ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small]

mir, ich hab' es gewagt, es bebt mir die Hand die Saiten herunter! Schone, schone!"

44 Jahr war Klopstod alt, als er sich zu diesem Geständniß entschloß. Man hat über den Werth dieser patriotischen Declamationen verschieden geurtheilt, je nachdem man einer solchen Stimmung bedürftig war oder nicht. Groß war die Wirkung jedenfalls: seit jener Zeit hielt es jeder junge Student, der von der Muse berührt wurde, für seine heiligste Pflicht, das Vaterland zu lieben und zu bewundern auch wenn er von demselben noch weniger wußte als Klopstock. Groß ist ferner der Schwung jener Reden, und man sieht, daß der Dichter seine Kraft wiederfindet, nachdem er die Nomenclatur überwunden hat und sich wieder auf's Allgemeine wirft. Von hohem Werth endlich bleibt die ernste Aufforderung an jeden Deutschen, sich des Vaterlandes durch eigne Tüchtigkeit würdig zu machen.

-

„Nie war gegen das Ausland ein anderes Land gerecht wie du. Sei nicht allzu gerecht! sie denken nicht edel genug, zu sehn, wie schön dein Fehler ist. Einfältiger Sitte bist du, und weise, bist ernstes, tieferes Geistes. Kraft ist dein Wort, Entscheidung dein Schwert. Doch wandelst du gern es in die Sichel, und triefft, wohl dir! von dem Blute nicht der andern Welten. Mir winket ihr eiserner Arm! Ich schweige, bis etwa sie wieder schlummert; und sinne dem edlen, schreckenden Gedanken nach, deiner werth zu sein, mein Vaterland."

Der Dichter hat sich seines Gegenstandes zunächst dadurch würdig zu zeigen, daß er ihn darstellt. Mit der Ode allein war es nicht gethan, das fühlte Klopstock selbst: für ein Epos aber fehlte ihm der Inhalt. Neben der Edda war des Tacitus Germania die Hauptquelle: aber fie richtig zu lesen, d. h. sie in Anschauungen zu übersetzen, fehlte ihm der geschulte Blick eines Möser. Seine Beschäftigung war bis jezt haupsächlich Gedicht und Vorlesung gewesen; auch in der Geselligkeit blieb er stets der Dichter des Messias. So sah er in der deutschen Vorzeit hauptsächlich Barden, welche theils die Geschichte einer noch ältern Vorzeit sangen, theils zu neuen Heldenthaten aufmunterten; und nebenbei Fürsten, die als höhere Mäcene sich der vaterländischen Kunst annahmen. Aber damit kam er immer wieder nur zur Ode: um es wenigstens zum 3dyll zu bringen, zog er die Vergnügungen, in denen er Meister war, in den Kreis der Anschauung. Wir wissen bereits, daß er den Schrittschuhlauf mit dem Eifer eines Heidenbekehrers predigte: „O Jüngling, laß der Stadt ihren Kamin, fomm mit mir, wo des Krystalls Ebne dir winkt! Sein Licht hat er in Düfte gehüllt, wie erhellt des Winters werdender Tag fauft den See! glänzenden Reif, Sternen gleich, streute die Nacht

über ihn aus! Wie schweigt um uns das weiße Gefild! wie ertönt vom jungen Froste die Bahn!"

