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Nacht die Tafel ungedeckt lassen, die Lichter auslöschen, und sollte keiner seiner Diener zu ihm kommen, wo er ihn nicht rufe, da befahl mein gnädiger Graf und Herr, Herr Graf Johann Oxenstiern Axelsohn, zu denselben Friedenstractaten bevollmächtigter königl. schwedischer Legat, dass ich den nachfolgenden Sonntag eine Danksagungspredigt halten sollte. Wiewohl die Zeit kurz war, gab mir der liebe Gott doch so viele Einfälle, dass viele unter den Legaten der protestirenden Stände des römischen Reichs es mit sonderlicher Bewegung anhörten. Ja, es waren unter den gemeinen und vornehmen Leuten Frauen und Jungfrauen viele, die für Freuden weinten. Es waren in Münster viele akademische Bürger, welche diese Predigt mit höchster Freude anhörten, und baten mich, ich wollte sie ihnen geschrieben geben. Ich war damals den Pfaffen und Mönchen zu Münster ein sonderlicher Dorn in Augen, und wie ich aus meines gnädigsten Herrn, Herrn Grafen Johann Oxenstiern Hofstaat von glaubwürdigen Leuten hernach bin berichtet worden, haben sie nach meinem Abzug von Münster auf Braubach allenthalben vorgegeben, ich sei als ein Ketzer toll worden und laufe bei Cöln in einem Walde herum wie ein wilder Mensch. Es ermahnten mich damals ehrliche Leute, ich sollte die Friedenspredigt drucken lassen und den Pfaffen zeigen, dass ich noch durch Gottes Gnade Leben und Verstand habe. Allein, ich habe mich an alle solche Dinge nicht gekehret. Ich bekenne, dass viele andere grosse Leute mich ermahnet haben, dass ich diese Friedenspredigt solle in Druck kommen lassen. Allein ich habe mit solchen Dingen keine Hoffahrt oder Krämerei treiben wollen. Endlich ist mir die Predigt abhanden gekommen, dass ich nicht weiss, wer sie bekommen habe". Sein steigender Ruf veranlasste im Jahre 1649 zwei Vokationen, die eine nach Hamburg, die andere nach Augsburg. Jene nahm er an, und am 20. Juli 1649 wurde er als Hauptpastor zu St. Jakob eingeführt. Trotz der im dreissigjährigen Kriege zu entsetzlicher Höhe gesteigerten Sittenlosigkeit der Stadt fanden seine Predigten einen ungewöhnlichen Beifall. Doch wussten Viele den humoristischen Geist und Ton, der vorzüglich in den zahlreich von ihm herausgegebenen, sogenannten „politischen" Tractaten herrschte, mit ihrer Vorstellung von geistlicher Salbung nicht zu reimen und fanden in dieser Anschauung an den Geistlichen der Stadt eifrige Bundesgenossen und Schürer. Hieraus entstanden für Schuppius vielfache Leiden, welche durch die Angriffe verschiedener Universitätstheologen, vorzüglich des Magisters Bernhard Schmidt in Dresden, noch verstärkt wurden. Indessen wehrte er sich tapfer in zahlreichen Schriften, welche von allen Feinden des Hierarchismus und Scholasticismus verschlungen wurden. Dabei vergass er die stillere Arbeit des inneren Ausbaues seiner Gemeinde keineswegs. Er gründete Kinderlehren, sorgte für Erbauung in den Hospitälern und trieb eifrig die specielle Seelsorge. Ausserdem erquickte ihn ein inniges und gemüthvolles Familienleben. Als ihm der Tod seine treue Gattinn entrissen hatte, vermählte er sich im folgenden Jahre mit Sophie Eleonore, einer Tochter des schleswig-holsteinschen Kanzlers Reinking. Sie gebar ihm zwei Kinder und erleichterte mit ihrem freundlich milden Walten die Beschwerden seiner reichen Kämpfe. Diese endeten erst mit seinem

Tode; „Hamburg war ihm ein Schauplatz alles Elends, eine Fechtschule aller Versuchungen, ein Probierstein der Beständigkeit, eine Schule der Geduld und eine lebendige Erklärung des güldenen Büchleins Senecae, warum es frommen Leuten übel gehe, da doch ein Gott sei?" (Lambeck). Gott ergeben und freudig schied Schuppius aus dieser Welt am 26. October 1661. Der Rector des Gymnasiums, Peter Lambeck, entwarf sofort das Leichenprogramm, welches eine kurze Lebensbeschreibung des Verewigten enthielt und mit folgenden Worten schliesst: „Gute Nacht, geliebter Herr Schupp. Gehab dich wohl, du unüberwindlicher Bestreiter alles Unglücks. Gehab dich wohl und halte mir's zu Gut, dass ich wegen Enge des Papiers deine Tugenden auf's Kürzeste nur greifen muss. Du aber, wer du bist, ehrliebender Leser, begleite eines so fürnehmen Mannes Leiche, welche heute auf den Nachmittag in die Kirche zu St. Jakob mit ansehnlicher Procession soll gebracht werden, mit gebührender Trauer, und, wie er oft in seinen Predigten pflegte zu sagen: Bedenke die Ewigkeit. Oeffentlich angeschlagen den 1. November 1661."

Von Schuppius Predigten ist nur eine einzige, die Katechismuspredigt über das dritte Gebot, gedruckt. Viele andere, die im Manuscript vorlagen, wurden ihm, wie er vermuthet, von seinem Diener, der bei begierigen Lesern ein Trinkgeld verdienen wollte, gestohlen. Ueberhaupt widerstrebte es ihm, Predigten herauszugeben. In Bezug auf den Druck der Katechismuspredigt erklärt er: „Das ist bloss geschehen zu dem Ende, dass ich einfältigen frommen Leuten willfahre, und dass es sei ein Memorial vor Gott und der Welt, dass ich keinen Gefallen hätte an den Gräueln, welche ich am Sonntag in Hamburg sahe und nicht ändern oder verbessern kann." Sie ist ein Geist und Leben sprühendes Originalstück homiletischer Kunst, durch und durch naturwahr, treffend indivitualisirend, frei von allen Luftstrichen mit tiefer Menschenkenntniss scharf in's Herz dringend, tief und weit in's praktische Leben greifend, ächt humoristisch und eben desswegen aus dem Ernst geboren, in synthetischer Form. Ihre Sonderbarkeit wird durch ihre Genialität gedecket. Auch in Bezug auf sie ist das Urtheil des Landgrafen Johann von Hessen über Schuppius anzuwenden: „Ich halte nicht Jedermann zu Gute, was ich Dr. Schuppen zu Gute halte; er hat einen hitzigen Kopf und ein deutsches Maul, aber er hat ein ehrlich Gemüth und Herz." Schuppius betrachtet als Grundbedingung einer guten Predigt vor Allem den Besitz des heiligen Geistes und der Lebenserfahrung. „Bekannt ist", sagt er, „worin das rechte Kunststück eines rechtschaffenen Predigers besteht. Nicht in grosser Invention oder künstlicher Abtheilung der Predigt. Das ist die beste Richtschnur aller Kunst und Geschicklichkeit, die der heilige Geist, wenn er fleissig angerufen wird, dargiebt. Diejenige Predigt, die mehr aus der Postill, als aus rechtem Herzen geschöpft wird, ist nicht so warm und hitzig. Denn es nach dem Poeten heissen sollte: In uns ist Gottes Geist, Der uns weist, Der Geist und Muth regieret Und uns zum Himmel führet. Es bestehet auch nicht in prächtiger und mit Fleiss angenommener Pronunciation und Aussprache. Es ist genug mit der Sprache reden, die Gott giebt und formiret" (Von der Einbildung). ,,Jener vornehme Prediger sagte einst

