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höchst unbedeutend, und kommt nur auf die Virtuofität der Empfindung heraus. Man höre folgende Beschreibung des Erzengels El o a.

„Vor Allen, die Gott schuf, ist er groß, ist der nächste dem Unerschaffenen. Schön ist ein Gedanke des gottgewählten Eloa, wie die ganze Seele des Menschen, geschaffen der Gottheit, wenn sie, ihrer Unsterblichkeit werth, gedankenvoll nachsinnt. Sein umschauender Blick ist schöner als Frühlingsmorgen, lieblicher als die Gestirne, da sie vor dem Antlig des Schöpfers jugendlich schön und voll Licht mit ihren Tagen vorbeiflohn. Gott erschuf ihn zuerst. Aus einer Morgenröthe schuf er ihm einen ätherischen Leib. Ein Himmel voll Wolken floß um ihn, da er ward. Gott hub ihn mit offenen Armen aus den Wolken und sagt' ihm seguend: da bin ich, Erschaffener! Und auf einmal sahe vor sich Eloa den Schöpfer, schaut' in Entzückungen an, und stand, und schaute begeistert wieder an, und sank, verloren in Gottes Anblick. Endlich redet er, sagte dem Ewigen alle Gedanken, die er hatte, die neuen, erhabnen Empfindungen alle, die das große Herz ihm durchwallten. Es werden die Welten alle vergehn, und neu aus ihrem Staube sich schwingen, eh' der erhabenste Geist die großen Empfindungen fühlte."

Das ist leicht gesagt! Was waren die großen Gedanken, die Eloa gegen Gott aussprach? Dante, Milton, Böhme, Calderon hatten keinen Anstand genommen, ihnen Ausdruck zu geben; und wer das nicht wagt, der eignet sich zu allen möglichen Dingen, aber nicht zu einem Dichter des Messias. -Farbe ist in jener Schilderung genug, aber keine Spur von Gestalt: mit wenig Aenderungen könnte man eine Venus Anadyomene daraus machen.

In der Hölle wird es etwas lebhafter: Rebellen lassen sich immer bequemer schildern als Anbeter, und hier kam Milton sehr zu Hülfe, obgleich Klopstock doch nicht wagt, die Teufel als nur verdunkelte Halbgötter zu idealisiren; sie sind nichts als greuliche Lästerer. Aber zu lästern verstehn sie gut, und wer sich an die bekannte Scene aus Goethe's Jugend erinnert, wie die kleinen Wolfgang und Cornelie als Satan und Adramelech sich in leise Wuth hineinreden, bis der Hals des Vaters in Gefahr kommt, wird fühlen, wie nöthig es dem verfümmerten und versteiften deutschen Volk war, fluchen zu lernen. Hilf mir! ich flehe dich an! ich bete, wenn du es forderst, Ungeheuer, dich an! verworfner, schwarzer Verbrecher, hilf mir! ich leide die Pein des rächenden ewigen Todes! Vormals fount' ich mit heißem, mit grimmigem Hasse dich haffen, jetzt vermag ich's nicht mehr! ich will dir fluchen und kann nicht!“ Lohenstein hatte ähnlich geflucht, aber in den schlechten französirenden Versen hatte es gemein geflungen; der Hexameter gab diesen Dingen eine gewisse Noblesse. Mit Recht bemerkt Goethe von seinen

römischen Elegien, daß sie in Stanzen ruchlos klingen würden. Klopstock hat die Sprache befähigt, dem künftigen Dichter, der wirklich etwas zu sagen hatte, willig zu sein.

