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meine Doris auf, noch einmal Haller's Doris zu singen. sich die Lichter der Stadt."

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Die Frucht dieser Fahrt war die berühmte Ode, die im Leben des Dichters und im Leben der deutschen Dichtung einen Wendepunkt bezeichnet : eine Ode, die mit Recht sich dem Gedächtniß des Volks eingeprägt hat. „Schön ist, Mutter Natur! deiner Erfindung Pracht auf die Fluren verstreut, schöner ein froh Gesicht, das den großen Gedanken deiner Schöpfung noch einmal denkt. Süß ist, fröhlicher Lenz, deiner Begeisterung Hauch, wenn die Flur dich gebiert, wenn sich dein Odem fanft in der Jünglinge Herzen und die Herzen der Mädchen gießt. Ach du machst das Gefühl siegend, es steigt durch dich jede blühende Brust schöner, und bebender, lauter redet der Liebe nun entzauberter Mund durch dich! Lieblich winket der Wein, wenn er Empfindungen, beffre, sanftere Lust, wenn er Gedanken winkt, im sokratischen Becher von der thauenden Ros' umkränzt. Neizvoll klinget des Ruhms lockender Silberton in das schlagende Herz, und die Unsterblichkeit ist ein großer Gedanke, ist des Schweißes der Edlen werth! Aber füßer ist noch, schöner und reizender, in den Armen des Freunds wissen ein Freund zu sein, so das Leben genießen, nicht unwürdig der Ewigkeit!“ Das ist nicht seraphisch, aber es ist ein schönes, männliches Gefühl und edel ausgedrückt.

Die ersten Wochen des August brachte Klopstock in Winterthur zu, mit Sulzer und Wafer; auch Bodmer fand sich zum Besuch ein. Ein neuer Brief aus Tänemark drängte um Entscheidung; aber Klopstock zögerte: der Verkehr mit seinen jungen Freunden hatte ihn ganz gefesselt, und mit einem derselben, der ihm am nächsten stand, mit Rahn, hatte er ein anderes Unternehmen verabredet, sich seinen Unterhalt zu erwerben: sie wollten zusammen eine Fabrik für Seidendruck einrichten, und Klopstock sollte die Desseins dazu zeichnen.

Am 5. Sept. schreibt Bodmer an einen Freund, indem er Klopstod's Verbindung mit Rahn berichtet: „... Inzwischen lebte er hier ganz dissipirt. Die jungen Herren von seinem Alter, die mit ihm auf dem See gewesen, verschafften ihm täglich Gesellschaften. Er aß hier oder dort zu Mittag, öfters zu Nacht, blieb die ganze Nacht durch daselbst und kam erst am folgenden Morgen nach Haus; ging spät zu Bett und stand noch später auf. Er trinkt sehr stark und mag den Wein wohl vertragen, wiewohl mit vielen Beschwerden seines Magens. Am vergnügtesten war er, wenn er bei Mädchen gewesen war. Er sagt, er hätte ein großes Vergnügen, die Charaktere der Mädchen auszuforschen. Auf der Seefahrt hat er ein Mädchen kennen. gelernt, deren Unschuld und natürlichen Wiß er ungemein bewunderte.

