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bösen Markt ein gutes Gesicht machen, und sagt: ,,Laßt sehen!" Da zog der Bursche allerlei Kleinig= keiten aus der Tasche hervor, so er vom ZweibaßenKramer gekauft, oder auch schon auf einer ungewischten Bank gefunden hatte, und der gute Herr mußte ihm alles abkaufen, Stück für Stück um theures Geld. Als endlich der Spißbube nichts mehr als die Pistole übrig hatte, und fah, daß der Herr noch ein paar schöne Dublonen in dem grünen seidenen Geldbeutel hatte, sprach er noch:,,Gnådiger Herr, wolltet ihr mir für den Rest, den ihr da in den Hånden habt, nicht die Pistolė abkaufen? Sie ist vom besten Büchsenschmid in London, und zwei Dublonen unter Brüdern werth." Der Herr dachte in der Ueberraschung:,,Du dummer Dieb!" und kauft die Pistole. Als er aber die Pistole gekauft hatte, kehrte er den Stiel um, und sprach: Nun halt, sauberer Gefelle, und geh augenblicklich voraus, wohin ich dich heissen werde, oder ich schieße dich auf der Stelle todt. Der Spizbube aber nahm einen Sprung in den Wald, und sagte: Schießt herzhaft los, gnädiger Herr, sie ist nicht geladen. Der Herr drückte ab, und es gieng wirklich nicht los, wie nebenstehende Figur beweiss; *) denn sonst müßte man Rauch sehen. Er ließ den Ladstock in den Lauf fallen, und es war kein Körnlein Pulver darin. Der Dieb aber war unterdeffen schon tief im Wald; und der pornehme Engländer gieng schamroth zurück, daß er sich also habe in Schrecken fehen lassen, und dachte an Bieles.

*) Siehe den rheinländischen Bildermann.

In

Der silberne Löffel.

In Wien dachte ein Offizier: Ich will doch auch einmal im rothen Ochsen zu Mittag effen, und geht in den rothen Ochsen. Da waren bekannte und unbekannte Menschen, Vornehme und Mittelmäßige, ehrliche Leute und Spißbuben, wie überall. Man aß und trank, der eine viel, der andere wenig. Man sprach und disputirte von dem und jenem, zum Exempel von dem Steinregen bei Stannern in Måhren, von dem Machin in Frankreich, der mit dem großen Wolf gekämpft hat. Das sind dem geneigten Leser bekannte Sachen, denn er erfährt alles ein Jahr früher, als andere Leute. - Als nun das Effen fast vorbei war, einer und der andere trank noch eine halbe Maaß Ungarwein zum Zuspigen, ein anderer drehte Kügelein aus weichem Brod, als wenn er ein Apotheker wår, und wollte Pillen machen, ein dritter spielte mit dem Messer oder mit der Gabel, oder mit dem silbernen Löffel; da sah der Offizier von ungefähr zu, wie einer, in einem grûnen Rocke, mit dem filbernen Löffel spielte, und wie ihm der Löffel auf einmal in den Rockermel hineinschlüpfte und nicht wieder heraus kam.

Ein anderer håtte gedacht: was gehts mich an? und wår still dazu gewesen, oder håtte großen Lårmen angefangen. Der Offizier dachte: Ich weiß nicht, wer der grüne Löffelschüß ist, und was es für ein Verdruß geben kann, und war maus still, bis der Wirth kam und das Geld einzog. Als der Wirth kam und das Geld einzog, nahm der Offizier auch einen silbernen Löffel und steckte

ihn zwischen zwei Knopflöcher im Rocke, zu einem hinein, zum andern hinaus, wie es manchmal die Soldaten im Kriege machen, wenn sie den Löffel mitbringen, aber keine Suppe.

