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man kennt den Corporal Trim, der dem französischen Invaliden mitleidvoll fein ganzes Geld in die Hand drückt und ihm doch French dog! zuruft.

Als ein Hamburger Freund ist noch der Seidenhändler König zu er wähnen, der Sept. 1768 nach Italien ging und zu Ende des folgenden Zahres in Venedig starb. Er hinterließ mehrere Kinder und eine Wittwe, Eva, zu der Lessing in Banden der innigsten Neigung und Hochachtung stand. Sehr nahe trat ihm auch eine originelle Natur, der wir hier zum erstenmal begegnen.

Math. Claudius war 15. Aug. 1740 in dem holsteinischen Marktflecken Reinfeld, zwei Meilen von Lübeck, geboren. Die Familie hatte mehrere Jahrhunderte hindurch das Pastorat verwaltet und den patriarchalischen Charakter erblicher Landpfarren bewahrt. Der Vater unterrichtete die zahl= reichen Kinder selbst, Bibel und Gesangbuch waren die Hauptquellen der Erziehung. Der Knabe verkehrte gern und viel mit den Bauern, deren Plattdeutsch er fertig redete, aber doch immer als Sohn eines Studirten; auch hatte die Familie am herzoglichen Hofe zu Plön Zutritt, sowie in den zahlreichen Edelsigen der Umgebung. Nach der Confirmation besuchte Mathias die lateinische Schule zu Plön, wo viel Rhetorik, Poetik, formale Logik und was sonst mit der Wolffischen Philosophie zusammenhing, getrieben wurde; Ernst und Ausdauer verwandte er nur auf das Studium der Musik. Ostern 1759 bezog er mit seinem ältern Bruder die Universität Jena. Das Studium der Theologie gab er bald auf, weil seine Brust angegriffen war; die Jurisprudenz behandelte er auch nur obenhin. Bei dem Tode seines Bruders Nov. 1760 hielt er eine äußerst steife Rede: „ob und in wieweit Gott den Tod der Menschen bestimme?“ Gegen das Ende seiner Universitätszeit 1763 ließ er einen Band „Tändeleien und Erzählungen“ drucken, poetische Schulexercitien in dem geschnörkelten Ton Gerstenberg's, eine Frucht der „teutschen. Gesellschaft", der er angehörte. Nur ein Spruch darin verräth den spätern Claudius: „der ist wahrhaftig nur gelehrt, der Andre dadurch glücklich macht."

Auf ein bestimmtes Amt hatte er nicht studirt; er kehrte vorläufig zu seinen Eltern nach Reinfeld zurück. In der Nähe traf bald darauf ein feuriger junger Mann als Hauslehrer ein, Schönborn (geb. im Stollberg'schen 1737), der ihn mit Homer und Klopstock bekannt machte. 17. März 1764 erhielt Claudius eine Secretärstelle in Kopenhagen, wo er nun Klopstock und Gerstenberg persönlich kennen lernte. Die Amtsgeschäfte wurden ihm bald lästig, und schon Aug. 1765 war er wieder in Reinfeld, wo er in engem Verkehr mit Schönborn lebte. Mit der Bibel, die ihm auf der Universität ziemlich fremd geworden war, scheint er sich wieder eifriger beschäftigt zu haben; auch lernte er mehrere neuere Sprachen.

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Als Redacteur der Adreßcomptoirnachrichten" kam er Herbst 1768 nach Hamburg, und wurde in den Lessing'schen Kreis eingeführt. Das Blatt war rein geschäftlich; der einzige originelle Artikel ist (11. Nov. 1769) ein Briefwechsel, worin ein junger Mensch vom Lande an seinen Vater über die Aufforderung der Minua von Barnhelm berichtet, im Glauben, es sei Alles selbst erlebte Wirklichkeit. Der Artikel ist allerliebst, aber nichts weniger als naiv. Der gute Junge schreibt u. A.: „Mir war den ganzen Abend das Herz so groß und so warm ich hatte einen so heißen Durst nach edlen Thaten -ja ich glaube wahrhaftig, wenn man solche Leute oft fähe, man könnte endlich selbst rechtschaffen und großmüthig mit ihnen werden." Der Vater antwortet: „Die Götter (die Götter!) geben dem Menschen ein Herz, das aufwallen und mit dem wärmeren Blut sanfte Röthe in sein Gesicht, Thränen in seine Augen, und mit ihnen Empfindung der Seligkeit und unwiderstehlich süßes Wonnegefühl durch jede kleinste Nerve strömen könnte... Du hast ein weiches unverdorbenes Herz“ ... u. s. w. So reflectirt weder ein naiver Sohn noch ein naiver Bater.

