gott erhöhet und endlich in das Reich der Herrlichkeit Gottes versetzet. Meine Hoheit, die ich in Gott habe, wollte ich nicht geben für aller Welt Gut und Herrlichkeit. Darum je härter mir die Welt mit ihrem Anhang zusetzet, je höher und stärker ist mein Muth im Vertrauen zu Gott. Sind meine Widersacher gleich in grossem Ansehn vor der Welt, so weiss ich, dass Gott die Person nicht ansiehet, sondern wer ihn fürchtet und recht thut, ist ihm angenehm. Sind meine Feinde stark und mächtig, ei, so fürchte ich mich doch nicht. Der Herr Zebaoth ist mit mir; was können mir Menschen thun? Ich hoffe nicht, dass mich einer in meiner Verfolgung wird traurig gefunden haben. Ich bekenne es, ich habe die Schmähworte meiner Widersacher wohl gefühlet, ja so manches Wort, so mancher Stich zum Herzen; jedoch habe ich mich allezeit wieder erholet und getröstet meines guten Gewissens und eines gnädigen Gottes, welcher mich auch nicht verlassen. Ich erinnere mich jetzt Dessen, was sich mit Joseph und seinen Brüdern zugetragen. Aus Neid verkauften sie ihn den Ismaeliten, er sollte nimmer zu Ehren kommen. Aber siehe, was thut Gott? Er zieht Joseph aus dem Kerker heraus, setzet ihn zum Herrn über das Haus Pharao und einen Fürsten in ganz Aegyptenland. Daher er auch selber zu seinen Brüdern sagte: Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen. Gottes Gedanken sind weit anders, als der Menschen Gedanken. Meiner Widersacher Vornehmen ist E. C. L. wohl bewusst, sie gedachten's böse mit mir zu machen und mich in's äusserste Verderben zu stürzen, ja. wenn es nach ihrem Sinne gegangen wäre ,,hätten sie mich lebendig verschlungen, Aber gelobet sei der Herr, der Mächtige in Jacob, der mich nicht gegeben zum Raube in ihre Zähne. Nun, meine allerliebsten Freunde, ihr habt meine Anfechtung und Verfolgung gesehen, ingleichen auch, wie mich Gott durch wunderliche Schickung aus dem Allen heraus gerissen und mir in das Amt, welches er mir befohlen hat, an einen andern Ort wieder geholfen. Wie soll ich dem Herrn vergelten seine Güte und Treue, die er mir auch hierin bewiesen? Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderlich ist in seinem Thun unter den Menschenkindern. Der unsere Seelen im Leben behält und lässet unsere Füsse nicht gleiten. Denn Gott, du hast uns versuchet und geläutert, wie das Silber geläutert wird. Du hast Menschen lassen über unser Haupt fahren, wir sind in Feuer und Wasser kommen, aber du hast uns ausgeführet und erquicket. Darum will ich mit Brandopfer gehen in dein Haus und dir mein Gelübde bezahlen. Wie ich meine Lippen habe aufgethan und mein Mund geredet hat in meiner Noth. Ich will dir feiste Brandopfer thun von gebrannten Widdern, ich will opfern Rinder mit Böcken (Ps. 66, 5 ff.). Ich opfere meinem Gott auch, allerliebste Rostocker. O welch ein süsser Geruch seid ihr Gott! süsser denn die Opfer von vielen und grossen Thieren. Mein Gebet für euch müsse Gott angenehm sein wie ein feistes Brandopfer. Denn ob ich

wohl eurer nach dem Angesichte jetzt beraubet werde, ist's doch nicht nach dem Herzen. Es sei fern von mir, dass ich sollte nachlassen für euch zu beten und zu flehen. Daneben gebührt es auch euch, dass ihr für mich bittet, dass mir von Gott gegeben werde, sein Wort am andern Ort auch mit freudigem Aufthun meines Mundes zu reden. Der Gott aber aller Gnade, der uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christo, stärke und erhalte euch im wahren Glauben, dass ihr unanstössig bis an den Tag Jesu Christi verbleibet und das Ende eures Glaubens, welches da ist der Seelen Seligkeit, davonbringen möget. Gottes Gnade und Segen walte über euch!

