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Die falsche Schäßung.

Reiche und vornehme Leute haben manchmal das

Glück, wenigstens von ihren Bedienten die Wahr=" heit zu hören, die ihnen nicht leicht ein anderer sagt.

Einer, der sich viel auf seine Person und auf seinen Werth, und nicht wenig auf seinen Kleider= staat einbildete, als er sich eben zu einer Hochzeit angezogen hatte, und sich mit seinen fetten rothen Backen im Spiegel beschaute, dreht er sich vom Spiegel um und fragt seinen Kammerdiener, der ihn von der Seite her wohlgefällig beschaute:,,Nun Thadde," fragte er ihn,,,wie viel mag wohl ich werth feyn, wie ich da stehe ?" Der Thadde machte ein Gesicht, als wenn er ein halbes Königreich zu schäßen håtte, und drehte lang die rechte Hand mit ausge= streckten Fingern so her, und so hin. „Doch auch fünfhundert und fünfzig Gulden, sagte er endlich, weil doch heut zu Tag alles theurer ist, als sonst.“ Da sagte der Herr:,,Du dummer Kerl, glaubst du nicht daß mein Gewand, das ich anhabe, allein seine fünfhundert Gulden werth ist?" Da trat der Kammerdiener ein paar Schritte gegen die Stuben= thüre zurück, und sagte:,,Verzeiht mir meinen Frrthum, ich habs etwas höher angeschlagen, sonst hått ich nicht so viel herausgebracht."

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Das lehte Wort.

wei Eheleute in einem Dorf an der Donau, herwårts Ulm, lebten miteinander, die waren nicht für einander gemacht, und ihre Ehe ward nicht im Himmel geschlossen. Sie war verschwenderisch und hatte eine Zunge wie ein Schwerdt; er war karg, was nicht etwa in den eigenen Mund und Magen gieng. Nannte er sie eine Vergeuderin, so schimpfte sie ihn einen Knicker, und es kam auf ihn an, wie oft er seinen Ehrentitel des Tags hören wollte. Denn wenn er hundertmal in einer Stunde Vergeuderin sagte, sagte sie hundert und einmal: du Knicker, und das lezte Wort gehörte allemal ihr. Einmal fiengen sie es wieder mit einander an, als sie ins Bett giengen, und sollens getrieben haben bis früh um fünf Uhr, und als ihnen zuleht vor Müdigkeit die Augen zufielen, und ihr das Wort auf der Zunge einschlafen wollte, kneipte sie sich mit den Någeln in den Arm und sagte noch einmal: du Knicker! Darüber verlor er alle Liebe zur Arbeit und zur Häuslichkeit, und lief fort, so bald er konnte, und wohin? Ins Wirthshaus. Und was im Wirthshaus? Zuerst trinken, darnach spielen, endlich saufen, anfänglich um baares Geld, zuleht auf Borgs. Denn wenn die Frau nichts zu Rath hålt, und der Mann nichts erwirbt, in einer solchen Tasche darf schon ein Loch seyn, es fållt nichts heraus. Als er aber im rothen Rößlein den leşten Rausch gekauft hatte, und konnte ihn nicht bezahlen, und der Wirth schrieb feinen Namen und seine Schuld, fieben Gulden ein und fünfzig Kreuger, an die Stubenthür, und als

er nach Haus kam, und die Frau erblickte,,,nichts als Schimpf und Schande hat man von dir, du Vergeuderin," sagte er zu ihr. sagte er zu ihr. Und nichts als Unehre und Verdruß hat man vor dir, du Säufer, du der und jener, du Knicker," sagte sie. Da stieg es schwarz und grimmig in seinem Herzen auf, und die zwei bösen Geister, die in ihm wohnten, nåmlich der Zorn und der Rausch, sagten zu ihm: „Wirf die Bestie in die Donau." Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Wart ich will dir zeigen, du Ver= geuderin, (du Knicker fagte sie ihm drauf) ich will dir schon zeigen, wo du hingehörst, und trug sie in die Donau. Und als sie schon mit dem Mund im Waffer war, aber die Ohren waren noch oben, rief der Unmensch noch einmal: du Vergeuderin. hob die Frau noch einmal die Arme aus dem Wasser empor, und drückte den Nagel des rechten Daumens auf den Nagel des linken, wie man zu thun pflegt, wenn man einem gewissen Thierlein den Garaus macht, und das war ihr Lestes. Dem geneigten Leser, der auf Recht und Gerechtigkeit hålt, wird man nicht sagen dürfen, daß der unbarmherzige Mörder auch nimmer lebt, sondern er gieng heim, und henkte sich noch in der nåmlichen Nacht an einen Pfosten.

