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et tam sublimi consecrata loco, ut dignam eam, qua se suamque majestatem hominibus antea incognitam magna ex parte revelaret, arbitratus fuerit. Aeternae scilicet restaurator salutis, ipse Dei Filius, tam pulcram ad erudiendum in coelesti doctrina populum poesin esse existimavit, ut omnes fere, quae sacro illius ab ore profluxerunt futurae vitae praeceptiones, sapientibus fabulis involutae ab ipso fuerint." In höherem Sinne verdient nur die epische Poesie diesen Ruhm, in welcher bereits Homer und Virgil so Großes geleistet.,,At umbrae amabiles defletaeque! una tantum res est, quae perfectioni vestrae deerat, propter quam sortem vestram doleo, una: gentili religione eratis obcaecati." Nur das Christenthum kann einen Sänger im höchsten Sinn dieses Wortes hervorbringen.,,Religionem enim, quo quis coelestiorem habet animum, eo sanctiore cum gaudio et horrore contemplatur. Quare omnibus, qui divinae religionis sacra colunt, venerabile esse poetae nomen debet, qui ejus doctrinam illustrem hominibus amabilemque carminibus reddit. Quam enim mirifice rationem Dei vincit revelatio: tam insigniter poeta, qui supra communem hominum sortem grandis coelestem sapientiam canit, de humana sapientia exponentem superat": so hoch wie die Offenbarung über der Vernunft, so hoch steht die heilige Boesie über dem Raisonnement. Solch ein Sänger war Milton; solche standen, wenn auch geringer, in allen Nationen auf: nur Deutschland hat feinen!,,Subit indignatio animum, quum tantum gentis nostrae hac in re torporem intueri cogor. Humilibus occupati nugis ingenii gloriam quaerimus carminibus, quae nullam aliam ob causam nasci videntur, quam ut moriantur, sanctam illam immortalitatem, heu! indigni prorsus Germanorum nomine adipisci non audemus.“ Wenn ein Franzose die Unverschämtheit gehabt, uns geradezu die schöpferische Kraft abzusprechen, so läßt sich dem nicht durch Gründe, sondern nur durch Thatsachen entgegentreten. ,,O quam vellem, ut haec in consessu coronaque poetarum Germanorum príncipum dicere mihi contingeret! Quodsi vero inter virentes nunc poetas is adhuc forsitan non reperiatur, qui Germaniam suam hac gloria ornare destinatus est: nascere, dies magne, qui hunc procreabis vatem! et o sol appropera celerius, cui illum adspicere primo placidoque lustrare vultu continget! Hunc virtus, hunc cum coelesti Musa sapientia teneris in ulnis nutriant! ante oculos ejus sese aperiat totus naturae campus et, inaccessa aliis, adorandae religionis amplitudo! Nec futurorum saeculorum ordo reclusus penitus obscurusque illi maneat! fingatur his ab doctricibus suis: humano genere, immortalitate, deoque ipso, quem inprimis celebrabit, dignus!"

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So hat der fünftige Sänger des Messias frühzeitig seinen eignen Ruhm verkündet denn nicht blos der Gedanke des Gedichts schlummert in seiner Seele, er hat in seinem Geist den ganzen Plan bereits fertig ausgearbeitet! Und er hat mit eiserner Zähigkeit ein Menschenalter hindurch daran festgehalten. Solch sicheres Selbstgefühl ist für den Reformator eines Zeitalters nothwendig.