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Claudius war es hauptsächlich, der die Beziehungen Lessing's zum Klopstock'schen Kreise vermittelte, deffen Werke zum Theil im Lessing'schen Berlag erschienen. Zunächst Gerstenberg's Trauerspiel Ugolino", das von Klopstock schon Dec. 1767 warm an Gleim empfohlen wurde; im Druck erschien es Oct. 1768. Gerstenberg war durch die berühmte Stelle im Dante bestimmt worden, den elenden Hungertod von vier Personen weiter kommt nichts vor in fünf Acten darzustellen. Lessing, der das Stück aufrichtig schätzte, konnte sich doch nicht erwehren, 25. Febr. 1768 an Gerstenberg zu schreiben: „Es hat mir ein Gefühl erregt, das ich mich bei keiner andern Tragödie gehabt zu haben erinnere: mein Mitleid ist mir zur Last geworden; oder vielmehr, mein Mitleid hörte auf Mitleid zu sein, und ward zu einer gänzlich schmerzhaften Empfindung. Es ward mir auf einmal recht wohl, als das Stück zu Ende war, das ich ohne meine Neugierde, die jedoch weniger auf das Ziel als auf die Art ging, mit welcher der Dichter zu diesem Ziel gelangen werde, schwerlich zu Ende gebracht hätte. Ich eilte, mich von den Eindrücken, die es auf mich gemacht hatte, zu zerstreuen; und ich bekenne es, ich werde es schwerlich wagen, diese Eindrücke wiederum bei mir zu erneuern.“ Als Grund führte er an, theils daß alle Personen unschuldig leiden, theils daß der Zuschauer, dem die Hoffnungslosigkeit des Ausganges bekannt ist, nicht begreift, warum Ugolino der Sache nicht ein Ende macht: die lettere Bemerkung bestimmte später den Dichter wirklich, den Schluß in diesem Sinn zu ändern. Außerdem hätte Lessing auf den Laokoon (Werke 6, S. 521–524) verweisen können, worin das Unschöne gerade dieses bestimmten Vorwurfs im

Voraus nachgewiesen war. Worin die Vorzüge des Stücks lagen, hatte Lessing anzugeben vergessen. Zunächst imponirte ihm wohl das dramatische Geschick, in diesen höchst einförmigen Stoff durch den verunglückten Rettungsversuch eine Art Peripetie zu bringen; dann die nach den verschiedenen Altersstufen individualisirte Naturwahrheit im Leiden, trotz der Bein, die sie erregt. - Wieland, persönlich gegen Gerstenberg gereizt, sprach sich mit Geringschätzung aus; Bodmer schrieb ein Spottgedicht, der Hungerthurm in Pisa" (es war damals feine Specialität; nebenbei dichtete er politische Dramen), aber die Jugend wurde durch die Heftigkeit der darin ausgedrückten Empfindungen elektrisirt, und bis zu den Räubern hin blieb der Ugolino das Vorbild für alle Poeten, die auf den Schrecken ausgingen.

