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entseßlich; und so weit man laufen und hören konnte, läuteten die Sturmglocken. Zwar eilten die Einwohner aus der ganzen Nachbarschaft und aus weiten Gegenden her, zur Hülfe. Aber der immer heftigere Wind, und der große Umfang der Feuers-, brunst machten alle Mühe und Anstrengung lange zunichte. Erst am 10. vermochte man das Feuer zu löschen. Da sah erst alles recht jammervoll aus. Die ganze Gegend war eine schauerliche Verwüstung. Wo vorher fröhliche Heerden weideten, sah man jezt halbverbrannte Leichname. Wo noch vor wenig Tagen muntere Hirten sangen, und der emsige Landmann mit Hoffnung seine Arbeit verrichtete, standen jezt die Unglücklichen trostlos und hånderingend auf der Brandståtte ihrer Wohnungen und ihres Eigenthums.

Wie muß es da dem unverständigen Mann zu Muthe gewesen seyn, der durch seine Unvorsicht solches Unglück über sich selbst, seine Mitbürger und Landsleute gebracht hat!

Der Fremdling in Memel. Oft fieht die Wahrheit wie eine Lüge aus. Das

erfuhr ein Fremder, der vor einigen Jahren, mit einem Schiff aus Westindien, an den Küsten der Ostsee ankam. Damals war der russische Kaifer bei dem König von Preußen auf Besuch., Beide Po= tentaten standen in gewöhnlicher Kleidung, ohne

Begleitung, Hand in Hand, als zwei rechte gute Freunde, bei einander am Ufer. So etwas sieht man nicht alle Tage. Der Fremde dachte auch nicht dran, sondern ging ganz treuherzig auf sie zu, meinte es seyen zwei Kaufleute, oder andere Herren aus der Gegend, und fing ein Gespräch mit ihnen an, war begierig allerlei Neues zu hören, das seit feiner Abwesenheit sich zugetragen habe. Endlich, da die beiden Monarchen sich leutselig mit ihm un terhielten, fand er Veranlassung den einen auf eine höfliche Art zu fragen, wer er sey. Ich bin der König von Preußen," sagte der eine. Das kam nun dem fremden Ankömmling schon ein wenig sonderbar vor. Doch dachte er, es ist möglich, und machte vor dem Könige ein ehrerbietiges Compli= ment. Und das war vernünftig. Denn in zweifelhaften Dingen muß man immer das Sicherste und Beste wählen, und lieber eine Höflichkeit aus Irrthum begehen, als eine Grobheit. Als aber der König weiter sagte, und auf seinen Begleiter deutete: Dieß ist Se. Majeståt der russische Kaiser,“ da wars doch dem ehrlichen Mann, als wenn zwei lose Vögel ihn zum Besten haben wollten, und fagte: Wenn ihr Herren mit einem ehrlichen Mann euern Spaß haben wollt, so sucht euch einen andern als ich bin. ,,Bin ich deßwegen aus Westin= dien gekommen, daß ich euer Narr sey?" - Der Kaiser wollte ihn zwar versichern, daß er allerdings derjenige sey. Allein der Fremde gab kein Gehör mehr. Ein russischer Spaßvogel möget ihr seyn," fagte er. Als er aber nachher im grünen Baum die Sache erzählte, und andern Bericht bekam, da kam er ganz demüthig wieder, bat fußfällig um

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Vergebung, und die großmüthigen Potentaten ver ziehen ihm, wie natürlich, und hatten hernach viel Spaß an dem Vorfall.

Das seltsame Rezept.

Es ist sonst kein großer Spaß dabei, wenn man

ein Recept in die Apotheke tragen muß; aber vor langen Jahren war es doch einmal ein Spaß. Da hielt ein Mann von einem entlegenen Hof eines Tages mit einem Wagen und zwei Stieren vor der Stadtapotheke still, lud sorgsam eine große tannené Stubenthüre ab, und trug sie hinein. Der Apotheker machte große Augen, und sagte: Was wollt ihr da, guter Freund, mit eurer Stubenthüre? Dem sagte der Mann, der Docter sey bei seiner kranken Frau gewesen, und hab ihr wollen ein Trånklein verordnen, so sey in dem ganzen Haus keine Feder, keine Dinte, und kein Papier gewe= sen, nur eine Kreide. Da habe der Herr Doctor bas Recept an die Stubenthüre geschrieben; und nun soll der Herr Bachin *) so gut seyn, und das Tranklein kochen.