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Da

Gutes Wort, böse That.

In Hertingen, als das Dorf noch rothbergisch war,

trifft ein Bauer den Herrn Schulmeister im Felde Ists noch euer Ernst, Schulmeister, was ihr

an.

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gestern den Kindern zergliedert habt: So dich Jemand schlägt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar?" Der Herr Schulmeister sagt: ,,Ich kann nichts davon und nichts dazu thun. Es steht im Evangelium." Also gab ihm der Bauer eine Ohrfeige, und die andere auch, denn er hatte schon lang einen Verdruß auf ihn. Indem reitet in einer Entfernung der Edelmann vorbei und sein Jäger. Schau doch nach Joseph, was die zwei dort mit einander haben." Als der Joseph kommt, gibt der Schulmeister, der ein starker Mann war, dem Bauer auch zwei Dhrfeigen, und sagte, es steht auch geschrieben: Mit welcherlei Maas ihr messet, wird euch wieder gemessen werden. Ein voll gerůt= telt und überflüßig Maaß wird man in euern Schoß geben;" und zu dem lezten Sprüchlein gab er ihm noch ein halbes Dußend drein. Da kam der Joseph zu seinem Herrn zurück und sagte:,,Es hat nichts. zu bedeuten, gnådiger Herr; sie legen einander nur die heilige Schrift aus.“

Merke: man muß die heilige Schrift nicht auslegen, wenn mans nicht versteht, am allerwenigsten fo. Denn der Edelmann ließ den Bauern noch felbige Nacht in den Thurm sperren auf 6 Tage, und dem Herrn Schulmeister, der mehr Verstand und Respect vor der Bibel håtte haben sollen, gab er, als die Winterschule ein Ende hatte, den Abschied.

Der gedultige Mann.

Ein Mann, der eines Nachmittags müde nady Haufe kam, håtte gern ein Stück Butterbrod mit

Schnittlauch darauf gegeffen, oder etwas von einem geräucherten Bug. Aber die Frau, die im Haus ziemlich der Meister war, und in der Küche ganz, hatte den Schlüssel zum Küchenkåstlein in der Tasche, und war bei einer Freundin auf Besuch. Er schickte daher die Magd und den Knecht eins um das andere, die Frau soll heim kommen, oder den Schlüssel schicken. Sie sagte allemal: „Ich komm gleich, er foll nur ein wenig warten.“ Als ihm aber die Geduld immer näher zusammen gieng, und der Hunger immer weiter auseinander, trågt er und der Knecht das verschlossene Küchenkäftlein in das Haus der Freundin wo seine Frau zum Besuch war, und sagt zu seiner Frau: Frau sey so gut und schließ mir das Kåstlein auf, daß ich etwas zum Abendessen nehmen kann, sonst halt ichs nimmer aus." Also lachte die Frau, und schnitt ihm ein Stücklein Brod herab und etwas vom Bug.

Der schlaue Mann.

Einem andern, als er das Wirthshaus figen bis

nach Mitternacht anfieng, schloß einmal die Frau Nachts um 10 Uhr die Thüre zu, und gieng ins Bett, und wollt er wohl oder übel, so mußte er unter dem Immenstand im Garten über Nacht seyn. Den andern Tag, was thut er? Der geneigte Leser gebe acht! Als er ins Wirthshaus gieng, hob er die Hausthure aus den Kloben und nahm sie mit, und früh um 1 Uhr, als er heim kam, hängt er sie wieder

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