Balthasar Schuppius

wurde am 1. März 1610 zu Giessen geboren. Sein Vater, Johann Eberhard Schupp, ein Rathsherr, genoss wegen seiner Treue und Weisheit die allgemeinste Hochachtung. Die Mutter, Anna Elisabeth, eine Tochter des Giessener Bürgermeisters Johann Ruhsan, war fromm und sittenrein. Balthasar besuchte zuerst die Stadtschule seiner Vaterstadt und sodann das dortige Pädagogium, welches damals unter Christoph Scheibler in hoher Blüthe stand. Es ist ungläublich zu sagen, wie sehr er in seiner Jugend unter seinen Mitschülern hervorgeleuchtet, als welcher an Frömmigkeit des Gemüths, Ehrerbietigkeit gegen die Prăceptoren, Glückseligkeit des Verstandes in Erforschung und Begreifung der schwersten Sachen, an Beständigkeit in der Arbeit, an Vorsichtigkeit in Vermeidung böser Gesellschaft, Alle übertroffen und als der andere Hermogenes in seiner Jugend alten Leuten an Verstand und Klugheit gleich gewesen." (Lambecius). Schon im fünfzehnten Lebensjahre konnte er die Universität Marburg beziehen. Hier trieb er Anfangs vorzüglich philosophische Wissenschaften, in's Besondere Logik unter Rudolph Goclenius. Aus Scheibler's Logik lernte er täglich zehn Blätter auswändig. „Ich meinte" -- erzählte er später,,zehn Blätter aus dem Scheibler auswändig zu lernen, das wäre besser, als zehn Capitel in der Bibel zu lernen und zu behalten." Obwohl er nun schon im sechszehnten Jahre öffentlich disputirte und die besondere Gunst Gockel's genoss, so befriedigte ihn doch auf die Dauer die damals sehr äusserlich und geistlos behandelte philosophische Wissenschaft nicht, zumal da Gockel's Persönlichkeit sehr unerbaulich war. „Ich habe" berichtet er im teutschen Lucian,,die Ehre gehabt, dass dieser Philosophus mich als einen jungen Knaben desswegen, weil ich seine Lectiones so fleissig besuchte, in meinem Logiment besucht hat, da ich ihn mit einem Bächer Wein tractirt habe, und er mir so viele hessische Historien erzählte und mir wohl zwanzig Mal zutrank. Allein unter vielen Discursen vergass er des Lieferns. Ich dachte damals, weil der grosse Mann bis in den Tod sich mit der Logik schleppte, und liess das sein Principal-Studium sein, so sei es unmöglich, dass ich armer Pennal aus dem Dreck herfürkriechen könne. Allein, glaubet mir sicherlich, dass ich nach der Zeit, da ich hab lernen vernehmen, worin die

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Logik bestehe, hätte wünschen mögen, dass ich die Zeit mit Spazierengehen zugebracht hätte, welche ich an die logischen Bacchantentröster gewendet habe. Ich will zwar meinen Praeceptoribus nicht fluchen; allein ich werde gleichwohl ihr Grab nicht mit Rosen und Violen, mit Rosmarin, Tulipanen bestreuen, darum, weil sie mir damals nicht gerathen haben, dass ich statt dieser logischen Bacchantentröster einen guten Oratorem oder Historicum in die Hand nehmen und darin mein Memoriam employiren solle, bis dass crescente aetate das Judicium wachse." Nachdem er eine Zeit lang unter Johann Stauber und dem Beirathe des Predigers Konrad Greber Theologie studirt hatte, begab sich der achtzehnjährige Jüngling auf Reisen. Zuerst besuchte er Frankfurt und die bedeutsamsten Universitäten Süddeutschlands, ging dann nach Königsberg, wo er ein halbes Jahr die Vorlesungen von Samuel Fuchs hörte und öffentlich disputirte, bereis'te dann Liefland, Lithauen, Polen, Dänemark und Pommern, liess sich, um unter den Unruhen des Kriegs sicher nach Rostock zu kommen, in eine Soldatenkleidung stecken, hörte in Rostock Johann Cothmann und Peter Laurenberg, wurde 1631 Magister, zog, in seinen dort begonnenen Vorlesungen durch die Belagerung der Stadt unterbrochen, nach Marburg, konnte auch hier wegen der Pest keine bleibende Stätte finden, unternahm als Führer eines hessischen Edelmannes wiederum weite Reisen, vorzüglich nach Holland. wo er Johann Gerhard Vossius, Daniel Heinsius, Caspar Barläus und Claudius Salmasius persönlich kennen lernte, wurde dann von seinen Aeltern in die Heimath zurückberufen und erhielt noch in demselben Jahre, 1635, eine Anstellung als Professor der Geschichte und Beredtsamseit zu Marburg. 1636 verheirathete er sich mit einer Tochter des Professors der hebräischen Sprache Christoph Helvicus. Die Ehe war glücklich und mit fünf Kindern gesegnet, von denen eins früh verstarb. Seine Vorlesungen, deren er täglich mindestens drei hielt, waren ausserordentlich frisch und anziehend. Drei Fürsten, unter ihnen Herzog August von Braunschweig, und neun Grafen, sassen einst zugleich zu seinen Füssen. Doch zog ihn sein Herz mächtig zur Theologie. Schon 1641 hielt er eine Disputation pro licentia theologiam docendi, und 1643 übernahm er mit Freuden die Ordenspredigerstelle der deutschen Ritter. Zwei Jahr darauf wurde er Hofprediger des Landgrafen Johann von Hessen und übersiedelte, zugleich zum Superintendenten ernannt, von Marburg nach Braubach. Seinem Fürsten ein weiser, freimüthiger und besonnener Berather genoss er dessen Vertrauen im hohen Grade, was vor Allem daraus hervorgeht, dass er 1647 zum Abschluss der Friedensunterhandlungen nach Münster gesandt wurde. Hier erwarb er sich die Hochachtung der Deputirten in vollem Masse; und als auf einen Sonnabend der Friede unterzeichnet war, wurde er mit der Danksagungspredigt auf den folgenden Tag beauftragt. Er selbst erzählt darüber Folgendes: „Als der nach dem in Teutschland geführten blutigen Kriege mit so vielen Seufzern und Thränen erbetene Friede zu Münster unterschrieben wurde, auf einen Sonnabend, da die Nacht ankam und viele Leute über diesen Frieden murreten, und sonderlich ein bekannter päpstlicher Prälat darüber toll und rasend wurde und gesagt hatte, man solle bei dieser unglücklichen

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