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fehlt es an Abwechselung: in Prosa wird ebenso gesprochen, z. B. von einem Kattenfürsten, der sein Haar wachsen läßt: „Du weißt, mit welchem Blick er schwieg, als Hermann bei Mana schwur. Sein Gesicht ist seitdem wie in einem Gewölk, und er will's nur über liegenden Adlern enthüllen." Die Siegestänze am Schluß streifen sehr an's Ballet, und hätte Meyerbeer bereits seine berühmte Erfindung gemacht, so wäre der Eislauf nicht vergessen wor den. Aber auch die Tanzlieder klingen schön: „Auf Moos, am luftigen Bach, saß Mana mit seinen ersten Waffen, ein röthlicher Jüngling. Komm Jäge rin! komm von des Wiederhalls Kluft; das Wild ist erlegt! das Wild ist erlegt! er ruft' es, und spült' in dem Bach von des Riesen Helme das Blut! Die Jägerin kam von dem Felsen herab. Das Wild lag im Thal! das Wild lag im Thal!“ U. s. w. „Einst seh' ich, daß diese Purpurblumen sich röthen von meinem Todesblute! Dann steh' ich an Hertha's geweihtem Wagen, und sehe die Göttin im Bade des einsamen Sees."

Schon damals war Klopstock gewillt, die weitern Schicksale des Cheruskerfürsten, die Schlacht gegen Germanicus und seinen Untergang durch die eifersüchtigen Fürsten in eignen Bardieten zu verherrlichen: er führte den Plan in den Jahren 1784 und 1787 aus; aber diese neuen Trauerspiele verhielten sich zu dem ersten ungefähr wie die spätern Gesänge des Messias zu dem ursprünglichen. Auch Gerstenberg beutete die offianische Weltanschauung 1785 noch in einem sehr langen und formlosen Stück aus, „Minona und die Angelsachsen“: es enthält viel culturhistorische Parallelen zwischen Deuts schen, Römern und Griechen; daneben noch Geister und Bardengefänge; er taufte es selbst „Melodram".

Die Hermannschlacht hatte noch einen äußerlichen Zweck. Schon lange hatte Klopstod darüber nachgedacht, wie es anginge, das Würdige in der deutschen Literatur zusammenzufassen und zu einer Nationalangelegenheit zu machen. Seit Joseph's 2. Kaiserkrönung richtete er sein Augenmerk auf Wien; die Verbindung mit Denis gab einen Anhalt, und Bernstorf verschaffte ihm in Kopenhagen die Bekanntschaft des öftreichischen Gesandten Gr. Welsberg, der nun die Sache in die Hand nehmen sollte. Auch Lessing wurde ganz für diesen Gedanken gewonnen. In der That regte sich damals in Wien eine starke Strömung für die deutsche Literatur, die fast ausschließlich von einem Manne ausging.

Sonnenfels, Sohn eines Landrabbiners in einem mährischen Grenzstädtchen, geb. 1733, wanderte früh mit seinem Vater, der sich taufen ließ, nach Wien aus, wo er in der Piaristenschule etwas Latein lernte. Dann ließ er sich als Soldat anwerben, und stand fünf Jahre in Klagenfurt, wo er sich im Verkehr einige neue Sprachen aneignete. Nach seiner Rückkehr 1754 Schmidt, Julian, Geschichte des geistigen Lebens. II.