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schien, daß er in rechtem Ernst verliebt wäre. Er gab es nur für Galanterie, die mit seiner Liebe zu Langensalz sich sehr gut vertrüge. Seine Lust war, den Mädchen Mäulchen zu rauben, Handschuhe zu erobern, mit ihnen zu tändeln. Er hat sich ordentlich bei ernsthaften Männern, zu denen ich ihn nöthigen mußte, ennuyirt. Keine Neugierigkeit über die Staats- und Civilverfassungen von Zürich oder von andern Cantons, keine Neugierigkeit, die Alpen von weitem oder in der Nähe zu betrachten. Wenn Sulzer den tubum nach den Schweizerbergen richtete, so war der seine nach den Fenstern der Stadt gerichtet. Kein Verlangen, meine Bücher zu sehn, viel weniger zu lesen. Herr Breitinger ist oft zu ihm gekommen, aber bisher hat er ihm nicht einen Besuch gemacht. Von Egards und Consideration weiß er sehr wenig, und er hat mich nicht selten an seinem Rücken stehn lassen, wenn er Jünglingen seine ganze Aufmerksamkeit gegeben hat. Erst ward er gesprächiger, wenn er von einem Mädchenbesuch heimkam oder fröhlich getrunken hatte. Er versteht weder Englisch noch Italienisch. Seine Belesenheit ist schwach und er fürchtet sich schier vor der Gelehrsamkeit als vor der Pedanterie selbst. Mosen und die Propheten versteht er vollkommen. In denselben hat er seine Pocfie formirt. Seine Imagination ist in der höchsten Stärke. Er hat sein sujet völlig in seiner Gewalt. Er hat den Plan bis in die kleinsten Theile ausgedacht. Er weiß von der kleinsten Dichtung, von der geringsten Ausbildung die richtige Antwort zu geben. Alles ist in der besten Proportion angeordnet, das Bessere ist allemal dem Guten vorgezogen. Er arbeitet sehr langsam. In den letzten zwei Jahren hat er nicht mehr als zwei Gefänge geschrieben, und diese sind noch nicht ausgearbeitet. Er giebt seiner Langenfalzischen Liebe Schuld. Die wahren Ursachen werden wohl seine Zerstreuungen sein. Er behauptet, daß er in rauschenden Gesellschaften am wenigsten distrahirt sei und davon am besten disponirt werde, an seinem Gedicht zu arbeiten. Fünfzig oder sechzig Verse sind Alles, was er bisher am Messias gearbeitet hat. Aber dies Wenige ist vortrefflich, heilig und himmlisch. Er ist gleichsam zwei Personen in einem Leibe: der Messiasdichter und Klopstock. Ich bemerke sonst ein gutes Gemüth bei ihm, wenn er nur strenger und nicht so leichtsinnig wäre. Was ich hier leichtsinnig nenne, mag nur Zerstreuung der Gedanken sein und eine gewisse Facilität, die er selbst Menschlichkeit nennt, die ihm nicht erlaubt, eine Einladung auszuschlagen. Er unterscheidet nicht zwischen den zwar unschuldigen aber kleinen Freuden, viel weniger zwischen den würdigen und würdigern Freuden. Er denkt nicht daran, was für ein großes Exempel der Messiasdichter der Welt schuldig ist. Daher steht sein Wandel mit der Meffiade ziemlich im Widerspruch: er ist nicht heilig.

Als ich ihm erzählt, daß wir an dem Tichter des Messias einen

heiligen, strengen Jüngling erwartet hätten, fragte er: ob wir geglaubt hätten, er äße Heuschrecken und wilden Honig? Gott gebe, daß die Leute nicht glauben, alle die himmlischen Gedanken, die in der Meffiade sind, seien nur in seiner Phantasie entstanden, und der Verstand oder das Herz haben wenig Antheil daran... Das ist gewiß, daß die petits soins, welche Freundschaft und Liebe in die Geberden und Handlungen legen, ihm etwas Unbekanntes find... 3m Uebrigen ist er vom Schöpfer wie geschaffen, die Messiade zu schreiben... Er ist gewiß ein wunderbares Phänomen von einem Menschen: so groß in seinem Gedicht, so klein in seinem Leben! Ich zweifle nicht, daß er des merkantilischen Lebens, vielleicht auch des losen Lebens bald werde überdrüffig werden; dann wird er sich wieder zu mir wenden. Es ist schon eine starke Jalousie unter seinen Jugendfreunden, denen allen er Rahn so distinguirt vorzieht. Es hat diesen Herrchen überaus gefallen, daß ein so großer Dichter, unser Homer, äße, tränke, lachte, scherzte, küßte, Mäulchen raubte, Handschuhe eroberte, Schuhe schlüpfte, spränge, liefe, wie sie dies Alle thun.“

Auch poetisch machte Bodmer seinem Schmerze Luft: „Gläser mit schäumendem Bachus, ihr habt von meinem Gesichte ihn in die duftende Brustwehr genommen! Machet mir Play, damit ich das Haupt des Heiligen sehe, welches olympische Strahlen umkränzen! Rauschet nicht, Küsse! damit ich die göttlichen Lieder vernehme, die von des Heilands Erlösungen klingen."