"

Oct. 1745 bezog er die Universität Jena, wo er theologische Collegien bei Walch, philosophische bei Darjes hörte. Das wilde Studentenleben widerte ihn an, er verkehrte ausschließlich mit seinem Vetter Achatius Schmidt (geb. 1725), mit dem er Apr. 1746 nach Leipzig übersiedelte. Dort wurde er in den Dichterkreis der Bremer Beiträge (Bd. 1, S. 606) eingeführt, der ihm um seiner Moralität willen auf's höchste zusagte: er feierte ihn in dem Gedicht „An meine Freunde“, das er später mit einer merkwürdigen Nichtachtung seiner Vergangenheit in Wingolf" umskandinavisirte. Sie werden hier alle der Unsterblichkeit aufbewahrt: Cramer (mit ihm wohnte. er zusammen, und nahm an seiner Liebe zu Elisabeth Radeke, die leider 1747 starb, den innigsten Antheil), der geliebteste Schmidt, Gieseke, Gellert, Ebert, Rabener u. s. w.; ihre Verdienste werden aufgezählt, aber ihre Physiognomie tritt nicht sehr deutlich hervor: es lag das nicht in Klopstock's Anlage. Neu in dem Gedicht ist der glühende Cultus der Freundschaft, die in die Reihe der Tugenden erhoben wird; neu die Erregbarkeit der Empfindung, die bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit in Thränen ausbricht: so als Gieseke nach Hamburg reist, um Hagedorn zu besuchen. Jeder Abschied wird eine dramatische Scene.

Schon in Jena begann Klopstock am Messias zu arbeiten, in gehobener Prosa, wie Bodmer's Milton; erst nach einiger Zeit erkannte er, nach einem schnellen Bersuch, die Möglichkeit, den großen Inhalt des Christenthums in antiker Form zu verherrlichen. Virgil und Horaz waren seine Vorbilder: und vielleicht nicht ganz ohne Einfluß der Rathschlag und das Beispiel Gottsched's. (Bd. 1, S. 446). Das erste seiner aufbewahrten Gedichte heißt der Lehrling der Griechen", wichtig schon als erstes Zeichen von der Neigung der neuen Poesie, über ihr eignes Wesen zu reflectiren, voll von Anklängen an Horaz, aber mit einer wenig Horazischen Schlußwendung: „Ihm (den des Genius Blick, als er geboren ward, mit einweihendem Lächeln sah), ihm ist, wenn ihm das Glück eine denkende Freundin giebt, jede Zähre von ihr, die ihr sein Lied entlockt, künft'ger Zähren Verkün derin!" Die Thräne und derSchmerz überhaupt wird in das Heiligthum der Poesie aufgenommen: der Pietismus und die classische Bildung finden sich zusammen.

Man weiß, daß uns der Hexameter viel Schaden gethan: damals war es der größte Fortschritt, den die Dichtung thun konnte. Wenn die deutsche Sprache lernen sollte, die Glieder regen, so war zuerst nothwendig, das Schnürband des Alexandriners zu zerreißen: und der kühne Versuch mit dem griechischen Maß war wie das Ei des Columbus. Mit Staunen mußte Jeder, der an den Alten fühlen gelernt, erkennen, welche Macht in der deutschen Sprache sei, zu welcher langathmigen Energie sie sich aufraffen könne. Die ausgedehnte rhythmisch vollendete schwungvolle Periode ist Klopstock's Werk: eine stolze, gehaltene Beredsamkeit gab der Sprache das Selbstgefühl wieder, das im Stammeln, Seufzen und Fluchen der Pietisten und Lohensteinianer nicht minder verkümmert war, als in den wässrigen Reimereien der späteren Zeit. Klopstock hielt seine Arbeit am Messias sehr geheim; nur Schmidt wußte

Durch diesen erfuhr es Cramer April 1747, als die drei ersten Gefänge bereits fertig waren; dann wurden sie Gärtner mitgetheilt, der sie an Hagedorn schickte. Aber Hagedorn schüttelte den Kopf: die Sprache kam ihm fremdartig und sonderbar vor, er fürchtete noch größere Anfechtungen als bei Milton. Dagegen rieth er, sich an Bodmer zu wenden.

