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sich immer kenntlicher, immer edler aus dem Hintergrund ab: Goethe, Lessing und Kant.

Man pflegt die Jugend als das glücklichste Lebensalter zu bezeichnen. Ihre Erinnerungen haften am längsten und bleiben dem Herzen am nächsten: nicht blos die erste Liebe und die erste eigne Philosophie, sondern jeder Narrenstreich. Es war die Zeit des Werdens, in welcher Empfindung und Gedanke noch durch keine Bedingtheit geirrt war; auch der Tüchtigste muß, wenn er aus ihr heraustritt und im Endlichen zu wirken beginnt, mit Schmerz irgend etwas aufgeben.

In diesem Sinne verdienen die zehn Jahre, die wir jetzt durchlaufen, unsre Liebe und Ehrfurcht. Es war die wirkliche, schöne Jugendzeit des neuen Deutschland, und an Hoffnungen und ehrlichem Streben ist keine spätere mit ihr zu vergleichen. Man darf sie nicht blos nach den wirklichen Leistungen abschätzen, obgleich sie auch darin erstaunlich ist. Man erinnere sich: Göz, Werther, Clavigo, Faust, Promethens, 3phigenie; Goethe's schönste und größte Lieder: der Wandrer, der Fischer, Harzreise im Winter u. s. w. Emilia Galotti, Nathan; Leffing's vollendetste Profa, von Berengarius bis zu Ernst und Falk. Wieland's anmuthigste Gedichte: Wintermährchen, Geron, Oberon

Bürger's Balladen von der Leonore bis zur Pfarrerstochter; Stolberg's, Hölty's Gedichte. Aus Sturm und Drang wird nicht viel übrig bleiben, doch sind Julius von Tarent, Hippels Lebensläufe, Allwill und Woldemar, Stilling's Jugend, die Abderiten, Spigbart u. s. w. immer ansehnliche Versuche. Shakespeare bürgert sich auf dem Theater ein, Homer wird durch Voß dem Volk zugänglich gemacht. Die großen Anregungen von Möser, Herder, Jacobi, Hamann, Lavater, Claudius, Merck, Mauvillon u. f. w. gehören dieser Periode an. Es sind wahrhaftig sehr respectable Werke, mit denen schwerlich ein anderes Jahrzehnd wetteifern kann, aber nicht in ihnen liegt der Hauptreiz dieses Jünglingstreibens.

Wohl Niemand wird den Bericht vom Hainbund, von den verschiedenen empfindsamen Reisen, den Liebesbriefen und Freundschaftstempeln ohne ein Lä cheln gelesen haben; närrisch genug sehn sie mitunter aus. Aber sie haben auch eine ernsthafte, ja rührende Seite.

Es ist der Drang nach wirklichem, starkem Leben, der überall freudig aufschießt. Es sind fast ausschließlich junge Leute, die den Gesang anstimmen: unreif, oft verworren, nicht recht im Stande, erträumte Empfindungen von wirklichen Empfindungen zu unterscheiden. Aber sie streben eifrig nach Wahrheit: es liegt ihnen nicht daran, Romane zu schreiben oder zu erleben; es ist

ein tüchtiger Trieb des Herzens, der aus den Banden des Spießbürgerthums und des Pietismus ungeberdig sich losringt. Die Glieder sind der freien Bewegung noch so entwöhnt, daß jeder neue und große Gedanke noch wie ein Schmerz empfunden, jeder Schritt in's Weite als ein unendlicher Sprung mit Entzücken gerühmt wird. Man mag heute darüber lächeln, wenn Jacobi oder Lavater über metaphysische Probleme, die heute mit äußerster Gelassenheit abgemacht werden, sich ereisern und ängstigen: diese Angst war nur ein Zeichen der Aufrichtigkeit, mit der man in der allgemeinen Weltverwirrung einen sichern Halt suchte.

Noch hatten sich Dichter und Denker nicht vom Volke getrennt. Die Zahl derer, welche an jedem neuen Lied und jedem neuen Glaubenssaß lebendigen Theil nahmen, gewissermaßen dazu mitwirkten, war verhältnißmäßig sehr groß darum find die Briefe jener Zeit von so großer Bedeutung. Jeder Schriftsteller gab seine Individualität preis, und er dachte sich sein Publicum als eine Reihe von Individualitäten: daher die frische und warme, wenn auch nicht selten übertriebene und incorrecte Rede.

Wie in der Jugend noch Alles Totalität ist, so finden wir in dieser kurzen Periode alle spätern großen Bestrebungen im Keim. Wissenschaft und Kunst sind noch nicht von einander getrennt: die Nachtheile, die sich daraus ergeben, find allgemein bekannt, aber für das individuelle Dasein ist es ein Segen. Man macht von den vereinzelten Selbstmorden ein zu großes Wesen; im Ganzen genossen die damaligen Jünglinge viel, auch ihr Leid wußten sie durch Beredsamkeit und Poesie zum Genuß zu erheben. Und im Ganzen starke Ausnahmen finden freilich statt ging die Richtung der Zeit auf's Gute und Edle: was sich Ungehöriges regte, trat wenigstens noch nicht in der Anmaßung einer Doctrin auf.

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Die Jugend darf nicht zu lange währen; die Jugendzeit der deutschen Dichtung hätte auch aus innern Gründen aufhören müssen. Aber für den augenscheinlichen Rückgang von 1781 wirkten auch äußere Gründe mit: hauptsächlich Lessing's Tod und Goethe's amtliche Stellung. Beide wurden in der stärksten und blühendsten Schöpfungsperiode unterbrochen, ihren Jüngern fehlten die Führer, und die von ihnen geweckte Literatur verkümmerte in unschöner Verwirrung.

Daher traten andere Kräfte ein. Mit unvergleichlicher Kraft rief Schiller noch einmal den Sturm und Drang in's Leben; die Bewegungen in Frankreich zogen die Aufmerksamkeit von Liebe und Freundschaft zur Politik ab, und zwangen die Einzelnen, sich in Parteien zu gliedern; die Naturwissenschaft wurde Angelegenheit der Nation; Kant nahm das Denken in Schule und Zucht, und die angenehme Beschäftigung, nach eignem Belieben sich Ge

danken zu machen, wurde gewaltsam unterbrochen. Endlich wich der Trieb, vieles Neue, Große. Eigne zu ersinnen und zu empfinden, dem Bedürfniß, in diesem Vielen eine Auswahl zu treffen, das Individuum harmonisch zu bilden. Werther war der Typus der abgeschlossenen, Wilhelm Meister ist der Typus der neuen Periode, zu welcher Iphigenie und Nathan bereits den Weg gebahnt. Unserm Herzen steht Werther näher, aber leicht werden wir begreifen, daß der Fortschritt nothwendig war.

Drud von C. E. Elbert in Leipzig.

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Der goldene Spiegel. Wieland

Wien, Hamburg, Halberstadt, Göttingen

Die Barden Klopstock. Claudius. Gleim's Volkslieder.

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