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besondere Art ist. Weil uns nun keine Erfahrung hierbei zu statten kommt, so fragt man, ob es an sich möglich sei, durch Vernunfturtheile a priori diese Kräfte geistiger Substanzen auszumachen, d. h., ob man das erste Grundverhältniß der Ursache zur Wirkung durch Vernunftschlüsse erfinden könne. Ich bin gewiß, daß dies unmöglich ist; und es liegt daran, auszumachen, ob es hier nicht wirklich Grenzen giebt, welche durch die Schranken unserer Vernunft gesetzt sind?"

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Mendelssohn's Phädon" (1767) wurde das Lieblingsbuch der gebildeten Welt; die „Träume eines Geistersehers“ wurden wenig beachtet.

Wir haben 3. 3. Moser (Bd. 1, S. 639) sammt seinem Sohn in Hanau an der Spitze einer Akademie für junge Standespersonen verlassen. Die Anstalt war in voller Blüthe, als die würtemberger Landschaft ihn zu ihrem Consulenten berief. Er traf Oct. 1751 in Stuttgart ein, aber es wurde ihm sehr schwer, das Vertrauen der Landschaft zu gewinnen, fast alle seine Reformpläne fanden Widerstand, und sein leitender Grundsatz in Bezug auf das Verhältniß zum Herrn: was man nachgeben will und kann, sofort und unumwunden nachgeben; in ernsteren Dingen aber unerschütterlich sein, verstieß zu sehr gegen die herkömmliche Praxis des Lavirens. Hier schrieb er 1753 die Grundsäße einer vernünftigen Regierungskunst". Ueber sein religiöses Leben berichtet er folgendermaßen.

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„Ich hätte gern mehrere Gebetsgemeinschaft mit meiner lieben Ehegattin gepflogen; sie hingegen wollte nun lieber allein beten, darin sie sich auch fleißig geübt hat. Mit dem Gesinde sette es öftere Veränderungen, worüber ich zwar meiner lieben Frau mehrmalen Vorstellungen that: sie bezog sich aber auf 2. Cor. 5, 12: „Gott sind wir offenbar; ich hoffe aber, daß wir auch in euern Gewissen offenbar sind;" und dabei mußte ich sie lassen. Mit meinen Geschwistern, auch andern alten Freunden in Christo war die Gemeinschaft und der Umgang nicht mehr so herzlich, vertraut und gesegnet als da wir vormals in Würtemberg waren. Die Zinzendorfschen Händel hatten auch hier viele Spaltung und Mißtrauen unter den Gutgesinnten erregt; man hielt uns doch für Leute, die in etwas angesteckt seien; daher traute man uns nicht ganz, zumal da unsre und der Andern Erkenntniß und Erfahrungen nicht allemal mit einander übereinkamen. Wenn von Zusammenkünften die Rede war, hätten die Andern gern Alles auf Behandlung der heiligen Schrift gesetzt; ich und meine liebe Frau hingegen hätten gern mit erfahrenen, treuen und vertrauten Seelen Gemeinschaft gehabt, denen man sein Herz hätte entdecken, von den vorfallenden Versuchungen, Schwachheiten, Aergernissen, Mitteln in der Gnade

weiter zu kommen u. s. w. sprechen, sich bei Andern Raths erholen und wieder Andern das ihnen oft sehr Nöthige in Liebe hätte sagen können. Aber davon wollte man nichts hören, hielt es für Gewissenszwang; nur wenn man etwas, so sich für Bekehrte nicht schickte, ahudete, wurden sie empfindlich, meinten, man wolle ihren Grund angreifen und sie nicht mehr für Kinder Gottes halten. Noch Andere hatten den Schein eines rechtschaffenen Wesens, da sich hernach nur allzudeutlich offenbarte, daß sie in einer fleischlichen Freiheit lebten; daher wir uns ihrer, und sie sich unserer, als ob wir Leute wären, die allzugefeßlich seien, entäußerten. Ueber allem diesem wurden wir endlich auch verlegen, und unser Umgang bedeutete meistens wenig mehr als ein liebreicher Umgang im gemeinen Leben. Die Herrn Bengel und Storr hielten Erbauungsstunden, die uns zu manchem Segen hätten werden können: wir besuchten sie aber nicht."