Um nun für das nordische Leben Farbe zu gewinnen, malt sich Klop= stock eine ossianische Mondscheinlandschaft aus, in der Nebelgestalten flüchtigen Fußes in rhythmischem Tanz sich durcheinander bewegen: es sind die Barden, die ihre Schlachtgefänge zu dem Rhythmus singen, den ihr mit Schrittschuhen bewaffneter Fuß in's Eis schlägt. So singt Branor, Wittekind's Barde: „Säumst du noch immer an der Waldung, und schläfft scheinbar denkend ein? weckt dich der silberne Reif des Decembers, o du Zärtling! nicht auf? noch die Gestirne des krystallnen Sees? Lachend erblick ich dich am Feuer, in des Wolfes Pelz, blutig noch vom Pfeil... Auf denn, erwache! die Blume von dem nächtlichen Frost blühte noch niemals, wenn es tagte, so!... Aber nun wandelt' an dem Himmel der erhabne Mond wolkenlos herauf, nahte die Begeisterung mit ihm, o wie trunken von dem Mimer! Ich sah fern in den Schatten an dem Dichterhain Braga: unter'm Fuß tönte wie Silber der Stahl, da gewandt er aus der Nacht in den Glanz schwebt', und nur leise den Kry stall betrat; es umkränzte die Schläfe ihm der Eiche Laub; schimmernder be reift war ihm der beschattende Kranz! so schön schwang sich Apollo Patareus nicht her!... An dem Hebrus, wie der Grieche das träumt, über der Woge von Krystall erfand diese Beflügelungen des Stahls, so den Sturm ereilt, Thracien's Orpheus nicht, eilte damit auf dem Strom zu Eurydice nicht hin! des Walhalls Sänger, Ich, der Begeisterer der Barden und der Skalden, ich erfand, vor der Lanze und dem Sturme vorbei siegend zu schweben!" Es liegt etwas Humoristisches in diesem Bilde eines nordischen Apoll mit den Schrittschuhen an den Füßen! selbst im ausgeführten Gemälde kann sich Klopfrock die Reflexion, wer mehr werth sei, die griechische oder die deutsche Muse, nicht aus dem Sinn schlagen!

Allein aus dem Schrittschuhlauf werden immer noch keine Thaten, und ein poetischer Bau von größerer Architektur läßt sich daraus nicht machen. Daß eine historische Grundlage nöthig sein würde, sah Klopstod bald ein, doch schwankte er in der Wahl: zuerst neigte er sich zu der Periode Wittefind's der den sächsischen Dichtern immer als Baterlandsvertheidiger gegen Karl den Großen galt; dann entschied er sich für den Helden des Tacitus, für den Cherusker Herman. Indem ihm das Bild der ursprünglichen griechischen Tragödie vorschwebte, dichtete er eine Reihe von Chören, die von den deutschen Varden gesungen werden sollten, in ossianischem Stil: der matte, weitläufige und schwerfällige Dialog wurde erst später eingeschoben. So entstand im Lauf der Zeit eine vollständige Trilogie über das Leben Herman's, von ihm Bardiet getauft; an Bewegung und Physiognomie ebenso arm, wie

seine frühern biblischen Stücke, aber reich an schwungvoller Lyrik. Wieder haben wir die Verherrlichung einer Größe, die nur in der Abstraction gezeigt wird, und feine lebendige Kraft entwickelt: eine Erhabenheit, die vergebens nach dem Ausdruck sucht, und in leerer Selbstanbetung verkümmert.

"

Uebrigens war Klopstock ernsthaft bemüht, auch durch historische Studien seine vaterländische Gesinnung zu stärken. Er las wiederholt den Tacitus; er bat Macpherson, ihm die „eisgrauen Melodien zu einigen lyrischen Stellen des großen Barden“ zu schicken; er beschäftigte sich mit dem Angelsachsen Caedmon und dem Dichter des Heliand, erfreut über „die alte Kernsprache" und manches bedeutende poetische Wort, das wir armen Neulinge verloren haben.“ „Weil mir's mit diesem Vaterländischen so von Herzen gegangen ist, schrieb er Dec. 1767 an Gleim, „und ich mich dabei weder auf einen kritischen Dreifuß noch Bierfuß hinseßte, und nach Herausbringung des viellehrenden Sages: ein Nationalgedicht interessirt die Nation, die es angeht! geschrieben habe, so denke ich, daß jenes Vaterländische wieder zu Herzen gehn soll."

"

Die musikalische Richtung der Klopstock'schen Schule wurde von einer andern Seite her kritisch beleuchtet: gleichzeitig mit Gerstenberg's „Briefen" 1766 erschienen Herder's Fragmente"; jene in Kopenhagen, diese in Riga: nimmt man noch Zürich hinzu, das doch immer noch einen wichtigen. Centralpunkt bildete, so wird man über die große räumliche Ausdehnung der damaligen deutschen Literatur-Interessen erstaunen.