Klopstock's Lieblingsfigur in der Hölle, und die ihm ganz gehört, Abbadonna, der reuige Abtrünnige, der fast noch mehr weint, als seine besseren. Mitgeschaffenen im Himmel, das Wildbret, das mit einem kleinen Zusaß von Fäulniß dem gebildeten Gaum besser schmeckt als frisch. Von dieser interessanten Figur, die tausend Motive der Rührung hervorruft, hat Klopstock einen reichlichen Gebrauch gemacht. Bezeichnend ist, daß als schwerste Strafe dieses Gefallenen erscheint, den tiefen Gedanken der Erlösung nicht völlig nachdenken. und nachempfinden zu können. Als er den blutenden Mittler sieht: „Ich dem kein Jammer verdeckt ist, der ich alle Stufen der Qual und Verzweiflung hinabstieg, weiß mit keinem Namen die Angst der Seele zu nennen, die er fühlt! ihm mit keiner Empfindung nachzuempfinden diesen dauernden Tod! In tiefer nächtlicher Ferne seh' ich neue Gedanken, voll wunderbarer Entdeckung, aber in Labyrinthe verwirrt, sich gegen mich nähern... Kann ich mich himmlischer Dinge recht noch erinnern, so hab' ich von diesem Geheimniß einst was Dunkles im Himmel gehört".. u. s. w. Leider geht es dem Dichter Abbadonna's darin nicht viel besser.

Der dritte Gesang versucht die Jünger zu charakterisiren. Die äußern Portraits sind nicht schlecht, was aber ihr Inneres betrifft, so würde die ausführliche Schilderung irgend einer wichtigen That uns mehr zeigen, als diese weitläufigen Reden der Schußengel, die doch immer so ziemlich auf das Nämliche herauskommen. Diese Doppelgänger, die mit ihrem Schußamt eigentlich nichts zu thun haben als weinend oder bewundernd zuzusehen, drängen sich überall vor, während die Thatsachen ganz obenhin abgemacht werden.

Ein Dichter, der nur Stimmung, keine Bewegung hervorrufen kann, dem im Christenthum das Historische, Biblische, das Einfältige und Menschliche ganz entgeht, der nur für die pietistische Thräne die Sprache findet; der mit dem Bedürfniß, innerlich fortdauernd erregt zu werden, ein starkes männliches Selbstgefühl verbindet, wird in der Lyrik mehr leisten als im Epos. Und dies ist in der That das Feld, auf dem Klopstock schöpferisch wirkte: ja man kann sagen, daß er dem deutschen Gemüth eine neue Welt erschlossen hat. Auf diese ist es nöthig, einen Blick zu werfen.

In einer Elegie an Ebert schildert Klopstock die Empfindung, die ihn ergreift, wenn er sich vorstellt, alle seine Freunde sterben vor ihm, zuleßt auch Ebert, und er stehe allein: Weggehn muß ich und weinen! vielleicht Gram mir verweint." Aber je lebhafter

daß die lindernde Thräne meinen

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er sich die Sache ausmalt, je schwerer wird ihm um's Herz. „Finstrer Gedanke, laß ab! laß ab, in die Seele zu donnern! Wie die Ewigkeit ernst, furchtbar, wie das Gericht, laß ab! die verstummende Seele faßt dich, Gedanke, nicht mehr!"—Mit noch größerer Anticipation besingt er die künftige Geliebte. „Dir nur, liebendes Herz, euch, meine vertraulichsten Thränen, sing' ich traulich allein dies wehmüthige Lied. Nur mein Auge foll's mit schmachtendem Feuer durchirren." (Freilich wird es bald darauf gedruckt!) „Ach warum, o Natur, warum, unzärtliche Mutter, gabst du zum Gefühl mir ein zu biegsames Herz? und in das biegsame Herz die unbezwingliche Liebe, dauernd Verlangen, und ach keine Geliebte dazu!.... Oft um Mitternacht wehklagt die bebende Lippe, daß, die ich liebe, du mir immer unsichtbar noch bist!.... Ach wie schlägt mir mein Herz! wie zittern mir durch die Gebeine Freud' und Hoffnung, dem Schmerz unüberwindlich dahin! Unbefingbare Lust, ein süßer begeisternder Schauer, eine Thräne, die mir still den Wangen entfiel." Und nun stellt er sich in einer Vision das Mädchen vor, wie es wahrscheinlich sein wird. Eilet, Winde, mit meinem Verlangen zu ihr in die Laube, schauert hin durch den Wald, rauscht und verkündet mich ihr: Ich bin redlich! mir gab die Natur Empfindung zur Tugend; aber mächtiger war, die sie zur Liebe mir gab." Ach wie will ich dich lieben! Das sagt uns kein Dichter, und selbst wir im Geschwäg trunkner Beredsamkeit nicht. Kaum, daß noch die unsterbliche selbst, die fühlende Seele ganz die volle Gewalt dieser Empfindungen faßt.“

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Ein andermal sieht er Salem, den Engel der Liebe und seinen Schußgeist: Ewigblühende Rosen umkränzten sein fließendes Haupthaar, himmlische Rosen, von Thränen erzogen, die bei dem Wiedersehn einander Liebende weinten." Dieser Engel beschreibt sein schönes Gefchäft, die unbekannten Liebenden für einander zu erziehen, aus ihren heiligen Thränen und Seufzern Visionen zu gestalten: „Sie fühlet noch nicht für ihn, kennt nicht den zärtlichen Kummer seiner Seele, den thränenden Blick nicht des wachenden Auges durch die mitternächtigen Stunden, seines Herzens Veklommenheit nicht, worüber er selbst staunt." - Durch heilige Träume führt er sie zusammen: „dann erstaun' ich über die hohen Wesen, die Gott schuf, als er Seelen schuf zu der Liebe." Aber den Thränen des Dichters kann er vorläufig nicht helfen: „Warum wendest du dich? ach warum fliehst du mein Auge? Warum muß ich trauernd dir nachsehn ?“ - Aber die Thräne selbst ist sein Trost: ihm gab ein Gott, zu weinen, was er leidet: Singet, Söhne des Lichts, meiner Empfindungen unanssprechliche süßze Lust! singt sie, ich weine sie nur: ja die Unsterblichkeit wein' ich froh von der Liebe durch!"

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In einer andern Vision fühlt der Dichter sich todt, und ruft seinem

Engel zu: „Hast du mich weinen gesehn, o so sammle sie ein, sammle die heiligen Thränen in goldene Schaalen ein, bring sie dank zu den Unsterblichen, daß dann eine vielleicht, hat sie mein Schmerz bewegt, aus den holden Versammlungen niedersteige, das Herz jener, die inniger mein unsterblicher Geist verlangt, zu erweichen und sie zu den Empfindungen gleicher Zärtlichkeit einzuweihn.“

Es kommt nun die Zeit, wo das allgemeine Liebesgefühl sich auf einen bestimmten Gegenstand heftet. April 1748 erhielt Klopstock eine Hofmeisterstelle in Langensalza, wo er gleich darauf mit Fanny bekannt wurde, der Schwester seines Freundes Schmidt. In ihr fand er die gesuchte Geliebte.

Er beginnt sofort, ihr seinen Tod zu schildern, sowie seine Auferstehung: „Dann will ich thränenvoll, voll froher Thränen jenes Lebens neben dir stehn, dich mit Namen nennen, und dich umarmen! Dann, o Unsterblichkeit, gehörst du ganz uns! kommt, die das Lied nicht singt, kommt, unaussprechlich süße Freuden! So unaussprechlich, als jezt mein Schmerz ist! Ninn' unterdeß, o Leben. Sie kommt gewiß die Stunde, die uns nach der Cypresse ruft! Shr andern seid der schmermuthsvollen Liebe geweiht, seið umwölkt und dunkel!“