Seit 1755 nahm sich Herzog Karl Eugen (geb. 1728) persönlich der Regierung an und trat mit Mofer in engen Verkehr. „Wollte Gott," schrieb er ihm 15. Juli 1756, „es dächte jeder so patriotisch wie der Herr Consulent und Ich, es ginge gewiß Herrn und Lande wohl." Dieser Verkehr gab der Landschaft, die verrathen zu sein glaubte, argen Anstoß. Mit dem Eintritt Montmorin's in's Ministerium änderte sich die Sache. Der neue Minister wollte willkürlich in alte Gerechtsame eingreifen, und verlangte unbedingten Gehorsam. Bald stand Moser an der Spitze der Opposition. Bom Hof erfolgte Drohung auf Trohung; und als Moser eine Geldverwilligung hintertrieb und dem Minister erklärte, er wolle lieber seinen grauen Kopf verlieren als Unrecht thun, ließ ihn der Herzog 12. Juli 1759 ohne weiteres auf den Hohentwiel bringen, wo er ohne Untersuchung und Urtheil sechs Jahre in schwerer einsamer Haft blieb! Der kaiserliche Hof ließ ihn im Stich, weil er sich früher der evangelischen Stände angenommen. Es war ein Act der Tyrannei, der selbst damals Aufsehen erregte*).

In derselben Zeit (1759) schrieb sein Sohn Karl Friedrich (geb. 1723), der in Hanau geblieben war und in engem Verkehr mit den dortigen Pietisten stand (27. April 1759 erhielt er durch Bernstorf den Titel eines dänischen Etatsraths) das damals hochberühmte Buch Der Herr und der Diener (gewissermaßen als Fortsetzung der „patriotischen Gedanken von der Staatsfreigeisterei" 1755). Die Anregung dazu hatte die Erbprinzeß Caroline von Darmstadt gegeben, mit welcher Moser schon seit mehreren

*) Seine Tochter heirathete 1755 den Statistiker Achenwall in Göttingen, der Mai 1754 seine erste Frau verloren hatte. In Göttingen das er 1754 besuchte · stand Moser überhaupt in hohem Ansehn.

Jahren in enger Berührung stand: eine der bedeutendsten Frauen der Zeit; sie verschaffte ihm 1762 eine Anstellung in kassel'schen Diensten. Das Buch ist gewissermaßen das Programm für ein künftiges Ministerium: es sind fluge Regeln darin, z. B. daß ein Minister Feuer und Activität haben, aber nicht zu geistreich sein müsse; die Hauptsache ist aber der rücksichtslos. freimüthige, ja leidenschaftliche Ton gegen die Höfe und das Hofgesinde.

Es ist doch der Mühe werth, einmal in diesem vergessenen Buch zu blättern.

„Ich sage es mit patriotischen Thränen, wie wenig sind der Regenten, welche das so theure Geschenk der deutschen Freiheit ohne Mißbrauch gebrau chen! und wie nahe sind wir den Zeiten, da man nicht mehr zwischen gut und schlimm, sondern nur noch zwischen schlimm und noch schlimmer wählen darf! Die Aussicht der mehrsten unserer jetzigen Landesregierungen ist nichts weniger als tröstlich; fast schäme ich mich aber, ein Deutscher zu sein, wenn ich beherzige, was viele unserer künftigen Erbfürsten erst für Leute sein werden! Die Nachwelt sei Richter über die Folgen eines Zeugnisses, dessen Wahrheit die jetzige Welt gegen Dank und Willen bekräftigen muß!

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. „Die meisten dieser Herrn lernen die Hofstudien, Sprachen. Musik, Reiten, Tanzen, Fechten und Schäfern, sonst nichts. Mit dieser schlechten Zubereitung rücken sie endlich in die Regierung ein, nicht als in ein Amt, dessen Pflichten sie gründlich erlernt hätten, sondern mit der Freude eines Sohns, der seinem Vater schon längst ein sanft und seliges Ende gewünscht, und sich nun in dem Besitz eines Vermögens sicht, mit dem er schalten und walten kann wie er will."

„Das despotische Wesen vieler unserer deutschen Herrn, die harte Behandlung ihrer Unterthanen, die mannigfaltige Uebertretung der heiligsten Versprechungen mit ihren Landständen, die Unwissenheit der mehrsten Regenten in ihren eigentlichen Pflichten, deren oft wissentliche Hintansetzung, und die übertriebene Erhöhung ihrer unverletzlichen Rechte, nebst soviel andern Zeichen böserer Zeiten, haben wir meistentheils der militärischen Regierungsart zu danken... Die Pünktlichkeit des Dienstes, den man im Kriegsstand von den Subalternen fordern kann und muß, und der rechtmäßige Eigensinn eines Generals, gegen welchen der Untergebene nicht soviel Verstand brauchen darf, um zu untersuchen, ob die Sache klug und recht gethan sei, sondern desto mehr Willen haben muß, das Anbefohlene gleich und ohne Widerrede zu thun, macht Regenten, die also gebildet zur Regierung kommen, spröde, hart und unleidlich, um mit und unter ihnen in Sachen zu arbeiten, wobei es oft auf den Willen am wenigsten, sondern auf eine langsame, reise und geduldige Ueberlegung ankommt. Da im Krieg Gewalt vor Recht geht, und

auch ein rechtschaffener General aus Befehl und Noth Vieles thun muß, das er für seine Person lieber ungeschehn sein ließe, so legt sich eine gewisse Härte auf das Gemüth, welches einen Herrn nicht leicht wieder verläßt. Er nimmt Alles auf den Fuß: ich lasse mich nicht zwingen, und sieht Alle, mit denen er zu thun hat, als eine Art von Feinden an.“

„Sollte man es in unsern heillosen Zeiten anders als auf einem verlornen Blatt Papier wagen dürfen, dem Regenten in's Angesicht und mit Hoffnung des Eindrucks zu sagen: Respectiren Ew. Durchlaucht die Stimmen Gottes und des Gewissens!“

„Was mich sorgenvoll macht, ist der immer mehr geglaubte und öffent lich behauptete Sat, ein Regent sei Niemand als Gott von seinen Handlungen Verantwortung schuldig. Es war dies sonst die Sprache der Monarchen, sie wird aber, im Vertrauen auf die deutsche Freiheit, auch an unsern kleinern Höfen Mode. Unsere Herren meinen durch diesen Ausspruch zu gewinnen, weil er schüchtern gemachten Unterthanen den Mund stopft; sie würden aber diese bedeutungsvollen Worte weniger gebrauchen, wenn sie ihren wahren und weiten Sinn recht verständen. Ein Herr, welcher zu dem traurigen Mittel schreitet, Gott zum Richter zwischen sich und die Unterthanen zu stellen, sagt damit in der That nichts Anderes als: Ich verlange von euch weder Vertrauen noch Beifall; ich weiß, daß ihr Gründe habt, meine Handlungen zu tadeln, ich begehre sie aber nicht zu wissen; ebensowenig werde ich euch eine Entschuldigung machen, weil ich zum voraus weiß, sie wird nicht gültig erfunden werden; ihr habt nur eine Pflicht, den Gehorsam. Thue ich euch Unrecht, verklagt mich bei Gott! habt ihr Vorstellungen zu machen, ich nehme keine an, übergebt sie bei Gott, welcher der alleinige Richter meiner Handlungen ist. Er ist es auch! und dieser allmächtige Richter aller Herren wird sich so beweisen, wenn er dereinst die bösen Regenten ausspeien und mit Ketten ewiger Finsterniß binden lassen wird."

Solche und ähnliche Dinge stehn in dem vergessenen Buch, das freilich weder elegant noch systematisch geschrieben ist. Wir heben noch eine Stelle über Friedrich den Großen hervor (1759).