Item, wenn es nur gut gethan hat. Wohl dem, der sich in der Noth zu helfen weiß.

Einfältiger Mensch in Mayland.

Ein

in einfältiger Mensch in Mayland wollte sein Haus verkaufen. Damit er nun um so eher davon *) Rame des Apothekers.

los werden möchte, brach er einen großen Stein aus demselben heraus, trug ihn auf den großen Marktplag, wo viel Verkehr und Handel getrieben wird, und seşte sich damit unter die Verkäufer. Wenn nun ein Mann kam, und fragte ihn:,,Was habt Ihr denn feil?" so sagte er: Mein zweiz stöckigtes Haus in der Capuzinergasse. Wenn ihr Lust dazu habt, hier ist ein Muster.

Der Nemliche fagte einmal bei einer Gele genheit, als von der Kinderzucht die Rede war: ,,Es ist ein Glück für meine Kinder, daß ich keine habe. Ich könnte so zornig werden, daß ich sie alle_todt schlüge."

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Der Barbierjunge von Segringen.

Man

muß Gott nicht versuchen, aber auch die Menschen nicht. Denn im vorigen Spåtjahr kam in dem Wirthshause zu Segringen ein Fremder von der Armee an, der einen starken Bart hatte, und fast wunderlich aussah, also, daß ihm nicht recht zu trauen war. Der sagt zum Wirth, eh' er etwas zu essen oder zu trinken fordert: „Habt ihr keinen Barbier im Ort, der mich rasiren kann?" Der Wirth sagt Ja, und holt den Barbierer. Zu dem sagt der Fremde: Ihr sollt mir den Bart abnehmen, aber ich habe eine kisliche Haut. Wenn ihr mich nicht ins Gesicht schneidet, so bezahl ich euch 4 Kronenthaler. Wenn ihr mich aber schnei

det, so stech ich euch todt. Ihr wåret nicht der Erste." Wie der erschrockene Mann das hörte, (denn der fremde Herr machte ein Gesicht, als wenn es nicht verirt wåre, und das fpißige, kalte Eisen lag auf dem Tisch,) so springt er fort und schickt den Gefellen. Zu dem sagt der Herr das Nemliche. Wie der Gesell das Nemliche hört, springt er ebenfalls fort, und schickt den Lehrjungen. Der Lehrjunge läßt sich Geld, und denkt: Ich wag's.

blenden von dem Gerathet es, und

Gerathet's nicht, so

ich schneide ihn nicht, so kann ich mir für 4 Kronenthaler einen neuen Rock auf die Kirchweihe kaufen, und einen Schnepper. weiß ich, was ich thue!" und rasirt den Herrn. Der Herr hålt ruhig still, weiß nicht in welcher entfeßlichen Todesgefahr er ist, und der verwegene Lehrjunge spazirt ihm auch ganz kaltblutig mit dem Meffer im Gesicht und um die Nase herum, als wenn's nur um einen Sechser, oder im Fall eines Schnittes um ein Stücklein Zunder oder Fließpapier darauf zu thun wåre, und nicht um 4 Kronentha= ler und um ein Leben, und bringt ihm glücklich den Bart aus dem Gesicht ohne Schnitt und ohne Blut, und dachte doch, als er fertig war:,,Gottlob !"

Als aber der Herr aufgestanden war, und sich im Spiegel beschaut und abgetrocknet hatte, und giebt dem Jungen die 4 Kronenthaler, sagt er zu ihm:,,Aber junger Mensch, wer hat dir den Muth gegeben, mich zu rasiren, so doch dein Herr und der Gesell find fortgesprungen? Denn wenn du mich geschnitten hättest, so hätt' ich dich erstochen." Der Lehrling aber bedankte sich schöne Stück Geld, und sagte:

lächelnd für das

Gnådiger Herr,

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