Die Bardenpoesie hatte sich nach verschiedenen Seiten hin ausgebreitet. Seit Nov. 1766 stand Klopstock mit einem wiener Jesuiten in Verbindung. der ihn bereits 1762 in einer Anthologie den Oestreichern empfohlen und in einem poetischen Sendschreiben begrüßt hatte. Es war Mich. Denis. Geb. 27. Sept. 1729 zu Schärding, hatte er schon als Knabe mit besonderem Eifer die Lebensgeschichten der Heiligen studirt; im zehnten Jahr, Nov. 1739, war er in das Jesuitengymnasium zu Passau eingetreten, und von wohlwollenden Lehrern in den gewöhnlichen Mechanismus dieses Ordens eingeführt worden. Es ist ein Vorurtheil, alle Jesuiten für Bösewichter zu halten: Denis war ein herzensguter Mensch, und er hat dem Orden auch nach seiner Aufhebung treue Pietät bewahrt. Oct. 1747 kam er in's Collegium zu St. Anna in Wien, 1754 begann er seinen vierjährigen theologischen Cursus in Gräß, und wurde nach Ablauf desselben 1759 als Professor der schönen Wissenschaften im Collegium Theresianum in Wien angestellt. Nach Art der Jesuiten hatte er schon früh lateinische Schauspiele verfaßt; seine deutschen Lieder sind leicht und gefällig; dann aber ergriff ihn die Klopstock'sche Begeisterung, und er legte sich auf Hexameter und die Barden. Auf Klopstock's Anregung begann er die Uebersetzung des Ossian im epischen Versmaß, die 1768-1769 erschien. Die Erscheinung ist neu und schön"; sagt Herder in der Allg. d. Bibl., muß aber doch hinzusetzen: Soweit die Gesänge und Bilder eines Ossian von Homer im Innern abgehn, so anders auch sein Saitenspiel. Zu der immer schreitenden, immer fortgehenden Manier Homer's, zu seiner süßen griechischen Geschwätigkeit, seinem Ueberfluß an malenden Adjectiven und Par ticipien, an tausend angenehmen Veränderungen, schickt sich vortrefflich der lange, immer fortwallende Hexameter mit seinen vielen Füßen und Abwechselungen; Ossian ist aber fast in Allem das Gegentheil. Er ist kurz und abgebrochen, nicht angenehm ausmalend. Er läßt die Bilder alle schnell, einzeln, hintereinander dem Auge vorbeirüden. Rauhe Kürze, starke Erhaben

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heit ist sein Charakter, kein fortwallender Strom, kein süßes Ausreden. Die Denis'sche Uebersetzung muß die kurze Abgebrochenheit des Dichters mildern, fie bringt Alles in Fluß und Rede ein homerischer Rhapsodist, nicht aber, auch dem Haupteindruck des Tons nach, der reiche, erhabene Schotte." Auch Modernisirung des Tons warf er dem Uebersetzer vor. „Aber wir sind freilich an eine Kette raffinirter Vorstellungen, leichter Abstractionen, angenehmer pensées und Reflexionen gewöhnt; Alles bis auf unsere Dichtkunst und Dichtungssprache hat den Weg des schönen Anstands, des Feinausgedachten und Feingefagten, der guten Wendung, des vollendeten Umrisses gewonnen. Und gegen alles dies, welchen Abstand macht der rauhe Schotte Offian!" Später machte Denis „Bardiete" auf östreichische Feldherrn, auf Maria Theresia u. s. w.; zu seinen interessantesten Schriften gehört seine Selbstbiographie, die aber nur bis 1759 reicht.

Ein anderer Barde, K. F. Kretschmann, war 4. Dec. 1738 in Zittau geboren. Er hatte in Wittenberg die Rechte studirt, und war 1764 Advocat in seiner Baterstadt geworden. Ein Anempfinder wie Gerstenberg, aber mit geringerem Talent, versuchte er sich in allen möglichen Gattungen: scherzhafte Gesänge, Romane in Briefen, Lustspiele, Idyllen, Todtengespräche

Klopstock's Ruhm begeisterte ihn 1769 zu dem Bardiet: „Der Ge: sang Rhingulfs des Barden, als Varus geschlagen war"; worauf später folgte: „Die Klage Rhingulfs des Varden bei Herman's Tod“. Nicht ohne Anlage für das leichte Genre, schrob er sich durch Ueberspannung seines Ausdrucks zum Schwulst und zur Unnatur. Er gehörte zu den Ersten, welche sich in der Rolle verkannter Genie's gefielen, alle seine Vorreden sind voll davon. „Mögen alle Entwürfe, die der freie Jüngling machte, vom Manne, dem die Hände auf den Rücken gebunden sind, aufgegeben werden! Ich bin ein Deutscher und finde mich in das allgemeine Schicksal unserer Literatur.“ „Deutsche Dichter mögen leben oder sterben, darben oder leiden, essen oder hungern, es ist der Nation einerlei!" Er fand es unter seiner Würde, die Geschäfte seines Amts zu treiben. Nebenbei ging es ihm leidlich genug, und sein Portrait macht eher den Eindruck eines Bierbruders.