Was Bodmer bestimmte, war der Rest jener alten pietistischen Neigungen, die seine rationalistische Bildung nie ganz unterdrückt hatte. Dem kirchlichen Leben stand er nicht nahe, für Betstuben hatte er feinen Sinn, aber das Ideal eines heiligen gottgeweihten Lebens war ihm geblieben: an dem Bild des blinden Milton hatte er es genährt, im Messias trat es ihm lebendig entgegen. Er schuf sich einen Klopstock, der in der Wirklichkeit nicht war, und entsetzte sich, als der schwärmerische Anbeter Fanny's ein Mädchen nach dem andern küßte, und gar Wein trank! Freilich waren es nur Adiaphora, aber so wenig wie Spener bei dem wahren Christen, konnte es Bodmer bei dem wahren Sänger Gottes gelten lassen.

Nicht ohne Absicht hatte Klopstock Fanny's Bruder von seinen Eroberungen unterrichtet; noch einen Versuch machte er, 10. Sept., an Fanny selbst: „Ich kann Ihnen, allerliebste Schmidt, nichts mehr sagen: denken Sie an meine vielen Thränen, an meine bangen Schmerzen der Liebe, die schon Jahre gedauert haben, und die ewig dauern werden, wenn Sie nicht aufhören wollen, hart gegen mein blutendes Herz zu sein." Aber auch dieser Brief blicb ohne bestimmte Antwort.

Inzwischen hatte sich das Verhältniß zu Bodmer völlig gelöst; selbst kleinliche Geldangelegenheiten waren eingemischt. „Wenn Sie sich Ihr ganzes

Verfahren gegen mich, von Ihrem unfreundlichen Argwohn an bis auf die kleinen, oft sehr unedlen Spöttereien vorstellen wollen, ohne die Stelle eines scharfen und edelmüthigen Richters zu vertreten, so werden Sie zum mindesten mein anhaltendes Stillschweigen Ihrer Aufmerksamkeit würdig finden. Wenn Sie dieses Stillschweigen nicht verstanden haben, so sage ich Ihnen mit eben der Freimüthigkeit, daß es Großmuth gewesen, mit welcher Freimüthigkeit ich Ihnen sage, daß Sie einer solchen Großmuth unfähig sind." So schrieb Klopstock an Bodmer; die Freunde waren sehr betroffen: Sulzer und Hirzel wandten sich entschieden von Klopstock ab, und Sack, dem der Dichter die Sache in sehr leichtem Ton vorgetragen hatte, antwortete ernst, 5. Jan. 1751: „Nie werden die Verfasser des Messias und des Noah dem besten und frömmsten Theil des menschlichen Geschlechts den betrübenden Anstoß, und dem boshaftesten Unglauben die Freude geben, zu sehn, daß man zwar von der Religion und Tugend sehr hoch und einnehmend, ja bemeisternd schön denken, und doch sich entzweien könne. Mein Herz blutet, wenn der quälende Gedanke mir einfällt: nun wird der Messias und der Noah nicht mehr erbauen!.. Ja Klopstock muß aus Zürich als Bodmer's Freund reisen, oder kein Mensch fühle die Stärke seiner Gedichte, der Messias werde ein mittelmäßiges Stück und seine Oden kriechend, und Schmidtin gedenkt nicht mehr an ihn." Der Stich traf, und Klopstock bewirkte eine leidlich anständige Aussöhnung.