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wurde er als Hülfsdolmetsch im Hebräischen von der Regierung angestellt; in seinen Mußzestunden machte er mit großer Betriebsamkeit Gelegenheitsgedichte, die auch in höhern Kreisen Beifall fanden. Aber er merkte bald die Incorrectheit seiner eignen Sprache, und fand in den Literaturbriefen, daß man diesen Vorwurf der östreichischen Mundart überhaupt machte. Dies wie die schlechten Sitten) Wiens beschloß er zu bessern, und verfolgte dies Bestreben mit einer Zähigkeit, die an Gottsched erinnert, nur daß es ihm mehr Herzenssache war. Eine Lobrede auf die Kaiserin verschaffte ihm 1763 eine Professur der politischen Wissenschaften"; er eröffnete seine Vorlesungen mit einer Rede über die Unzulänglichkeit der alleinigen Erfahrung in den Staatswissenschaften. Gleichzeitig schrieb er gegen die Unsittlichkeit der Hanswurstspäßze, die gerade damals auf dem Wiener Theater in ihrer Blüthe standen, und, auf Beccaria's Anregung, gegen die Tortur. Sah man in den conservativen Kreisen Wiens jeden Schriftsteller überhaupt für einen Kezer an, so mußte diese Art von Schriftstellerei doppeltes Aergerniß erregen: die beliebten Hanswürste, die Höflinge und die Geistlichen verschworen sich gegen ihn, und mach ten ihm die schlimmsten Scenen. Aber Sonnenfels blieb standhaft; in der Wochenschrift, „der Mann ohne Vorurtheil“, 1765, hauptsächlich für Frauenzimmer geschrieben, wußte er seine Ideen zu verbreiten; es folgten 1768 die „Briefe über die wiener Schaubühne“, und gleich darauf setzte er es durch, daß das Extemporiren untersagt, und das Theater unter die Censur der Sittenpolizei gestellt wurde. Männer von Stand, v. Gebler, v. Rezer, v. Ayrenhoff (geb. 1733, Offizier), nahmen sich nicht blos als Mäcene der Literatur an, sondern schrieben selbst Stücke.

So schien der Boden für die Hoffnungen der Literaturfreunde geebnet. Schon April 1768 ist Klopstock in voller Thätigkeit mit Entwürfen und Denkschriften, was der Kaiser für die deutsche Nation thun könne. Er erhielt höfliche Antworten, war aber praktisch genug, stets auf die Frage zurückzukommen, wieviel darauf verwendet werden solle? „Der Kaiser muß entweder gar nichts für die Wissenschaften thun, oder er muß etwas dafür thun, das seiner würdig ist."

Die Sache sprach sich herum; 9. März 1769 schreibt Gleim an Leffing: „Der Kaiser," sagt man, wolle eine deutsche Akademie der Wissenschaften stiften; Klopstock solle ihr Präsident sein, Katholiken, Protestanten, Preußen

*) In einer seiner Satiren heißt es: „Die artigen Weiber in Paris haben Boudoirs, wo sie ihre Männer boudiren und von ihren Liebhabern versöhnt werden. Die artige Frau in Wien hat ihre Einsamkeit, wo ein Gemahl von Lebensart sich nie eindrängt, und nur der Liebhaber du jour sie zu stören Erlaubniß hat.“

und Sachsen zu Mitgliedern aufgenommen werden. Zwölf, in Wien gegenwärtig, sollten jeder 2000 Thlr. haben; 24, auswärts in deutschen Landen. ohne Unterschied, jeder 1000. Jene 12 sollten die ersten Genies sein, diese 24 sollten von jenen 12 durch Mehrheit der Stimmen erwählt werden. Vier Claffen sollten sie machen: in 1. die Klopstocke, die Lessing; in 2. die besten Prosa-Scribenten; in 3. die besten Dichter zweiter Größe; in 4. die besten Ueberseßer. Die Mitglieder der 1. Classe sollten die Kunstrichter der übrigen drei sein; jedes Mitglied sollte seine Schriften zum erstenmal selbst herausgeben, zum andernmal sollte die Akademie die Ausgabe besorgen. Das Alles sagt man."

Etwas der Art hatte Klopstock allerdings im Sinn. Als höchste Schiedsrichterin über das Verdienst sollte die Akademie beauftragt werden, Schriftsteller zu belohnen, junge Genies zu ermuntern und zu unterstützen, der Literatur eine bestimmte Richtung zu geben. Klopstock versicherte wiederholt, er habe für sich nichts im Auge; aber der Vorsitz der Akademie konnte ihm nicht entgehn. Leffing und Gerstenberg bezeichnete er als die künftigen Dramaturgen des kaiserlichen Nationaltheaters, das nicht auf die Launen des Publicums Rücksicht zu nehmen brauche, sondern berufen sei, den Geschmack desselben zu bilden. Für die beste Behandlung der Nationalgeschichte solle man Preise aussehen: „solche Erklärungen wären Stacheln, die in den olympischen Spielen das Pferd, das zum Siege leicht genug wäre, zwar nur von fern blinken zu sehn brauchte, aber sehn müßte es sie gleichwohl."

sein Vaterland!

Klopstock war so voll von diesen Ideen, daß er sie gern dem Publicum mitgetheilt hätte. Er setzte für die Hermannschlacht, die eben erscheinen. sollte, eine Dedication an Kaiser Joseph auf: „Diese Zuschrift soll zu den feltenen gehören, welchen man ihr Lob glaubt. Was sage ich ihr Lob? Wenn der Geschichtschreiber redet, so lobt nicht er, sondern die That. Und ich darf That nennen, was beschlossen ist und bald geschehn wird. Der Kaiser liebt sein Vaterland nicht aber Friedrich! und Deutschland war doch auch und das will er auch durch Unterstützung der Wissenschaften zeigen. Nur dies darf ich sagen. Ich wünsche meinem Vaterlande und Ew. Majestät selbst zu dem, was Sie für die Wissenschaften thun wollen, Glück. Niemals bin ich stolzer auf mein Vaterland gewesen, als bei dieser Vorstellung. Und mich däucht, ich höre schon mit dem frohen Beifall Aller, welche von Werth urtheilen können, die unentweihte Leier der Dichtkunst erschallen, und sehe die Geschichte aufstehn, den goldnen Griffel nehmen und sich dem dauernden Marmor nahn. Dieser ganze Erfolg wird desto ge= wisser sein, je gerechter es ist, die, welche sich zudrängen, zu entfernen, und je edler, die aufzusuchen, die unbekannt zu sein glauben." Diesen Entwurf

schickte er nach Wien, und erhielt 4. Mai 1769 Erlaubniß, ihn abdrucken. zu lassen, doch mit Weglassung der Stelle über Friedrich, da man eben darauf aus war, Preußen für die östreichischen Pläne zu gewinnen. Der Druck erfolgte, und trug Klopstod zunächst - eine goldene Dose mit dem Bildniß des Kaisers ein, 8. Juli.

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Klopstock und Lessing glaubten fest an die Wiener Verheißungen, und nahmen es sehr übel, wenn man sie in Zweifel zog. Es soll also in Wien," schreibt Nicolai 8. Juli, eine neue Colonie von Gelehrten angelegt werden? Ich will nur wünschen, daß auch zugleich Freiheit zu denken daselbst erlaubt werde, denn sonst hilft Alles doch nichts.“ „Zu der Freiheit zu denken (19. Aug.) gehört doch die Freiheit zu schreiben, und in Wien, wo man fast alle englischen und zum Theil französischen Schriften nicht lesen darf, wo man noch ganz kürzlich den Phädon confiscirt hat, muß ein denkender Kopf doch etwas eng athmen.“

Lessing wurde ernstlich böse. Wien mag sein wie es will," antwortet er 25. Aug.,,,der deutschen Literatur verspreche ich dort immer noch mehr Glück als in euerm französirten Berlin. Wenn der Phädon in Wien confiscirt ist, so muß es blos geschehu sein, weil er in Berlin gedruckt worden, und man sich nicht einbilden können, daß man in Berlin für die Unsterblichkeit der Seele schreibe. Sonst sagen Sie mir von Ihrer Berlinischen Freiheit zu denken und zu schreiben ja nichts. Sie reducirt sich einzig und allein auf die Freiheit, gegen die Religion soviel Sottisen zu Markte zu bringen als man will. Und dieser Freiheit muß sich der rechtliche Mann bald zu bedienen schämen. Lassen Sie es aber doch einmal einen in Berlin versuchen, über andere Dinge so frei zu schreiben, als Sonnenfels in Wien geschrieben hat; laffen Sie es ihn versuchen, dem vornehmen Hofpöbel so die Wahrheit zu sagen, als dieser sie ihm gesagt hat; lassen Sie einen in Berlin auftreten, der für die Rechte der Unterthanen, der gegen Aussaugung und Despotismus seine Stimme erheben wollte, wie es jetzt sogar in Frankreich und Dänemark geschieht und Sie werden bald die Erfahrung haben, welches Land bis auf den heutigen Tag das sklavischste Land von Europa ist.“

„Ich will von Wien," erwidert Nicolai 29. Aug.,,,gern alles Gute glauben, aber berufen Sie sich nur nicht auf Sonnenfels! Wenn er dem niedern Adel ein Paar Wahrheiten sagt, so bückt er sich zugleich desto tiefer vor dem höhern Adel und vor Allem, was die Kaiserin thut. In allgemeinen Ausdrücken wider Despotismus und für die Rechte des Volks zu schreiben, wird man auch hier gern erlauben."