Zu Mohrungen in Westpreußen, 25. Aug. 1744, wurde Herder geboren. Die Familie war in sehr dürftigen Umständen: die eine Schwester heirathete in der Folge einen Bäcker, die andere einen Fleischer. Der Vater, ein Küster, ein rechtlicher, wortkarger Mann, hielt die Kinder kurz und übte strenge Disciplin; in unantastbarer Regelmäßigkeit wurde gebetet, purgirt u. s. w. Die Mutter war eine stille sanfte Frau, von strenger Religiosität. In der Schule herrschte die Peitsche, die Knaben mußten von Weitem die Müge ziehn, schon wenn sie das Haus des Rector Grimm erblickten, der finster unter ihnen waltete, der Unterricht bestand im Auswendiglernen, aber weil der Rector es genau nahm, so lernten die Kinder wirklich etwas; und Herder, der als sehr fleißiger und schüchterner Knabe selten bestraft wurde, erwarb sich eine große Festigkeit im Lateinischen. Auch zur Musik, namentlich zur ernsten kirchlichen, trieb ihn Neigung und Talent. Schon als Kind zeigte er, wie es in Gegenden, die sich nicht durch Naturschönheiten auszeichnen, häufig vorkommt, einen warmen Sinn für die kleinen Reize der Landschaft. Daneben las er mit

Eifer jedes Buch, das er sich irgend zu verschaffen wußte. Die erquickendste Erscheinung seines verkümmerten jungen Daseins war der Vater des Dithyrambenfängers, der fanfte Prediger Willamovius, der ihm den Religionsunterricht ertheilte. 1760 kam ein zweiter Prediger nach Mohrungen, Trescho, elf Jahr älter als Herder, Hamann's genauer Bekannter, ein Hypochonder und Vielschreiber, der den Knaben als Famulus und Abschreiber für seine Erbauungsbücher und Streitschriften zu sich nahm. Aber mit großem Mißfallen bemerkte er, daß der junge Mensch die Dreistigkeit hatte, an's Studiren zu denken; er wollte einen Handwerker aus ihm machen und suchte ihn auf jede mögliche Weise zu demüthigen. Herder stand ihm wie ein Sklave gegenüber: nie sprach er etwas mit dreister Geberde, sondern beantwortete schüch tern, was ich ihm etwa zu bestellen auftrug; seine Stimme war nur halblaut und er blieb tief in sich verschlossen. Nie sprach er von selbst, und es war ihm nichts zu entlocken, woraus ich ihn für etwas mehr als ein ganz gewöhnliches Geschöpf hätte halten können.“ So erzählte Trescho selbst in spätern Jahren und wunderte sich darüber. Wenig ahnte der wackere Mann, daß ein wilder verzehrender Ehrgeiz in der Brust des linkischen unbehilflichen Knaben loderte, und ein dumpfer Groll gegen die Peiniger seiner Jugend. --Doch wurde der Aufenthalt in Trescho's Hause in einer andern Beziehung für Herder wichtig: er vertiefte sich in die Bücher seines Schußherrn, der ihn denn doch nicht immer unter Aufsicht halten konnte und dem außerdem bei seinem Famulus ein gewisser Grad literarischer Bildung nicht unbequem sein mochte. Noch eine andere Sorge lastete auf Herder: als cantonpflichtig hatte er täglich die peinigende Aussicht ausgehoben zu werden. Zwar mochte sein Aeußeres, eine kleine schmale Gestalt und eine Thränenfistel am rechten Auge, an der er seit seinem fünften Jahre litt, ihn zum Soldaten nicht empfehlen, doch lebte er mehrere Jahre in beständiger Unruhe. Alle diese Umstände verbitterten sein Gemüth, machten seinen Umgang scheu, furchtsam und verschlossen und gaben seinen damaligen Gedichten eine düstere, ja ver› zweifelte Färbung: sie enthalten nichts als Chaos, Ruinen, Nacht auf der Stirne, Aufruhr im Herzen, Gebrüll der Verzweiflung u. s. w.