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Die junge Nachtigall wird gelehrt, von Liebe zu singen; Götter und Göttinnen sollen sie hören: aber sie findet eine bessere Hörerin, eine schöne Seele. Was fließt gelinde dir vom schmachtenden Aug' herab? Ist es Liebe, was dir eilend vom Auge rinnt? Deinen göttlichsten Trieb lockt ihn mein Lied hervor? welche sanfte Bewegung hebet dir die beseelte Brust ?“ Fanny hat die Nachtigall gehört: ihr malt er seine Todesstunde aus, und was er seinem Freunde Schmidt darin sagen wird: „Ich sang den Menschen menschlich den Ewigen, den Mittler Gottes. Unten am Throne liegt mein großer Lohn mir, eine goldne heilige Schale von Christenthränen. O traurig schöne Zeit!.... Mehr als mein Blick sagt, hat dich mein Herz geliebt, mehr als es seufzet, hat dich mein Herz geliebt!.... Mein Leben sollte hier noch nicht himmlisch sein, drum liebte die mich, die ich so liebte, nicht..... O schöne Seele, die ich mit diesem Ernst so innig liebte! Aber in Thränen auch verehr' ich Ihn, das schönste Wesen, schöner als Engel ihn denken können. Wenn hingeworfen vor dem Unendlichen und tief anbetend ich an des Thrones Fuß die Arme weit ausbreite, für dich hier unempfundne Gebete stammle: dann müss ein Schauer von dem Unendlichen, ein sanftes Beben derer, die Gott nun sehn, ein füßer Schauer jenes Lebens über dich kommen und dir die Seele ganz überströmen. Ueber dich missest du erstaunend stehn, und lächelnd gen Himmel schaun! Ach dann komm bald im weißen Kleide, wallend Schmidt, Julian, Geschichte des geistigen Lebens. II.

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im lieblichen Strahl der Heitre!.... Wenn ich vor dir so werde gestorben sein, o meine Fanny und du auch sterben willst: wie wirst du deines todten Freundes dich in der ernsten Stund' erinnern? Wie wirst von ihm du denken, der edel war, so ganz dich liebte? wie von den traurigen, trostlos durchweinten Mitternächten? von der Erschütterung seiner Seele ? von jener Wehmuth, wenn nun der Jüngling oft, dir kaum bemerket, zitternd dein Auge bat, und schweigend, nicht zu stolz, dir vorhielt, daß die Natur ihn für dich geschaffen."

Und Fanny blieb unempfindlich gegen diese Beredsamkeit! Es hat später den Dichter viel Nachdenken gekostet, sich diese unbegreifliche Thatsache klar zu machen.

Wenn die Stunden der Weihe über ihn kommen, aus denen hervorgehn foll, was ferne Jahrhunderte heiligen wird, dann darf nur sein Schmidt ihn. stören: doch daß du nur vom Weltgerichte oder von deiner erhabenen Schwester dich unterredest!" - Mit leisen Thränen wirft er sich vor Gott nieder, von dessen Allgegenwart ein stiller Schauer ihn erschüttert. Ihm hat Gott viel edle Begierden gegeben, „ein drängend Heer! Doch eine ward herrlicher vor allen andern; eine ward Königin der andern alle, deines Bildes leßter und göttlichster Zug: die Liebe!" Wohl weiß der Dichter, daß jenseits die für einander geschaffenen Seelen sich finden werden: — „aber ich fühle zu sehr das Leben, das hier ich lebe! Gleich der Unsterblichkeit, dehnt, was ein Hauch war, fürchterlich mir sich aus! Ich sah', ich sehe meine Schmerzen, grenzenlos dunkel, vor mir verbreitet! Gott, gieb mir, die du mir gleich erschufft! O ach gieb sie mir, dir leicht zu geben, gieb sie dem bebenden bangen Herzen! dem füßen Schauer, der ihr entgegenwallt, dem stillen Stammeln der, die unsterblich ist, und sprachlos, ihr Gefühl zu sagen, nur, wenn sie weinet, nicht ganz verstummet! Gieb sie den Armen, die ich voll Unschuld oft in meiner Kindheit dir zu dem Himmel hob!“

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„Was für eine Verwegenheit, so ernstlich um eine Frau zu bitten! ruft ein Berliner Kritiker in der Vossischen Zeitung aus, als das Gedicht Dec. 1751 gedruckt wurde. Der Recensent hieß Lessing.

Der Recensent hatte den Schluß des Gedichts übersehn, die Rechtferti gung jener heißen Bitte: „Das Lied vom Mittler trunken in ihrem Arm von reiner Wollust sing' ich erhabuer dann den Guten, welche gleich uns lieben, Christen wie wir sind, wie wir empfinden." Also war auch die Liebe

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„Sie haben doch schon den Messias in den Neuen Beiträgen gelesen ?“ schreibt Ewald von Kleist 10. Juni 1748 an Gleim. Ich bin ganz entzückt darüber. Milton's Geist hat sich über den Verfasser ausgegossen. Nur

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