Während dem und der Wirth

der Offizier seine Zeche bezahlte, schaute ihm auf den Rock, dachte er:,,Das ist ein kurioser Verdienstorden, den der Herr da anhången hat. Der muß sich im Kampf mit einer Krebsfuppe hervorgethan haben, daß er zum Ehrenzeichen einen filbernen Löffel bekommen hat, oder ists gar einer von meinen eigenen ?" Als aber der Offizier dem Wirth die Zeche bezahlt hatte, sagte er mit ernst= hafter Miene:,,Und der Löffel geht ja drein. Nicht wahr? Die Zeche ist theuer genug dazu." Der Wirth sagte:,,So etwas ist mir noch nicht vorgekommen. Wenn ihr keinen Löffel daheim habt, so will ich euch einen Patent-Löffel schenken, aber meinen filbernen laßt mir da.“ Da stand der Offi= zier auf, klopfte dem Wirth auf die Achsel und lächelte. „Wir haben nur Spaß gemacht, sagte er, ich und der Herr dort in dem grünen Rocke. Gebt ihr euern Löffel wieder aus dem Ermel heraus, grüner Herr, so will ich meinen auch wieder hergeben. Als der Löffelschüß merkte, daß er verrathen sey, und daß ein ehrliches Auge auf seine unchrliche Hand gesehen hatte, dachte er: Lieber Spaß als Ernst, und gab seinen Löffel ebenfalls her. Also kam der Wirth wieder zu seinem Eigenthum und der Löffeldieb lachte auch, aber nicht lange. Denn als die andern Gåste das sahen, jagten sie den verrathenen Dieb mit Schimpf und Schande und ein paar Tritten unter der Thüre zum Tempel hinaus, und der Wirth schickte ihm den Hausknecht mit einer Handvoll Erzählungen Bd. III.

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ungebrannter Asche nach. Den wackern Offizier aber bewirthete er noch mit einer Bouteille voll Ungar= wein auf das Wohlfeyn aller ehrlichen Leute.

Merke: Man muß keine silberne Löffel stehlen.
Merke: Das Recht findet seinen Knecht.

Einträglicher Räthselhandel. Von Basel fuhren eilf Personen in einem Schiff,

das mit allen Kommlichkeiten versehen war, den Rhein hinab. Ein Jude, der nach Schalampi wollte, be= kam die Erlaubniß, sich in einen Winkel zu sehen, und auch mitzufahren, wenn er sich gut aufführen, und dem Schiffer achtzehn Kreuzer Trinkgeld geben wolle. Nun klingelte es zwar, wenn der Jude an die Tasche schlug, allein es war nur noch ein Dreibagenstück darin; denn das andere war ein messin= gener Knopf. Deffen ungeachtet nahm er die Erlaubniß dankbar an. Denn er dachte:,,Auf dem Wasser wird sich auch noch etwas erwerben laffen. Es ist ja schon mancher auf dem Rhein reich wor= den." Im Anfang und von dem Wirthshaus zum Kopf weg war man sehr gesprächig und lustig, und der Jude in seinem Winkel, und mit seinem Zwerch= fack an der Achsel, den er ja nicht ablegte, mußte viel leiden, wie mans manchmal diesen Leuten macht und versündiget sich dran. Als sie aber schon weit an Hüningen und an der Schuster-Insel vorbei waren, und an Mårkt und an dem Isteiner Kloz und St. Veit vorbei, wurde einer nach dem andern

stille und gåhnten und 'schauten den langen Rhein hinunter, bis wieder einer anfieng: Mausche, fieng er an, weißt du nichts, daß uns die Zeit vergeht. Deine Våter müssen doch auch auf allerlei gedacht haben in der langen Wüste." - Jest, dachte der Jude, ist es Zeit das Schäflein zu scheeren, und schlug vor, man sollte in der Reihe herum allerlei kuriose Fragen vorlegen, und er wolle mit Erlaubniß auch mit halten. Wer sie nicht beantworten kann, foll dem Aufgeber ein zwölf Kreuzerstück bezahlen, wer fie gut beantwortet, soll einen Zwölfer bekommen. Das war der ganzen Gesellschaft recht, und weil sie sich an der Dummheit oder an dem Wig des Juden zu belustigen hofften, fragte jeder in den Tag hinein, was ihm einfiel. So fragte z. B. der Erste: Wie viel weichgesottene Eyer konnte der Riese Goliath nüchtern effen? - Alle fagten, das sen nicht zu errathen und bezahlten ihre Zwölfer. Aber der Jud sagte: „Eins, denn wer Ein Ey gegessen hat, ist das Zweite nimmer nüchtern." Der Zwölfer war gewonnen.

Der Andere dachte: Wart Jude, ich will dich aus dem Neuen Testament fragen, so soll mir dein Dreibågner nicht entgehen.,,Warum hat der Apostel Paulus den zweiten Brief an die Corinther geschrieben?" Der Jud sagte:,,Er wird nicht bei ihnen gewesen seyn, sonst hått' ers ihnen mündlich sagen können." Wieder ein Zwölfer.

Als der Dritte sah, daß der Jude in der Bibel so gut beschlagen sey, fieng ers auf eine andere Art an: Wer zieht sein Geschäft in die Långe, und wird doch zu rechter Zeit fertig? Der Jud sagte: „Der Seiler, wenn er fleißig ist."

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