Es war die schlimmste Wirkung sowohl der seraphischen als der bardischen Poesie, daß sie dem Gefühl und dem Gedanken Stelzen unterlegte, und alle freie, anmuthige und natürliche Bewegung hemmte. Bei den Schülern war es am ärgsten, aber auch der Meister litt darunter. Bom Mesjias erschienen 1769 fünf neue Gesänge (11 bis 15): sie sind genau ebenso lang als die zehn ersten, und haben gar keinen Inhalt: es sind nur Betrachtungen verschiedener Heiligen und Unheiligen über den Tod des Mittlers, und diese Betrachtungen enthalten nichts weiter, als was man bereits aus den

ersten Gesängen weiß. Wenn ich nicht zu sinkend den Flug der Religion flog, wenn ich Empfindung in's Herz der Erlösten strömte: so hat mich Gottes Leitung getragen auf Adlerflügeln! es hat mich, Offenbarung, von deinen Höhn die Empfindung beseligt!“ „Christus sah zu dem Vater empor. Wer ist der Geschaffue, der zu empfinden vermag, mit welcher Wonne der Gottheit, welcher Liebe sie schauten!“ „Nur wovon der Vater und Sohn, nicht wie sie es sprachen, kannst du, Sionitin, erzählen. Denn dieses zu denken, hat die Seele kein Bild; es zu sagen, nicht Worte die Sprache.“ Alles schon dagewesen! -Adam tritt auf und spricht sich über seine Empfindungen aus, dann Eva, dann Enoch, kurz die gesammten Patriarchen legen ihre Ansichten an den Tag, und wenn sie fertig sind, so beginnen sie von Neuem. Es ist unbegreiflich, daß Klopstock über diesem ewigen Einerlei der Ueberschwenglichkeit nicht endlich selbst müde wurde. Es ist ein wahrer Troft, wenn einmal ein Paar Teufel dazwischen fluchen, obgleich auch diese von einer erschreckenden Einförmigkeit sind.

Nicht viel besser war es mit der Hermannsschlacht, die ursprünglich auf 9 Bogen berechnet, im Lessing'schen Verlag erschien: es wurden aber 20 daraus. Es zeigt sich hier wie in den biblischen Stücken, daß Klopstock für das Drama nicht das mindeste Talent hat: von Handlung ist gar nicht die Rede; Hermann's alter Vater, der immer darüber nachdenkt, wo er be graben sein will, und einige Druiden reflectiren in offianischer Weise über die Schlacht, die hinter der Scene vorgeht, und an der sie leider keinen Antheil nehmen können; jeder bemüht sich, bei jedem Wort erhabene und absonderliche Empfindungen zur Schau zu tragen, und so wird keine einzige Physiognomie kenntlich. -An schönen Bardenliedern von kräftigem Schwunge fehlt es nicht: „Wodan! unbeleidigt von uns, fielen sie bei deinen Altären uns an! Wodan! unbeleidigt von uns, erhoben sie ihr Beil gegen dein freies Volk! Weit halle dein Schild! Dein Schlachtruf töne, wie das Weltmeer an dem Felsengestade! Furchtbar schwebe dein Adler, und schreie nach Blut, und trinke Blut, und die Thale des heiligen Hains decke weißes Gebein!“ „Wie wehten die Mähnen! wie wölkte sich der Staub! wie schäumten die kleinen Heerden des Felsenwalds! Ueber dem Strom wicherten die andern, und weideten an des Ufers Schilfgeräusch." „Wodan's Adler blickt glühend herab auf das Blut, das im Thale raucht! Ihr schattender Flügel schlägt, ihr dürstendes Geschrei ertönt in dem Felsenhain. Weit hallen die Klüfte des Wiederhalls von des Fluges Schlag und dem Todesgeschrei!“ Purpurblumen sind auf dem Schilde meines Hermann! Blühend ist seine Wange bei dem Fest, blühender in der Schlacht! Schön flammt's ihm von dem blauen Auge, wenn er Tod gebeut!" Gewiß ein schöner Flug, nur

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