Bodmer war gerade mit dem Studium der altdeutschen Sprache beschäftigt: er durchforschte in der Manessischen Handschrift die Lieder der Minnefänger, nicht blos um seinen Sprachschatz und seine historische Kenntniß, sondern auch um seine Anschauung von der Poesie zu erweitern. Lange hatte er den Messias prophezeit, der immer nicht kommen wollte; lange hatte Breitinger als das Wunderbarste d. h. den höchsten Gegenstand der Dichtkunst, im Gegensatz zu Boileau*) das christliche Wunder bezeichnet (Bd. 1, S. 484, 573). Nun ereignete sich, worauf man so lange gehofft, und die neue Dich tung mit ihrer gefühlsseligen thränenreichen Stimmung klang viel mehr den herrschenden Ton des Pietismus nach als die harte, oft eckige Zeichnung des verlornen Paradieses.

Bodmer sprach sofort gegen Gärtner seine vollste Befriedigung aus, und theilte seinen Freunden die frohe Botschaft mit, daß ein Dichter lebe, auf dem Milton's Geist ruhe. Er dankte dem Himmel für den Ruhm, welchen er der deutschen Muse zugedacht, indem der Dichter das Werk der Erlösung besinge.

*) De la foi d'un chrétien les mystères terribles
D'ornements égayés ne sont point susceptibles.
L'Evangile à l'esprit n'offre de tous côtés
Que pénitence à faire et tourments mérités;
Et de vos fictions le mélange coupable
Même à ses vérités donne l'air de la fable.

„Vor Allem wird die Menschenliebe des Erlösers auf dem höchsten Grade der Liebenswürdigkeit hervorleuchten. Die Menschheit wird in einer Würde vorgestellt werden, welche den Rath der Erschaffung rechtfertigt und den Leser in eine so hohe Gemüthsverfassung seßt, die ihn vor das Angesicht Gottes nähert. Die Stunden sind schon vorhanden, in welchen alle diese Dinge in die Erfüllung kommen sollen. Die große Seele, die sie empfangen und an das Licht bringen soll, ist wirklich mit einem Leibe bekleidet, sie arbeitet wirklich an dem großen Werke. Ich könnte Ihnen den Namen melden, der jetzt noch so dunkel und so schwer auszusprechen ist, der doch in die späteste Nachwelt erschallen soll; ich könnte Ihnen den unansehnlichen Ort nennen, wo er, den Großen, den Glücklichen und dem Pöbel unbemerkt, auf Verse von einem Inhalt sinnt, der weit über die Großen, über die Glücklichen und über den Pöbel weg ist."

Im Anfang des Jahres 1748 wurden die ersten drei Gesänge des Messias in den Bremer Beiträgen veröffentlicht: mit großer Schüchternheit von Seiten der Herausgeber, und im Anfang zu geringer Theilnahme von Seiten des größeren Publicums.

Der erste Eindruck, den diese drei Gefänge, unfertig wie sie waren, auf jedes unbefangene und feingestimmte Gemüth machen mußten, war, daß hier etwas ganz Neues vorlag. Eine Sprache, von deren Adel der Deutsche bis dahin keine Ahnung gehabt, erhöht durch den feierlichen und doch kräftig bewegten neuen Rhythmus; ein langer Athem der Begeisterung; ein ahnungsvoller Blick in unendliche Fernen, ein erhabner, kühn unternommener Bau, wenn auch erst im Bruchstück; und das Gefühl eines großen Zweckes, des größten und würdigsten, den die Dichtkunst sich setzen kann.

Aber nicht jede Zeit ist reif für ein solches Werk: das Mittelalter gab mit seiner weit ausgesponnenen Scholastik und seinem Reichthum an burlesken Phantasiegebilden Dante den ausgiebigsten Stoff; der puritanische Haß, der das Königthum gestürzt, beseelte Milton's Seele zu den kühnsten Erfindungen. Die Zeit dagegen, in der Klopstock auftrat, war die der religiösen Abschwächung. Die Orthodoxie hatte sich aus dem Kreise der Gebildeten in die Dorfpfarren zurückgezogen; das vernünftige Christenthum hatte sich in der Theodicee völlig ausgegeben; die Mystik war jedem guten Bürger ein Greuel; der Pietismus dachte nicht mehr daran, die Welt zu erobern, er seufzte still für sich hin; der Himmel hatte seine Mythologie bis auf die letzten Spuren eingebüßt. In Klopstock ist etwas Weniges von allen diesen Dingen: er hatte den ernsten Vorsay, streng orthodox zu sein; er dachte logisch wie ein Wolffianer; er fühlte als Gesandter Gottes das Bedürfniß eines Mysteriums; er hatte den Trieb und die Kraft zu weichen Gefühlen, zu Thränen und zu Seufzern; er erkannte als classisch gebildeter Künstler die Nothwendigkeit einer Mythologie. Aber