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Man kann ihm, diesem unzubeschreibenden Geist, Bewunderung und Ehrfurcht nicht versagen, er ist der König unter den Helden, er hat Verstand für mehr als eine Erde, er dreht sich wie die Sonne in seiner eigenen Are und glänzt in seinem eigenen Licht, er hat ihre Hiße und ihre Flecken, er hat das Maß eines großen Geistes, Jahrhunderte nach uns werden seine Natur noch mit Sorgfalt erforschen, vielleicht findet sich ein Newton unter den Politikern, der seinen innern Gehalt ebenso genau zu bestimmen weiß, als dieser Confident des Schöpfers die Welten abgewogen hat. Ich habe ihn

nie ohne hohe und hinreißende Empfindungen gesehn, seine Thaten sind mein Gedankenfest, ich schleiche ihm oft nach, um seine geheimen Wege zu errathen, der Adler schwingt sich aber in Höhen, die minderem Gefieder unsichtbar bleiben. Ich stehe von weitem und betrachte seine Größe, fie ruht mit uns auf einer Erde, er stehe oder falle, er braucht den Raum von Kolossen. Ich weiß mir keinen vornehmern Menschen zu denken. Schade aber für uns, daß er nicht eine Welt für sich alleine hat!"

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Das Buch wurde nicht lange nach seinem Erscheinen von Hamann in der Königsberger Zeitung ziemlich ungünstig besprochen. Für diesen Mann hatte Moser der selbst ziemlich tief in mystische Studien verstrickt war — er war ein vertrauter Freund des Frl. v. Klettenberg, der „Philo“ in den „Bekenntnissen einer schönen Seele"; auch schrieb er 1763 ein Klopstock'sches Epos, Daniel in der Löwengrube" - ein großes Interesse. Er erließ an ihn Ende 1762 ein treuherziges Schreiben eines Laienbruders im Reich", in welchem Hamann der Beiname eines „Magus im Norden" gegeben war, den Hamann später selbst gern hörte. Es entspann sich daraus ein Briefwechsel: Moser erkundigte sich Aug. 1763 im Auftrag der Prinzeß Caroline, ob Hamann nicht die Erziehung ihres Sohnes übernehmen wolle? - Hamann that eine solche Aeußerung sehr wohl, aber der Entschlußz wurde ihm schwer: er hatte, um Anwartschaft auf eine Kanzellistenstelle, als Volontär in der Kammer gearbeitet, mußte aber Jan. 1764 den Versuch aufgeben, weil er die sizende Lebensart nicht vertragen konnte. Dafür übernahm er Febr. 1764 die Literaturberichte der Königsberger Zeitung, in welchen er hauptsächlich gegen die Pflichtenlehre des Zeitalters und gegen das vernunftmäßige Christenthum zu Felde zog, nicht ohne Seitenblicke auf Kant. So fand er in dem deistischen Buch eines Franzosen (Febr. 1764) den Hauptpunkt in dem Sat: ,,Quelque chose a été faite; donc quelque autre chose n'a pas été faite, donc celle-ci a fait l'autre : c'est à quoi on devrait réduire la théologie naturelle.“ „Su diesem erhabnen Begriff des Etwas," fährt Hamann fort, „findet der Verfasser theils Bewegungsgründe der tiefsten Anbetung, theils den verdienstlichen Beruf zu einer sehr metaphysischen Bilderstürmerei: weil nämlich alle Eigenschaften, die man Gott zueignet, durch eine ungeschickte Analogie veranlaßt werden, und entweder auf sinnliche Erscheinungen oder willkürliche Abstractionen hinauslaufen. Hierin besteht der gefährliche und dem Menschen angeborne Anthropomorphismus, durch den bloße Verneinungen förperlicher Eigenschaften zum Charakter der Gottheiter dichtet, und sittliche Tugenden, die doch auf die Bedürfnisse der menschlichen Natur und Gesellschaft eingeschränkt und dem höchsten Wesen ebenso unanständig als unsere Gliedmaßen sind, in ein

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