mals, er habe das grösste Stück seiner theologischen Wissenschaft gelernt bei dem Galgen und in der Büttelei, unter leichtfertigen Schelmen, Dieben, Mördern, Strassenräubern, Hexen und Zauberinnen und dergleichen leichtfertigen Huren und Buben, welche jetzt haben bei lebendigem Leibe des Todes zu warten und geköpft, gehenkt, verbrannt oder geradebrecht werden sollen. Was fragt ein Dieb, ein Mörder oder ein anderer böser Bube nach Gott und seinem Wort, so lange ihm seine Bosheit gelingt und seiner Meinung nach wohl von Statten geht? Wenn er aber in der Büttelei im Gefängniss sitzt und siehet, dass sein gesunder Leib am Galgen hangen oder auf dem Rad liegen solle, und dass er wohl verdient habe, dass der Teufel komme und seine Seele in die Hölle führte, da wachet ihm das Gewissen auf und macht einem Prediger, der zuvor bei einem solchen bösen Buben ganz verachtet gewesen, das aufwachende Gewissen tausenderlei Objectiones. Es kam einstmals eine Person zu mir, welche um zwei Mark Lübsch wegen einen falschen Eid geschworen hatte. Sobald es vor der Obrigkeit geschehen war, kam sie zu mir und war voll Höllenangst. Sie meinte, es wäre eine ganze Legion Teufel, die sie alsbald in die Hölle führen wollten. Diese Person machte mir Mehr zu thun, als viele Gelehrte auf Universitäten, welche mir in einer anderen Occasion opponirt haben. Summa, die Theologia ist fast mehr eine Erfahrung, als eine Wissenschaft (der geduldige Hiob). „Es werden die Prediger in h. göttlicher Schrift nicht umsonst Seher genannt. Ein Seher oder Wächter auf einem hohen Thurm oder Warte bleibt nicht an einem Orte stehen, sondern er schauet bald zu diesem, bald zu jenem Fenster hinaus etc. Also pflegt auch ein Prediger und Seelsorger nicht immer an einem Orte zu stehen, sondern erkundigt sich des Menschen Leben und Wandel und spitzet fleissig die Ohren, dass er von derselbigen Lastern Etwas vernehme. Die Hebräer erzählen, dass ihres Priesters Rock von Leinwand so künstlich gewirket sei gewesen, dass man von der Schulter bis an den untersten Saum Nichts als Augen an ihm gesehen, und Dieses, wie ich dafür halte, darum, damit ein Priester wie der hundertäugige Argus seine Augen auf Jedermann werfen und seiner Zuhörer Thun und Lassen betrachten solle. Ohne dergleichen wachsame Sorgfaltigkeit und sorgfältige Wachsamkeit predigen sie oftmals auch in den Wind und schiessen die Pfeile in die Luft, oder auf Die, welche sie doch nicht treffen. Oftmals geschieht es, dass sie bei den Soldaten von dem übermässigen Wucher, Schinderei und Geiz der Kaufleute predigen, hingegen unter den Kaufleuten von der Kriegsleute Stehlen, Rauben, Morden, Huren und Buben reden. Oftmals strafen sie bei dem Verschwender den Geiz und bei dem Geizigen die Verschwendung." (Der geistl. Spazierpang.) Uebrigens wird von Schuppius bei allem Dringen auf praktische Tüchtigkeit der Predigt die Wohlredenheit keineswegs unterschätzt. In seiner Schrift der unglückliche Redner" antwortete er Denen, welche behaupten, es sei die Wohlredenheit den Gottesgelehrten gar Nichts nütz" mit folgender Expolition: „Was ist die Ueberredung? Dafern wir dem Aristoteli, Ciceroni und Quintiliano Glauben zustellen, so ist das Ueberreden nichts Anderes, als mit einer glaubwürdigen Rede eine Meinung in eines Andern Gemüth hineinbringen.

Nun ist ja gewiss, dass alle Wissenschaften, alle Künste eine gewisse Meinung in eines Andern Gemüth mit einer glaubwürdigen Rede hineinbringen. Darum überreden sie auch Alle. So sie alle überreden, so müssen sie auch Alle sich der Wohlredenheit gebrauchen, als eines Werkzeuges zu überreden. Der sich Einem Etwas ohne die Wohlredenheit zu überreden unterstehet, Der ist nicht gar ungleich einem Armen, welcher ohne Geld Wein kaufen wollte." Zugleich strebte Schuppius nach der grössten Popularität des Ausdruckes, ohne der Wahrheitsliebe Etwas zu vergeben. Sein Grundsatz war: Sentiamus cum sapientibus, loquamur cum vulgo. Von der Wirkung seiner Predigten erzählt er u. A. Folgendes: „Als ich erstlich nach Hamburg kam und mir alles Volk applaudirte, da kam ich einstmals auf die Kanzel und sagte: Ihr, meine lieben Zuhörer, ich danke euch für die gute Affection, so ich von euch verspüre, und versichere euch, wenn ich euch auf meinem Rücken tragen könnte bis in den Himmel, ich wollte es thun. Allein ich werde euch jetzo Etwas wünschen, welches euch fremd und seltsam vorkommen wird. Ich wünsche euch allesammt, Grossen und Kleinen, dass ihr heute möget lebendig zur Hölle fahren. Und schwieg darauf ein wenig stille. Als die Leute in der Kirche seufzten und dachten, was das für eine Rede, für ein Wunsch sei von einem Manne, dem sie alles Glück gönneten, da fuhr ich fort und sagte: Ich wünsche euch nochmals, dass ihr bei lebendigem Leibe heute möget zur Hölle fahren mit Gedanken und möget betrachten, wie gross, wie unaussprechlich die Pein der Verdammten in der Hölle sei, damit ihr dasselbige nicht nach euerm Tode fühlen dürft. Diese Worte sind mir hernach von verschiedenen boshaftigen Leuten übel ausgedeutet worden, und ist in unterschiedenen grossen Städten in Oberdeutschland und auch anderswo gesagt worden, ich hätte meine Zuhörer zu dem Teufel in die Hölle verwiesen, der solle ihnen eine Predigt thun. Ist aber Einer oder der Andere gewesen, der diese Worte übel ausgedeutet hat, so sind dagegen Hundert gewesen, welchen diese Rede gleich wie eine glühende Kohle auf ihr Herz gefallen ist, und bekannt haben, dass ihnen eine geraume Zeit hernach vor Augen gestanden habe ein erschreckliches Conterfey der höllischen Qual, Marter und Pein, und dass ihnen immer in Ohren gelegen habe das Wort Ewig, Ewig." (Calender.)

Schriften. Die deutschen finden sich vereinigt in: Lehrreiche Schriften, deren sich beide, Geist- und Weltliche, wess Standes und Alters sie auch sind, nützlich gebrauchen können, verfertigt von Joh. Balthasar Schuppen (herausgegeben von seinem Sohne Johann Burkhard Schupp). Frankf. a. M. 1677. 2 Theile in 8. Hierin unter vielen weltlichen Tractaten folgende geistliche: Salomo, oder Regentenspiegel. Der geplagte Hiob. Gedenk daran, Hamburg, eine Katechismuspredigt. Die Krankenwärterin, oder eine Auslegung des heiligen Vater unser, wie man es mit einfältigen kranken Leuten beten kann. Golgatha, oder Anleitung, wie ein kranker Mensch ihm die 7 Worte am Kreuz auf seinem Todbette zu Nutz machen kann. Einfältige Erklärung der Litanei. Morgen- und Abendlieder. Passions-, Buss-, Trost-, Bitt- und Danklieder. Anleitung, wie eine gottesfürchtige Seele in Betrachtung der fürnehmsten Glaubenspunkte sich zu Gott wenden und ihn preisen

Beste, Kanzelredner. III.

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könne. Der stumme Lehrer und Prediger, d. i. D. Joh. Balth. Schuppii geistliche Kirchenkrone und Schulenzierrath, damit er vermittelst allerhand erbaulicher Sprüche die Kirche und Schule zu St. Jacob in Hamburg, ansehnlich bekrönet und gezieret hat. Der Hauptmann zu Capernaum, d. i. ein gottesfürchtiger Kriegsmann u a. Nach dieser Sammlung erschienen noch: Evangelisches Spruch- und Gebetbüchlein. Frankf. 1679. Der schändliche Sabbathschänder. Hamb. 1690. Rolle und Register der Laster und Sünden, so wider jedes Gebot begangen und gutentheils von dem gemeinen Haufeu nicht für Sünde und Unrecht geachtet werden. Nebst einem Vorbericht von der Erbsünde. Hamb. 1697. Ninivitischer Bussspiegel, aus der Wundergeschichte des Propheten Jonas vorgestellet. (Zuerst ohne Ort und Jahreszahl.) Die lateinischen Schriften erschienen in drei Sammlungen. Hauptsammlung: Volumen orationum solemnium et panegyricorum in Academia Marpurgensi habitarum Marp. 1642. 4. Giessen 1656. 1658. Francf. 1659. Ein genaues Verzeichniss der Schriften Schupp's s. bei Vial S. 41 ff.

Quellen. Kurz beschriebener Lebenslauf Hr. Joh. Balthasar Schuppens von Petr. Lambecius in den lehrreichen Schriften Bd. 2 S. 410-415. Molleri Cimbria literata. II 750 ff. Vial, Joh. Balthasar Schuppius, ein Vorläufer Speners. Mainz 1857. 8. Henke, Calixt II. 1. S. 32. Oelze, Balthasar Schuppe, Hamburg, Agentur des rauhen Hauses 1863. v. Zezschwitz in Zöcklers Handbuch der theol. Wissenschaften. Nördlingen 1883. S. 332 f

Bd. 3.

Gedenk daran, Hamburg!
Katechismuspredigt von dem dritten Gebot,

am Freitage nach Mariä Heimsuchung im Jahre 1656 in der Kirche St. Jakob in Hamburg gehalten.*)

Text 2. Mos. 20, 8. 9. 10. 11.

Ihr Andächtigen und Vielgeliebten in Christo, dem Herrn! Als ich am vergangenen Mittwoch von der Kanzel kam, erzählte mir einer meiner geehrten Collegen, dass nunmehr 4 Jahre verflossen seien, da auf den Tag der Heimsuchung Mariä etzliche vornehme Leute se en gebeten worden auf ein wohlbeladenes grosses Schiff, welches jetzo in Spanien segeln wollen. Als nun das Schiff mit vielem Pulver beladen gewesen, und die Schiffer ihrem Brauch nach etzliche Geschütze gelöset, und, wie sie reden, Salve geschossen, sei es den anwesenden Frauen und Jungfrauen beschwerlich gewesen, und haben gebeten um Einstellung des Schiessens, haben auch so Viel erlangt, dass der Schiffer seinem Volk ferner zu schiessen verboten habe. Unter Anderen sei eine schwangere Frau auch auf dem Schiffe gewesen, welche geklagt

*) Lehrreiche Schriften von Joh. Balthasar Schuppen. Frankfurt a. M. 1677. Th. 1. S. 181.

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