das Alles macht man nicht, und schon die ersten drei Gefänge des Messias reichten hin, das Uebergewicht des Wollens über das Können zu zeigen.

Der Dichter fühlt, daß er selber von den Mysterien der Erlösung wenig weiß er fleht den heiligen Geist an, ihn zu erleuchten, sein Stammeln wenigstens nicht ganz unmöglich zu machen; er betet zu ihm, ihn so lange leben zu lassen, bis er das große Werk vollendet habe. Dann wagt er sich sofort in die tiefste Tiefe: er läßt die Dreieinigkeit sich über ihre eigne Unergründlichkeit unterhalten. Jego erhuben sich neue, geheimnißvolle Gespräche zwischen Ihm und dem Ewigen, schicksalenthüllenden Inhalts, heilig und furchtbar und hehr, voll nie gehoffter Entscheidung, selbst Unsterblichen dunkel.“ „Er und der Vater durchschauten den Inhalt grenzlos: dies nur vermag des Menschen Stimme zu sagen u. f. w."

Nun erwartet man in diesen mitgetheilten Monologen oder Dialogen wenigstens etwas Neues zu finden; vergebens! Das wenige Positive steht bereits im Katechismus, eigen ist dem Dichter nur die Lebhaftigkeit der Empfindung, die er den Personen leiht. Dante, Milton, Calderon, Jac. Böhme waren resoluter zu Werke gegangen; das macht, sie wußten mehr: fie verarbeiteten eine heilige, sehr reich ausgebildete Scholastik, eine sinnige, phantasievolle Mystik, eine im Volksbewußtsein bereits fertige Mythologie, oder wenigstens, wie Milton, eine mächtige religiöse Leidenschaft. Von dem Allem fand der deutsche Dichter des 18. Jahrhunderts nichts vor, er sollte Alles selbst erfinden, und dazu reicht auch der Beistand des heiligen Geistes nicht aus: so brachte er es nur zur Empfindung, die nach einem Empfindungsstoff sich sehnt und über diese Sehnsucht andächtig staunt. Mit anderen Worten: er ist, wie moderne Componisten, stark in der Instrumentation, er weiß das Große, was kommen soll, durch die Stimmung trefflich vorzubereiten; aber wenn es dann kommen soll, so kommt es nicht.

Zu diesen Mängeln des Zeitalters kam noch die individuelle Armuth des Dichters. Stark an Empfindungsfähigkeit, hatte er weder seine Phantasie noch sein Denkvermögen irgendwie bedeutend ausgebildet: er war, so seltsam es klingt, von aller Mystik ebenso fern als von aller Scholastik; er war ebensowenig ein Schauer als ein Grübler. Wie dreist und zuversichtlich hatte Jac. Böhme mit seiner geringen Bildung in die unsichtbare Welt gegriffen! Die Tiefe der Geisterwelt zu erschließen, blieb dem vorbehalten, der mit Qual ihre Kämpfe in seinem Innern durchgekämpft, der an Gott vermessene Fragen gerichtet hatte. Klopstock war kein Faust: er bietet äußerlich alles Mögliche auf, er läßt nicht blos die Dreieinigkeit, nicht blos Legionen von Engeln und Teufeln reden, nicht blos die Seelen verstorbner Patriarchen, sondern auch die Seelen neugeborner und selbst ungeborner Kinder: aber was er sie reden läßt, ist

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