Die Wiener Unterhandlungen Klopstock's dauerten ununterbrochen fort. „Ich bin," schreibt er 16. Sept., „darauf, daß ich das edle Vorhaben des

Kaisers zuerst habe bekannt machen dürfen, so stolz, als wenn ich die Erlaubniß erhalten hätte, eine Aufschrift unter eine Vildsäule des Kaisers zu seßen und meinen Namen dabei zu nennen.“ „Nur einen Abend bitte ich mir aus, und daß Sie Ihren Freund (v. Swieten, den kais. Beichtvater) überzeugen, er thue etwas recht Nützliches und Ruhmvolles, oder mit einem Wort etwas, das recht deutsch ist, wenn er diese vaterländische Sache dem Kaiser mit Wärme vorträgt. In dieser Stunde Ihrer Zusammenkunft und zugleich der Grundlegung zu dauernden Denkmalen wird Deutschlands Genius mit hoher Fackel vorleuchten. Der Erfolg wird zeigen, daß mein poetisch scheinender Ausdruck Prosa war. Es giebt auch für's Vaterland Thränen der Ehrbegierde, und Seufzer einer edlen Rache, wenn es verkannt worden ist.“

Joseph hatte zuviel Pläne zu gleicher Zeit im Kopf, um einem derselben seine dauernde Aufmerksamkeit zu schenken. 23. Oct. 1769 fand zu Meißen die Zusammenkunft mit dem König von Preußen statt, von welcher das Publicum annahm, sie habe zur völligen Ausföhnung geführt: seitdem wurde der Kaiser auch von preußischen Barden besungen. Ramler z. B. fingt: „ deiner Thaten erste (eben jene Zusammenkunft) strahlt herrlicher in eines Gottes Augen, als 3lions und Babylons Eroberungen, oder die Schlachten der Dschingiskane. Geh nun in deiner rühmlichen Laufbahn fort, und leuchte künftig gleich dieses Erdballs Sonne" u. s. w. : wie recht hatte Lessing vor zehn Jahren gehabt, seine Berliner Freunde vor allzueifriger Parteinahme zu warnen!

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Mehr als die Poesie der Barden hatte die französirende Manier Wieland's, zu dessen Entwickelung wir uns nun zurückwenden, bei dem vornehmen Wiener Publicum Anklang gefunden. Er war in großer Gefahr, ganz in die Hände der Klot'ischen Gesellschaft zu fallen, obgleich Lessing in den lezten Jahren mit soviel Wärme für ihn eingetreten war.

Zu den rührigsten Anhängern von Kloß gehörte Riedel, geb. 10. Juli 1742 in der Nähe von Erfurt. Er hatte in Halle unter Meier und Kloz studirt, in Jena 1765 „satirische Schriften“ herausgegeben, die in der Manier Liscow's sein sollten (Gespräch auf dem Kanapee zwischen einem Bologneser und einer Kaße, zwischen einer Spinne und einer Made u. s. w.; Beweis, daß im h. Röm. Reich viele Narren), 1767 eine „Theorie der schönen Künste und Wissenschaften", eine Compilation aus allen möglichen Schriften, die ihr Verdienst nur in der Glätte des Stils suchten; außerdem Recensionen über alle mögliche Gegenstände. Er erhielt durch Kloß'ens Vermittelung eine Professur an der restaurirten Universität Erfurt, wo er ein ziemlich lockeres Leben führte: eine Verlobung, die er anknüpfte, löste sich bald wieder. Er war der erste gelesene Schriftsteller, der Wieland schon 1767 zu den Classikern rechnete, und

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