Bevor er Zürich verließ, machte er dort noch eine anziehende Bekanntschaft. Salomon Geßner war 1. April 1730 zu Zürich geboren, wo sein Vater Buchhändler und Mitglied des großen Rathes war. In der Schule zeichnete sich der Knabe durch ungewöhnliche Unaufmerksamkeit aus, und blieb weit zurück: dagegen verfertigte er heimlich in den Lehrstunden allerlei Bilder und Figuren aus Wachs; auch schrieb er Romane nach dem Muster des Robinson und war auf dem Spielplatz nicht unbeliebt. Ein zweijähriger Aufenthalt bei einem wohlgesinnten Landpastor förderte ein wenig seine Bildung: hier lernte er Brockes kennen und verehren. Nach seiner Rückkehr versuchte er sich in Anakreontischen Gedichten. 1749 schickte ihn der Vater, um sich zum Buchhändler auszubilden, nach Berlin: aber das Geschäft des Bücherpackens war ihm nicht genehm, er verließ seinen Principal, und die stärkste Noth die Eltern entzogen ihm den Wechsel konnte ihn nicht zurückbringen. Da er indeß eine ziemliche Menge Landschaften angefertigt hatte, die bei einem geschickten Maler Beifall fanden, gaben die Eltern nach, und er lebte fortan in Berlin den schönen Wissenschaften. Ramler nahm sich seiner an, und suchte sein Ohr an Wohlflang zu gewöhnen: aber im Versbau wollte es nicht gehn, er gab ihm daher den Rath, in gewählter Prosa zu

dichten. Einzelne Versuche erschienen schon 1751 in Bodmer's Zeitschrift. Nach einem Abstecher nach Hamburg zu Hagedorn, der ihn freundlich empfing, kehrte er nach Zürich zurück, wo er Klopstock's Bekanntschaft machte. Man merkt die Nachwirkungen später sehr deutlich in dem Suchen nach paradiesischen Zuständen und in dem schwärmerischen Cultus der Liebe und anderer höhern Gefühle: die Schäfer des Idylls unterscheiden sich nicht wesentlich von den Seraphen des Epos, nur daß sie in einer bescheideneren Stellung sind.

Man sieht es Geßner's spätern Dichtungen nicht an, daß er ein ausgezeichnetes Talent für's Groteske besaß. In der Jugend machte er reichlichen Gebrauch davon, indem er die Freunde durch eine mimische Vorstellung unterhielt, und närrische Originale, phrasenreiche Volksredner u. s. w. bis zur Täuschung nachmachte. Er hatte jeden Muskel in seiner Gewalt, und war unerschöpflich in der Copie fraßenhafter Gesichter. Seine Lieblingslectüre - auch später noch war Don Quixote. Sulzer, der an seinem Muthwillen Anstoß nahm, war ihm fremd geblieben, aber Klopstock interessirte sich sehr für ihn, und Hirzel wurde sein treuer Freund.

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Auf eine neue, dringende Einladung Bernstorf's reiste Klopstock Ende Februar 1751 aus Zürich ab, und begrüßte seinen neuen König und Wohlthäter in einer feurigen Ode.

Durch die Art und Weise, wie der Messias die Jugend elektrisirte, wie man den Inhalt des Gedichts zu dem Gemüth des Dichters in Beziehung brachte, wurde der Lettere verführt, mehr oder minder bewußt eine Rolle zu spielen. Wie der Priester, namentlich seit der Pietistenzeit, genöthigt war, auf sich zu wachen, um nicht Anstoß zu geben, so mußte auch der Sänger des Messias sorgfältig darauf bedacht sein, der Würde seines Amts keinen Eintrag zu thun. Die Welt sah auf ihn, und er mußte der Welt gerecht werden. Er hatte seine Gabe als eine besondere Bevorzugung der Gottheit dargestellt, das Gefäß derselben mußte rein gehalten werden. Es gehörte sehr viel gesunde Natur dazu und Klopstock bejaß sie in reichem Maße um unter dieser fortwährenden Selbstbeobachtung nicht zum Pharifäer zu werden; aber seine Poeste litt darunter. Es fehlte ihr die Keuschheit, und mehr und mehr verlor sie auch die Frische: sie studirte ihr Gesicht zu viel und zu eifrig im Spiegel, es nahm mehr und mehr künstliche Züge an. Diese eitle Selbstbespiegelung, die vorher im Pietismus nur in trüberen Schichten üblich war, wurde bald die allgemeine Neigung der dichtenden Jugend.

Es ist nun nöthig, auf die literarischen Zustände Deutschlands einen Blick zu werfen, wie sie sich in seiner Abwesenheit entwickelt hatten.

Schmidt, Julian, Geschichte des geistigen Lebens. II.

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