Im Winter von 1761 zu 1762 stand ein russisches Regiment in Mohrungen: der Regimentschirurgus, der gern promoviren wollte, erbot sich, den jungen Lateiner erst nach Königsberg, dann nach St. Petersburg mitzunehmen, sein Auge zu furiren und ihn Chirurgie studiren zu lassen; dafür sollte er ihm seine Probeschrift in's Lateinische übersetzen. Freudig schlug Herder ein und folgte seinem Retter im Sommer 1762 nach Königsberg, um seine Heimath nie wiederzusehn. Der Vater starb schon im folgenden Jahr.

Die große Stadt machte einen überwältigenden Eindruck auf ihn. Desto schlimmer fiel sein Versuch aus, einer Section beizuwohnen; und ein Schulfreund, der ihn traf, bestimmte ihn leicht, die Chirurgie mit der Theologie zu vertauschen. Ein kühner Entschluß: drei Thaler hatte er in der Tasche; von Hause, wo man außer sich war (namentlich Trescho, der ihn der Verstellung beschuldigte) hatte er keine Unterstügung zu erwarten, auch sein Regimentschirurg, dem er noch eilig das Bedungene leistete, verließ ihn unzufrieden. Aber Herder blieb standhaft, wurde nach abgelegter Prüfung 7. August 1762 in die Facultät eingeschrieben und verschaffte sich durch Privatstunden den nöthigen Unterhalt. Bald fand er einflußreiche Freunde: vor Allem Hamann und den Buchhändler Kanter, in dessen ansehnlichem Büchervorrath seine unersättliche Wißbegierde volle Nahrung fand, der ihn zu Beiträgen für die Königsberger Zeitung verführte und die Gelehrten, die täglich in sein Haus kamen, auf den strebsamen Jüngling aufmerksam machte. Kant ließ ihn alle seine Vorlesungen unentgeldlich hören, würdigte den aufmerksamen Schüler, der namentlich von seinen naturwissenschaftlichen Vorträgen sehr angezogen wurde, seines nähern Umgangs, und äußerte sich beifällig, wenn Herder die neugewonnenen Ideen in leidliche Verse brachte. Biel wichtiger aber war Hamann's Einfluß auf ihn, der in dem feurigen Geist des Jünglings einen fruchtbaren Boden für seine Visionen und Paradoxien fand. Schon von der frühsten Jugend an verfertigte Herder aus Allem, was er las, Collectancen, im Anfang sehr ausführlich und in tabellarischer Form. Mitten unter diesen Excerpten stehen oft eigene Entwürfe, die er zuweilen erst nach Jahren ausführte; aus der Jugendzeit auch poetische Uebungen, mit großer Genauigkeit corrigirt, drei, viermal umgeschrieben und zulezt doch verworfen. Der Hauptgegenstand seiner Forschungen war die Geschichte der Poesie; gleich Hamann faßte er sie als die natürliche Blüthe der Menschheit. Diese Betrachtungen leiteten ihn bald zur Geistesbildung des Morgenlandes. Ostern 1763 ver schafften ihm seine Gönner eine Anstellung als Lehrer am Collegium Fridericiauum, welches Amt er trop seiner großen Jugend musterhaft verwaltete, bis sein Verdruß über die damals in der Anstalt herrschende Frömmelei ihn veranlaßte, Nov. 1764 seinen Abschied zu nehmen.

Bei einem Besuch in Königsberg 1764 sah ihn Tresch o wieder. „Welch ein ganz anderer Jüngling! nur noch wenig Spuren von Scheu und Blödigkeit im Sprechen ... Er, dem ehemals ein Mann im Kragen furchtbar schien, fonnte jetzt den freien Blick auf Erdensstern und Diadem unerschüttert richten, wie in der goldenen Zeit ein Lamm mit Löwen spielte. Aber dies junge Genie erhielt gleich beinah zuviel Bewunderer und Schmeichler."

Die Bemerkung ist nicht ganz unrichtig: die Huldigung, die er von

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »